Jasper Mendelsohn - Die freien Geisteskranken

Здесь есть возможность читать онлайн «Jasper Mendelsohn - Die freien Geisteskranken» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die freien Geisteskranken: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die freien Geisteskranken»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

"Ein Buch wie ein Berg. Der Berg der Götzen, Geldgeier und Grabgräber. Ein Buch über Menschen, Unmenschen, gescheiterte Übermenschen. Jasper Mendelsohn reinkarniert den Historienroman in die rußgoldenen 1920er Jahre und erschafft ein Werk, so mannigfaltig wie seine Zeit, voll Gift und Galle, Güte und Geist.
Höchst relevant."
Dr. Salomon Hecke
"Ein geiles Gefühl – das Buch am Ende zuzuklappen, zu rekapitulieren,
ein Wahnsinns-Moment."
Dirk Steffen, Influencer
"Ein Buch für Ärzte und Lehrer, für Redner und Journalisten, für Politiker und Manager, für Geschichtsinteressierte und Geschichtsdesinteressierte gleichermaßen, für Bankiers und Künstler. Für jedermann.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen: Die deutsche Bildungslücke."
Brigitte Neumann, Frankfurter Standard

Die freien Geisteskranken — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die freien Geisteskranken», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

X

Retrospektive: 1916.

Seelenarzt Kajetan Kinkel, Prinzipal der Salpeterbergklinik nahe Görden, kramte in seinem langen, weißen Kittel und holte seinen Spatel hervor. Neben allgemeiner Gedankenschwindsucht und Chimären, behandelte er auch Zerwürfnis und Weltschmerz sowie Hysterie und Masturbation. Die Kuckucksuhr zwitscherte zur Stippvisite, pünktlich um den Psychopathen in den Rachen zu sehen. Abgründe konnten sich dort auftun. Er schob den Patienten den Spatel in die Kehlen, mit einem Pfriem in der anderen Hand stach er die Unterseiten der Zungen an um die Reaktionsfähigkeiten zu bestätigen. Auf einer seiner Listen setzte er Häkchen unter der pejorativen oder der mejorativen Geistesgenese, je nach Oszillationsrichtung der jeweiligen Rekrudeszenz. Er leuchtete mit einer Kerze in die Augen und maß die Kontraktionsprofile der Pupillen, während die Hornhäute anbrutzelten. Nur Schmerzinvasive schrien, die Paralysierten hingegen nahmen alles hin. Häkchen bei Schmerzinvasiv, Kreuz bei Paralyse. Tonnenvoll Abfall von Traumata, junge Verwirrte und alte Verrückte, vollgefressen mit schwerer Kost. Der Krieg in ihnen lief ihnen die Hälse herauf, man konnte ihr inneres Auf- und Durchdrehen riechen. Die Pfütze des Geistes lag hier vor ihm, er watete hindurch, als er an den Bettreihen vorbeiging und sich seine Patienten suchte, den Spatel hier und da einschob, mit Stecknadeln zupiekste und mit Streichhölzern zündelte. Jeder seiner Leidgeprägten hatte seine eigenen Ticks und Knicke. Einer summte wie eine Biene, einer raschelte nachts wie die Blätter im Wind und einer bepisste sich wie der Morgentau eines diagnoseversprechenden Vormittages. Es war der zweite Frühling des Krieges. Aus einer Appetit-Panik war ein Aha-Erlebnis geworden. Und ihre Opfer, die noch lebten, kamen an diesen Ort der isolierten Ruhe und des Experiments. Die Nervenheilanstalt. Die Klapse. Das Andersartig-sein-Gefängnis. Die Reparaturwerkstatt der Nicht-Metalle. Die Krankheitsbilder, welche die Soldaten aufwiesen, waren noch weithin unbekannt. Es waren neue Symptome aus neuen Ursachen. Philosophen arbeiteten sich daran ab, ob politische Umstände virale Folgen auf das Bewusstseins-Erleben haben könnten und schrieben Essays. Ärzte beratschlagten sich zu einem epidemischen Befall von Verblödung und epileptischer Neurasthenie, diagnostizierten Hysterie-Patienten, schrieben Bücher. Grosz sah den besenstielartig geformten, knochigen Arzt mit seinem Spatel in der einen, den Pfriem in der anderen Hand auf ihn zukommen.

»Mund auf«, befahl Kinkel.

Und ehe er noch guten Morgen sagen konnte hatte er den Spatel im Rachen. Kinkel leuchtete die Gebissreihen ab, schnupperte nach etwas in der Luft, stach zu, schmeckte das Blut ab und klappte den Patientenbeißapparat wieder zu.

»Mitkommen.« Preußische Ordnung mit Wiener Akzent. Die zwei Arzthelfer mit der Aura von Zwillingen packten Grosz unter den Armen und hoben ihn aus seinem Bettgestell. Ein alter Verrückter Kauz wippte auf seinem Bett vor sich her. »Ruhe geben«, sagte er. »Warum könnt ihr keine Ruhe geben? Das ist alles was ihr müsst.«

»Halt‘s Maul!«, schrie ihn ein Zwilling an.

»Kalt Blut, Günther«, kanzelte ihn Kinkel zur Räson.

Sie kamen ins Arbeitszimmer des Prinzipals. Grosz wurde angewiesen sich auf einen Holzstuhl in der Ecke des Zimmers zu verpflanzen. Es roch nach verdorrter Kiefer, noch aus der altbackenen Zeit, das alte sumpfige Holz, das morscht. Der Stuhl bröckelte. Wie ein toter Baum der zurückwächst in die Erde. Wer hier schon alles drauf gesessen haben muss, dachte Grosz.

Kinkel öffnete das breite Fenster zum Durchzug und wies die Zwillinge hinaus, dann wandte er sich Grosz zu.

»Wir haben heute einen hoch dekorierten und renommierten Gast, Herr Groß. Der könnte uns beiden in Ihrem Fall weiterhelfen. Sie sind ein sehr interessantes Problem, Herr Groß, für die Forschung vielleicht nützlich, nicht aber zum Kriegsdienst wie mir scheinen mag. Doch vielleicht bekommt Sie unsere Koryphäe wieder gerade und einsatzfähig. Können Sie mich verstehen?«

»Und wer soll das sein?«, fragte Grosz.

»Es handelt sich um keinen geringeren als Herrn Doktor Pyotr Sergeiwitsch Bobrow. Sie haben den Namen schon mal gehört?«

»Ich beschäftige mich derzeit mit Krieg, Herr Doktor, nicht mit Medizinern.«

Kinkel belehrte: »Doktor Pyotr Sergeiwitsch Bobrow, führend auf dem Gebiet der Hirnforschung und Psychoanamnese aus Petrograd. Nicht zuletzt Autor des Buches ›Volkspsychosen und politische Bewegung – über die Wirkungsgewalt von Fantasie.‹ Nicht zuletzt Widerleger Freudscher Theorien. Beinahe sämtlicher. Freud kennen Sie aber? Oder, Herr Groß?«

»Den schon, ja.«

»Den also schon, da sieh mal einer an.«

Bobrow kam ohne anzuklopfen mit einem Stampfer durch die Tür. Ein schratbärtiger, gewichtiger, runder Mann trat hinein.

»Morgen«, knurrte er, es war Mittag. Der große, dürre Kinkel stand auf und schüttelte seinem Bewunderten die Hand.

»Da ist er ja schon, hellauf. Herr Doktor Bobrow, einen guten Morgen, einen frischen Kaffee, ja?«

»Schwarz.«

Bobrow sah Grosz kurz an, stapfte zum Stuhl, kniete sich über die Sitzschale und zog sie zu sich her. Die Stuhlbeine kreischten auf.

»Wie ich sehe haben Sie sich schon gesetzt«, stammelte Kinkel, ihm im Nachhinein den Platz zuweisend.

»Genau«, gähnte Bobrow.

Er griff nach der vollen Tasse auf dem Silbertablett und schlürfte.

»Bohnenkaffee, Premiumröstung, nur das Beste. Importwaren sind in unseren politischen Umständen kostbares Gut geworden«, erklärte Kinkel, in tassereichender Geste.

»Können wir die Leier überspringen und gleich auf den Patienten zu sprechen kommen?«, forderte Bobrow. »Meine vorbezahlten Zugtickets drängen sich auf, ich werde nicht allzu lange bleiben können.«

»Wie lange haben Sie denn, Herr Doktor Bobrow? Ich erinnere mich, Ihr Wirkungskreis drehe sich um zwei bis drei Nächte?«

»Eine Stunde«, kürzte Bobrow ab.

»Aber Herr Doktor Bobrow, wie können wir ihre richtungsweisenden Errungenschaften dann in unserem Patienten durchführen? Ich kann den Jungen doch so nicht zurück an die Front geben. Schenken Sie der Heilung eine Möglichkeit, der Wissenschaft, Herr Doktor Bobrow.«

»Ich bin in beratender Funktion zugegen«, zäunte Bobrow die Erwartung ein.

»Aber, Herr Doktor Bobrow!«

»Sie wissen, ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Denn ich mache vielbedurfte Dinge. Darum gehe ich in vielen Ländern ein und aus. Ich habe Termine in Warschau, Königsberg, Riga, Petrograd. Kürzen Sie ab, Herr Prinzipal.«

»Nun gut«, gab Kinkel nach und beugte sich der Beratung. Er setzte sich, holte ein paar Blätter aus seiner Schreibtischschublade heraus und fächerte sie vor Bobrow auseinander.

»Wir ließen die Patienten malen«, fing Kinkel an. »Neueste Methoden der Psychoanalyse nach ihrem Essay. Und wie Sie es in Stufe drei beschrieben, ›Die Illusionspräambel: Plastische Zwangsvorstellungen in der Farbenidee‹: Die meisten malten Bäume oder Brüste. Wir konnten sie als Simulanten enttarnen und zurück in den Wehrdienst integrieren. Doch dieser Patient, er malt andere Dinge, fremde Gewalt und abstrakte Brutalität, es ist scheußlich. Herr Doktor Bobrow, sagen Sie mir, ist das Kunst, oder ist das neuronale Perversion?«

Bobrow betrachte das Tintenwerk. Strichmännchen im Wasserfarbenblutbad, skelettöse Linienführung. Keine Sonne, kein Mond, keine Eltern, weder Bäume noch Brüste. Nur ein Klumpen Unordnung.

»Nein, Kunst ist das nicht«, brummte Bobrow durch seine Borstenhaare. »Haben Sie keinen Schnaps? Wodka sogar?«

»Wir haben, wie gesagt, bis auf weiteres komplizierte Kapazitätserscheinungen mit Importware Herr Doktor Bobrow, aber ich kann Ihnen ein Kirschwasser bieten.« Kinkel verneigte sich gastfreundlich.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die freien Geisteskranken»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die freien Geisteskranken» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die freien Geisteskranken»

Обсуждение, отзывы о книге «Die freien Geisteskranken» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x