Kunti hatte die richtigen Worte gefunden; Eberhard musste ihr recht geben.
„Die Nächte werde ich mit dir verbringen“, sagte er trotzig, und Kunti lächelte ihm zu.
„Ich schenke dir einen Knaben“, versprach er ihr und beobachtete fasziniert, wie sich ihre langen, spitzen Brustwarzen versteiften. Spielerisch umkreiste er beide mit je einem Finger.
„Der Gedanke gefällt dir“, stellte er lüstern fest.
„Ja“, gab sie unumwunden zu; ihre Stimme nur ein Hauch.
Bereits am nächsten Tag wählte Kunti von einem Dutzend Knaben einen aus.
„Diesen da“, zeigte sie auf den Betreffenden.
Der Junge mochte neun oder zehn Jahre zählen; war feingliedrig, wie auch die Zofe, und schien gut zu Jener zu passen. Deren unmittelbare Aufgabe war es, den Knaben zu baden und ihn sodann einer ersten Lehrstunde zu unterziehen....
Die Trauungszeremonie hatte begonnen. König Urs, als dem ältesten Bruder, oblag es, diese zu vollziehen. – Noch immer hatte Eberhard die verschleierte Heidrun nicht gesehen. Missmutig, doch neugierig zugleich, stand er neben Bruder Wolf und wartete, dass die Braut ihm zugeführt würde.
Diese erschien in Begleitung Edelgards und Gertrauds; schüchtern ließ sie sich führen, bis sie endlich vor Eberhard angelangt war. Sie reichte ihm gerade bis zur Schulter und schien, so Eberhards Hoffnung, eine recht passable Figur zu besitzen. Dick war sie auf keinen Fall, stellte er mit fachmännischem Blick fest; doch war sie reizvoll ? Man würde sehen.
Die zeremoniellen Worte waren gesprochen; das Ritual vollzogen. Eberhard hatte nun eine Gemahlin. Er fühlte sich elend. Mochte dieser Tag schnell vorüber gehen !
Durch einen Vorhang von den Männern getrennt, saßen die Damen bei der anschließenden Feier zum Mahle.
Eberhard sollte seine angetraute Heidrun erst am Abend in ihrem gemeinsamen Ehegemach zu Gesicht bekommen. Er sehnte sich nach Kunti, doch wusste er, dass er in dieser Nacht auf sie verzichten musste.
Er würde seine 'Pflicht ́ erfüllen und danach mochten sie ihn in Ruhe und seine eigenen Wege gehen lassen. Lustlos aß und trank er; hörte mit einem Ohr auf die Gespräche der Anderen, und atmete erleichtert auf, als die Feier endlich ihrem Ende zuging.
Heidrun war in ihren Gemächern, wo ihre Zofe sie badete
und für die Nacht bereitmachte.
Es war soweit. Heidrun wurde in das zum Vollzug der Ehe bestimmte Gemach geführt und Eberhard über die Anwesenheit seiner Gemahlin informiert. Steif schritt er durch die Tü, erblickte Heidrun und stellte enttäuscht fest, dass sie keineswegs eine Schönheit war. Ein Durchschnittsgesicht, doch mit angenehmen, freundlichen Zügen.
'Sei’s drum, ́ dachte er, 'ich habe meine Kunti. ́
Er führte leichte Konversation, reichte seiner Gemahlin ritterlich die Hand und geleitete sie dann zur Bettstatt. Ein Page löschte die Lichter und Eberhard erfüllte seine Pflicht....
Am nächsten Morgen konnten die Herolde verkünden, dass die Ehe des Königspaares vollzogen sei und die Bevölkerung hatte einmal mehr Grund zur Freude und Feierlichkeit.
Eberhard saß mit seiner Mätresse, um endlich auszuspannen nach der ungeliebten Pflicht.
„Was willst du, Kunti ? Ich habe meinen Teil erfüllt; mehr gibt es nicht zu tun.“
„Du hast als Gemahl auch andere Pflichten, Eberhard. Du brauchst einen Thronfolger! Außerdem wirst du sie dann beschäftigt wissen, wenn du ihr ein Kind zum Geschenk machst. Du darfst nicht vergessen, dass du König dieses Reiches bist.“
„Ich höre immer nur: Pflichten, Pflichten; ich will auch mein Vergnügen. Ich will dich !“
Kunti strich ihm spielerisch über die Lippen.
„Du hast mich doch ohnehin. Du weißt, dass ich immer für dich bereit bin. Denke über meine Worte nach und schenke ihr einen Sohn.“
Wieder musste Eberhard ihr recht geben. Hatte Heidrun erst einen Sprössling empfangen, so würde sie beschäftigt sein und zufriedengestellt und er hätte wieder seine Ruhe.
„Noch zwei Tage“, stöhnte er, „dann finden nur noch die allgemeinen Festlichkeiten statt und ich kann mich wieder gebührend um dich kümmern.“
„Währenddessen werden sich die Kleine und der Knabe um mich kümmern müssen; was sie übrigens ganz ausgezeichnet zuwege bringen.“
„Du bist ein kleines Biest !“
Eberhard griff unter ihre Röcke – und Kunti ließ es sich lachend gefallen.
Der König erfüllte also weiterhin seine ungeliebte Pflicht und die heißblütige Kunti beschäftigte sich derweilen mit 'Püppchen ́ und 'Omir. ́
Püppchen wurde die Zofe ob ihrer Zartheit und Niedlichkeit von den beiden Liebestollen gerufen. Dem Knaben hatte Kunti den Namen Omir gegeben, weil er während der ersten Liebesspiele stets auf gleiche Weise geantwortet hatte. – Während Püppchen den Jungen mit der Zunge an seinem niedlich-kleinen Glied gereizt hatte, wollte Kunti wissen, ob es ihm gefiele.
Der Knabe, fast besinnungslos vor Erregung, hatte gestöhnt: 'O, mir gefällt es sehr gut. ́
Als er späterhin mit seiner eigenen Zunge Kunti zu verwöhnen hatte, antwortete er wiederum auf die gleiche Frage : 'O, mir gefällt es gut. ́
So hatte er kurzerhand dieses 'O mir ́ als Rufnamen erhalten.
Omir war anstellig und legte wahre Begeisterung bei der Erfüllung seiner Pflichten an den Tag. Es dauerte nur wenige Stunden, so benötigte er keinerlei besondere Aufforderung mehr, um sich unter Kunti’s oder Püppchens Röcken zu schaffen zu machen. – Beide von gleichem heißem Blute, ließen es sich nur allzu gerne gefallen.
In Wolfs Schloss war während der Abwesenheit des Königspaares ein Streit unter den Ministern entbrannt.
Die Regierungsgewalt war dem erfahrensten und zugleich ältesten Minister, einem Manne von unscheinbarem Äußeren, von Wolf übertragen worden.
Dieser Minister war ein stiller, auf Gerechtigkeit und Ehrlichkeit bedachter Mann, der unglückseligerweise, wenn er erregt war, von einem leichten Stottern befallen wurde.
Aufgrund dieses Sprachfehlers wurde der intelligente Mann zuweilen von einigen seiner Mitminister nicht allzu ernstgenommen. Hinzu kam, dass er gutmütig war und in keinster Weise von irgendwelchen Machtgelüsten geplagt
König Wolf hatte vor geraumer Zeit aus dem Ausland eine Ladung Edelhölzer bestellt, welche nun, just während seiner Abwesenheit, geliefert werden sollte.
Es ergab sich der Umstand, dass der Lieferer des Holzes einen beträchtlich höheren Preis als ursprünglich ausgehandelt, veranschlagte.
Der regierende Minister, welcher dem Schatzmeister jede Auszahlung zu genehmigen hatte, lehnte solches Ansinnen rundweg ab. Es kam zur Diskussion unter den konkurrierenden Ministern.
„Der König hat die Hölzer bestellt, also muss er sie auch erhalten. Wir können sie unmöglich zurückgehen lassen.“
„Nein, das können wir nicht; doch ist der Preis nicht der rechte. Der Lieferer muss die Hölzer zum ausgemachten Preis herausgeben !“
Dies erwies sich allerdings als nicht möglich, da der Lieferer selbst nicht anwesend war, sondern den Lieferauftrag weitergegeben hatte, mit der Order, das Geld für ihn einzunehmen.
Hin und her ging die Diskussion, doch konnte man sich nicht einig über das weitere Verfahren werden. Der Schatzmeister bat den regierenden Minister, die Anweisung zur Auszahlung der höheren Summe zu erteilen. Dieser jedoch weigerte sich weiterhin mit Bestimmtheit.
„Die Leute mögen warten, bis König Wolf zurückkehrt. Stellt ihnen Quartiere zur Verfügung und verpflegt sie. Ich werde die höhere Summe keinesfalls genehmigen ! Ihr als Schatzmeister solltet wissen, dass es des Königs Gelder sind, welche Ihr verwahrt. Eine Auszahlung dieser überhöhten Summe wäre eine Veruntreuung des Eigentums unseres Königs.“
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