Jasper Mendelsohn - Die freien Geisteskranken
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Höchst relevant."
Dr. Salomon Hecke
"Ein geiles Gefühl – das Buch am Ende zuzuklappen, zu rekapitulieren,
ein Wahnsinns-Moment."
Dirk Steffen, Influencer
"Ein Buch für Ärzte und Lehrer, für Redner und Journalisten, für Politiker und Manager, für Geschichtsinteressierte und Geschichtsdesinteressierte gleichermaßen, für Bankiers und Künstler. Für jedermann.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen: Die deutsche Bildungslücke."
Brigitte Neumann, Frankfurter Standard
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Zurück in 1921.
Da liefen sie, die Hanswürste mit ihren Hanswürstinnen und Gewürzgurken der ersten Gewerkschaften im feindbesetzten Düsseldorf und demonstrierten ihren Ungehorsam. Die Industrie- und Bergbauunternehmen der Region waren unter der Kriegsschuldeneintreiberei von französischen und belgischen Militärs besetzt und kontrolliert. Was nützlich war wurde einkassiert, von der Steinkohle Bochums bis zum Hafer vor Köln. Die Arbeiter hungerten sich von Tag zu Tag und was sie an Energie übrig hatten, brüllten sie der Demonstrationseskorte der Soldaten entgegen an der sie vorbeidefilierten und alte Kriegsmärsche sangen, über den langen und reinen, vereinten und ehrlichen, heißen, deutschen Hass, der ewig währte und ohne Unterlass und so weiter. Ansgar Dachs klopfte die Asche aus seiner Pfeife in das Rinnsal, spuckte griesgrämig den Tabak zwischen seinen Zähnen auf die Straße und kehrte um in Richtung Kramladen. Mit den Arbeitern konnte er nicht viel anfangen. Keine Gemeinsamkeit, Parallelentwicklung, Koexistenz. Dachs war von Beruf Kunstfälscher, aber nicht irgendeiner, kurz: der Beste. Niemand kannte ihn außerhalb seines erlesenen Kreises, welcher aus ihm bestand. Und Kurt. Der Unbetastete, der Unbesehene. Er malte Gemälde nicht ab, er malte Werke nochmal und fügte dann, zu guter Letzt, den »Geniestreich« hinzu, wie er ihn nannte, der noch fehlte. Viele wesentlichen Werke wurden erst bedeutsam (und überhaupt berühmt), nachdem Dachs seinen Streich vollendet hatte. Von der Neuzeit bis zur Renaissance reanimierte er die Gedanken der Großen, der größten Kunstmaler, der Koryphäen und der Verrückten und überstäubte sie mit dem künstlichen Verwesungsprozess der dunklen Alchemie (meistens reichte auch ein Backofen) – auf dass sich ihre Werke auf die Fissuren, die Patina-Absplitterungen und Verlaufsrichtungen der Pigmentverluste genau glichen. Er tauschte seine Versionen mit denen der Bestände in den Museen und Privatsammlungen aus und verbrannte die Originale. Es war jedes Mal ein Fest. Schon in seiner Ausbildung zum Restaurator stellte ihm sein Ausbilder die Naturstudie des Feldhasen Albrecht Dürers von 1502 auf die Staffelei, er solle es zu Lernzwecken imitieren. Dachs‘ »Gemini«, wie er seine Perfektionen nannte, waren so exakt, von Duktus und Pinselgesinnung bis hin zur Nachbildung des Alters von damaliger Materialwahl und dessen Verschleiß durch die Zeit, dass er dem Ausbilder die Kopie zurückgab – und das Original behielt. So heißt es. Durch die Zugabe des »Geniestreichs« war dem Ausbilder, als hätte das Werk an Wert, an Ausstrahlung, an Sympathie gewonnen, doch er konnte nicht genau benennen was es war. Seit her ist der Feldhase aus keinem historischen Abriss jener Epoche auszulassen. Er brannte umwerfend schön. Wo das größte Werk an die Kunst das Unbekannt-bleiben ist, liegt man außer Konkurrenz der Namentlichen. Wo andere Künstler mit leiser Katzentatze am Naschtor der Unsterblichkeit kratzen, lehnte Dachs sich zurück in die Lebbarkeit der Gegenwart. Und wo andere Künstler jeden Morgen von der Klinge des Anspruchs wachgestochen wurden und des Abends mit der vagen Vermutung der Erfolglosigkeit versuchten einzuschlafen, da lachte er sie aus und stopfte sich die Pfeife. Sie alle wollten in die Kunstgeschichte eingehen, ein Vermächtnis hinterlassen, einen Namen nach dem Tode führen. Für Dachs war das lächerlich prätentiöses Geltungsgebaren. Was nützt der Name nach dem Tod. Das goldene Glöckchen an der beglasten Eingangstür klingelte bei seinem Eintritt in den Kramladen. »Nichts zu erleben außer die Spinner da draußen«, nuschelte der Riese am Tresen hinter seinem Schmöker hervor aus seinem Bauch heraus. Der Kramsammler Kurt Brockhaus war ein massiver und edler Zeitgenosse. Zwei Meter war er hoch und einen breit. Ein Berg, ein Goliath, ein Fass von einem Mann. Auf mittelalterlichen Schlachtfeldern hätte er Raubritter gerissen wie Wölfe junge Kälber. Mit dem Morgenstern hätte er die blechernen Helme wie Nussschalen zerknackt, wenn er nicht so prüfend und sanftmütig wäre. Doch heute, Anfang der 1920er, da stieß er sich regelmäßig die Stirn an niedrigen Lampenschirmen und tiefgezogenen Türbalken in kleinen Lesestuben. Auch sein Gedächtnis schien ein Koloss zu sein. Aus seinem roten Vollbart kamen massenweise Anekdoten zu kunstgeschichtlichem Anno dazumal und er hatte immer zusätzlich ganz allgemein von Allem eine Art Ahnung. Kein Künstler, aber ein Künstlerfreund, eine wandelnde Enzyklopädie in seinem Lebensraum der alten Bücher, Gegenstände und Gerüche. »Die Gewerkschaften haben heute wieder dringlichsten Weltrevolutionstag«, sagte er und nickte zum Schaufenster, mit dem Zeigefinger voran, »und bekämpfen die Gewaltspirale, wenn es sein muss mit Gewalt. Kollektiveifer nenne ich sowas: Pumpen eine Sache auf, konstruieren sich die absolute Wichtigkeit und dann gibt es nichts anderes mehr. Können dann einfach nicht bei sich halten.« »Ich wollte heute sowieso nicht Spazieren gehen«, sagte Dachs und schleifte durch die engen Gänge zwischen den bauchigen Regalen und wackligen Stützbalken. Der Laden war voller kleiner und kleinlicher Winzigkeiten. Ein archivalisches Konglomerat von fast Allem. Die Ablagebretter gähnten und bogen sich unter der Last des akribischen Sammelsuriums. Hier und dort knackte es leise. Prähistorische Büchsen und Töpfchen mit antiken Inhalten türmten sich zu einem Mikado-artigen Mosaik. Dort und da standen Marmorbüsten irgendwelcher zweitwichtigsten Personen der Geschichte auf Bücherstapeln. Ein ausgestopftes Gürteltier, ein Elfenbeinhorn, allerlei Piratensäbel, afrikanische Masken und Hirschgeweihe. Eine Daumenschraube und anderes inquisitorisches Foltergerät, ein übergroßer Schildkrötenpanzer, ein Haifischgebiss und tropische Schrumpfköpfe hingen von der Wand. Er ging zu dem Schrank mit den Farbtöpfchen und Klangschälchen und Elixieren und griff nach einem Blau. Brockhaus war Dachs‘ Ratgeber in Sachen chemischer Zusammensetzung, kontemporärer Farbgebung und künstlicher Alterung seiner Fälschungen, seiner »Gemini«. Gemeinsam begutachteten sie Stile und Geschmäcker über Zeitfenster, welche sich zu Zeiträumen auftaten, über denen Epochen herüberzogen. Die Unterschiede von Krakelees, die Aggregatszustände von Öl mit Eigelb, das Koffein, der Schwefel, das Bügeleisen. »Ich hätte eine Frage zu einem neuen Projekt«, sagte Dachs verschwiegen. »Ein Projekt?«, fragte Brockhaus aufmerkend und schlug den Wälzer zu, schob ihn an seinen Platz zurück und holte die Tassen aus dem Schrank. »Welches Projekt?« »Ich dachte diesmal an einen dieser Peredwischniki, einen russischen Wandermaler«, holte Dachs aus. »Weg von der Menschheit, wieder hin zur Landschaftsmalerei. Wie damals den Turner. Diese Ruhe der Freiheit. Ich meine, diese Nebelschleier, dieser Luftgeschmack, dieses Sonnenlicht, das auf nichts trifft und in den Wasserkristallen leuchtet. Das Schimmern, das Unterholz, die faulen Grasstengel, die Beliebigkeit, bewusst, die Unordnung. Mit drei abgefransten Reisepinseln ähnlicher Auftragsbreite, nichts weiter.« »Du meinst einen Mjassojedow?«, riet Brockhaus begeistert. »Fast«, sagte Dachs, schraubte das Blau auf und roch daran. »Iwan Schischkin, du willst einen Schischkin?« »Nicht irgendeinen, Kurt, Ich will ›das Roggenfeld‹.« »Na dann schieß los. Wo hast du Fragen?« Brockhaus holte schon mal den Cuvée aus dem Maul einer ausgestopften Krokodilsschnauze. Zum Anfang eines neuen Projektes gab es stets nur das Auserlesenste. »Erstklassige Traubenmische«, lobte Brockhaus die Flasche, »hat einen Abgang wie der Kaiser höchst persönlich.« Er zog den Korken aus dem Hals und lachte bedächtig in sich hinein, während er das Weingut in die Tassen kippte. Alles hatte er im Haus außer Weingläser. »Wer besitzt das Bild?«, fragte Dachs und nahm sich einen Becher. »Ich denke mal, es steht irgendwo in einem russischen Privatarchiv mit dem Gesicht zur Wand«, antwortete Brockhaus und tunkte seine Zottel in den Wein. »Lässt sich schon herausfinden, ich frage einfach den alten Russen Pyotr, den Arzt, du weißt schon. Der musste sein Buch auf Eis legen um für diesen Lenin als Leibarzt den Spezialistenbuckel zu machen, zumindest zwitscherte mir das die Brieftaube neulich. Er sitzt zumindest in Moskau fest. Der wird schon wissen wo das ist, kann ja mal die Bolschewiken fragen, die da gerade wüten.« Dachs nickte und verzog einen Mundwinkel. »Pyotr Bobrow. Der Hirnwühler.« Dachs hatte nicht allzu viel übrig für jenen Doktor, einen Maulaffen, der sich selbst unmissverständlich für den nächsten Newtonschen Über-Sokraten hielt. Die Natur reagiert nur leider nicht auf romantische Gefühle. »Nächste Frage. Wie verhält es sich mit diesem Blau hier, stammt das aus der Zeit?« »Kobalt-Blau, Ansgar, träumst du? Die Pisse der Götter. Soweit ich weiß, hat schon Kleopatra darin Bäder abgehalten, keinen Zweifel – hat aber nichts mit unserem Schischkin zu tun.« »Ich brauche Ultramarin«, sagte Dachs und stellte das Blau zurück ins Regal. »Und du brauchst Gummigutta«, empfahl Brockhaus. »Ohne Gummigutta kein Schischkin, mein Freund. Da, neben dem Indigo. Das brauchst du auch. Ist übrigens auch gut gegen Verstopfung. Nimm auch den getrockneten Färberkrapp da drüben. Dann Schinkelschwarz, Indischrot, Äschel, Perlgrau, Schlohengelweiß, Grünaffe und, ja, was wir auch brauchen ist Ultramarin, aber aus echtem Lapislazuli-Gestein.« »Wo steht das?«, fragte Dachs und suchte nach der Aufschrift. »Nicht auf Lager.« »Wie – nicht auf Lager?« »Ist ein seltenes Stück Fels, kommt aus den Tiefen Indiens und Zentralasiens, ein Höhlenstein – kein Stein, den man mal auf dem Strand an der Nordsee aufsammelt. Hab ich nicht.« »Indien?«, fragte Dachs. »Ich schipper doch nicht bis nach Indien. Du weißt doch was beim letzten Mal passiert ist.« »Nun, es gäbe eine Möglichkeit«, sagte Brockhaus. »Den Lapislazuli-Stein gibt es wohl auch gleich ums Eck bei uns. Wurde nur noch nicht gefördert. In der Eifel, will ich meinen. Moment.« Er drehte sich um und rüttelte an einem Schinken im Bücherregal, das wie wild knarzte und sich sträubte. Staub schneite von den Staubgipfeln dicht unter der Decke herab. Mit festem Griff hievte er den Ochsen heraus, knallte ihn vor sich auf den Tresen und grub seine Nase in das Inhaltsverzeichnis wie ein Trüffelschwein. Dachs schüttelte den Kopf. Hat er nicht. Wo gibt es denn sowas? »Da!« Brockhaus zeigte auf eines der unzähligen, kleinen Wörter. »Gute alte Vulkaneifel. Padauz!« »Lapislazuli in der Eifel? Willst du, dass ich in eine Höhle steige? Ich bin Maler, Gott noch eins.« »Zu stolz?«, fragte Brockhaus. »Das hat nichts mit Stolz zu tun, sondern mit Größe«, postulierte Dachs und hob die Brust an. Brockhaus las einen seiner Sätze aus seinem immensen Gedächtnis. »Der Große, der zu Trägheit neigt, der Größe wegen. Doch spornst du ihn, wird er größeres leisten. Langweilst du ihn, streckst du ihn nieder und er schläft so lange, bis er stirbt.« »Wie meinen?« »Machen wir doch mal einen Ausflug, ich sitze ständig hier im Laden herum. Komm, Ansgar, lass uns was unternehmen, etwas anstellen. Schnappen wir uns den Lapislazuli, auf, auf, in die Eifel, da gibts was zu erleben.« Brockhaus schnürte schon seinen Feldsack auf, sammelte die erforderlichen Gebrauchsgegenstände aus dem Universal seines Ladens, das alles beinhaltete außer Lapislazuli und Weingläser und forderte Dachs zum Mitdenken auf.
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