Er spielte weiter mit Loanas Locke, zog sie daran sanft zu sich und küsste sie zärtlich auf den Mund. »Für dich käme ich auch in Ritterrüstung.«
»Ritterrüstung? Gibt es so etwas denn bei den Elfen?«, wollte Anna wissen.
»Nein, gibt es nicht. Ich dachte halt, dass sich das hübsch anhört.« Vitus lachte herzhaft.
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile miteinander. Der lebhafte Verlauf des Nachmittages machte Vitus durch und durch zufrieden. Selbst Ketu brach sein Schweigen. Unter anfänglichem Zögern begann er, Sentran ein paar Fragen zu stellen, allerdings erst, nachdem ihn Viktoria mit funkelnd dunkelblauen Augen auffordernd angeblitzt hatte.
Ehe sich Vitus gemeinsam mit Loana nach gut einer Stunde verabschiedete, standen Timmun, Essem und Sentran bereits auf, nickten mit dem Kopf und gingen schon einmal vor, um draußen auf ihren König zu warten. Vitus nahm seine Zwillinge, aber auch Ketu und Anna, Lena, Jens und Silvi, überschwänglich in den Arm.
»Ich freue mich schon auf die Geburtstagsfeier am Freitag. Das wird herrlich. Wir bringen meinen, nein, unseren Koch Wonu mit. Seid also pünktlich und esst vorher nicht zu viel. Grüßt bitte Johannes und Theresa von uns und richtet ihnen aus, wie sehr wir uns auf das Wiedersehen freuen.«
Nachdem auch Loana sich herzlich verabschiedet hatte, umfing er ihre Taille und zog seine Verlobte mit hinaus.
Draußen vor der Tür flüsterte er ihr ins Ohr: »Bei der Erwähnung unseres Kochs ist mir eingefallen, dass wir seit der Abreise von Estra und Isinis nichts mehr gegessen haben. Komm, meine Schöne, lass uns schnell zum Schloss zurückkehren. Ich muss dringend meinen Hunger stillen. Nicht nur mit Wonus Köstlichkeiten.«
Poch, poch, poch! Das energische Klopfen an der Tür ließ ihm keine Ruhe. »Viktor? Anna? Seid ihr wach? Los, los, steht auf! Es wird Zeit!«
»Was ist los?« Viktor tastete mit einer Hand auf dem Tischchen neben dem Bett nach seinem Handy und sank nach einem Blick darauf ermattet in die Kissen zurück. »Ach ne, das gibt’s doch nicht.« Mit seinem bartstoppligen Kinn strich er vorsichtig über Annas Schulter. »Hey, Süße, meine Schwester dreht durch. Es ist erst halbsieben und sie will, dass wir aufstehen.« Wie immer hielt Viktor sie fest umschlungen. Als Anna ihren Kopf hob, blickte er geradewegs in zwei zwar reichlich verschlafene, aber dennoch wunderschöne, leuchtendhelle Saphire.
Wieder klopfte es an der Tür und diesmal deutlich energischer. »Bruderherz, steh au-hauf! Es wird Zei-heit!«
»Hhm«, brummte er nur. Ohne weiter auf das Klopfen zu achten, nahm er Anna die Brille wieder ab, die sie sich gerade aufgesetzt hatte, legte sie beiseite, zog Anna noch näher an sich heran und begann, sie ausgiebig zu kosten. Gleichzeitig sendete er seiner Schwester ein knappes Statement.
»Meine Güte, Viktor!«, rief diese von draußen durch die Tür. »Na gut! Aber gleich kommt ihr beiden Liebesverrückten runter, klaro?«
Viktor unterbrach seine Liebkosungen und Küsse nicht. Er widmete sich ganz Annas wunderbar weicher Haut. Vielleicht hatte er ja in der vorherigen Nacht ein paar Zentimeter davon ausgelassen. Das durfte auf keinen Fall sein.
Die Erinnerung an die vergangene Nacht erregte ihn zutiefst, denn Anna hatte ihm eine Geburtstagsnacht geschenkt, die er nie mehr vergessen würde.
… Um Punkt zwölf hatten er, Anna, Viktoria und Ketu mit edlem Champagner angestoßen und noch ein halbes Stündchen geplaudert. Die Geburtstagsgeschenke sollte es erst am Tage geben. Danach waren sie in ihren Zimmern verschwunden.
Daraufhin überraschte Anna ihn doch noch mit einem Geschenk, und zwar mit einem äußerst erotischen Geschenk. Sie kannte ja seine Vorliebe für schwarze Spitze auf ihrer weißen Haut.
Zunächst war ihm schlechthin die Spucke weggeblieben, dann aber sofort das Wasser im Mund zusammengelaufen, als sie sich ganz langsam vor ihm auszog und ihr atemberaubendes Dessous freigab. Sie hatte den Striptease noch gar nicht richtig vollendet, da war es schon um seine Beherrschung geschehen und er geradezu über sie hergefallen. …
Schuldbewusst strich er nun mit seinen Lippen über ein paar kleine blaue Flecken an Annas Oberarmen.
»Ich hab dir heute Nacht wehgetan«, murmelte er, während er sie weiter mit Fingern und Zunge verwöhnte, lustvoll quälte und dabei beobachtete, wie sie mit halb geschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund jedes einzelne Streicheln zu genießen schien.
»Hm?«, hauchte sie abwesend. »Ach das. Nein, das ist nichts. – Oh, mein Gott, Viktor, hör bitte nicht auf.«
»Das hatte ich nicht vor, Kleines.«
Er würde ganz bestimmt nicht aufhören, dachte er. Heute Morgen würde er sich für die vergangene Wahnsinnsnacht bedanken. Langsam, ausgiebig und gründlich.
Während Anna bei der Zartheit seiner Berührungen zischend die Luft einsog, eröffnete sich ihm ihre Seele:
Sie hatte keine andere Wahl. Sie zersprang in tausende kleine spitze Splitter, weil er sie dazu trieb.
Hatte er ihr vielleicht in der Nacht ein paar blaue Flecken durch seinen festen Griff zugefügt, so bekam er nun ihre Fingernägel im Rücken zu spüren, als er sich ohne Hast mit ihr vereinte und sich träge in ihr bewegte.
Sein Herz lief ihm über. Er musste seine Sonne bremsen, während er ihren Blick an seinen fesselte und sie unter ihm erbebte.
Er raunte ihr Liebeschwüre zu, ergötzte sich an ihren geflüsterten Erwiderungen. So trieb er mit ihr auf einem seiner Sonnenstrahlen direkt ins Inferno. Immer schneller, immer heißer, bis sie gemeinsam in der Glut verbrannten.
***
Etwas später als geplant küsste Viktor seine Schwester, die ihm so ähnlich sah, vergnügt mitten auf den Mund. »Ich hab gehört, du hast Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch, liebstes Schwesterchen. Wie fühlt man sich denn so mit neunzehn?«
»Ach ja, du hast ja auch Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch auch dir, liebster Bruder. Tja, wahrscheinlich fühle ich mich genauso wie du. Könnte das wohl sein? Und dabei bin ich doch ein paar Minuten älter als du.«
Beide hielten sich gegenseitig ein kleines Päckchen entgegen. Viktor musste genau wie Viktoria lachen, wussten sie doch, was drin war: die Schlüssel zu einem dritten Auto.
… Sie hatten sich dazu entschlossen, sich noch einen weiteren fahrbaren Untersatz anzuschaffen, weil in Viktors Cabrio nur zwei Personen Platz fanden und auch Viktorias Auto für manche gemeinsame Unternehmungen einfach zu klein war. Anfangs hatte es Diskussionen wegen Marke und Modell gegeben, dann hatte Viktoria sich gegen ihn durchgesetzt.
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