Gunter Preuß - Wie ein Vogel aus dem Ei

Здесь есть возможность читать онлайн «Gunter Preuß - Wie ein Vogel aus dem Ei» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Wie ein Vogel aus dem Ei: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Wie ein Vogel aus dem Ei»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Hin- und hergerissen zwischen vorgesteckten Zielen und der Sehnsucht nach Unbekanntem und Wagnis ist das Mädchen Cornelia, genannt Conny. Und sie macht verwirrende, komische wie schmerzliche Erfahrungen: mit Jungen, Männern, der eigenen Schwester. Um Klarheit zu gewinnen, schreibt sie alles nieder. Geschehen in den Achtzigerjahren der DDR. Heute, als junge Frau liest sie nach. Denn plötzlich ist ihr Jugendfreund Ludwig wieder aufgetaucht, mit dessen Rennrad sie einmal vom Kilimandscharo fliegen konnte…

Wie ein Vogel aus dem Ei — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Wie ein Vogel aus dem Ei», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Änni war damals der einzige Mensch, der mich verstand. Wenn ich den Briefkasten leer fand, ging ich in den "Roten Hirsch". Änni sah, was mit mir los war. Sagte zu dem Mann, der an der Theke sein Bier trank: "Schluck mit Bedacht, Fritz. Ich muss nur mal." Sie ging mit mir in ihren "Geschäftsraum"; das war ein großes Zimmer, in dem ein riesiger Schreibtisch und alte Möbel herumstanden und eine bewundernswerte Unordnung herrschte, dass man allen Respekt verlor und sich sogar auf dem Teppich wohl fühlte. Änni wohnte in diesem Zimmer. Manchmal legte sie hier den Leuten die Karten. Mir hat sie auch das große Glück und ein langes Leben vorausgesagt.

Änni nahm mich in ihre Arme. Und obwohl sie doch so ein Riesenweib und so ein Kraftmensch ist, kann niemand sanfter und zärtlicher sein als sie. Sie sang mit rauer Männerstimme, die aber auch etwas Kindhaftes hatte: "Beim ersten Mal, da tut's noch weh ... " Ich heulte zwischen ihren großen weichen Brüsten. Sie weinte zur Gesellschaft mit. Schließlich zog sie ein Taschentuch aus dem Ausschnitt, putzte uns die Nasen, dass sie rot wurden und wir lachen mussten. "Geht's besser, Klein Erna?", fragte Änni. "Ich muss wieder hintern Tresen und die Welt bei Laune halten."

Änni stopfte mir Eukalyptusdrops, die eine ihrer süßen Leidenschaften waren, in die Jackentasche. Ich ging und hatte wieder etwas Mut.

Aber's wurde immer schlimmer mit mir. In der Schule hatte mich die Paulsen andauernd beim Kragen. Sie hatte nie Sie zu mir gesagt, jetzt sagte sie's meistens. "Warmbrunn", sagte die Paulsen, "Sie sollten mehr Selbstbeherrschung an den Tag legen. Letzten Endes entscheidet meine Beurteilung, wer auf die erweiterte Oberschule geht und wer nicht. Aus den Kinderschuhen sollten Sie ja nun wahrhaftig raus sein. Sie schweigen jetzt. Ich verbitte mir diesen Ton!" Ich muss in diesen Tagen allerhand Blödsinn angestellt haben. Und wenn man bedenkt, dass ich vorher ein "disziplinierter Charakter" war, verwundert's nicht, dass ich Miss Pompadour nervös und bissig und trittig machte. Ich kann nicht mehr wiedergeben, was ich alles an Unsinn aufgeboten habe, um mich abzulenken und aus dieser Stimmung rauszukommen.

Was die Paulsen fuchsig machte, war meine Neigung zu Fremdwörtern.

Das Gefecht mit Frau Paulsen spielte sich ungefähr so ab:

Paulsen: "Warmbrunn. Was soll das Gekicher? Stehen Sie bitte auf, wenn ich mit Ihnen rede."

Warmbrunn: "Frau Paulsen, ich ... "

Paulsen: "Schweig! Nehmen Sie den Rechenstab zur Hand. Den Rechenstab, habe ich gesagt! Nicht das Lineal."

Warmbrunn: "Frau Paulsen, ich ... "

Paulsen: "Halt! Erklären Sie erst einmal, was man unter der Hypotenuse und den Katheten eines rechtwinkligen Dreiecks versteht. Sag mal, was ziehst du denn für ein Gesicht?"

Warmbrunn: "Weiß nicht. Glaube, ich habe eine Blow-out- Fraktur."

Frau Paulsen: "Was hast du?"

Warmbrunn: "Fraktur des Orbitabodens mit hernienartigem Übertritt von Orbitainhalt in den Sinus maxillaris."

Frau Paulsen: "Nehmen Sie den Rechenstab zur Hand, Warmbrunn."

Warmbrunn: "Ich glaube, ich kann's nicht."

Frau Paulsen: "Was soll denn das heißen?"

Warmbrunn: "Wenn ich's auch wollte, ich könnt's nicht."

Frau Paulsen: "Warmbrunn! Ich gehöre auch zur Spezies Mensch! Treiben Sie es nicht auf die Spitze! Den Rechenstab, sagte ich. Und stellen Sie sich gerade hin! Ziehen Sie ein anderes Gesicht!"

Warmbrunn: "Ich tät's ja gern, wenn ich's könnte. Ihnen zuliebe. Das Orbitale Syndrom, Frau Paulsen. Das macht mir zu schaffen."

Frau Paulsen: "Das was ... ?"

Warmbrunn: "Enthemmung der Antriebs- und Willenssphäre, Euphorie, Moria, Minderung der Kritikfähigkeit, fehlende Krankheitseinsicht ... "

Die Paulsen gehörte zu den Leuten, die zusammenbrechen, wenn sie andere nicht mit ihrem Wissen belehren können. Die Frau wusste wirklich eine ganze Menge; aber ich hatte immer das Gefühl, dass sie sich selbst und andere damit quälte. Sie benutzte selber oft und gern Fremdwörter. Es tat ihr gut, wenn man ständig nachfragen musste, was dies und das heißt. Für unsere Auseinandersetzungen suchte ich mir immer schwierige, selten gebrauchte Wörter heraus. Ich lieh mir aus Bibliotheken Fachwörterbücher und ein Bibellexikon aus. Frau Paulsen konnt's einfach nicht verkraften, dass ich immer wieder Wörter fand, von denen sie in ihrem Leben noch nichts gehört hatte. Man konnte die Blässe unter ihrem Make-up erkennen.

Einmal begegnete ich ihr in einer Bibliothek. Sie hatte gerade das Wörterbuch der Antike in den Händen. Sie tat so, als hätte sie mich nicht gesehen, obwohl sie fast über mich gestolpert wäre. Damals tat sie mir kein bisschen Leid. Ohne mit der Wimper zu zucken, hätte ich zugesehen, wie sie kaputtgeht. War selber überrascht von meiner Grausamkeit.

Dabei hatte ich die Paulsen nie so übel gefunden. Sie drangsalierte uns zwar mit ihrer Bildung und ihrem Wissen, aber sie setzte sich auch für uns ein, ohne sich zu schonen.

Eines Abends tauchte Frau Paulsen ohne Voranmeldung in unserer Wohnung auf. Wir wohnten im vierten Stock unterm Dach. Es hatte anhaltend geklingelt. Ich war öffnen gegangen und sagte: "Sie?" "Guten Abend, Warmbrunn", sagte die Paulsen. Sie atmete ziemlich schnell. "Ich will Ihre Eltern sprechen."

Ich schloss die Tür auf Spaltbreite und sagte: "Die sind nicht da. Leider. Sind im Kino. Leider."

Die Paulsen sah mich prüfend an, wollte schon kehrtmachen, als Mutter, von Neugier geplagt, rief: "Na, wer ist's denn? Lass die Leute nicht an der Tür stehen!"

"Bitte", sagte ich kalt. "Treten Sie ein. Muss mich getäuscht haben."

Wir waren gerade beim Abendbrot. Vater studierte die Rennzeitung. Mutter sah die Annoncen in der Volkszeitung durch. Der Fernseher lief sich schon warm. Aus Mutters Augen sah der blanke Schreck, als sie meine Lehrerin erkannte. Sie sah erst mich an, dann Frau Paulsen, so als könnte sie mit ihren Blicken erraten, was passiert war. Mutter hat immer Angst, dass was passiert. Wenn im Fernsehen die Nachrichten kommen, geht sie raus. "Die Leute sollten in Frieden leben", sagt sie. Aber die "Leute" hören wohl nicht, was sie sagt, oder sie richten sich nicht danach. Meine Mutter arbeitet als "Chefsekretärin" in einer Metallbude. Wenn sie abends nach Hause kommt, weint sie manchmal und sagt, die Welt sei ungerecht, weil's immer die Kleinen erwische. Aber sie fängt sich bald wieder, indem sie wie wild die Fenster putzt, den Teppich saugt und mit dem Staubtuch hantiert. Ich kenne sie nur in mausgrauen Kostümen, schwarzen Rollkragenpullis und mit frisch gelocktem Haar.

Mutter schwirrte aufgeregt um die Paulsen herum. Bot ihr Platz an. Erkundigte sich nach dem Befinden. Schimpfte aufs Wetter. Stellte trotz Widerspruchs noch ein Gedeck auf den Tisch. Schenkte Vater und der Paulsen einen Klaren ein. Dabei fragten ihre Augen, was passiert sei. Und zugleich war sie nahe dran, aufzuspringen und in ihrer Küche zu verschwinden. Vater blieb ruhig. Nur die unzähligen Furchen in seinem Gesicht gerieten in Bewegung, von den Stirnmuskeln gezogen. Er legte die Rennzeitung in Reichweite, stand auf, und für Sekunden hielt er die Hand der Paulsen in seiner rauen warmen Hand. Gleich setzte er sich wieder. Trank auf einen Zug die zweite Flasche Bier leer. Vater arbeitet in der Gießerei. In einer mörderischen Hitze. Er ist klein und zäh. Seine Haut ist wie trockene Rinde. Er hat immer Durst. Meistens schläft er nach dem Abendbrot im Sessel vor dem Fernseher ein. Wenn das Programm zu Ende ist, weckt Mutter ihn, und sie gehen ins Bett. Vater ist sparsam mit Worten und mit Bewegungen. Was er tut, hat Hand und Fuß. An dem, was er sagt, ist was dran.

"Langen Sie nur zu, Frau Paulsen", sagte Mutter eifrig. "Die Leberwurst ist vom Pöltitz um die Ecke, dem Fleischer. Hier ist Schweizer Käse. Ich darf Ihnen doch nachschenken."

Ich saß auf meinem Stuhl, aß die vierte Schnitte, sah aufs Fernsehbild und tat so, als ginge mich das alles nichts an. Irgendwas musste ja passieren. Ich fühlte es schon lange. War zwar aufgeregt; aber alles in mir verlangte nach einem großen Krach.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Wie ein Vogel aus dem Ei»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Wie ein Vogel aus dem Ei» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Wie ein Vogel aus dem Ei»

Обсуждение, отзывы о книге «Wie ein Vogel aus dem Ei» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x