Kurt Sawalies - Kurts Mitteilungen

Das müsste ja in der jetzigen ruhigen Zeit, wo alle zuhause in sich gehen und mit Netflix dem Internet den letzten Hauch an Datenübertragungsgeschwindigkeit aus dem Kreuz zutzeln, problemlos möglich sein.

JA, AM ARSCH!!! Sie sind auch noch da! Die Zeitgenossen, die seit Jahren an einer Natursteinmauer rumbröseln, indem sie sich unter unfassbarem Getöse den Garten mit Natursteinen vollkippen, um diese dann mit noch unfassbarerem Getöse an allen Seiten vermittels einer Steinsäge auf Ziegelsteinmaß zurecht zu sägen.

Solche Menschen besitzen grundsätzlich auch die lautesten Gartengeräte. Immer. Davon bin ich ganz fest überzeugt. Und wenn nicht, wird am Rasenmäher in den Auspuff ein Loch gebohrt. Natürlich erst, nachdem der Rasenmäher auf ein entsprechendes Rasenmäherauspuffbohrgestell gewuchtet und die Bohrstelle wochenlang genau geplant und vermessen wurde.

Und sie mähen den Rasen, besägen den Baum, blasen das Laub, schneiden die Hecken, stutzen die Büsche und begradigen die Rasenkanten. Schonungslos und mit panzerbrechendem Blick. Wer nicht zur Seite springen kann, wird niedergemäht. Das wollen wir doch mal sehen!!!

Und wenn sie die Gartenarbeit nicht mehr selber auf die Kette kriegen, weil sie ja eigentlich zum Kreise der Schutzbedürftigen gehören, die verdammte Hacke noch-mal in ihren Jurten bleiben sollten, dann finden sie die letzte sich noch tapfer verteidigende Gartenbau-One-Man-Show, die ganz sicher noch deutlich lautere Geräte besitzt. Kann das Wetter nicht EINMAL auf Herrn Ramelow hören und einfach scheisse sein???

Zum Glück ist meine Frau nicht so unterwegs, dass sie sagt: „Uiiii, die Nachbarn machen was im Garten, da müssen wir auch raus!“ Solche Ehefrauen gibt es ja. Aber nicht meine!

Ab und zu sehe ich aber ihren sehnsuchtsvollen Blick nach draußen auf unsere Ländereien, wo am Horizont doch ein kleiner Streifen erkennbar ist, der in der Tat etwas gärtnerischer Nachsorge bedarf.

Ich denke, ich tue ihr den Gefallen und mähe morgen mal den Rasen. 06:15 Uhr scheint mir eine günstige Zeit zu sein, da kann man es besinnlich angehen lassen und da hat man noch seine Ruhe!

Ja Verdammichnochmal, wo hab ich denn wieder meine Metallbohrer gelassen???

Soso, wir sollen also am Wochenende möglichst so ab 18:00 Uhr vom Balkon runtermusizieren. Naja, ich weiss nicht! Wundersamerweise wohnen in den Videos, die da bei Facebook so rumgeistern, grundsätzlich immer alle Profimusiker der Stadt im gleichen Wohnblock, sogar Haus oder wenigstens gegenüber. Oder eben auch nicht.

Es wird hier und da behauptet, das schaffe ein gutes Gefühl des Zusammenhaltes unter den Musikandierenden und den Zuhörenden.

Wobei sich letztere dann irgendetwas schnappen, was entfernt an Musikinstrumente erinnert, und mit dem gleichen lausigen Rhythmusgefühl, welches sie auch auf der Dorfkirmes zur Belustigung der Anderen beim Tanze zur Schau stellen, auf Töpfen und Tigeln mit irgendwelchen harten Gegenständen – natürlich NICHT im Takt - herumklöppeln.

Dazu schmettern dann recht oft diejenigen, welche sonntags in der Kirche eigentlich besser nicht gutgemeinte Lieder schonungslos niederplärren sollten (u.a. einer der Gründe, warum ich kirchliche Veranstaltungen allenfalls noch in Notwehr zu Weihnachten möglichst kurz besuche), zu Liedern, die sie in der Regel nie genau gehört haben, dafür aber auch den Text nicht kennen.

Das schafft bei mir auch ein Gefühl. Das Gefühl, dass jetzt eine Flucht außer Landes, zumindest aber aus dem Landkreis hinaus, eigentlich die Wahl der Stunde wäre. Dürfen wir aber nicht! Mist! Dieses Virus wird allmählich wirklich hinderlich.

Ich rufe gleich mal meinen Nachbarn an, der ganz manierlich singt.

Gehen wir Samstag zu Dir oder zu mir?

Bleibt so gesund es nur geht!

Ich hab mir da mal etwas überlegt. Denn so kann es ja nicht weitergehen! Auch wenn es mir in einer beispiellosen Aktion unlängst gelungen ist, ein Paket mit 8 Rollen (!) Klopapier zu erobern, musste ich heute beim Durchstreifen der Gänge gestern feststellen, dass bei NETTO zumindest keines mehr vorrätig war.

Ich habe ja jetzt noch mehr Zeit zum Nachdenken. Das tue ich natürlich sonst, wenn ich mit meinem Tourbus durch die Republik karjole, auch, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Aber jetzt ist ja die Zeit wie geschaffen, um kluge Sachen zu ersinnen (CD-Aufnahme geht ja nicht, da schon wieder einer den Rasen mäht!).

Ich habe immer wieder im TV und im Radio gehört, dass es bei einer Infektionskette darauf ankommt, diese zu unterbrechen, damit möglichst bald eine Besserung eintritt.

Der Sohn des Hauses hat vorgestern für die Großeltern eingekauft und auf dem Rückweg für uns von dort tiefgefrorene Erdbeeren mitgebracht, die bei meinen Schwiegereltern mindestens mit der gleichen Intensität gehortet werden, wie bei manch anderem Klopapier.

Meine Frau hat damit begonnen, daraus Konfitüre anzufertigen. Dazu braucht man anscheinend Unmengen an Gelierzucker, sodass ich gestern nochmal (verantwortungsbewusst alleine) losgefahren bin, um noch welchen zu besorgen.

Und wie da an der Kasse diese drei Pakete Gelierzucker auf dem Band lagen, dachte ich so bei mir: Wie wäre es wenn man die Infektionskette des Klopapierwahnsinns dadurch unterbricht, dass man die (dummen) Menschen auf Gelierzucker umpolt. Damit kann man sich zwar nicht den Hintern abwischen, aber das machen die Hamsterkäufer ja vermutlich mit dem ganzen Papier auch nicht so schnell. Und von dem Gelierzucker war noch jede Menge da!

Ich hoffe, dass die Hamsterkäufer auf diesen Zug aufspringen. Die Hamster werden es ihnen danken. Über den Erfolg der Trendwende werde ich zu gegebener Zeit berichten!

Ich wünsche Euch allen einen pandemiefreien Feierabend!

Natürlich ist die Verbreitung des Corona-Virus eine absolute Katastrophe und es würde mir mit Sicherheit nicht im Entferntesten einfallen, darüber dumme Witze zu machen.

Aber die Begleiterscheinungen sind manchmal so bizarr, dass man sich das Lachen kaum verkneifen kann. Und ich weiß jetzt nicht mal genau, ob das schon hysterisches Lachen ist oder noch Restbestände an Lebensfreude. Ich weiß es wirklich nicht!

Als ob die Ausgangsbeschränkungen und der Shutdown noch nicht schlimm genug wären, wird uns das Homeoffice zumindest von den Öffentlich-Rechtlichen im TV, welche ich zuweilen im Hintergrund mitlaufen lasse, nicht gerade leichter gemacht.

Ich hatte mich just von meinem dringend erforderlichen Schönheitsschlaf erhoben, der Körperpflege ausführlich zugesprochen (Habt Ihr auch den Eindruck, dass das Fönen irgendwie länger dauert, seit auch die Frisörläden geschlossen wurden?) und den Rechner hochgefahren.

Und natürlich habe ich die geneigte Leserschaft auch an diesem Tag mit der aktuellen Ausgabe der „Kurts Mitteilungen“ versorgt. Ich gebe ja hier outenderweise zu, dass auch ich ab und zu gucke, was es denn so bei Netflix gibt.

Irgendwie war der Fernseher noch auf dem zweiten Programm stehengeblieben und gerade begann eine Sendung, die das durch die Krise gebeutelte und zum Verharren in den eigenen vier Wänden verdonnerte Land nun wirklich nicht verdient hat: „Bares für Rares“!

Spätestens die Kollegen, die auch schon mal bei den Privaten vorbeischauen (bei meinen Lesern ist da natürlich KEINER dabei!) werden bestätigen können, dass es mit etwas gutem Willen vielleicht sogar noch flacher geht, aber diese Sendung ist an sprühendem Mutterwitz, Spontaneität und Sachkenntnis on demand kaum zu übertreffen.

Und anstatt auf Netflix umzuschalten, versagt die Fernbedienung ihren Dienst! Ich drücke mit leichten Schweiss-ausbrüchen, irrem Blick und (noch) unterdrückten Flüchen auf den Tasten herum, doch nichts! Ich werde weiterhin mit „wenn ich das sagen darf: Sie sehen ganz bezaubernd aus, wo kommen Sie her? Aus Ravengiersburg? Ja ein wunderschöner Ort, aber hallöchen ist das schön“ von einem anscheinend täglich mehr verflachenden Ex-Fernseh-Koch beschallt und kann nichts tun! Ich bin zum ersten mal in meinem Leben wirklich verzweifelt und machtlos!