Zum Glück hatte Yako seine Fackel hiergelassen, so hatte er zumindest etwas Licht. Endlich konnte er seine Umgebung genauer in Augenschein nehmen. Er lag in einem großen Saal, der einer Höhle ähnelte ohne Fenster oder Tageslicht. Ansonsten standen noch viele andere Betten in diesem Raum und noch ein paar alte Kisten und anderes Gerümpel. Wände, Decke und Boden waren aus dem gleichen Material, Lehm, oder Ähnliches. Der Raum, warf ihm zusätzlich neue Fragen auf und er wollte endlich wissen, was überhaupt los war.
Ehe er weiter grübeln konnte, betrat eine ihm wohl vertraute Gestalt den Raum und rannte geradewegs auf ihn zu.
>> Darian! Endlich bist du wach, wir hatten uns schon ziemliche Sorgen um dich gemacht. Es ist schön, dich wieder unter den Lebenden zu haben. <<, witzelte Finn, als ob nichts geschehen war.
>> Ja ich freue mich genauso, wie du, aber erst muss ich alles erfahren. Diese Unwissenheit quält mich, also rück raus mit der Sprache! Wie bist du hier her gekommen, wie bin ich hier her gekommen und wo um alles auf der Weltenscheibe befinden wir uns? <<
Amüsiert, über die Unwissenheit seines Freundes schmunzelte Finn. Er war wohl nicht der einzige, der ein Abenteuer erlebt hatte. Aber erst wollte er Darian noch ein bisschen zappeln lassen. >> Dasselbe könnte ich dich auch Fragen. Wie hast du es geschafft, ins Gefängnis zu kommen? Ich dachte immer, niemand schnappt den großen, tollkühnen Darian? <<, neckte er seinen Freund, dem sichtlich die Geduld für solche Spielchen fehlte. Doch Darian kannte Finn zu gut, er würde erst etwas erzählen, wenn er Finn seine Fragen beantwortet hatte. Also erzählte er ihm von Xians Kleiderschrank, der eine geheime Tür zu einem verborgenen Raum barg, in dem Xian üble Tränke herstellte und wie er dort herumgeschnüffelt hatte. Wie Xian ihn dann dort geschnappt und anschließend an die Dunklen ausgeliefert hatte, mit denen er wohl eine gute Beziehung pflegte. Den Rest seiner Geschichte kannte Finn bereits, Darian wurde ins Gefängnis gebracht und dort fast zu Tode gefoltert. Finn hörte gebannt zu, ohne dazwischen zu reden. Nur manchmal stellte er Fragen. Als Darian geendet hatte, schaute er betreten zu Boden. Die Erinnerungen waren noch frisch und schmerzten. Erschöpft schloss Darian die Augen und es herrschte einen Moment Stille.
>> So etwas willst du nicht erleben, Finn. Es war wie in deinen schlimmsten Albträumen. Sie verabreichen dir ein Gebräu, das dich bei Bewusstsein hält, sodass du alles mitbekommst. Ihre Blicke und ihr freudiges Grinsen, wenn du vor Schmerz schreist. Sie können nicht genug davon kriegen. Am Ende wollte ich nur noch sterben, Finn. Es war einfach nur grauenvoll. <<, sagte Darian mit bebender Stimme.
>> Ich kann dich verstehen. Auch mir haben die Dunklen Schmerzen zugefügt, doch auf andere Weise, wie du sie erfahren hast. << Stille. Finn hatte Mühe, weiter zu sprechen, doch schließlich gelang es ihm. >> Sie haben Hiram getötet. Hörst du, sie haben ihn einfach grausam erschlagen! << Finns Stimme klang durch den ganzen Saal, als er die Schreckensnachricht seinem Freund mitteilte. Seine ganze Trauer, die er die letzten Tage zurückgehalten hatte, brach nun über ihn hinein und schwemmte alle Hoffnungen fort. Auch Darian traf diese Nachricht wie ein Hammerschlag. Wie konnten die Dunklen nur so etwas derart grauenhaftes tun? Heißer Zorn flammte in ihm auf, den er nicht unterdrücken konnte, nicht unterdrücken wollte. Er würde sich rächen, für das, was die Dunklen ihm und Finn angetan hatten. Es war an der Zeit, selbst zu handeln.
Er suchte nach tröstenden Worten, fand jedoch keine, stattdessen kehrte wieder Ruhe zwischen den beiden Freunden ein.
Nach quälendem Warten, fuhr Finn immer noch mit schluchzender Stimme fort >> Als du die Schmiede verlassen hattest, habe ich, wie üblich, das Abendessen vorbereitet. Und als Vater nicht kam, habe ich ihn erst überall in der Schmiede gesucht. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, du kennst Hiram ja, er ist oft so und arbeitet teilweise noch Stunden später in der Schmiede. Doch diesmal fand ich ihn nicht und suchte ihn in der Stadt. Auch bei Lönning war er nicht. <<
>> Lönning? <<
>> Der schmierige Händler, der uns immer den Stahl für die Waffen verkauft. << Darian erinnerte sich und Finn fuhr fort.
>> Also habe ich die Stadt nach ihm abgesucht, bis ich einen Schrei hörte. Ich wollte erst dich Fragen, ob du etwas weißt, bis mich dieser Schrei zu meinem Vater führte, der gerade mit fünf Dunklen gleichzeitig kämpfte. Ich weiß bis heute nicht, warum er dort draußen war. <<
In Darian keimte ein ungutes Gefühl auf. Er konnte sich erinnern, dass ihm ebenfalls fünf Dunkle begegnet waren. Konnte es sein, dass der unbekannte, der einen Pfeil auf die Dunklen geschossen hatte, Hiram gewesen war? Dass er ihn von den Dunklen retten wollte? Demnach wäre Hirams Opfer völlig sinnlos gewesen, dachte Darian. Letztendlich hatten die Dunklen ihn doch gekriegt. Sollte er es Finn sagen? Erst einmal entschied er sich dagegen, er konnte es ihm immer noch später erzählen und lauschte weiter Finns Bericht.
>> Jedenfalls wollte ich ihm helfen, aber ich konnte nicht. Einer der Dunklen verfolgte mich bis zur Schmiede, wo mich eine Gruppe rettete, die etwas von meinem Vater wollten. Sie überwältigten den Dunklen und als ich erneut aufbrach, um Hiram zu helfen, stieß ich… <<, Finn stockte erneut, als das Bild von der Leiche seines Vaters erneut in seinem Kopf aufkam. Mitfühlend legte Darian einen Arm um die Schulter seines Freundes. Er hatte verstanden.
>> Ich weiß nicht, wie lange ich bei ihm lag. Die Personen, die mich gerettet hatten, zogen mich irgendwann fort zurück in die Schmiede. Sie waren sehr nett zu mir und bedauerten ebenfalls den Tod meines Vaters. Vor allem die Frau, Nahiri heißt sie, war sehr mitfühlend. Ich denke, sie kannten ihn. Wenig später, machten sie mir ein Angebot. Sie gehören einer Organisation an, die gegen die Dunklen und Tyrannus kämpft. Sie kauften alle übrigen Waffen und wollten, dass ich ihrer Organisation beitrete. Ich entschied mich mit ihnen zu gehen und landete so im Hauptquartier der Widerständler. So nennen sie sich. Eine mächtige Magierin die Lucia heißt, ist ihre Anführerin und gleichzeitig auch die Gründerin der Widerständler. Sie war ebenfalls an deiner Rettung beteiligt. Du hättest sie sehen müssen. Sie streckte einen Dunklen nach dem anderen nieder, genau wie die Anderen aus der Gruppe. Sie kämpfen zusammen, ihre Bewegungen sind perfekt aufeinander abgestimmt. <<
Nun wurde Darian einiges klar. Sein Traum war also gar kein Traum gewesen und seine kühnsten Hoffnungen hatten sich bestätigt. Finn hatte ihn wirklich aus dem Gefängnis geholt.
Also war er hier bei den Widerständlern, die Finn geholfen hatten. Er schien vorerst außer Gefahr und in Sicherheit. Darian nahm sich vor, sich bei allen Personen, die an seiner Rettung beteiligt waren, zu bedanken.
>> Wo befindet sich ihr Hauptquartier? <<, fragte er nun interessiert. Einige Fragen waren immer noch offen, doch er hoffte, auch darauf noch Antworten zu erhalten.
>> Das Hauptquartier liegt unter dem verlassenen Armenviertel. <<
Erstaunt zog Darian eine Augenbraue hoch. >> Du meinst dort, wo die Räuber ihre Quartier haben und es spuken soll? Bist du sicher, dass sie uns helfen und keine gewöhnlichen Räuber sind? <<
Finn winkte ab. >> Du kannst ihnen vertrauen. Sie haben mich wirklich gut aufgenommen und mir sogar die Waffen bezahlt. Sie hätten sie sich auch einfach nehmen können, glaub mir. Zumal sie es waren, die diese Gerüchte über das verfluchte Viertel in die Welt gesetzt haben. Sie brauchten ein Quartier, also haben sie Höhlen und Gänge in den lehmigen Boden unter dem Armenviertel gegraben. Es ist der perfekte Ort, hier finden uns die Dunklen nie, das sag ich dir. << Gedankenverloren nickte Darian, sein Wissensdurst war vorerst gestillt und er brannte darauf, die Mitglieder der Organisation kennen zu lernen.
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