Peter Didaskala kam von Hamburg nach Bielefeld angereist und gab den Kurs, der zu dieser Zeit, Mitte der 1980er Jahre, ein absoluter Geheimtipp war. Er weihte mich und 26 andere Neugierige ein. Einige waren Therapeuten und wollten sich beruflich weiterbilden, andere, so wie ich, wollten es ganz für sich selbst nutzen. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit. Ich traf eine Bekannte, wir hatten Spaß, lachten viel, lernten – und Reiki tat seine Arbeit. Am Sonntag nach dem I. Grad-Kurs fühlte ich mich – wie schon nach meiner ersten Behandlung – neu, anders, lebendig. Eigentlich war ich mit meinem Freund verabredet, doch das klappte nicht.
Den entstandenen Freiraum nutzte ich, um mein Wohnzimmer umzuräumen. Matratze in die Mitte, alles schön gemacht, Tapedeck aufgestellt, erstmalig mit Meditationsmusik gefüttert, Fernseher raus, Kerzen aufgestellt. Ich telefonierte, lud Freundinnen ein. Eigentlich nötigte ich sie schon fast, zu Behandlungen zu kommen. Sie kamen. Ich gab täglich 4 Behandlungen, und das 3 Wochen lang. Ich sammelte meine ersten intensiven Erfahrungen mit Reiki. Ungefähr 10 Tage nach meiner Einweihung hatte ich einen sehr lebendigen Traum. Ich spürte ganz körperlich, dass meine Hände zu festen Fäusten geballt waren, wahrscheinlich ein Leben lang, und wie sie sich langsam und kraftvoll öffneten. Ich spürte Energie in meinem Körper fließen wie nie zuvor. Wow!
Seitdem gehört Reiki zu mir.
Ich möchte an dieser Stelle meinen Reikimeisterinnen und Reikimeistern danken. Ich schätze mich glücklich, im Grunde fünf von ihnen zu haben, was unüblich ist, in jedem Fall aber ein „kreativer Weg“, wie Phyllis meinte.
Mein Respekt und mein Dank an dich, Peter Didaskala; du hast mir den I. Grad nahegebracht, obwohl ich bestimmt keine einfache Schülerin war, mit meinen vielen Fragen und dem Gekicher.
Danke an Claudia Hochhut; du hast Peter spontan unterstützt,
weil der Kurs mit 27 Teilnehmerinnen unerwartet voll war. Ich hab dich als freundliche Persönlichkeit in bester Erinnerung. Danke an Doris Sommer; du hast mir in dieser wunderbaren
Umgebung in den Schweizer Bergen die Einweihung zur Meisterin gegeben.
Danke an Phyllis Furumoto; du hast mir gezeigt, dass Konkurrenzdenken unnötig ist und Akzeptanz möglich.
Und ein besonderer Dank an Dorothea Selisch; du hast mich zum Reiki „verführt“, das werde ich nie vergessen. Und du hast mich geduldig durch den II. Grad gebracht.
Ich habe genau diese Fülle an Unterweisung, Einweihung und Energie gebraucht für meinen Weg mit dem Usui-System der natürlichen Heilung.
Verschiedene Reikischulen
Die meisten der unterschiedlichen Reikischulen und -formen, die wir im Westen kennen, haben sich nach Takatas Tod und Furumotos Anerkennung als Halterin der Linie entwickelt. In dieser Zeit entstand auch die schon erwähnte Reiki Alliance. Viele Jahre lang hat ausschließlich Phyllis Furumoto andere Menschen in die Reikimeisterschaft eingeweiht. Ende der 1980er Jahre jedoch verkündete sie: Wer von den Reikipraktizierenden sich gerufen fühle, selbst Reikimeisterinnen einzuweihen, möge es tun. Dies löste eine riesige Welle an Meistereinweihungen aus. Reiki nahm zahlreiche Formen an und schlug verschiedene Richtungen ein. In der Zeit um Takatas Übergang entsprang eine weitere große Reikischule, die „Reiki Radiance“, das sogenannte authentische Reiki. Deren Begründerin Barbara Weber-Ray nimmt für sich in Anspruch, die einzige aktuelle Reikigroßmeisterin zu sein und lehrt die Heilmethode in 7 Graden.
Es gibt außerdem einige Formen, die den III. Grad in 3a und 3b oder auch „drei“ und „vier“ unterrichten. Manche trennen die Lehrerinnenausbildung von der Meisterinnenausbildung. Alle Linien und Formen sind sich in der Basis ähnlich. Sie differieren aber zum Beispiel in der Idee, wie lange eine Ausbildung dauern und was sie kosten sollte. Inhaltliche Unterschiede ergeben sich aus dem, was eine Reikimeisterin oder ein Reikimeister selbst gelernt und auch selbst der Lehre hinzugefügt hat.
In den 1990er Jahren wurden hier im Westen einige japanische Richtungen bekannt, beispielsweise das „Jikiden Reiki“ von Tadao Yamaguchi, das „Komyo Reiki“ oder das „Gendai Reiki Ho“, alles Lehren, die Schüler von Usui oder Hayashi entwickelt haben beziehungsweise deren Schüler. Auch diese Richtungen sind aus
der Schule, die Usui gegründet hatte, der „Reiki Ryhoho Gakkai“ entsprungen.
Mit Takata verließ Reiki, auch als das traditionelle Reiki bekannt, Japan und „wanderte“ über Hawaii nach Amerika und Europa aus. Phyllis Furumoto entwickelte dann den Namen „Usui Shiki Ryoho“, das „Usui-System der natürlichen Heilung“.
Die Tradition, der ich mich zugehörig fühle und auf die ich mich beziehe, also das „Usui-System der natürlichen Heilung“ nach Usui, Hayashi, Takata und Furumoto, unterrichtet die gesamte Lehre in 3 Graden, den I., II. und III. Grad, die Meisterschaft.
Es ist heute nicht ganz einfach, sich im Reikidschungel zurechtzufinden; die Fülle des Angebots bietet jedoch auch eine Chance, seinen eigenen Reikistil und die passende Reikimeisterin zu finden.
Im traditionellen Usui-System lautet die Reikilinie, auch „Generationenfolge“ genannt, wie folgt:
Doktor Mikao Usui
15.8.1865 – 9.3.1926
Doktor Chujiro Hayashi
15.9.1880 – 11.5.1940
Hawayo Takata
24.12.1900 – 11.12.1980
Phyllis Lei Furumoto
geboren im August 1948
Als Reikilinie bezeichnen wir den Stammbaum unserer Reikifamilie, unsere Ahnenreihe. Sie zeigt, von welchen Meisterinnen und Meistern, Großmeisterinnen und Großmeistern wir die Heilmethode erlernt haben.
Bis einschließlich Takata haben alle in Reiki eingeweihten Menschen, zumindest hier im Westen, die gleiche Linie. Danach folgen jene Reikimeisterinnen und -meister, die nacheinander die Lehre bis zur Neueingeweihten weitergegeben haben.
Hier meine persönliche Linie:
Wer bei mir eingewiesen wurde, setzt folglich meinen und den eigenen Namen noch dazu.
Diese Frage wird heutzutage nur noch selten gestellt, denn Reiki ist mittlerweile in der westlichen Welt sehr populär. Jede scheint es selbst zu kennen oder zumindest von jemanden zu wissen, dass sie es praktiziert. Trotzdem möchte ich diese Frage hier aufrollen – vielmehr gerade deshalb, um Missverständnissen vorzubeugen. Ein Freund erzählte mir einmal von seinem Besuch eines buddhistischen Workshops. Dort sei er mit einem großen Banner empfangen worden, auf dem geschrieben stand:
„Willkommen in der Verwirrung – möge sie sich in Weisheit transformieren“.
Ich finde das als Begrüßung zu einem Camp sehr humorvoll und weise. Ich denke, wir befinden uns alle – mehr oder weniger – in Verwirrung.
Читать дальше