Mia Marjanović - Das Leben geht immer weiter – irgendwie

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Das Leben geht immer weiter – irgendwie: краткое содержание, описание и аннотация

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20 Jahre, nachdem sie mit bosnischen Flüchtlingskindern in Berlin und den Niederlanden gesprochen hatten, haben Senada und Mia Marjanovic die heute jungen Erwachsenen noch einmal aufgesucht, um zu erfahren, wie sich ihr Leben in den Flüchtlingsheimen und danach entwickelt hat. Manche sind in die Heimat zurückgekehrt, andere in der Fremde geblieben, sie haben Familien gegründet, Kinder bekommen oder leben allein. Was sich in diesem Buch vor uns ausbreitet, ist ein Kaleidoskop von Flüchtlingsbiografien und Nachkriegsgeschichten in der Mitte Europas, an der Schwelle vom 20. zum 21. Jahrhundert. Sie berühren den Leser auf persönliche Weise, weil sich in ihnen die Auswirkungen politischer Entscheidungen und kriegerischer Erfahrungen mit ganz privaten Schicksalen mischen. In diesem Buch sprechen keine Standardflüchtlinge. Vielmehr kommen Menschen mit unterschiedlichen familiären und sozialen Hintergründen zu Wort, deren mehr oder weniger idyllische Welt der Kindheit in Bosnien durch den Krieg, unter dem das ehemalige Jugoslawien auseinanderbrach, jäh zu Ende ging. Nach der Flucht fanden sie sich in fremden Ländern mit unbekannter Sprache wieder, mit desorientierten, innerlich und äußerlich verletzten Eltern. Dieses Buch berichtet von viel Leid. Es ist aber auch eine Ermutigung, ein Zeugnis der Kraft, mit der sich Menschen noch aus den schwierigsten Verhältnissen herauskämpfen und ein erfülltes Leben erobern können.

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Letztlich sind es Menschen aus Fleisch und Blut, deren Geschichten uns dieses Buch präsentiert, mit Kopf und Herz, aber auch mit ganz normalen Sehnsüchten und Nöten junger Leute auf ihrem Weg in die Erwachsenenwelt. Anders als der anonymen Menschenmenge, die wahlweise als „Flut“ oder „Welle“ beschrieben durch die Medien schwappt, kann ich diesen Menschen hier wie unter vier Augen begegnen, sie kennenlernen, mich in sie einfühlen, mit ihnen mitfühlen in Freud und Leid, und sei es nur, indem ich mir die Zeit nehme, ihre Geschichten zu lesen.

Volkhard Röseler

Amela, 25 Jahre

Ohne Pass bist du wie ein Gefangener

Warum wollt ihr mit mir sprechen?

Wir wollen wissen, wie es dir nach all den Jahren geht.

Nach genau 20 Jahren.

Ja, vor 20 Jahren warst du ein fünfjähriges Mädchen, das mit seiner Mutter aus Bosnien vor dem Krieg nach Deutschland geflüchtet ist. Dein Zeugnis hat durch das Buch, das wir damals schrieben, viele Menschen erreicht und auf die Kriegserfahrungen von Kindern aus dem ehemaligen Jugoslawien aufmerksam gemacht.

Und hat‘s jemandem geholfen?

Vielleicht. Das ist schwer zu sagen.

Mir bestimmt nicht!

Manches hat sich doch geändert.

Tja, ich bin kein kleines Mädchen mehr.

Ja, du bist eine schöne junge Frau geworden.

Ha, ha. Ich bin hässlich, nach wie vor.

Du erinnerst dich an unser Gespräch?

Ich habe das Buch. Das ist noch die einzige Erinnerung, die mich mit meinen Eltern verbindet. Eine böse Erinnerung, aber immerhin eine Erinnerung.

Hast du keinen Kontakt mit ihnen?

Nö.

Weißt du, wo sie sind?

In Spandau.

Deinem Vater ist es also doch noch gelungen, nach Berlin zu flüchten?

Ja, leider.

Seit wann hast du keinen Kontakt mit deinen Eltern?

Seit damals, als er aus Bosnien kam – und meine Mutter erwürgte. Ja, es war das Übliche: Er fand sie mit einem fremden Mann. Eine Zeitung hat über das Flüchtlingsdrama berichtet. Sie haben auch mein Foto veröffentlicht. Das hätten sie nicht tun dürfen. Ich war erst sechs Jahre alt. An die Schlagzeilen kann ich mich noch immer genau erinnern: „Der bosnische Flüchtling N. K. erwürgt seine Frau und erschießt sich danach selbst. Die sechsjährige Tochter lässt er am Leben. Über ihr Schicksal soll die hiesige Behörde entscheiden. Solange der Krieg in Bosnien tobt, bleibt das Mädchen in Deutschland.“ Manche waren noch fleißiger bei der Berichterstattung. Sie haben errechnet, wie viel so ein fremdes Kind das Land Berlin pro Jahr kostet.

Es tut uns leid. Davon haben wir nichts gewusst.

Ich hatte mich gewundert. Ihr wart damals so gut zu mir. Ich dachte, du kommst mit deiner Tochter. Ich habe es gehofft … Mias gelbes Fahrrad habe ich noch lange gefahren.

Das ist sehr traurig. Bitte, entschuldige unsere Tränen.

Macht nichts. Weinen tue ich nie. Manchmal besuche ich sie in Spandau. Dort liegen sie: Mann und Frau nebeneinander, wie es sich gehört. Vor dem Krieg haben sie sich einst geliebt. Aber der Krieg hat sie getrennt, ihr Leben kaputt gemacht, meines und letztlich auch das meines Kindes.

Du hast ein Kind?

Ein neun Jahre altes Mädchen. Seitdem ich selbst ein Kind habe, weiß ich, wie schwer es ist, Mutter zu sein.

Wo ist deine Tochter?

Nicht bei mir.

Wer hat sich nach dem Tod deiner Eltern um dich gekümmert?

Die Tante meines Vaters mit ihrem deutschen Mann aus München. Sie hatten uns einmal in Berlin besucht, und so gehörte ich ihnen. Ein Kind kann sich nicht wehren! Sie haben mich nicht gefragt, ob ich nach München möchte. Ich wäre gerne wieder nach Sarajevo zurückgekehrt.

Damals wolltest du das auch.

Ja, aber es gab keine Züge. Flugzeuge flogen auch nicht. Das hat mir immer mein Freund Ahmet erzählt.

Was ist mit ihm passiert? Konnten seine Mutter und er dir nicht helfen?

Sie hätten selbst Hilfe gebraucht. Sie mussten nach dem Friedensvertrag von Dayton im November 1995 Deutschland verlassen. Das war sehr traurig. Sie wollten nicht zurück, weil sein Vater im Krieg verschollen war. Sie konnten nicht nach Hause zurück, aber sie mussten. Ich habe gehört, er sei schließlich nach Kanada ausgewandert. Ich weiß nicht mehr von ihm, von meinem besten Freund und meiner ersten Liebe.

Wie ging es dir nach dem Tod deiner Eltern?

Ich bekomme dieses Bild einfach nicht aus meinem Kopf. Meine Mutter liegt auf dem Boden, leblos. Sie war schon tot, als ich hereinkam. Ihre entblößten langen Beine … Ich habe ihren Rock runtergezogen. Jemand sagte: Das Kind muss raus. Ich weinte. Danach weinte ich nie wieder. Ich wollte nicht raus. Mein Vater lag neben ihr. Er lebte noch und ich hatte auf einmal Angst vor ihm. Er atmete noch. Der Arzt und die Polizei waren alle da. Im Krankenhaus ist er dann gestorben. Ich weiß bis heute nicht genau, warum das alles passiert ist. Man hat mir nichts erzählt. So schützt man angeblich die Kinder, wenn man ihre Fragen nicht beantworten kann. Ich habe die Fragen gestellt, aber nie Antworten bekommen. Meine Großtante hat mir immer gesagt: So etwas fragen kleine Mädchen nicht. Später, als ich größer wurde, sagte sie: Solche Fragen stellt ein großes Mädchen nicht. Ich hatte Angst. Auch früher hatte ich Angst. Bewaffnete Männer, manche hatten ihre Gesichter vermummt … Manchmal schrie ich ohne einen Grund. Meine Tante konnte das nicht ertragen und schickte mich auf mein Zimmer unter dem Dach. Sie sagte: Ich will kein Pieps von dir hören, ansonsten gehst du ohne Abendessen ins Bett. Danach kam oft der Onkel zu mir ins Bett und kuschelte mit mir. Er meinte, das müsse unser Geheimnis bleiben. Er meinte auch, er sei nicht so hart wie meine Tante. Einige Jahre blieb das unser Geheimnis. Als ich sechzehn war, wurde ich schwanger. Danach war es kein Geheimnis mehr! Ich habe öfter daran gedacht wegzugehen. Aber wohin? Ich war ein Kind, ein Flüchtlingskind ohne Eltern. Ich dachte immer an Ahmets Worte: „Ohne Pass kann man nicht verreisen“. Und ich hatte ja keinen Pass. Ohne Pass lebst du wie ein Gefangener; du bist ein Gefangener. Am meisten Angst hatte ich vor meinem Onkel, wenn ich aus der Schule kam und die Tante nachmittags oder nachts arbeitete.

Ging dein Onkel nicht arbeiten?

Er war arbeitslos.

Und die Kinder? Wo waren sie?

Sie hatten keine. Obwohl sie sich welche gewünscht hätten.

Wollten sie dich nicht adoptieren?

Ich war ein Flüchtlingskind. Sie wollten doch ein normales Kind haben.

Haben sie dir das so erklärt?

Wer sonst? Es war lächerlich: Sie wünschten sich Kinder, wussten aber nicht, wie man mit Kindern umgeht. Ich wurde gedemütigt und geschlagen. Ich denke, sie haben durch mich jemanden bekommen, an dem sie sich für ihr ungerechtes Leben rächen konnten.

Warum rächen?

Sie waren so verschieden und miteinander einfach unglücklich. Irgendwie haben sie sich gehasst. Er brauchte ihr Geld und sie brauchte seinen deutschen Namen. Als ich ankam, waren sie das erste Mal im Leben vereint. Gegen mich! Ich war ein Flüchtlingskind. In der Schule haben wir viel über die UN-Kinderrechtskonvention gelernt, die auch Deutschland unterschrieben hat. Darin heißt es: Wer seine Kinder schlägt, macht sich strafbar. Das habe ich zu Hause erzählt. Das beziehe sich nur auf normale, keine Flüchtlingskinder, lachten sie mich aus. Flüchtlingskinder sind dumm, die muss man schlagen.

Wie lange bist du bei deiner Tante geblieben?

Als ich achtzehn wurde, bekam ich meinen deutschen Pass und verließ ihr Haus.

Was ist mit deiner Tochter passiert?

Mein Onkel hat das Kind anerkannt und die Tante spielt nach seinen Regeln. Ich kann kommen, wann immer ich will. Vorher muss ich mich allerdings anmelden.

Warum bist du nicht mit deiner Tochter weggegangen?

Ohne die Zustimmung meines Onkels? Dann hätte ich Deutschland verlassen müssen.

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