Helmut Höfling - Da lachen selbst die Hühner

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Klein bleiben oder groß werden – das ist hier die Frage. Die Italiener haben sich schon entschieden, die sind nämlich alle so klein, weil die Mütter ihren Kindern immer sagen: «Wenn du groß bist, musst du arbeiten.» Und wer will das schon! – Das ist nicht das einzige Problem, mit dem sich kleine Jungen oder Mädchen herumplagen müssen. Da ist zum Beispiel auch die Hausarbeit, die eigentlich verboten werden müsste, wenn Mama einen mal mit einspannt. Opa geht dann immer in die Kneipe und schlägt die Zeit tot. Warum nicht auch ich…? – Und wie quält man sich mit der Frage ab, was man einmal werden möchte! Da gibt es tausend Dinge, die es zu berücksichtigen gibt, und immer wieder träumt man von was Besserem. – Jedes Kind braucht einen Namen – und alle mischen sich da ein, ihn zu finden, Onkel, Tanten, Opa, Oma usw., und wie verflixt wird es erst, wenn zugleich mit dem neuen Schwesterchen auch der neue Hund einen Namen braucht! – Was für ein Aufstand herrscht im Haus, wenn plötzlich die Glotze zappenduster ist? Und warum müssen ausgerechnet auch wir Kinder darunter leiden, wenn Mama mal wieder ihren Schlankheitsfimmel hat? Und wie ist das überhaupt mit der Schule? Muss das sein…? Und…und…und…? Das sind nur einige Betrachtungen aus der Sicht von Jungen und Mädchen, humorvolle und in ihrer Logik verblüffende Ansichten und Meinungen, die Jung und Alt einen Mordsspaß bereiten. -
Außer diesen Lachgeschichten gibt es auch viele Lachgedichte. Was wäre z.B. wenn plötzlich alles rückwärts ginge, Menschen, Tiere und auch Dinge? Und was für Schabernack treibt die Hexe Hopplaflimmchen mit ihrem Kater Mimmchen? Warum heißt das Klavier Kla-vier und nicht Kla-eins, Kla-zwei, Kla-drei? Und mit was für Verboten muss man sich als Dreikäsehoch herumschlagen! Und wie ist das Ö entstanden? In zwanzig Gedichten gibt es viel zu lachen. Mehrere Gedichte sind schon in Schulbüchern und Anthologien erschienen und als Lieder vertont worden.

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Da lachen selbst die Hühner

Helmut Höfling

Copyright: © 2013 Helmut Höfling

published by: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-6422-7

Wenn alles rückwärtsginge

Soll die Welt niemals stillstehen,

muss sie ständig vorwärts gehen.

Aber was

wäre das

für ein Spaß,

wenn plötzlich alles rückwärts ginge:

Menschen, Tiere und auch Dinge.

Die Milch fließt wie durch Zaubertrick

aus meinem Glas zur Kuh zurück.

Kaum macht die Kuh nur einmal muh,

wird sie zum Kalb, das geht zur Kuh

und schlüpft in diese Kuh hinein -

die bald darauf ein Kalb wird sein.,

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Der Schrank zerfällt und fliegt hinaus

als Eichenbaum aus unserem Haus.

Im Wald wird er dann klitzeklein

und schlüpft ins Samenkorn hinein.

Das Auto wird zum Band aus Stahl

und fließt ins Bergwerk als Metall.

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Das Hemd, die Hose dann geschwind

nur flüssige Chemikalien sind.

Und was aus Wolle ist gemacht,

ziert Schafe dann als Lockenpracht.

Der Schuh wird Leder - und zur Haut

bei einem Rindvieh, das grad kaut.

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Beiß ich von einer Wurst ein Stück,

gleich fliegt’s mir aus dem Mund zurück

zur Wurst. Die wird - wie’s üblich ist -

zu einem Schwein, das wühlt im Mist.

Das Schwein wird zu dem, was es fraß:

Kartoffeln, Hafer - dies und das.

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Das Ei springt plötzlich ganz allein

vom Becher in das Huhn hinein.

Das Huhn, das grad das Ei gelegt,

zum Küken rückwärts sich bewegt.

Das Küken wird sogleich zum Ei,

das dann ins Huhn dringt - eins, zwei, drei!

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Der Vater steht da ohne Bart

und ist auch sonst ganz unbehaart.

Er sitzt als Baby nackt und klein

brav auf dem Töpfchen und macht rein.

Und wenn er nachts sein Fläschchen will,

dann meldet er sich mit Gebrüll

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Die Mutter, die jetzt kugelrund,

verliert ihr Fett so Pfund auf Pfund.

Ihr Busen wird platt wie ein Brett,

und bald liegt sie im Kinderbett.

Seht, wie sie auf den Knien rutscht,

zufrieden an den Däumchen lutscht!

So würd es ewig weitergehn,

würd sich die Welt verkehrt rum drehn.

Nur einer immer rückwärts geht:

der Krebs, der sich darauf versteht.

Doch nimmt man das genau aufs Korn,

ist hinten für den Krebs gleich vorn.

Drum, Mensch, weil du kein Krebstier bist,

soll es so bleiben, wie es ist.

Soll die Welt niemals stillstehen,

muss sie also vorwärts gehen.

Trotzdem - was

wäre das

für ein Spaß,

wenn plötzlich alles rückwärts ginge:

Menschen, Tiere und auch Dinge!

Klein bleiben oder groß werden – das ist hier die Frage

„Wenn ich groß bin, überhole ich euch alle!“ Diesen Aufkleber habe ich neulich auf der Heckscheibe eines kleinen Autos gesehen. Das war mir direkt aus dem Herzen gesprochen. Ich bin nämlich auch noch klein und denke genauso wie das Auto. Als Kind ist man eben ein unterentwickeltes Wesen. Alle bemuttern und bevatern einen und meinen, man müsse noch gefüttert werden. Die Erwachsenen wissen oft nicht, wie erwachsen wir schon sind. Von denen wird man immer noch als Kind verschlissen, auch wenn man schon schreiben und lesen kann wie sie. Nur weil sie schon groß sind, haben sie vergessen, dass auch Zwerge mal klein angefangen haben.

Die Erwachsenen sind zu beneiden, ehrlich, weil sie nicht beaufsichtigt werden. Ich dagegen werde immer beaufsichtigt: in der Klasse, auf dem Schulhof, zu Hause, beim Spielen – immer und überall beaufsichtigt! Die Erwachsenen machen so schöne Partys und gehen oft aus. Wir dagegen müssen immer zu Hause bleiben und kriegen einen Babysitter vor die Nase gesetzt. Es macht doch so viel mehr Spaß, zu einer Party zu gehen, gut zu essen, zu tanzen, sich zu unterhalten und was sonst noch alles. Wir müssen uns dann jedes Mal den Quatsch von dem Babysitter anhören, der meiner Schwester und mir etwas vorliest und dabei versucht, uns zum Einschlafen zu bringen. Aber das schafft er meistens nicht.

Überhaupt lange im Bett liegen und sich mal ausschlafen wie ein Siebenschläfer…! Ich bin samstags richtig neidisch, wenn bei uns alles im Bett bleiben kann und nur ich aufstehen und zur Schule fahren muss.

Ich finde es einfach ungerecht, wenn man sieht, was die Erwachsenen alles dürfen und wir nicht. Erwachsene können das Land regieren. Kinder dagegen dürfen nicht Minister werden. Doch später möchte ich auch mal regieren und den Leuten zeigen, wo es langgeht. Die Erwachsenen können beim Karneval Büttenreden halten, als Kind aber darf man nur am Rosenmontagszug teilnehmen.

Die Erwachsenen können sich auch ein Tier halten, ohne ihre Eltern zu fragen. Ich wollte gern einen Igel bei uns überwintern lassen. Doch da haben meine Eltern gesagt, es würde dann im Keller stinken, und ein Igel hätte Flöhe. Dabei gibt es doch so was zum Sprühen, womit man dem Igel die Flöhe wegmachen kann. Aber das schwöre ich: Wenn ich erwachsen bin, halte ich mir eine ganze Igelfamilie!

Ich ärgere mich jedes Mal, wenn man irgendwo nur reinkommt „in Begleitung Erwachsener“. Ich beneide die Älteren dann immer und wünsche mir, dass auch ich bald überall reinkomme ohne eine Begleitung.

Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass Erwachsene keine Gedichte aufzusagen brauchen. Beim Muttertag, beim Geburtstag von Opa und Oma, sogar von Tante Frieda, an Weihnachten und in der Schule muss ich immer Gedichte aufsagen, auch wenn ich keine Lust dazu habe. Wie gut haben es dagegen die Erwachsenen, die brauchen den ganzen Kram nicht erst stundenlang auswendig zu lernen.

Die beneidenswerteste Sache beim Erwachsenen aber ist, dass er nicht mehr zu wachsen braucht. Er ist fertig und braucht nicht wie ein Jugendlicher dauernd Klimmzüge zu machen, „um das Leben zu meistern“, wie sie einem immer einzureden versuchen. Wenn man ausgewachsen ist, hat man auch nicht mehr so viel Angst, wie wenn man noch klein ist. Man fürchtet sich nicht so sehr, sobald es dunkel wird, oder wenn im Fernsehen was Schlimmes passiert.

Die Erwachsenen können die Rechtschreibung und machen keine Rechtschreibfehler mehr, das sieht man an unserer Lehrerin. Wenn ich die Rechtschreibung auch mal richtig kann, dann bin ich froh, denn dann bin ich groß. Und wenn ich erst mal groß bin, kann ich mir kochen, was mir schmeckt, und brauche nicht immer Spinat und Leber und anderes Zeug zu essen, das bei uns auf den Tisch kommt. Wenn ich groß bin, passen mir auch die Schuhe immer, weil die Füße dann nicht mehr wachsen.

Aber groß zu werden und erwachsen zu sein hat auch seine Nachteile. Erwachsene schlafen meistens schlecht und stöhnen immer über ihre Gesundheit. Sie werden so schnell alt und dick, kriegen viele Falten und oft sogar eine Glatze. Auch kommt der Adamsapfel so stark raus. Da ist wirklich nichts zu beneiden, auch deshalb nicht, weil die Erwachsenen sich so viel über die Kinder ärgern müssen.

Ich weiß noch nicht so recht, was ich eigentlich machen soll: groß werden oder klein bleiben. Die Italiener haben sich da schon entschieden, die sind nämlich alle klein, weil die Mütter in Italien ihren Kindern immer sagen: „Wenn du groß bist, musst du arbeiten.“ Und wer will das schon!

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