Mit dem Erreichen bewohnterer Gegenden besserte sich das Wetter zusehends, und in der hübschen Universitätsstadt Exetermit ihren vielen schönen Häusern aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert strahlte die Sonne wieder vom fast wolkenlosen Himmel. In der Stadtmitte erhebt sich äußerst imposant ein Juwel von einer Kathedrale , im 13./14. Jahrhundert errichtet unter normannischer Herrschaft in allen möglichen Stilrichtungen des Mittelalters, das Monumentale der Romanik vermengt sich eindrucksvoll mit der Bildhauerkunst der Gotik, ganz besonders schön dokumentiert an der Westfront in einer bombastischen Galerie von in drei Reihen übereinander aus Stein gehauenen Königen; die übergroßen Spitzbogenfenster zieren kunstvolle Ornamente. Ein Parkplatz direkt vor dem Hauptportal ermöglichte es uns, auch das prachtvolle Innere in aller Ruhe zu bewundern, das überlange gotische Fächergewölbe und die reichlich vorhandenen meisterhaften Steinmetz- und Schnitzarbeiten, wie z.B. der Bischofsthron aus dem 14. Jahrhundert.
Die etwa 130 km bis zum nächsten sehenswerten Ort, der an der Nordseite der großen Halbinsel an der Mündung des Avonin den Bristol Channelgelegenen bedeutenden Hafen-, Industrie- und ebenfalls Universitätsstadt Bristol,überwanden wir auf schneller Autobahn, um ihn dann auf langsamer altbewährter Sightseeingtour zu erkunden, durch seine vielen wundervollen Kirchen und Gebäude aus alter Zeit als eine der schönsten Großstädte Englands geltend. Die mächtige, an Stahlseilen aufgehängte Severnbrückebrachte uns einige Kilometer weiter nördlich auf die andere Seite des in einem breiten Trichter in den Channelmündenden Severn, und nach weiteren 30 Kilometern in westlicher Richtung trafen wir auf die direkt am Nordufer gelegene pulsierende Hauptstadt von
Cardiff,mit einem bedeutenden Seehafen und bekannter Universität. Nach privater Rundfahrt durch die belebten Straßen, bei der uns ganz besonders das im Zentrum gelegene gewaltige rekonstruierte Castleaus dem 11. bis 15. Jahrhundert, einbezogen Überreste eines römischen Forts aus dem 4. Jahrhundert, ins Auge fiel, wurde es Zeit für die Suche nach einem Übernachtungsplatz, den wir schon bald in dem nahe dem westlichen Stadtrand gelegenen kleinen Örtchen
fanden, auf einem von niedrigen Hecken gesäumten Parkplatz mit weitem Blick über eine gepflegte Golfanlage hinweg auf die im Abendlicht schimmernde Bucht. Den krönenden Abschluss dieses herrlichen Tages bildete ein allen Unkenrufen zum Trotz wieder delikates Abendessen in einem nahe gelegenen gemütlichen Restaurant bei Kerzenschein und flackerndem Kamin.
Unser für den nächsten Tag geplantes Ziel war die etwa 180 km entfernte Fährstation in Fishguardan der Westküste von Wales, von der aus wir uns über den St. Georgs Channelnach IRLANDhinübersetzen lassen wollten. Bei herrlichem Sonnenschein ging es auf schöner Nebenstrecke hügelauf und -ab durch idyllische Weidelandschaft und malerische kleine Örtchen, rechts und links der sehr engen Straße die typischen grauen Steinmauern (Stone Walls).Prompt erwischte es uns, als ohne irgendeine Ausweichmöglichkeit in schneller Fahrt ein großer Bus entgegenkam, ein gewaltiger Knall und unser rechter Rückspiegel zersplitterte in tausend Scherben, der Bus verschwand um die nächste Kurve. Was nun, woher so schnell einen neuen nehmen, und das nur 3 km vor der Auffahrt auf die Autobahn; also bei Platzmangel mühsames Wendemanöver, ich ersetzte am Heckfenster den fehlenden Spiegel, und zurück in den nächsten Ort, wo wir auf der Suche nach irgendeiner Werkstatt zuletzt in einer kleinen Glaserei landeten. Fünf Gesellen schnitten aus einem alten Schlafzimmerspiegel ein halbwegs passendes Stück heraus, das sie dann mit einem rosa kaugummiartigen Leim in den die Kollision Gott sei Dank heil überstandenen Rahmen pappten, die herausquellende Masse nach Erstarren sauber abschneidend. Dieses einmalige Exemplar erfüllte übrigens bis zum Verkauf des Mobis zwecks Erwerb eines neuen Fahrzeugs acht Jahre später immer noch seinen Dienst. Die ganze Aktion dauerte über eine halbe Stunde, auf unsere Frage nach den Kosten winkte man fröhlich ab, also gab es eine Spende für die Kuchenkasse. Versehen mit den besten Wünschen für die Weiterfahrt verließen wir diese servicefreundliche Stätte.
Schon kurze Zeit später nahm die Autobahn uns auf und brachte uns in Berg- und Talfahrt durch die Cambrian Mountains, die letzten etwa 80 km in eine gut ausgebaute Durchgangsstraße übergehend. Prompt war die Fähre uns vor der Nase weggefahren, durch den unfreiwilligen Aufenthalt kamen wir mit 15.30 Uhr eine halbe Stunde zu spät an, die nächste ging erst wieder um 3.15 Uhr am kommenden Morgen, eine äußerst unchristliche Zeit! Also sahen wir uns zunächst einmal in aller Ruhe das kleine gemütliche Städtchen an, natürlich vom Mobi aus, bevor wir auf einem Parkplatz oberhalb schroff abfallender Felswände Halt machten und von unseren schnell hervorgeholten bequemen Segeltuchstühlen aus den herrlichem Blick auf die von modernen Motoryachten und kreuzenden Seglern bevölkerte azurblaue Bucht genossen und die Seele so richtig baumeln ließen. Aus den reichlich vorhandenen Vorräten wurde ein leckeres Abendessen gezaubert, danach war endlich einmal Zeit für die Urlaubslektüre, bis wir gegen 22.00 Uhr zum Fährhafen zurückkehrten.
Inzwischen hatten sich schon allerhand Fahrzeuge angefunden. Wir stellten uns in die uns zugewiesene Reihe und versuchten, ein wenig zu schlafen, wurden jedoch schon eine halbe Stunde vor Mitternacht wieder hochgejagt und weiter nach vorne gelotst, die Beladung begann allerdings erst um 2.00 Uhr, doch an Schlaf war nicht mehr zu denken. Nach vierstündiger verhältnismäßig ruhiger Fahrt durch dichte Nebelschwaden, die über dem dunklen Wasser waberten, landeten wir, die Zeit verkürzt durch angeregte Unterhaltung mit einem irischen Fahrgast, um 7.10 Uhr im Hafen von Rosslare. Um dem Ausschiffungstrubel zu entgehen, starteten wir sofort auf unsere geplante Route. Der Himmel war Wolken verhangen, die Sonne bemühte sich redlich, den dichten Vorhang zu durchdringen. Durch sattgrünes hügeliges Weideland erreichten wir nach etwa 20 km die hübsche alte Stadt Wexford, fuhren jedoch zunächst einmal direkt an die Bucht, wo wir eine sehr ausgiebige Frühstückspause einlegten inklusive erholsamem Nickerchen von einer Stunde.
Mit frischen Kräften ging es weiter, nach kurzer Erkundungsfahrt durch das Städtchen mit seinem imposanten Stadttoraus dem frühen Mittelalter, den Resten einer normannischen Stierhetzarena(die Tiere wurden nicht getötet) und den mächtigen Kirchen- und Klosterruinenfolgten wir der herrlichen Küstenstrecke über Waterford,eine alte betriebsame Hafenstadt, bis wir mit Corkin die zweitgrößte Stadt
einfuhren, sehr schön von grünen Hügeln umrahmt und vom offenen Meer durch die fast 20 km lange viel verzweigte Mündungsbucht des River Leegetrennt. Eine große Anzahl gepflegter Parks, Kanäle, Brücken und Uferpromenaden prägen diese sehr lebendige Hafen- und Universitätsstadt, ihr Wahrzeichen der von einer goldenen Kuppel gekrönte Turm der Shandon Churchaus dem 18. Jahrhundert.
Unseren ersten Stehplatz für die Nacht fanden wir in einem einsamen Forest Parkhoch über einem dunkel schimmernden See, am anderen Ufer aufsteigend sattgrüne Hügel, nicht umsonst wird Irland auch die Grüne Inselgenannt; der nahe warme Golfstrom und westliche Winde sorgen für ein ausgeglichenes ozeanisches Klima. Das Abendessen fand wieder an Bord statt, weit und breit war keine Menschenseele. Völlig allein mit der Natur schliefen wir, es gab ja noch einiges nachzuholen, tatsächlich 11 Stunden durch, bis uns gegen 9.00 Uhr das melodische Tirilieren eines Vogels, der sich ausgerechnet unser Dach als Bühne ausgesucht hatte, aus tiefsten Träumen riss. Herrlichster Sonnenschein war genau richtig für die an diesem Tag - inzwischen hatten wir Donnerstag, den 25.Juli – geplante 170 km lange
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