Erich Rudolf Biedermann - Wann die Zeiten wehen

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Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde im Baltikum die deutschstämmige Bevölkerung umgesiedelt. Die davon betroffenen Menschen wurden in alle Winde zerstreut. Niki, der Protagonist des Romans, zählte zu diesen Heimatlosen. Bereits als Jugendlicher und Heranwachsender lernte er in Estland den Nationalsozialismus und dessen menschenverachtende Ideologie kennen. Es waren Erfahrungen, die sein späteres Leben bestimmten. Nach seiner Bewährung in einer studentischen Kameradschaft und einem Arbeitseinsatz im annektierten Polen, studierte er in München zwei Semester Medizin, bevor er zum Kriegsende hin doch noch zum Militärdienst eingezogen wurde. Als vorgeschobener Artilleriebeobachter und Verteidiger eines Westwallbunkers überlebte er den Krieg an vorderster Stelle, bevor er im Frühjahr 1945 zu einem Offizierslehrgang nach Böhmen abkommandiert wurde. Sein Weg zurück nach Deutschland wurde zu einer gefahrvollen Odyssee. Wegen seiner früheren studentischen Hilfsdienste im besetzten Polen geriet er in der Nachkriegszeit zwischen die Mühlsteine amerikanischer und deutscher Vergangenheitsbewältigung. Er wurde interniert und sein Medizinstudium infrage gestellt. Nur dank christlicher Nächstenhilfe konnte er seinen Berufswunsch noch verwirklichen. Doch für ein erfülltes Leben war es zu spät. Die Amouren des Romanhelden überdecken im Grunde ein gescheitertes Abenteurerleben.

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Erich Rudolf Biedermann

WANN DIE ZEITEN WEHEN

Historischer Roman

Imprint

Wann die Zeiten wehen

Erich Rudolf Biedermann

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Copyright: © 2012 Erich Rudolf Biedermann

ISBN 978-3-8442-4432-8

Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net

Titelgestaltung: Erik Kinting

Inhaltsverzeichnis

Imprint Imprint Wann die Zeiten wehen Erich Rudolf Biedermann published by: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de Copyright: © 2012 Erich Rudolf Biedermann ISBN 978-3-8442-4432-8 Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net Titelgestaltung: Erik Kinting

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Studentenjahre

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Unterwegs

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

La montagne est passé …

Kapitel 52

Der Autor

Vorwort

Von der konzeptionellen Idee bis zur Fertigstellung dieses Buches, verging ein halbes Leben. Schon während meiner Studentenzeit hatte mich das abenteuerlich-bewegte Leben eines älteren Kommilitonen und Kriegsteilnehmers fasziniert. Bereits damals spielte ich mit dem Gedanken, es einmal literarisch aufzugreifen.

Diese Absicht war lange im Druck beruflicher Belastung untergegangen. Als ich meinen Studienkollegen dann nach Jahrzehnten wiedertraf, dachte ich erneut an die Verwirklichung meines Vorhabens. Mein Freund war davon wenig begeistert. Erst nach gutem Zureden war er bereit, Vergangenes wieder lebendig werden zu lassen. Danach saßen wir öfters beisammen — er berichtete und ich versuchte seine von der Zeit getrübten Berichte in einen logischen Kontext zu bringen und Lücken zu schließen.

Als das Manuskript des Buches endlich stand, erschien es einem kritischen Lektor überdimensioniert, danach sah ein erfahrener Buchautor den Inhalt zu straff erzählt. Der Handlung fehle das Fleisch .

Natürlich habe ich die Ratschläge meiner Kritiker, soweit ich es vor mir vertreten konnte, angemessen berücksichtigt und so hege ich die unbescheidene Hoffnung, dass der Roman nunmehr meinen verehrten Lesern gefallen möge.

Erich Rudolf Biedermann

München, im Herbst 2012

Studentenjahre

Kapitel 1

An einem Herbstnachmittag des Jahres 1958 fragte mich ein Kommilitone, ob ich Lust auf ein Tennismatch hätte. Wir wohnten damals beide im gleichen Münchner Studentenheim, doch ich kannte den Frager bisher nur vom Sehen. Es lag wohl auch daran, dass er nicht wie ich Volkswirtschaft, sondern Medizin studierte. Abgesehen davon, war er erheblich älter als ich.

Von nun an spielten wir öfters miteinander Tennis. Bei unseren sportlichen Kontakten stellte sich heraus, dass uns neben der Begeisterung für den weißen Sport , auch viele andere Interessen verbanden. So diskutierten wir gerne über die Münchner Kulturszene oder unterhielten uns über das aktuelle Fußballgeschehen. Zudem war uns ein ausgeprägtes Interesse am schöneren Geschlecht gemein. Wir unterschieden uns darin nicht von den allermeisten Studenten unseres Heims. Was meinen neuen Bekannten aber auszeichnete und über den Durchschnitt unserer Mitbewohner hinaushob, war sein ungewöhnlicher Erfolg bei jungen Damen. Trotz seines Alters galt er im Studentenheim als berüchtigter Herzensbrecher.

Ältere Studenten waren während dieser Zeit keine Seltenheit. Viele Jugendliche hatten während des Zweiten Weltkrieges ein Notabitur gemacht und waren danach zu den Waffen gerufen worden. Manche hatten sich auch freiwillig zum Wehrdienst gemeldet. Waren sie anfangs froh, dem Schulalltag Adieu sagen zu können, so folgte das bittere Ende oft auf dem Fuße. Viele dieser Unerfahrenen fielen, wie es damals hieß, für Führer, Volk und Vaterland . Die endlosen Gräberreihen auf den Soldatenfriedhöfen Europas zeugen noch heute von ihrem schrecklichen Schicksal. Diejenigen, die das Glück hatten mehr oder weniger heil nach Hause zu kommen, standen vor den Trümmern eines zerstörten beruflichen Lebens. Ein Teil von ihnen schrieb sich an Hochschulen ein und begann, mangels beruflicher Alternativen, mit einem Studium.

Einer dieser späten Studenten war mein Tennispartner. Mit seiner athletischen Figur, seinen grau-blauen Augen und den blonden Haaren, die meist zerzaust über die Stirn fielen, war er ein Mann, der gefiel. Seine durch die Jahre härter gewordenen Gesichtszüge verliehen ihm den Ausdruck von Verwegenheit. Jedoch wurde dieser eher martialische Eindruck, durch seine Art sich zu artikulieren, angenehm überdeckt. Auf Äußerlichkeiten legte er wenig Wert und seine nachlässige Kleidung schien junge Damen nicht zu stören. Es war wohl seine Ausstrahlung und die Art sich zu geben, die sie anzog und bewog, ihn in seiner Studentenbude zu besuchen. Seine Freundinnen waren durchwegs hübsch und gaben uns anderen Mitbewohnern oft Anlass zu Neid. Es war einfach nicht nachvollziehbar, weshalb sich das weibliche Interesse derart auf ihn konzentrierte, obwohl es im Hause doch ansehnliche Alternativen gab.

Kapitel 2

Mein Freund zeigte sich vom Tennissport geradezu besessen. Wann immer es das Wetter zuließ, war er auf der Suche nach einem Mitspieler. Natürlich sprach sich sein Faible im Studentenheim herum und es dauerte nicht lange, bis ihm scharfzüngige Kommilitonen den Spitznamen Tenniscrack oder kurz Crack anhängten.

Eigentlich hieß er Nikolaus Bisdorff und stammte aus dem Baltikum. Ich rief ihn Niki , weil er seinen Spitznamen nicht so gerne hörte. Mit der Zeit freundeten wir uns an, wobei der Altersunterschied von rund zwanzig Jahren nicht störte. Rivalitäten, wie sie bei Gleichaltrigen auftreten können, gab es bei uns nicht. Natürlich imponierte auch mir sein Glück bei Frauen, doch nach der Maxime ein Gentleman schweigt , sprach er nie über seine Eroberungen und war klug genug, sich nie damit zu brüsten.

Trotz allem Trainingsfleißes machte Niki auf dem Tennisplatz nur mäßige Fortschritte. Der Grund lag wohl darin, dass wir uns nie einen Trainer leisten konnten und deshalb immer wieder die gleichen Fehler machten. Eine Freundin, der ich unvorsichtigerweise einmal von unseren sportlichen Aktivitäten erzählt hatte, beobachtete uns eines Tages und zeigte sich danach wenig beeindruckt.

„Ihr spielt beide schlecht!“, kritisierte sie auf ihre direkte bayerische Art, „von euch ist keiner besser als der andere.“

Kapitel 3

Wir befanden uns wieder einmal auf dem Tennisplatz, als sich dort unerwarteter Besuch einstellte. Nikis neue Freundin Maggy gab sich die Ehre. Die junge Frau, sie mochte Anfang dreißig sein, erinnerte mit ihrem hübschen Gesicht, dem herzförmig geschminkten Mund, ihren blonden Haaren und ihrer hübschen Kleidung an eine Vorführdame in einem Modejournal.

„Hallo, endlich habe ich dich gefunden“, begrüßte sie Freund lebhaft.

Niki machte mich mit ihr bekannt, doch sie hatte nur Augen für ihn und beachtete mich kaum.

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