Viele andere Passagiere amüsierten sich über den Chinchillabären, aber das war ihm egal. Wenn der Chinchillabär von winzig kleinen Wölkchen und Städtchen und winzigen Flüssen erzählte, hielt sich das Blumenpferd die Ohren zu. Es hatte nämlich ein wenig Angst vor dem Fliegen und wollte lieber nicht daran erinnert werden, dass sie ziemlich
weit oben in der Luft waren.
Schliesslich begann das Flugzeug niedriger zu fliegen, denn nach Güldenhafen war es nun nicht mehr weit. Nun wurde der Chinchillabär ganz aufgeregt, denn er konnte Brummholm genau sehen.

„Jetzt sieht man auch den Kleinen Bärensee in der Mitte! Ja, und der kleine Klecks in der Mitte davon ist Schnurholm, ich glaube ich kann sogar unser Haus sehen, es sieht aus wie ein winzig kleiner rötlicher Punkt genau in der Mitte, in einem kleinen Wäldchen, und es liegt auch etwas Graues, Rechteckiges daneben! Der See glänzt in der Sonne, als wenn er aus Silber wäre, und es gibt auch viele andere kleine Seen auf Brummholm, die funkeln alle wie Diamanten, die jemand auf den Boden gestreut hat!“
Er hätte noch mehr poetische und romantische Beschreibungen geliefert, aber nun wurde er von einer Stewardesse aufgefordert, sich hinzusetzen und anzuschnallen, sie würden nämlich in zehn Minutten landen.
Der Chinchillabär drückte seine Schnauze platt am Fenster, um den Landungsanflug genau verfolgen zu können. Jetzt sah er die Fähre, die Güldenhafen mit Tatzenhausen auf Brummholm verband. Wie ein klitzekleines Spielzeugboot sah sie aus. Er sagte aber nichts, denn er wusste, dass dann das Blumenpferd, das schon ganz grün im Gesicht war, auch noch seekrank werden würde beim Gedanken auf ihre bevorstehende Seereise.
Aber als sie endlich aus dem Flughafen in Güldenhafen gekommen waren, fuhr ihnen der Bus zum Fährhafen doch glatt vor der Nase weg. „Jetzt kommen wir zu spät zum Hafen und verpassen womöglich die Fähre!“ jammerte das Tigereichhorn.
Gerade, als sie nachsahen, ob sie genügend Geld für ein Taxi hatten, fiel dem Blumenpferd eine kleine Handtasche auf, die neben einer Bank bei der Bushaltestelle stand. Zuerst freute es sich und dachte: „Hurra, endlich eine Handtasche für mich alleine!“
Aber unsere drei Freunde wurden sich schnell einig, dass sie die Tasche natürlich bei der Polizei abgeben würden. Sicherlich würde jemand sie vermissen.
Sie gingen also zurück zum Flughafen, wo eine kleine Polizeistation war und dort gaben sie die Tasche ab. Als der Polizeibeamte fragte, ob sie Finderlohn haben wollten, sprudelte es aus ihnen heraus: „Wir wollen schnell zum Hafen, denn unsere Fähre geht bald und wir haben den Bus verpasst!“
Der Polizeibeamte zog die Stirn in Falten und sah auf seine Uhr. „Die Fähre haben Sie sicherlich schon verpasst, aber vielleicht geht ja ein Polizeiboot nach Tatzenhausen, warten Sie, vielleicht kann ich etwas für Sie organisieren!“
Nachdem er ein paar Telefongespräche getätigt hatte, gab es gute Nachrichten für die drei. Noch am selben Abend würde ein Polizeiboot nach Tatzenhausen losfahren und ausnahmsweise könnte es drei Passagiere mitnehmen. Er erklärte Ihnen, wo am Hafen sie es finden würden und wann es abfahren würde.
Sie erreichten das Boot mit dem nächsten Bus. Es war natürlich nicht so luxuriös wie die Fähre, alles war grau wie das Meer bei schlechtem Wetter und die Sitze waren klein und hart. Aber das Tigereichhorn war begeistert und liess sich alle die technischen Einzelheiten vom Kapitän erklären. Es durfte während der Überfahrt dem Kapitän ein wenig helfen.

Der Chinchillabär und das Blumenpferd sassen in der kleinen Kombüse. Das Blumenpferd musste während der ganzen Überfahrt immer den Horizont im Auge behalten, um nicht seekrank zu werden und der Chinchillabär nahm ein kleines Nickerchen.
Das Polizeiboot war schneller als die Fähre und das Blumenpferd sah, wie sie nach einer Weile die Fähre überholt hatten.
Die Villa Hoppla auf Schnurholm
Die Sonne stand schon recht tief am Horizont, als unsere drei Freunde endlich Schnurholm erreicht hatten. Nun wussten sie auch, warum dieses Inselchen „Schnurholm“ hiess: Die „Fähre“ dorthin war nämlich eine grosse, hölzerne Plattform mit Platz für höchstens sechs Autos oder einen einzigen Touristenbus. Diese Plattform wurde mit einem langen, dünnen Stahlseil über das Wasser des Kleinen Bärensees gezogen.
Die Passagiere mussten die etwa dreissig Meter lange Entfernung zurücklegen, indem sie an dieser „Schnur“ zogen, was etwas mehr als eine Viertelstunde dauern konnte, je nachdem, ob ein Auto mit dabei war oder nicht.
Sie folgten dem Weg, den sie auf der Karte studiert hatten. Nach etwa zehn Minuten kamen sie in einen dichten Wald. Das orangefarbene Licht der untergehenden Sonne drang nur an wenigen Stellen durch das dichte Blätterdach hindurch.
Als sie aus dem Wäldchen wieder herauskamen, konnten sie das andere Ufer Schnurholms sehen. Der Kleine Bärensee war hier viel breiter und schimmerte dunkelblau und orangerot. Aber von einem Haus keine Spur weit und breit.
Da war es dem Chinchillabären, als wenn jemand seine Schnauze in Eiswasser getaucht hätte und er fühlte einen Knoten im Bauch, als wenn er zu viel Eis gegessen hätte. Sollte der Makler Zettelmann sich einen üblen Scherz erlaubt haben? Das wäre ja furchtbar.
Nun würde er dafür verantwortlich sein, dass er und seine Freunde, die ihm vertrauten, sich nicht nur als Staatenlose, sondern auch noch als Obdachlose und Heimatlose auf einer verlassenen Insel wiederfanden. Alle würden über ihn lachen und seine beiden Freunde würden ihn verachten.
„Komm, wir gehen nochmals in den Wald hinein, vielleicht haben wir etwas übersehen!“ schlug das Blumenpferd vor.
Zum Glück hatten sie Taschenlampen dabei. „Da, schaut, hier ist ein kleiner Pfad!“ rief das Tigereichhorn nach einer kurzen Weile aus.
„Aber hier ist ja kein Haus!“ jammerte der Chinchillabär. Er war nun den Tränen nahe. Da plötzlich stolperte er und fiel auf seine Nase. Das hatte gerade noch gefehlt!
Als er sich wieder aufgerappelt hatte, sah er im Schein der Taschenlampe, dass das, worüber er gestolpert war, keine Wurzel und kein Ast, sondern ein Brett war. Bei genauerer Untersuchung konnten sie sehen, dass es ein Teil eines alten Zaunes war. Und kurz darauf rief das Tigereichhorn, das allen voraus war, aus: „Hier ist es!“
Au weia, da wurde es den dreien ganz schön bange!
So ging es vor über drei tausend Jahren auch den Israelitten, als sie aus Ägypten auswanderten. Viele Male sah es nun so aus, als ob sie auf einen Scharlatan – nämlich Moses – hereingefallen waren. Nun waren sie in der Wüste und das war schlimm. In Ägypten waren sie zwar Sklaven gewesen, aber immerhin hatten sie ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen. Moses hatte alle Mühe, das Volk dazu zu motivieren, Gott zu glauben und nicht auf die Umstände, sondern auf die Verheissungen zu sehen, das heisst, auf das, was Gott ihnen versprochen hatte.
Wenn man einen mutigen Schritt im Glauben tut, kann man danach erst einmal in einer Art „Wüste“ landen. Nun wird der Glaube geprüft. Dadurch fällt es einem aber immer leichter, noch grössere und mutigere Glaubensschritte zu tun. Wenn wir uns an Gott und seine Gebote halten, können wir immer wieder erfaren, dass Er das hält, was Er in Seinem Wort (nämlich der Bibel) verspricht.
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