HaMuJu
Morde und Leben - Leber und Meissner
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Inhaltsverzeichnis
Titel HaMuJu Morde und Leben - Leber und Meissner Dieses ebook wurde erstellt bei
Mersdonk
Mord an Birte Schoemaker
Berlin
Mord an Svenja Kollartz
Monika Grüter
Berlin II
Stapler
Die Jagd auf Stapler
Mord an Lisa Kemper
Zu Hause
Nach Amsterdam
Moers
Impressum neobooks
Die beiden erfahrenen Polizisten standen in Lebers Küche und bereiteten ein italienisches Sommergericht zu, es sollte Spagetti Carbonara mit einem gemischten Salat geben, sie fügten alle Salatgemüse, die es in dieser Saison auf dem Markt zu erstehen gab, in eine Schüssel. Für die Zubereitung des Salates ging die meiste Arbeit drauf, die beiden Kommissare setzten ihren gesamten Fleiß in das Zerschneiden der Gemüse, aber das musste eben sorgfältig gemacht werden, sollte der Salat auch schmecken.
Das Kochen gehörte neben der Polizeiarbeit, in der die beiden sonst aufgingen, zu ihren Hobbys, sie kochten mit Leidenschaft und waren sich des Lobes ihrer Ehefrauen gewiss, die zum einen von der Küchenarbeit befreit waren, der sie sich sonst immer hingeben mussten, und zum anderen schmeckte es wirklich ausgezeichnet, was ihre Männer da zubereiteten. Sie waren im Laufe der Jahre zu versierten Köchen geworden und wussten sich im Prozedere der Speisenzubereitung zu bewegen. Sie wechselten sich mit dem Kochen immer ab, mal wurde bei Lebers und mal bei Meissners gegessen. Sie wohnten in einer Wohnsiedlung in Mersdonk, einer mittelgroßen Stadt am Niederrhein, praktisch in Rufnähe zueinander. Damals, als sie beide von der Polizeischule gekommen waren, das lag inzwischen zwanzig Jahre zurück, hatten sie sich gleich an den Hauskauf gemacht, sie wollten nicht aufwändig mauern lassen, das hätte viel zu lange gedauert, bis sie in ihre Häuser hätten einziehen können, sondern sie hatten sich beide für ein Weber Fertighaus entschieden. Es hat sowohl bei Lebers als auch bei Meissners lange Zeit Vorurteile gegen Fertighäuser gegeben, sie wären in Leichtbauweise errichtet und deshalb von minderer Qualität, dachten sie. Nachdem sie aber gemeinsam Fertighausausstellungen besucht und die ausgestellten Objekte einer eingehenden Prüfung unterzogen hatten, nachdem sie Gespräche mit sachkundigen Freunden über Fertighäuser geführt hatten, revidierten sie ihre Vorurteile, denn das, was sie auf den Ausstellungen zu Gesicht bekamen, war durchaus von gediegener Qualität und überzeugte sie alle.
Weber war der Hersteller, der ihnen allen am meisten zusagte, sie hatten die Ausstellungen aller namhaften Hersteller besucht und konnten sich deshalb ein Urteil erlauben, was das Preis-/Leistungsverhältnis anbelangte und das lag bei Weber eben am günstigsten. Es gab damals keine Schwierigkeiten, ein Grundstück in Mersdonk zu bekommen, man war dort praktisch auf dem Land und hatte die großen Städte des Ruhrgebietes quasi vor der Haustür liegen, man war mit dem Auto in jeweils zwanzig Minuten in Oberhausen, Mülheim, Essen, Duisburg und in dreißig Minuten in Düsseldorf, das machte Mersdonk so attraktiv, ansonsten bot diese Stadt viel Ruhe und gute Landluft, manch einer behauptete, man lebte dort am Arsch der Welt. Das sahen weder Lebers noch Meissners so, für sie war Mersdonk ein idealer Ort zum Wohnen, die Männer konnten dort von ihrer teilweise aufreibenden Arbeit entspannen, die Ruhe genießen oder zusammen mit ihren Frauen Fahrrad fahren. Wenn ihnen der Sinn danach stand, fuhren sie in eine der Großstädte und gingen dort ins Kino, Theater oder einkaufen. Die beiden Männer waren keine großen Liebhaber extensiven Einkaufens, wenn sie von ihren Frauen mitgeschleift wurden, gingen sie schon mit ihnen zum Beispiel ins Centro nach Oberhausen, aber nie für sehr lange.
Sie verstanden die Leute nicht, die sich dort freiwillig stundenlang aufhielten und sich von dem hektischen Treiben und der permanenten Beschallung berieseln ließen. Ganze Busladungen holländischer Käuferinnen und Käufer wurden am Centro ausgeschüttet, nach Stunden wieder eingeladen und nach Holland zurückgebracht. Da sowohl Lebers als auch Meissners vor zwanzig Jahren kleine Kinder hatten, die mittlerweile ihr Elternhaus verlassen hatten, entschieden sich beide Familien für das Weberhaus Balance 200, das im Dachgeschoss über drei Räume und ein Bad verfügte und somit jedem Familienmitglied ausreichend Platz bot. Das Haus kostete 150000 Euro, was eine Menge Geld war, dazu kam ja noch der Preis für das Grundstück, aber der lag in Mersdonk denkbar niedrig und nahm sich gegenüber dem Hauspreis doch bescheiden aus. Mersdonk lag ungefähr fünfundzwanzig Kilometer von Moers entfernt, wo KHK Leber und KOK Meissner in der Asberger Straße auf der Polizeiinspektion arbeiteten. Sie waren Kriminalbeamte und hatten in ihrer Laufbahn schon mit den abscheulichsten Verbrechen zu tun gehabt. Anders als KHK Leber war KOK Meissner noch nicht weiter befördert worden, seine Beförderung zum KHK würde aber in nächster Zeit erfolgen, er war auch ein Jahr jünger als sein Kollege. Max und Paul, die beiden Söhne der Lebers, studierten beide an der Uni Dortmund Elektrotechnik bzw. Energietechnik, sie hatten das Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn besucht und beide die Leistungskurse Mathematik und Physik in der Oberstufe belegt, was ihnen im Studium sehr entgegenkam. Max meinte sogar:
„Diese beiden Leistungskurse sind für mein Elektrotechnik-Studium unabdingbare Voraussetzung gewesen, und schon viele sind an der Mathematik-Klausur gescheitert, die wir zu Beginn des Studiums geschrieben haben, und deren Bestehen notwendige Bedingung für ein Weiterstudieren in diesem Studiengang ist“, Paul sah das für die Energietechnik ähnlich. Die beiden lebten in Dortmund in einem Wohnheim in Wohngemeinschaften, es gab in den Wohnheimen an den Studienorten fast nur noch Wohngemeinschaften. Im Prinzip handelte es sich bei der Unterbringung der Studenten um Vierzimmerwohnungen, in denen sich ein Gemeinschaftsbereich mit Küche befand, von dem die Zimmer abgingen. Meissners hatten eine Tochter, die zwei Jahre jünger war als Max und deshalb gerade erst ihr Abitur in Geldern gemacht hatte. Sie war nach Münster gegangen, um dort Pädagogik und Englisch für das Lehramt in der S II zu studieren. Die beiden Ehefrauen der Kommissare hatten ihre Berufe an den Nagel gehängt, als sich die Kinder angekündigt hatten, sie waren Hausfrauen, betätigten sich aber in vielfältiger Weise außer Haus, so besuchten sie das Fitnessstudio in Mersdonk an zwei Nachmittagen pro Woche. Das Studio gab es seit drei Jahren in Mersdonk und erfreute sich großer Beliebtheit, sie besuchten darüber hinaus einen VHS-Kurs in digitaler Fotografie und fuhren oft gemeinsam mit dem Wagen zum Kaffee trinken nach Duisburg oder sogar nach Düsseldorf.
Lebers und Meissners gingen auf die Fünfundvierzig zu, fühlten sich aber nicht alt, wenngleich sie ihre jungen Jahre natürlich längst hinter sich gelassen hatten. Sie pflegten viele Kontakte zu Nachbarn, die beinahe alle in ihrem Alter waren, man hatte sich damals in der Anfangsphase der Wohnsiedlung kennengelernt, vornehmlich über die Kinder und da lagen die Interessen aller auf der gleichen Ebene. Heute lud man sich zu gemeinsamem Grillen ein, oder man unternahm Radtouren am Niederrhein, ein herrlicheres Radrevier war kaum vorstellbar, gern fuhren sie nach Wetten an die Niers oder auch nur in die Leucht, wie ihnen der Sinn gerade stand. Die beiden Frauen sahen gut aus und waren durchtrainiert, Frau Leber hatte blondes Haar und war groß, sie hatte eine Körpergröße von 1.76 m. Sie trug, genauso wie Frau Meissner auch, fast ausschließlich Jeans, die ihre Sportlichkeit noch unterstrichen. In Kleidern fühlten sich die beiden Frauen nicht wohl, schon als Jugendliche trugen sie beinahe nur Jeans, weshalb sie von ihren Müttern oft ausgeschimpft wurden, ein Mädchen müsste doch Kleider tragen, bis sie damit aber aufhörten und ihre Töchter gewähren ließen. Inzwischen waren beide Frauen selbst in dem Alter, in dem ihre Mütter damals gewesen waren, nur weitaus toleranter, was die Kleidung ihrer Kinder betraf.
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