Jasper Mendelsohn - Die freien Geisteskranken

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"Ein Buch wie ein Berg. Der Berg der Götzen, Geldgeier und Grabgräber. Ein Buch über Menschen, Unmenschen, gescheiterte Übermenschen. Jasper Mendelsohn reinkarniert den Historienroman in die rußgoldenen 1920er Jahre und erschafft ein Werk, so mannigfaltig wie seine Zeit, voll Gift und Galle, Güte und Geist.
Höchst relevant."
Dr. Salomon Hecke
"Ein geiles Gefühl – das Buch am Ende zuzuklappen, zu rekapitulieren,
ein Wahnsinns-Moment."
Dirk Steffen, Influencer
"Ein Buch für Ärzte und Lehrer, für Redner und Journalisten, für Politiker und Manager, für Geschichtsinteressierte und Geschichtsdesinteressierte gleichermaßen, für Bankiers und Künstler. Für jedermann.
Die Zeit zwischen den Weltkriegen: Die deutsche Bildungslücke."
Brigitte Neumann, Frankfurter Standard

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Einige Stunden später kam Grosz im Sturztrunk durch die Holztür seines Apartments gebrettert. Die späteste Nacht oder der früheste Morgen warf Saphirblau durch die Jalousien und schraffierte die Sperrmüllmöbel. Es war geschätzte drei Tage vor Sonnenaufgang. Eva schlief noch fest im Schlafzimmer, ihr Schlaf war ein Segen, den er nicht genoss. Er stolperte durch das Finster und suchte das Pendel des Lichtschalters, was sich komplizierter als gedacht herausstellte, da der Gleichgewichtssinn spürbar Lücken aufwies. Alle Gründe, weswegen er sich zugeschüttet hatte, mussten nun ergründet werden, benutzt, verarbeitet, gewechselt, wie Währung. Gerechtigkeit hatte ausgesetzt, Gleichgewicht hatte ausgesetzt, es blieb nichts übrig, er musste nun malen, pinseln, streichen, kritzeln, klatschen, was auch immer, frei von gedanklichen Bremsklötzen; es führte gar kein Weg daran vorbei. Sein Schaffensdrang zwang ihn hin. Kein Widerwort, nun gab es schlussendlich nur noch eine letzte Medizin. Der Alkohol hatte versagt, auf seine Art. Und er warf sich auf den Papierhaufen auf dem Boden vor dem Sofa, schwang sein Handgelenk nach einem Kohlestück das in der Gegend herumgelegen hatte und fing an zu fallen, fiel in die Vielheit seiner Kritzelei hinein, rang dem leeren Papier Bedeutung ab. Dort landete er als Strichmännchen bei den Strichmädchen in ihrem Strichhaus; in einer zweidimensionalen Welt die nach der dritten Dimension strebte und jeden Kreis als Ball und jedes Dreieck als Pyramide wahrnahm in ihrer beschränkten, zweidimensionalen Erkenntnismöglichkeit. Und in der Mitte saß ein fetter Geldsack und zählte seinen Goldschatz und wurde mehr und mehr von Kreis zu Ball. Der reiche Sack. Und das Strichmännchen hob seine Stimme und sang dem Geldball das warnende Lied seiner Stricherwelt. Und das arrogante Großkapital wurde plötzlich ganz klein als Grosz mit seinem Kohlestück sein Schicksal mit dem Stifte sprach:

Achte wohin du trittst, Übermächtiger

Langsam unterhöhlen dich deine Totengräber

Langsam vergiften dich deine Ärzte

Langsam zersägen dich deine Kinder

Achte wovon du frisst, Übervoller

Manche Hure schlitzt Schweinebäuche

aus denen Unterhalt fließt

Mancher Freund spannt scharfen Draht

hinter gestütztem Rücken

Mancher Spross hält spitzen Dolch bei inniger Umarmung

Achte wie die Uhr tickt, Überfälliger

Aus jedem ringbesetzten Finger saugen

Wohlstandswelpen deine Honigmilch

Bis zum letzten Tropfen fleischen

sie sich Speck aus dir heran

Saure Erde und brennende Blumen

werfen sie dir in deinen schmalen Sarg

Knote dir lieber einen Strick, Überschüssiger

Trete von dem Stuhl in die Luft,

wie deine Vorgänger und Vorhänger

Stürze deine Feinde in würdelosen Erbenkrieg

Ihr Weltenbrand sei dein letztes blasses Werk,

dein letzter Krebs, dein letzter kranker Hauch

Achte was du bist, Überlieferter

Staubiger Atem schnaubt aus deiner einsamen Büste

Du Statue eines menschenleeren Platzes,

du zerbrochene Skulptur

Passanten müssen pissen wenn sie dich passieren

Niemand will dich dann mehr fressen,

alle wollen dich, endlich, vergessen

Grosz schoss mit der Kohle über den Blattrand hervor und hielt es über den Kopf. Fertig, Schluss, Aus, Ende. Er riss das Blatt weg und warf es hinter sich in den Raum. Fertig! Basta! Alle inneren Stimmen verstummt. Im Ohr nur noch Rauschen. Es spendete ihm – Applaus. Er wollte sich von dem Papierhaufen erheben, sich feiern lassen von sich selbst, doch er fiel in ihn hinein, wie ein volltrunkener Erzengel in eine Gewitterwolke. Er griff noch nach seinem verbeulten Zigarettenetui um eine Letzte zu rauchen, doch der Rest der alten Nacht war nur noch lautes Schnarchen. Wie die Ankunft eines unterläufigen Flusses; still, ausgeglichen, gleichmäßig. Wild und klar und schnell schleuderte er sich ins Tal hinab, Nacht für Nacht. Nun ruhte er, wurde tiefer, dunkler, atmete aus und ergab sich in die Breite des Deltas. Guter, gerechter, fester Schlaf; du süßestes Honorar.

Ein unverfroren frühes Türklopfen weckte ihn an diesem schalen, schmalen Morgen. Langsam drehte er sich in seiner Krakelei, fasste sich an die wummernde Stirn und drückte sich das Kohlestück darauf. Ein vollgesogener Schwamm waberte da in seinem Schädel, ein Planetarium voll Kopfschmerzen. Quälendes Tageslicht, ein bisschen Rache der verdrängten Erfahrung, wider besseren Wissens – zugeschüttet. Wehe dem Fusel, gähnende Verdorrtheit in der Kehle. Ein leerer Magen und doch nicht hungrig, übersatt und übersättigt, Katersäure und kalte Glieder. Und jemand der da an der Tür klopft. Nicht aufstehen, liegen bleiben. »Schlaf!«, rief er sich innerlich zu, »schlaf!« Doch es war zu spät. Die Erkenntnis war schon da, jedes nächtliche Geheimnis wurde sichtbar und blass – der Tisch, der Stuhl, der Schrank standen unaufgeregt wo sie immer standen – keine Monster, Nixen, Labyrinthe oder Schlösser mehr. Nur Tisch, nur Stuhl, nur Schrank, nichts weiter. Er erhob sich in unsicheren Stand und driftete in die Küche an den Gaskocher, schwer wiegt die Erleuchtung. Eva war schon zur Arbeit gegangen und hatte ihm ein Frühstück dagelassen, das würde wieder Ärger geben. Der elende Türeklopfer hatte sich endlich verzogen und schlich davon auf seinen muffigen Dienstwegen. Der Traum der Nacht hämmerte ihm wie Trommelfeuer in den Ohren. Der Traum war immer noch da und verlor sich in seinem Apartment. Er hatte wiedermal von der Front geträumt. Der Bohnenkaffee schmeckte herrlich nach Wiedergeburt. Vorsichtshalber ging er zur Tür um nachzusehen ob da nicht doch noch einer lungerte. Niemand, nur der Nachbar von schräg gegenüber glotzte ihm entgegen, während er mit seinem Mittagessen unter dem Arm seine Tür aufschloss. Er dürfte die Fahne riechen, dachte Grosz, und er guckte ihm interessiert auf seine Stirn, als hätte er dort einen Fleck. Nachbarschaftshalber blieb man zuvorkommend und wechselte ein paar öde Worte. O weh, dachte Grosz mit Schädelwehmut, der kleine Sprech für Zwischendurch. Der kurze Talk im Hausflur. Das gefürchtete Bla-Bla. Das höflichkeitshalber Nachfragen, das freundlicherweise dazu eine Meinung-haben. Das Nett-sein, das Genauso-sein, das ja, ja, ne, ne, das Angleichen an die heile Welt von gegenüber. Niemand ist Alkoholiker, niemand ist arm, niemand schlägt seine Frau, niemand geht zu Prostituierten, niemand ist je im Krieg gewesen und hat auf die Knöpfe gedrückt, niemand hat was mitgekriegt. Alles gut. Wir sind nur Nachbarn. Muckst du jetzt nicht, mucke ich das nächste Mal auch nicht, wenn es soweit ist. Alles Gute und viel Spaß dabei. Der kleine Sprech für Zwischendurch. Nichts gesagt und doch geredet. War ja schön, aber reicht auch wieder. Mach die Türe wieder zu, ja, ne ist gut, aber beim nächsten Mal bestimmt. Auf Wiedersehen sagen, Lebewohl meinen. Bleib nett, bleib genauso, alles Gute und viel Spaß dabei, wie gesagt, genau, tschüß.

Endlich war die Tür wieder zu. Er setzte sich an die Staffelei in seinem Arbeitszimmer und begann mit seiner seriöseren Arbeit. Immer wieder kamen ihm die Bilder seines voranmarschierten Traumes wie Blitze, die er aus der Luft zu fangen versuchte und dann einen Pinsel in der Hand hielt. Er rührte in den Wunden der Verletzten, wenn er Farbe mischte. Er musste nur die Augen schließen, schon kamen die granatenwerfenden Gasgespenster auf ihn zu gerannt, er öffnete die Lider und das erloschene Bild fiel auf die Leinwand. Er beschrieb die filigrane Vielfalt und Partikeldichte in einem zur Hälfte abgesprengten Gesicht. Wie das MG 08/15 tupfte er mit dünner Borstenspitze viele kleine Löcher in die Menschen und Erdhaufen. Er bezeichnete die flachbrüstigen Heimkehrer von der Front und die vollbusigen Waffenfabrikanten dahinter. Er porträtierte Großmütter mit ihren Enkelinnen bei der Berufsausübung im Bordell. Das Selbstbildnis eines Zeitzeugen. Selbstbildnis mit Hure. Selbstbildnis mit Krieg. Selbstbildnis mit Knackwurst. Dann klopfte es abermals unverfroren an der Tür. Dahinter schallte eine helle, kloßige Männerstimme.

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