Mia Marjanović - Das Leben geht immer weiter – irgendwie

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Das Leben geht immer weiter – irgendwie: краткое содержание, описание и аннотация

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20 Jahre, nachdem sie mit bosnischen Flüchtlingskindern in Berlin und den Niederlanden gesprochen hatten, haben Senada und Mia Marjanovic die heute jungen Erwachsenen noch einmal aufgesucht, um zu erfahren, wie sich ihr Leben in den Flüchtlingsheimen und danach entwickelt hat. Manche sind in die Heimat zurückgekehrt, andere in der Fremde geblieben, sie haben Familien gegründet, Kinder bekommen oder leben allein. Was sich in diesem Buch vor uns ausbreitet, ist ein Kaleidoskop von Flüchtlingsbiografien und Nachkriegsgeschichten in der Mitte Europas, an der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert. Sie berühren den Leser auf persönliche Weise, weil sich in ihnen die Auswirkungen politischer Entscheidungen und kriegerischer Erfahrungen mit ganz privaten Schicksalen mischen. In diesem Buch sprechen keine Standardflüchtlinge. Vielmehr kommen Menschen mit unterschiedlichen familiären und sozialen Hintergründen zu Wort, deren mehr oder weniger idyllische Welt der Kindheit in Bosnien durch den Krieg, unter dem das ehemalige Jugoslawien auseinanderbrach, jäh zu Ende ging. Nach der Flucht fanden sie sich in fremden Ländern mit unbekannter Sprache wieder, mit desorientierten, innerlich und äußerlich verletzten Eltern. Dieses Buch berichtet von viel Leid. Es ist aber auch eine Ermutigung, ein Zeugnis der Kraft, mit der sich Menschen noch aus den schwierigsten Verhältnissen herauskämpfen und ein erfülltes Leben erobern können.

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Diese Erfahrung machen viele Leute.

Sie verteidigte ihn, und das war für mich sehr schlimm.

Wie hat sie ihn verteidigt?

Sie rechtfertigte, was er getan hat.

Was hat sie dir erzählt?

Sie hat mir erzählt, dass er schon immer ein Muttersöhnchen gewesen sei und dass seine Familie, besonders seine Mutter, sie nie gemocht habe. Weil sie studierte und er nicht und weil sie eine Türkin sei.

Ich wusste nicht, dass deine Mutter eine Türkin ist.

Ist sie auch nicht. Sie wurde nur so bezeichnet, weil sie Muslima ist.

Deine Mutter hatte es also immer schwer mit deinem Vater.

Er hat uns unser Haus weggenommen.

Welches Haus?

Das Haus in Sarajevo, das meine Großeltern meiner Mutter geschenkt hatten, noch bevor sie ihn überhaupt kannte.

Wie konnte er euch das Haus wegnehmen?

Er nannte es ‚Tausch’. Er bekommt das Haus und sie bekommt das Kind – mich!

Deine Mutter hat sich für ihr Kind entschieden. Hast du danach deinen Vater je wieder getroffen?

Als meine Mutter alles unterschrieben hatte, erfuhren wir, dass er in Berlin lebt. Meine Mutter war außer sich. Anna tröstete sie.

Welche Anna?

Von der Kirche. Sie hat uns damals sehr viel geholfen. Sie meinte, dass sich die Männer im Krieg seelisch so verändern würden, dass sie manchmal nicht sie selber seien. Lass ihm Zeit, sagte sie, um die Gräuel des Krieges zu verarbeiten. Sie ließ ihm einige Monate Zeit. Dann, an einem Samstag, als ich nicht in die Schule musste, holte sie unsere schönsten Kleider aus dem Schrank und wir fuhren in den Wedding. Dort wohnte er. Sogar sein Name stand an der Tür. Unser Name. Sie klingelte und die Tür ging auf. Ich hatte Angst und spürte ihre, die nicht geringer war. Eine junge Frau erschien an der Türschwelle. Sie war schwanger. Meine Mutter entschuldigte sich für die Störung und sagte, sie möchte bitte ihren Mann sprechen. Die junge Frau sagte, da wohne nur ein Mann, und zwar ihrer. Er schlief und sie wollte ihn nicht wecken. In diesem Moment tauchte mein Vater hinter ihr auf. Ich hasste ihn, aber als ich seine Gestalt sah, spürte ich auf einmal eine so große Freude, die ich mir auch heute noch nicht erklären kann. Papa, sagte ich. Er guckte mich nicht einmal an. Ihr habt hier nichts verloren, sagte er. Verschwindet! Meine Mutter nahm mich wortlos an die Hand und zog mich hinter sich her. Wir rannten auf die Straße. Ich schämte mich vor ihr und sie sich vor mir. Das werde ich nie vergessen.

Das kann man ja auch nicht vergessen.

Ich denke fast jeden Tag an dieses Erlebnis.

Wie habt ihr euren Aufenthalt geregelt?

Der Krieg war vorbei. Bosnische Flüchtlinge mussten in ihre Heimat zurück. Wir waren die ersten Flüchtlinge, die abgeschoben wurden.

Wann?

Ich war damals in der 3. Klasse. Ich kam aus der Schule zurück, und zu Hause wartete meine Mutter mit zwei Polizisten. Sie hatte schon gepackt. Alles ging sehr schnell. Zuerst zum Flughafen Schönefeld und am nächsten Tag waren wir bereits in Sarajevo. Sarajevo sah wie Hiroshima aus.

Nach der Atombombe?

Ja, die Fotos haben sie uns in der Schule gezeigt. Ich weinte. Meine Mutter versuchte mich zu beruhigen. Nur, wie sollte ihr das gelingen? Alles war so dreckig. Und wen hatten wir denn in Sarajevo? Niemanden! In Berlin wollten sie uns nicht haben. Aber auch in Sarajevo waren wir immer an der falschen Adresse. Gibt es eine richtige Adresse für uns, fragte meine Mutter, und der Beamte erwiderte: Gnädige Frau, das hätten Sie sich früher überlegen sollen, bevor sie in den Westen abgehauen sind. Was wollt ihr von uns, fragte meine Mutter genervt. Und was wollt ihr von uns, fragte der Beamte zurück.

Gab es keine Unterkünfte für die Zurückkehrenden?

Ihr seid so naiv. Sollten sie für uns ein Empfangskomitee organisieren? Wisst ihr, wie viele Flüchtlinge abgeschoben wurden? Hunderte, dann Tausende aus ganz Deutschland, alle nach Sarajevo. Es war egal, wo sie vor dem Krieg gewohnt hatten.

Ihr habt doch nicht auf der Straße geschlafen?

Wir nicht. Meine Mutter hatte eine Tante in der Altstadt von Sarajevo. Sie hatte den Krieg dort überlebt. Ihre zwei Söhne nicht. Es war nicht einfach, bei ihr Hilfe zu suchen. Wir waren in Sicherheit und am Leben, ihre Söhne aber waren tot. Sie hat uns dann doch aufgenommen. Die anderen waren nicht so freundlich zu uns. Sie meinten, wir wären geflohen, während sie den Krieg zu Hause durchlitten hätten, und jetzt wären wir zurück und hätten viel Geld.

Hattet ihr Geld?

Woher denn?

Vielleicht hat deine Mutter gearbeitet?

Sie hat dafür kein Geld bekommen. Das war ehrenamtlich. Trotzdem waren fast alle böse auf uns. Meine Mutter hat mich getröstet. Mach dir keine Sorgen, sagte sie, wir werden bald nach Hause zurückkehren.

Wo war euer Zuhause?

In Berlin.

Was hatte sie denn vor?

Sie wollte nicht darüber reden. Sie sagte, du bist das Kind, ich bin die Mutter. Jeder trägt seine Last …

Was war deine Aufgabe?

Lernen.

Bist du wieder in die Schule gegangen?

So schnell kam man nicht in die Schule. Auch hier in Berlin nicht.

Wie hast du dann gelernt?

Aus den Büchern, die meine Mutter für mich aus Berlin mitgebracht hatte.

Und du hast immer genau das getan, was deine Mutter sagte.

Ja, das habe ich. Meine Mutter hat mich nie im Stich gelassen. Anders als mein Vater und so viele andere.

Wer noch?

Ich möchte lieber nicht darüber reden.

Wie lange seid ihr in Sarajevo geblieben?

Nicht lange. Es war nach etwa drei Monaten, da wollte ich eines Abends ins Bett gehen. Meine Mutter sagte aber, ich solle mich so anziehen, als ob wir ins Theater gingen.

Wie meinst du das?

Ich sollte schön aussehen. Also bin ich angezogen ins Bett gegangen. Ich wusste, was das zu bedeuten hatte.

Und was hatte es zu bedeuten?

Die Flucht nach Berlin.

Wie war das möglich?

Wenn man Geld hat, ist alles möglich.

Von wem hattet ihr das Geld?

Das weiß ich nicht. Meine Mutter sagte, ich solle nicht fragen. Ich wusste, es war gefährlich.

Was war gefährlich?

Nach Berlin zurückzukehren. So viele Grenzen! Sie konnten uns jederzeit wieder abschieben. Wie Kriminelle! Wir waren nicht die Einzigen, viele waren unterwegs. Manche sind nach Holland gegangen, manche in die nordischen Länder, Schweden, Norwegen. In Deutschland wollten sie uns nicht haben.

Warum nicht?

Der Krieg war vorbei. Wir sollten das zerstörte Land aufbauen.

Das verstehe ich.

Ich konnte es nicht verstehen. Ich wollte in die Schule. Wie kann ein Kind ein Land aufbauen? Außerdem wollte ich Erzieherin werden, keine Häuser bauen. Und die Sprache sprach ich auch nicht.

So schnell hast du deine Muttersprache verlernt?

Meine Mutter war Lehrerin. Sie unterrichtete Mathematik und Biologie und meinte, das könne sie auch in Deutschland jederzeit tun. Sie hat Deutsch gelernt und hat mit mir nur Deutsch gesprochen. Sie wollte ein neues Leben anfangen. Sie wollte arbeiten, Geld verdienen. Wie all die anderen.

Hat sie es geschafft?

Nein, Flüchtlinge durften kein Geld verdienen.

Auch nicht arbeiten?

Sie durften zwar arbeiten, aber sie wurden nicht bezahlt.

Was hat deine Mutter gemacht?

Sie hat ehrenamtlich gearbeitet. Sie wollte zeigen, dass sie ein wertvoller Mensch ist und dass sie es verdient hat, hier zu leben. Ihr Traum war, wieder in der Schule zu unterrichten.

Hast du auch Träume?

Ich hatte damals Träume, ja.

Von was hast du geträumt?

Ich habe immer geträumt, dass ich einen deutschen Pass habe und dass ich verreisen kann.

Konntest du mit deinem bosnischen Pass nicht verreisen?

Soll das ein Witz sein?

Nein, das ist eine ernste Frage.

Wir durften nicht einmal nach Potsdam fahren. Flüchtlinge durften den Ort nicht verlassen, wo sie registriert sind.

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