Josef Mugler - Melange, Verkehrt und Einspänner

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IT-Spezialist Ron Sturiak wird nach Wien beordert, um einen Fehler in einer von seinem Konzern gelieferten Software zu finden. Bei seiner Ankunft am Flughafen entgeht er nur durch Zufall einer Entführung. Er versucht seine Spuren für die Entführer zu verwischen und über einen Mittelsmann mit seinem Auftraggeber Kontakt aufzunehmen. Wer ist hinter Sturiak her – und warum? Und welche Verbindung gibt es zum Verwender der Software, einem kleinen, in der Pharmaforschung engagierten Unternehmen am Wiener Stadtrand. Der Softwarefehler gibt jede Menge Rätsel auf. Dagegen wird Sturiak immer klarer, dass es mehrere «Player» in einem brutalen Kampf um einen möglichen sensationellen Durchbruch in der Forschung geben muss.

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Josef Mugler

Melange, Verkehrt und Einspänner

Ein Wirtschaftskrimi aus Wien

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel Josef Mugler Melange Verkehrt und Einspänner Ein - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Josef Mugler Melange, Verkehrt und Einspänner Ein Wirtschaftskrimi aus Wien Dieses ebook wurde erstellt bei

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Impressum neobooks

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Die Musik wurde jäh unterbrochen. Ron Sturiak wurde aus seinen Gedanken gerissen. In letzter Zeit passierte es ihm öfter, dass er sich in Vorstellungen ver­lor, die mit seiner Realität nichts zu tun hatten.

Er sah sich zusammen mit seiner Traumfrau einmal auf einer exotischen Insel durch einen Palmenhain an einem weißen Sandstrand wandeln. Dann wieder sprang das Bild in das abendliche Paris, wo er – wieder in Begleitung – am Ufer der Seine entlangschlenderte, gerade als ein Boot aus dem Dunkel einer Brücke auftauchte. Waren das bloß unwillkürliche Wunschbilder, die das Gehirn im Wach­­­­zustand produzierte, oder war er eingenickt und hatte geträumt?

Er spürte das Verlangen, nach dem Auftrag, den er jetzt in Wien auszuführen hatte, einige Wochen an einen fernen Strand zu verschwinden und auszu­span­nen. Aber wo war die Traumfrau? Gerade als seine Gedanken auf die Suche gingen, wen er sich als Begleiterin für dieses ersehnte Hide-away wünschen könnte, brach die Musik im Kopfhörer ab. Der Kapitän meldete sich und ver­kün­dete, dass sie aufgrund der stürmischen Atmosphäre zehn Minuten früher als geplant landen würden.

Ron Sturiak war im Flugzeug von Zürich nach Wien unterwegs. Auf dieser Strecke kam es immer wieder vor, dass bei starkem Westwind die Flugzeit kürzer als vorgesehen ausfiel. Anders als in früheren Jahren, als die Swiss Air noch dafür sorgte, dass Zürich ein überlastetes Drehkreuz im internationalen Flugver­kehr war, wurden die Abflugzeiten dort nunmehr in der Regel pünktlich einge­halten. Sturiak überlegte: Er sollte in Wien-Schwechat von einer Mitar­beiterin der österreichischen Tochtergesellschaft von Global Consulting Support abgeholt werden. Sicher würde sie seine frühe Ankunftszeit mitbekommen, wenn sie auf Draht war. Und das konnte man von einer Mitarbeiterin des Consulting-Support-Konzerns, egal wo auf der Welt, durchaus erwarten. Von allen Mitgliedern des großen, weltweiten Teams wurde größte Aufmerksamkeit in allen persönlichen Angelegenheiten verlangt. Das war essenzieller Bestandteil der „Support“-Philo­sophie.

Sturiak war von Wien angefordert worden; das heißt, nicht er persönlich, son­dern ein Spezialist für die Aufdeckung versteckter Softwarefehler. Er hatte sich das Attachment der Mail wiederholt durchgesehen, das den Anlass für seine Reise gab. Ein Kunde in Wien hatte Probleme. Vielmehr: Er machte Probleme. Es handelte sich um eine Software, die nicht das gewünschte Resultat lieferte. Er konnte aus dem Text nichts Konkretes über den behaupteten Mangel heraus­lesen. Wahrscheinlich hatte man wieder einmal einen dieser Studenten für die Installation eingesetzt. Die Wiener Tochtergesellschaft hatte das in letzter Zeit öfter getan, weil sie sparen musste. Ihre Kosten lagen im internationalen Ver­gleich auf­fällig über dem europäischen Durchschnitt. Deshalb setzten sie hier jetzt wohl mehr Aushilfspersonal ein. Das funktionierte manchmal ganz gut. Aber wenn es Probleme gab, dann brauchte man einen Experten, der die ver­fahrene Situation wieder in den Griff bekam. Wie im Fall von Ron Sturiak musste man einen solchen dann womöglich aus irgendeinem entlegenen Winkel der Welt kommen lassen, aus dem es nicht einmal einen Direktflug nach Wien gab, jedenfalls nicht mit einer der vom Konzern unter Kontrakt genommenen Flug­linien. Nun war Sturiak im Anflug auf Wien. Er wusste nicht, was dort das Problem sein würde. Und er würde zu früh landen.

Die Maschine tauchte in eine weiße Nebelsuppe ein. Wien hatte nicht nur stür­mischen Westwind, sondern auch jede Menge Wolken. Der Kapitän hatte Regen bei zehn Grad Celsius angesagt. Die Bewölkung war stellenweise aufgerissen. Sturiak konnte dann die „Türme aus Watte“ sehen, die – wie es schien – wenige Meter neben dem Flugzeug hoch in den Himmel ragten. Dann war es draußen wieder für das Auge vollkommen undurchdringlich weiß. Die Scheinwerfer hellten die Umgebung auf kurze Distanz auf, obwohl es schon dunkel war. Der Sturm rüttelte das Flugzeug heftig hin und her und ließ es manchmal auch ein paar Meter absacken. Sturiak störte das nicht sonderlich. In den pazifischen Zonen, wo er sich oft aufhielt, waren die Turbulenzen ärger als im gemäßigten Mitteleuropa.

Sturiak war in den letzten Jahren immer häufiger dienstlich im Fernen Osten unterwegs. Die Softwareproduktion schien sich aus den Vereinigten Staaten und Europa immer mehr dorthin zu verlagern. Angestellt war er bei Global Consul­ting Support, der Muttergesellschaft eines weltweit agierenden Softwarepro­duzenten und -dienstleisters mit der Zentrale in London. Erst am Vortag war er aus Taiwan zurückgekommen und nun schon wieder quer durch Europa unter­wegs.

Obwohl sein Name das nicht andeutete, stammte Sturiak eigentlich aus Deutsch­land. Seine Vorfahren waren im Ersten Weltkrieg vom Balkan nach Frankfurt gelangt, warum, das wusste er selbst nicht genau. Einige Verwandte gab es dort noch, in Swischtow an der Grenze zu Rumänien. Bulgarien war im Ersten Weltkrieg mit dem Deutschen Kaiserreich verbündet. Wahrscheinlich hatte es damit zu tun.

Das Flugzeug setzte zur Landung an. Es war bereits ziemlich dunkel, aber noch nicht ganz. Man konnte nach dem Austritt aus der Wolkendecke immerhin noch die flache Landschaft und einige Häuser erkennen. Das Flugzeug hatte wegen des Westwindes Wien im Norden umfliegen und von Osten her zur Landung an­setzen müssen.

Sturiak hatte nur Kabinengepäck, denn sein Einsatz sollte in maximal drei Tagen beendet sein. Mehr Budget war dafür in Wien nicht vorhanden. Gelänge es ihm in dieser Zeit nicht, das Problem zu lösen, müssten die Wiener selbst sehen, wie sie zurechtkämen, hatte es in der Londoner Zentrale geheißen.

Wohl musste er an einer Passkontrolle vorbei, da er aus einem Nicht-EU-Land einreiste, aber er beeilte sich, rasch in die Ankunftshalle zu gelangen, was auf dem vergleichsweise kleinen Flughafen von Wien-Schwechat auf kurzem Weg möglich war. Er war neugierig, ob es die Dame von Consulting Support Vienna geschafft hatte, vor ihm da zu sein. Die Schiebetür zur Ankunftshalle öffnete sich und er trat hinaus. Trauben von Menschen warteten hier auf ankom­­mende Passagiere. Er blickte die erwartungsvoll gespannten Gesichter ent­lang, um ein Schild oder wenigstens ein Blatt Papier mit der Aufschrift „Mr. Sturiak“ oder, was wahrscheinlicher war, mit „Consulting Support“ zu er­blicken.

Wen würden sie geschickt haben? Er erinnerte sich an die Dame von seinem ersten Besuch vor einigen Jahren. Er gestand sich ein, dass er lieber die Be­kannt­schaft mit einer anderen machen würde. Die von damals war die ganze Zeit ziemlich trocken und unnahbar geblieben. Wie hieß sie doch gleich? Sturiak wusste es nicht mehr. Aber es schien diesmal überhaupt noch niemand da zu sein. Consulting Support Vienna sparte also neuerdings beim qualifizierten Personal.

Da sah er es auf dem Boden liegen: eine Tafel aus Karton mit seinem Namen. Ja, er konnte es deutlich lesen: „Mr. Sturiak“. Aber warum lag diese auf dem Fußboden? Wo war die Person, die sie hier fallen gelassen hatte? Sturiak hob den Karton in der Größe des A4-Formats auf. Niemand schien ihn zu beobach­ten. Auch nicht die Frau, die in der Nähe stand und angestrengt auf die sich ständig öffnende und wieder schließende Tür starrte, aus der die ange­kom­menen Passagiere herausströmten.

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