Gunter Preuß - Wie ein Vogel aus dem Ei

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Hin- und hergerissen zwischen vorgesteckten Zielen und der Sehnsucht nach Unbekanntem und Wagnis ist das Mädchen Cornelia, genannt Conny. Und sie macht verwirrende, komische wie schmerzliche Erfahrungen: mit Jungen, Männern, der eigenen Schwester. Um Klarheit zu gewinnen, schreibt sie alles nieder. Geschehen in den Achtzigerjahren der DDR. Heute, als junge Frau liest sie nach. Denn plötzlich ist ihr Jugendfreund Ludwig wieder aufgetaucht, mit dessen Rennrad sie einmal vom Kilimandscharo fliegen konnte…

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Nun, der Werner Branstner stand im Klassenzimmer und rührte sich nicht.

"Was gibt es denn noch?", fragte ihn Frau Paulsen. "Nichts", sagte Werner Branstner und sah uns alle böse an.

Ich kannte ihn seit dem zweiten Schuljahr. Er war mit seinen Eltern vom Dorf in die Stadt gezogen. So richtig zu Hause gefühlt in der Stadt hatte er sich wohl nie. In der Schule war er mittelmäßig, er war oft krank. Wenn er mal sprach, erzählte er von seinem Dorf Das waren Geschichten, mit denen wir Großstadtkinder nichts anzufangen wussten. Er war uns immer etwas fremd geblieben. Wie einer, der von so weit her kommt, dass man's sich gar nicht richtig vorstellen kann.

Wir haben nur einmal miteinander gesprochen. Während eines Schulsportfestes. Ich war am schlechtesten gesprungen, obwohl ich favorisiert war. Hatte zu Hause Ärger gehabt, und mir war nicht nach weiten Sprüngen zumute gewesen. Saß im Gras, hörte die Jubelschreie der anderen, fand das Leben ungeheuer schwer und anstrengend. Da stand der Werner Branstner vor mir und sagte "Du warst nicht schlecht. Wirklich nicht"

"Na danke", sagte ich ziemlich überrascht. "Die anderen waren nur besser, was."

Ich saß und rupfte Unmengen Gras. Er strich sich übers Kinn wie ein Alter über seinen Bart. Dann erzählte er mir eine Geschichte, die ich bis heute nicht vergessen habe. Sie spielte in seinem Dorf. Er erzählte sie wie über einen anderen Jungen. Aber er hat sich selbst gemeint. Das begriff ich an dem Tag, als er so allein im Klassenzimmer stand und uns böse ansah. Der Junge in seiner Geschichte hielt sich Tauben. Brieftauben. Wenn irgendjemand aus dem Dorf verreiste, gab er ihm eine Taube im Käfig mit. Am Reiseziel sollten die Leute der Taube eine Nachricht übergeben und sie freilassen. Sieben seiner besten Tauben gab der Junge den Leuten mit. Keine kehrte in den Schlag zurück. Keine Nachricht von "draußen" erreichte ihn. Da hat der Junge den Schlag über Nacht offen gelassen, obwohl er wusste, dass der Marder nur darauf wartete. Noch vorm nächsten Morgen ist er zum Schlag raufgestiegen und hat die zerrissenen Tiere gesehen.

Werner Branstner rührte sich nicht. Frau Paulsen fing an zu tänzeln, wie die Pompadour im Zirkus, bevor sie bissig wurde und auszuschlagen begann.

Irgendwie machte es mich fix und fertig, den Jungen so dastehen zu sehen. Dachte, ich muss verbrennen oder zerspringen. Seine Geschichte fiel mir ein. Mir wurde noch heißer.

Werner Branstner rannte aus dem Klassenzimmer. Die Tür stand offen. Die Schritte verhallten auf dem Gang. In die Stille hinein sagte die Paulsen, ich solle die Tür schließen, damit wir endlich ungestört weiterarbeiten könnten. In mir war eine furchtbare Angst, etwas zu verlieren. Etwas, für das man keinen Namen findet, das man vergessen hat, aber das noch immer da ist. Etwas, das man auf gar keinen Fall verlieren darf. Und zugleich spürte ich große Freude. Hoffnung auf Unbekanntes. Ich hatte Sehnsucht nach einem Etwas, was ich unbedingt gewinnen musste. Ich sagte ja schon, es war nur ein Gefühl. Aber damals wie heute verwirrt's mich total. Ich bin hoch und aus der Schule raus, so schnell ich konnte. Auf der Hauptstraße, mitten im Menschentrubel, habe ich Werner Branstner eingeholt. Er stand vorm Schaufenster einer Drogerie, die Stirn an die Scheibe gedrückt. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.

Ich wollte ihm etwas sagen, zu seiner Geschichte, über sein Dorf, von mir, von unserer Stadt.

"Heulst du?", fragte ich. Das war nun wirklich das Dümmste, was ich sagen konnte.

Und weil's so dumm war, was ich gesagt hatte, fragte ich gleich noch mal: "Heulst du?"

"Das geht dich einen Dreck an."

Werner Branstner nahm nicht die Stirn vom Schaufenster. Ich fragte mich, ob er all das Zeug dahinter sah. War voller Angst, dass er mir davonrannte, ohne dass ich ihm sagen konnte, was ich ihm sagen wollte. Aber er rannte nicht davon. Wir standen vor diesem mit Vitaminpräparaten, Kräutersäften. Gesichtswassern und Watte voll gestopften Schaufenster. Hinter unsern Rücken hechelte die Stadt wie ein jagender großer Hund. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir dort standen.

Schließlich sagte Werner Branstner, immer noch mit der Stirn an der Schaufensterscheibe: "Dann mach's gut."

"Mach's gut", sagte ich. Sah ihm nicht hinterher, als er ging. Bin dann durch die Stadt gelaufen, bis der Unterricht vorüber war.

3.

Heute weiß ich nicht mehr, wie Werner Branstner aussah. Aber seine Geschichte vom Jungen und von den Tauben habe ich nicht vergessen. Und dieses Gefühl, das ich an diesem Tag zum ersten Mal erlebt hatte, ist in mir geblieben. Ich glaube, damals habe ich begonnen erwachsen zu werden. Es ist mir verteufelt schwer gefallen. Und ich weiß bis heute nicht, ob ich übern Beginn hinaus bin, obwohl mir so einiges passiert ist. Weiß nur, man kann nie erwachsen sein. Man kann's immer nur werden.

Mit diesem Gefühl hatte mein Leben einen Sinn, ein Ziel bekommen. Das weiß ich heute. Damals war's nicht viel anders, als wenn mich ein Verrückter von hinten ins tiefe Wasser stoßen und rufen würde:

"Schwimm!"

Nachdem Werner Branstner weg war, habe ich ihm noch ein paar Mal geschrieben. Habe ihn gefragt, ob er mir ein Foto von sich schicken könnte. Er hat nie geantwortet. Heute weiß ich nicht einmal mehr, ob ich die Briefe abgeschickt habe. Damals habe ich fest daran geglaubt, dass ich's getan hätte. Jeden Tag bin ich von der Schule nach Hause gerannt. Jeden Tag war der Briefkasten leer. Ich befand mich wie auf einer Waage. Pendelte zwischen Angst und Erwartung. Geriet in Panik. Wollte dieses Etwas finden und festhalten.

Zu Hause probte ich ständig den Aufstand. Mal laut, mal leise. Der reinste Nervenkrieg. Ich wäre damals am liebsten weggerannt. Irgendwohin. Alles, was mich bisher umgeben hatte, war mir zu eng, zu dumm und zu langweilig geworden. Wir wohnten in einem der viergeschossigen alten Häuser an der Hauptstraße, fünf Minuten Straßenbahnfahrt entfernt vom Stadtzentrum. In den Erdgeschossen der Häuser reihte sich Laden an Laden. In unserm Haus war die Gaststube "Zum Roten Hirsch" untergebracht. Das war so eine richtige Eckkneipe mit blank gewetzten schweren Tischen und Stühlen, mit Bedienung an der Theke, Fassbier, roter Limonade, Bockwurst mit Brot. Hier wurde noch angeschrieben. Die Wirtin hieß Änni, wog gut und gern ihre drei Zentner und war früher im Zirkus als Kraftakrobatin aufgetreten. An den verräucherten Kneipenwänden hingen Bilder von ihr, wie sie im schillernden Kostüm, den Kopf voller Locken und Flittersterne, ihren Mann Fritz und jede Menge Eisenkugeln auf den Arm nimmt. Ihr Künstlername war Jolly Eisenarm. Fritz, ihr Mann, hatte sich scheiden lassen. Als Grund gab er "wachsendes Übergewicht" Ännis an. Auf Fotografien sieht er aus wie ein Gartenzwerg. Aber für Änni muss er wohl die große Liebe gewesen sein. Nach der Scheidung ist sie weg vom Zirkus, hat den "Roten Hirsch" übernommen und zu trinken angefangen. Mit jedem, der in ihren "Bierladen" kam, war sie sofort per du. Die Männer nannte sie alle Fritz, die Frauen Erna. Für mich war Änni wie eine Großmutter. So ein Ankerplatz, wenn das Schiff ein Leck hat und nicht mehr weiß, wohin. Ich habe zwei richtige Großmütter; aber ich kann mit beiden nichts anfangen. Die eine lebt "drüben", in Köln. In der Familie wird erzählt, sie wäre ein lustiges Kind vom Rhein. So eine, die zum Karneval die Betten verkauft, wenn's sein muss. Ich kenne nur ihre Pakete, die regelmäßig kommen. Die andere wohnt keine Viertelstunde Fußweg von uns entfernt. Sie lebt mit Großvater bis in den Winter hinein in ihrem Schrebergarten, der im Rosenthal am schlammigen Ufer der Pleiße liegt. Sie halten dort Kaninchen, ziehen Rosen und ernten die größten Tomaten. Den beiden kann man nichts erzählen. Sie fragen immer gleich: "Brauchst du Geld?" Dann drücken sie einem eine Mark in die Hand und meinen, nun hätten sie jedes Problem gelöst. Dafür muss man furchtbar dankbar sein und mindestens sieben Stunden lang in die Knie gehen und Unkraut stechen.

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