»Unterschätze niemals einen nackten Mann, Wex.« Desiderius klang ernst, als er seinem Geliebten diesen Rat gab.
Sofort verschwand jegliche Belustigung aus Wexmells zaghaftem Gesicht. Nachdenklich legte er den Kopf schief und musterte Desiderius’ markante Züge. »Wieso?«
Lüstern schmunzelnd bewegte Desiderius eine Hand an Wexmells Seite hinab, fühlte das Leder der Rüstung, spürte die kalten Riemen, die sie zusammenhielt, tastete an der leeren Schwertscheide vorbei und schob sie unter Wexmells warmen Körper, um sich deutlich aber nicht grob um die sinnliche Rundung seiner prallen Pobacke zu legen.
»Weil ...«, er schmiegte das Gesicht an Wexmells, » ... sie dir gefährlicher werden können als jeder Mann mit einer Waffe.«
Ein heiseres Keuchen entfloh Wexmells Mund, als er seine Lippen teilte. Desiderius zupfte liebevoll daran, ließ anschließend die Zunge in den süß schmeckenden Mund seines Prinzen gleiten. Unterdessen spürte er bereits Wexmells Hände, die sich an seinen Schultern festkrallten und ihn hinabzogen. Drängend rieben sich ihre Körper aneinander, der eine heiß und nackt, der andere ungeduldig und in Rüstung.
Die Reibung seiner harten Männlichkeit über Wexmells Lederwams sandte ungeahnt lustvolle Impulse durch Desiderius’ Körper. Widerstrebend löste er sich trotzdem von Wexmells Lippen.
Einen protestierenden Laut ausstoßend, flehte Wexmell: »Bitte, nicht aufhören ...«
Auflachend rollte sich Desiderius von ihm runter und landete mit dem Rücken wieder auf dem schwarzen Umhang, den er für sie auf dem Boden ausgebreitet hatte, bevor sie wie Hunde über einander hergefallen waren, wild und unbändig in ihrer Leidenschaft.
Dreimal hatte er mit Wexmell Erfüllung gefunden, bevor er in dessen Armen weggedöst war. Auch im Schlaf hatte er noch das drängende Pochen seines Glieds gespürt, das, seit der Entdeckung des Tiers in ihm, nie zur Ruhe zu kommen schien.
Aber für heute hatte er genug. Er war schon ganz wund, der Kopf seiner Männlichkeit leuchtete rot und hob sich deutlich vom Rest des Schafts ab. Rot gescheuert von zu wilder Behandlung, worüber er sich nicht beklagte. Aber ein Mann wusste, wann es genug war.
Wexmell rollte sich auf die Seite und stützte den Kopf auf eine Hand. Mit der anderen strich er über das wulstige Narbengewebe auf Desiderius’ Arm und Schulter, wo ihn einst magisches Feuer verbrannt hatte.
Noch heute, nach all den Monaten, schmerzten die Narben. Und laut seinem Halbbruder Bellzazar, würde er mit diesen Schmerzen vermutlich leben müssen. Es waren jedoch nicht die einzigen Narben, die vom Kampf um Nohva, den sie verloren hatten, geblieben waren.
Desiderius hob seine Hände vor sein Gesicht und betrachtete die länglichen Narben in den Innenflächen. Tiefe Einschnitte hatten diese Zeichen auf seiner Haut hinterlassen, er hatte sie sich selbst zugefügt, um das Schwert aufzuhalten, das sich quälend langsam in seine Brust geschoben hatte. Wie zur Erinnerung an dieses Ereignis, stach die Narbe über seinem Herzen.
Wexmell legte den Kopf an Desiderius’ Schulter, seine Locken kitzelten an Hals und Schlüsselbein. »Tut es weh?«, fragte der Prinz und hob nun seinerseits eine Hand, um mit dem Finger über die Narbe in der linken Hand zu streichen.
»Nein.« Desiderius ballte die Hände zu Fäusten, dann ließ er die Arme fallen. Er drehte den Kopf und lächelte Wexmell traurig an. »Und selbst wenn, kein Schmerz war, ist oder wird je so groß sein wie jener Schmerz, den ich spürte, als ich dachte, dich verloren zu haben.«
Zwischen Wexmells Augen entstand wieder eine tiefe Sorgenfalte, wie jedes Mal, wenn dieses Thema aufkam. »Ich wünschte, ich könnte dir die Erinnerung daran nehmen. Dein Kummer ist für mich schwerlich zu ertragen.«
Desiderius strich ihm übers Kinn, hauchte ihm einen federleichten Kuss auf die Stirn. »Zu düstere Erinnerung für einen so schönen Abend, lass uns über andere Dinge sprechen.«
»Und worüber?«
»Vielleicht darüber« - Desiderius schmunzelte belustigt in sich hinein - »was wir den anderen erzählen, weshalb wir keine Jagdbeute mitbringen.«
Wexmell schaute düster drein. »Sagen wir die Wahrheit: ich kann einfach nicht jagen.«
Desiderius hatte Mitleid mit ihm und stützte sich auf der Seite liegend auf. »Wex, es ist nie leicht, eine neue Fertigkeit zu lernen.«
Aber Wexmell ließ sich mit solchen Floskeln nicht aufmuntern. Er ließ sich auf den Rücken fallen und starrte stur in den Himmel auf. »Was bin ich für eine Art Mann, wenn ich nicht einmal ein Tier erlegen kann? Ich fühle mich wie ein Kind, das nie erwachsen wird.«
»Benutz das nächste Mal die Fangzähne, statt eines Bogens«, scherzte Desiderius, um seinen Prinzen wieder zum Lächeln zu bringen. Er fuhr sich mit der Zunge über die eigenen Fangzähne, die seinem Volk – den Luzianern – eigen war, als Wexmell ihn forschend musterte, und wackelte anschließend mit den Augenbrauen.
»Ich meine es ernst, Derius!« Wexmell bat um Aufrichtigkeit. »Was siehst du in mir? Nur einen jungen Jüngling, der beschützt werden muss?« Die Vorstellung, Desiderius könnte so von ihm denken, schien ihm nicht zu gefallen. »Das will ich aber nicht«, sagte er wütend, ohne eine Antwort abzuwarten. »Ich will ein Mann sein.«
»Nicht die Fähigkeit des Jagens macht einen Mann aus dir!«, warf Desiderius ein. Er bohrte einen Finger in Wexmells Brust und betonte seine Worte, indem er die Spitze des Fingers immer wieder in das rissige Leder der Rüstung stieß. »Was ein Mann fühlt und was ein Mann denkt macht ihn aus. Nicht die Fähigkeit zu jagen, oder wie ein Schwein zu grunzen.«
Wexmell lachte schnaubend auf.
Eindringlich erklärte Desiderius seine Ansicht: »Ist ein Mann, der einen Hammer in der Schmiede schwingt, denn mehr ein Mann als jener, der auf der Straße einen Pinsel über ein Bild gleiten lässt, nur, weil der Schmied gegenüber dem Maler eine körperliche Überlegenheit besitzt? Nein! Ein Mann ist ein Mann, wegen dem, was er fühlt und was er denkt.« Er strich mit einem Finger über Wexmells stoppliges Kinn und schmunzelte verschmitzt. »Nicht die Fähigkeiten, nicht einmal das Äußere macht einen Mann aus, sondern nur das, was in ihm steckt.«
Und so gesehen war Wexmell mehr Mann als alle Männer die sie kannten zusammen, weil in ihm eine Größe wohnte, die keiner von ihnen besaß. Er war derjenige, der sie anführte, der die wirklich schweren Entscheidungen treffen und mit den Konsequenzen leben musste. Der Mann, der für jede Situation eine diplomatische Lösung suchte, ehe er zum Schwert griff.
Es war leicht, Gewalt anzuwenden, es war leicht, Kämpfe zu beginnen, aber zu versuchen, einen Sieg ohne Blut zu vergießen für sich zu gewinnen, das konnte nur Nohvas rechtmäßiger Erbe. Für Desiderius zeugte dieser Charakterzug, der ihm selbst fehlte, nicht nur von Größe, sondern auch von besonderem Mut. Es ist nämlich einfach, in Rüstung und mit gezogener Klinge seinem Feind entgegenzutreten, doch wirklich mutig waren jene Männer, die in einen Kampf nur Worte mitbrachten.
Er hatte sich schon oft ein Stück von Wexmells scheinbar immer gelassener Art abschneiden wollen, jedoch war sein Temperament strikt dagegen. Nur gut, dass sie zusammengehörten, so glichen sie die Schwächen des jeweils anderen aus.
Wexmell lächelte so lieblich, dass es ein Hasenkind an Niedlichkeit weit übertraf, und fragte: »Bin ich also männlich genug, um ein Mann zu sein?«
Statt die Frage zu beantworten, erwiderte Desiderius: »Das hängt ganz davon ab, wie der Betrachter Männlichkeit definiert.«
Wexmell legte den Kopf schief. »Und du? Hältst du mich für einen Mann?«
Diese Frage beantwortete Desiderius, indem er sich zu ihm hinabbeugte und ihn genüsslich küsste. Er ließ zu, dass Wexmells Hände bald darauf in sein dunkles Haar glitten und sich festkrallten, ihn über sich zogen, wo Desiderius sich rittlings über Wexmells stramme Schenkel setzte.
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