»Ich könnte ihnen den Energieerzeuger der Elfen anvertrauen. Großvater, hat Hera wehrend meiner Abwesenheit etwas abgegeben?«
»Nein, er war nicht hier.«
»Jessika, hat Dr. Pieper seine Mailadresse angegeben?«
»Ja.«
»Dann teile ihm mit, dass wir seine Hilfe annehmen. Ich muss noch mal in die Stadt.«
»Hast du was vergessen?«
»Ja, ich will Riga besuchen.«
»Nimmst du uns mit?«
»In die Stadt oder nach Riga?«
»Beides.« Nach dem Mittagessen fuhren sie los.« Er schickte beide mit je einen Einkaufswagen los und steuerte zu den Seifen und Parfümerien. Er hatte gelesen, was die Römer als Seife verwendeten. Sie wurde aus Tierfett, Pottasche und Bimssteingranulat hergestellt. Mit Schaber wurde diese Paste wieder entfernt. Er packte einige Stücke Seife, Lippenstifte, Augenbraunstifte und kleine Fläschchen Parfüm in seinen Wagen. Dann eine Kiste Feuerzeuge und billige Bestecke. Die Römer kannten nur Löffel, an deren Ende eine Spitze oder Haken war. Trotzdem konnte er sich vorstellen, dass das funkelnde Besteck Begehrlichkeiten auslösen würde. Nacheinander wanderten Kämme und Handspiegel in den Wagen. Schreibwaren waren immer schnell ausverkauft. Schon bald war sein Wagen gefüllt. Vor der Kasse warteten schon Jessika und Jeanette. Es dauerte eine Weile, bis sie die Kasse passiert hatten. Hinter ihnen in der Schlange murrten die Kunden schon. Zuhause stellte er für Riga die Lieferung zusammen. Der Rest blieb erst mal hier. Am nächsten Morgen waren sie eigentlich startklar. Jessika fiel auf, dass er sich nicht rasiert hatte. Er wollte sich einen Bart wachsen lassen, damit man ihn nicht so schnell erkannte. »Wir haben für Cornelia nichts«, gab Jeanette zu bedenken. Sie hatte recht, er musste noch mal ins Dorf. Vom Mühlenbetreiber erstand er einen Sack mit zehn Kilo Weizenmehl. Für die Frauen ein paar Tafeln Schokolade. Dass er sein Pferd mitnehmen wollte, fanden die Frauen ungerecht. Er hatte vorgehabt, in Ruhe die Gegend zu erkundigen und konnte ihnen schlecht verbieten, mitzukommen.
»Zieht bitte eure Hosenröcke an.« Also sattelten sie auch ihre Pferde. In seine Satteltaschen hatte er zusätzlich Seife und Parfüm gepackt. Zuerst brachte er die Sachen für Riga rüber, auch als Test, ob ihnen nichts im Wege stand. Dann folgten sie mit den Pferden. Riga war schon auf dem Wege zu ihrem Stand. Ihre Tochter Elana, und Cornelia die Frau eines Centurios, freuten sich über ihren Besuch. Echte Freude war auch bei Cornelia über das Mehl festzustellen. Die Schokolade tat ihr Übriges dazu. »Jeanette, machst du den Kameramann? Ich möchte den Weg nach Riga festhalten.« Sie verabschiedeten sich.
Der Weg führte an Weinfelder vorbei. Ansonsten begegneten ihnen keine Menschen. Erst auf halber Strecke, überholten sie zwei Kinder. Diese blieben stehen und blickten zu ihnen hoch.
»Hallo Kinder, sollen wir euch ein Stück mitnehmen?« Unschlüssig blickten sie sich an. Er sah, dass die Kamera lief. »Komm, steige hinter mir auf.« Das Mädchen traute sich als Erste und hielt ihm ihre Hand entgegen. Mit einem Schwung hievte er sie hinter seinen Sattel. Mutig geworden, hielt der Junge Jessika seine Hand entgegen. Bis jetzt hatten beide noch keinen Ton gesagt.
»Hat man euch die Zunge herausgeschnitten«? fragte er den Jungen, der jetzt auf gleicher Höhe mit ihm war. Der Junge grinste und schüttelte seinen Kopf. Jeanette filmte jetzt von vorne. Die Kinder waren barfuß und ihre Kleidung sah ärmlich aus. Sie ritten in den Ort hinein. Das Mädchen klopfte gegen seinen Rücken. Sie rutschten vom Rücken der Pferde und blieben am Rand des Weges stehen.
Kristian hatte einen Denar in seine Hand und hielt ihn den Kindern hin. Das Mädchen nickte und hielt die Hand auf. Schon segelte der Denar auf sie zu. Staunend begutachteten sie ihn und rannten davon. Wie er schon beim ersten Mal festgestellt hatte, als er mit Decimus einem Legionär hier war, waren die ersten Häuserreihen ärmlich. Das Bild änderte sich zum Besseren, je weiter sie kamen. Sie erkannten die ersten Marktstände. Der zweite Stand in der dritten Gasse, gehörte Riga. Sie sah sie kommen, eilte ihnen entgegen und umarmte sie stürmisch. »Wie läuft das Geschäft«? fragte Kristian.
»Ganz gut, hast du Ware mitgebracht?«
»Ja, habe ich, wie schaffst du die Ware hierher?« Sie deutete schräg auf die andere Seite der Straße. Unter einen Baum war ein Esel angebunden, daneben eine zweiräderige Karre.
»Gehört sie dir?«
»Nein, Cornelia hat ihn mir geliehen.«
»Wäre es nicht besser, du hättest einen eigenen Wagen?«
»Ich wollte nicht so viel Geld ausgeben.«
»Hast du nicht so viel?«
»Ich wusste nicht, ob es dir recht ist.«
»Versprich mir, dass du bei der nächsten Gelegenheit dir die Sachen kaufst.«
»Kristian, ich danke dir.« Er hatte gesehen, dass neben dem Esel noch Platz für ihre Pferde war. »Achtest du auf unsere Pferde, wir wollen uns umsehen?«
»Ja, geht nur.« Das Angebot der Waren wiederholte sich von Stand zu Stand. Es herrschte auch nicht viel Betrieb. In der nächsten Gasse wurden Nahrungsmittel angeboten. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf eine keifende Frau. Sie schlug mit einer Gerte auf einen auf dem Boden knienden Mann ein, der Lebensmittel einsammelte, die aus seinem Einkaufskorb gefallen waren. Darunter waren Eier, die aufgeplatzt waren. Kristian nickte Jeanette zu und stellte sich zwischen der Frau und den am Boden knienden Mann. Dieser war um die dreißig und wie es aussah, ein Sklave. »Gute Frau, warum schlagt ihr den Mann, dadurch werden die Eier auch nicht wieder heil.«
»Was mischt du dich ein, ich mache mit meinem Sklaven, was ich will.« Dieser war aufgestanden und stand mit gebeugtem Kopf da. »Warte, bis wir Zuhause sind, ich werde dich lehren besser aufzupassen«, keifte sie weiter. Kristian fiel eine Frau auf, die aus einiger Entfernung dem Treiben zuschaute. Sie hatte eine helle Toga an, darüber eine blaue Palla. Das war ein Frauenmantel aus rechteckigem Stoff. Er wurde über die linke Schulter drapiert, um den Rücken und unter dem rechten Arm hindurchgeführt, und der Rest über den linken Arm getragen. Sie schauten sich an. Die Frau mit dem Stock versuchte, um Kristian herum, wieder ihren Sklaven zu schlagen. »Frau, wenn deinen Sklaven für unfähig hälst, warum verkaufst du ihn nicht?«
»Darüber habe ich schon nachgedacht.« Listig schaute sie ihn an und wägte ab, inwieweit sie mit Kristian ein Geschäft machen konnte. Diesem juckte es in den Fingern. Kristian wusste, dass er nicht alle ungerecht behandelte Sklaven freikaufen konnte. »Was soll er kosten?«
»Du willst ihn kaufen?«
»Das kommt auf den Preis an.«
»Für dreihundert gehört er dir.« »Frau, für so einen ungeschickten Sklaven gebe ich dir keine dreihundert Denare. Du weißt nicht zufällig, wer es sich leisten kann, Duftwasser aus Ägypten zu kaufen? Es ist einer Königin würdig, aber warum sage ich dir das, du siehst nicht so aus, als würdest du dir das leisten können.«
Um sie hatten sich die Menschen gesammelt. Er gab Jeanette ein Zeichen. »Nimm die Gesichter auf,« sagte er lautlos zu ihr. »Dann wollen wir mal weitergehen«, sagte er und tat so, als wäre für ihn die Sache erledigt.
»Halt«, schrie die Frau, »kannst du mich den Duft einmal riechen lassen?«
»Wenn du es unbedingt willst, ich sagte schon, der Duft wurde für eine Königin gemacht.« Er holte das Fläschchen aus der Tasche, gab einen Tropfen auf seinen Handrücken und verrieb ihn. Dann hielt er der Frau die Hand entgegen. Sie roch daran. Verzückt sog sie den Duft ein. Reihum ließ Kristian die Neugierigen riechen. »Ich will es haben«, rief sie.
»Du kannst meinen Sklaven für zweihundert haben.«
»Ich gebe dir einhundert und das Duftwasser. Dazu duftende Seife, mit der du dich waschen kannst. Sie kommt ebenfalls aus Ägypten. Hier, du kannst sie ausprobieren.« Er hielt ihr ein kleines Stück Hotelseife hin. »Wenn wir uns einig sind, bekommst du ein größeres Stück.« Sie kämpfte mit sich. »Ich bin morgen um die gleiche Zeit wieder hier, falls du kommst, bringe die Besitzurkunde des Sklaven mit.« Er bahnte sich einen Weg durch die Menge«. Die Frau mit dem blauen Mantel stand noch an der gleichen Stelle.
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