Sie rutscht von der Bettkante, steht nun vor mir und streckt mir beide Hände entgegen.
„Kommen Sie schon und stehen Sie auf. Miguel wäre tief beleidigt, wenn Sie sein Essen nicht kosten würden.“ bittet sie mich.
Mit beiden Händen raufe ich mir die Haare, streiche mit gespreizten Fingern meine braunen Strähnen zurück und ergreife ihre Hände.
Sie zieht mich belustigt aus dem Bett und strahlt mich mit ihren grünen Augen lachend an.
„Nun kommen Sie doch endlich Matt! Essen Sie, damit Sie wieder zu Kräften kommen.“ lächelt sie immer noch hinreißend.
Somit folge ich also ihrer Bitte, setze mich an den Tisch und beäuge die Mahlzeit erst einmal misstrauisch.
„Was ist das, Saundra?“
„Ich sagte doch schon Barbacoa!“ sagt sie amüsiert.
„Und ich sagte ‚Nix verstehen’, also was bitte?“ frage ich erneut und eine große Wolke von Knoblauch steigt mir in die Nase, welche erst einmal einen Würgereiz in mir hervorruft.
„Barbacoa ist gebackenes Lamm, das in einer Erdgrube auf heißen Steinen gegrillt wird“ grinst sie.
Erdgrube? Ich muss erst einmal tief Luft holen.
„Okay! Und weiter?“
„Das Fleisch wird mit Knoblauch, Rosmarin, Olivenöl und Barbecue-Sauce gewürzt und dann für Stunden gegart, bis es weich ist.
Danach wird es klein gerupft, mit der Sauce vermischt und mit Tortillas gereicht.
Sie nehmen die Tortilla in eine Hand und legen das Fleisch-Sauce-Gemisch darauf. Dann geben noch etwas Salsa Roja darauf, aber nicht zu viel denn es ist sehr scharf, klappen die Tortillas zu und genießen einfach nur noch.“
Ihr unwiderstehliches Lächeln lässt alle meine Bedenken beiseite rücken und ich beginne meinen ersten Versuch mit den Tortillas.
Zum Glück musste ich das heute nicht im Küchenzelt machen, denn es misslingt gründlich und ich bin froh, dass mich nur Saundra auslacht und nicht alle anderen.
„Das ist ganz schön gemein, dass Sie mich jetzt auslachen, schließlich habe ich das noch nie gegessen.“ werfe ich ihr beleidigt vor.
„Ich lache doch nicht über Ihre Ungeschicklichkeit, sondern eher über Ihren komischen Gesichtsausdruck dabei, entschuldigen Sie! Ich zeige Ihnen, wie das geht.“
Sie nimmt schmunzelnd eine Tortilla in die Hand, zeigt mir langsam wie ich sie füllen kann und drückt sie mir in die Hand.
Herzhaft beiße ich hinein, wobei mir augenblicklich Tränen in die Augen schießen.
„Whuhu!“ ich kaue tapfer, aber ich habe das Gefühl, dass ich Feuer esse.
„Wie viel Kilo Chili hat Miguel denn da hineingeschüttet?“ frage ich vorwurfsvoll.
Saundra nimmt mir grinsend die Tortilla aus der Hand und legt sie beiseite.
„Warten Sie, ich mache Ihnen eine Neue, diesmal ohne Salsa, vielleicht ist es dann nicht ganz so pikant.“ sagt sie schelmisch.
Ich mache große Augen und schlucke tapfer den Bissen hinunter den ich gerade im Mund habe.
„Pikant ist gar kein Ausdruck! Ich bin froh dem Tod gerade von der Schippe gesprungen zu sein und jetzt will mich Miguel offenbar von innen her verbrennen!“
Ich versuche ein Grinsen hinzubekommen und wische mir die Tränen aus den Augen, die Luft scharf einziehend um meine Zunge zu kühlen, während Saundra mir eine neue Tortilla reicht.
Skeptisch beiße ich erneut hinein und stelle fest, dass es ohne die Salsa durchaus angenehmer zu essen ist.
„Besser?“ fragt sie mich immer noch schmunzelnd.
„Tausendmal besser!“ sehe ich ihr forschend ins Gesicht.
„Das haben Sie doch mit Absicht gemacht, oder?“
„Nein, wirklich nicht! Ich habe nicht daran gedacht, dass Sie die scharfen Sachen noch nicht so gewohnt sind.“ sagt sie und zuckt entschuldigend mit den Schultern, wonach sie nach der fertigen Tortilla mit der scharfen Salsa greift.
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich dieses hier aufesse?“ fragt sie, wobei sie herzhaft hinein beißt und sich auch nicht daran stört, dass ich schon davon abgebissen habe.
Sie isst es mit Vergnügen auf, wobei ich sie bewundernd anstarre, weil ich nicht verstehen kann, wie man derart scharf essen kann.
Am Ende er Mahlzeit habe ich fünf Tortillas gegessen, allerdings ohne Salsa, von denen ich sogar zwei Stück selbst zustande gebracht habe.
Es war ein sehr amüsanter Lunch und Saundra verlässt grinsend das Zelt samt Tablett, wobei ich ihr lächelnd und ein klein wenig kopfschüttelnd nachsehe.
Was für eine schöne und bewundernswerte Frau!
Nachdem sich meine Gefühle nun auf einem Höhenflug befinden und es mir im Augenblick hervorragend geht, mache ich mich samt der Bedienungsanleitung, auf den Weg in das Materialzelt.
Ich packe das Bodenradar aus um es mir genauer anzusehen und beschäftige mich den ganzen Nachmittag damit.
Plötzlich schlägt jemand die Zeltplane beiseite und steckt den Kopf herein.
„Muss ich Ihnen das Essen etwa wieder hinter hertragen?“ ertönt Saundras Stimme.
Ich hebe den Kopf und sehe in Saundras wunderschönes Gesicht.
„Oh, tut mir leid, ist es schon so spät?“ entgegne ich verwundert.
„Allerdings! Kommen Sie? Ich habe Sie schon überall gesucht, aber auf das Materialzelt bin natürlich als Letztes gekommen.“ ruft sie und kneift dabei die Lippen zusammen.
Entschuldigend schüttle ich mit dem Kopf.
„Ich wollte mich nur mit dem GPR eingehend vertraut machen, bevor wir es einsetzen um keinen Fehler zu machen.
Die Anleitung allein ist etwas dürftig und es ist immer besser, sich auch das Gerät dazu anzuschauen.“ sage ich entschuldigend.
„Sind Sie dann soweit?“ fragt sie mich fordernd.
„Ja ich komme! Moment!“ antworte ich schmunzelnd und lege die Bedienungsanleitung auf das GPR, woraufhin ich ihr in das Küchenzelt folge.
Dort wartet bereits Mr. Dunaway auf uns und lächelt mir entgegen.
„Ich muss Sie bewundern Mr. Bolder, wie sie das alles einfach so wegstecken! Sie scheinen ja schon wieder ganz gut auf dem Damm zu sein?“ sagt er und seine dunkelgrünen Augen ruhen bewundernd auf mir.
„Nun ja, was soll ich sagen?“ antworte ich und mein Blick trifft auf das Lächeln von Saundra.
„Nach dem verschlafenen Vormittag und dem sehr amüsanten Lunch habe ich mich etwas mit dem GPR befasst und ich denke, es dürfte kein Problem darstellen! Ich fühle mich inzwischen so gut, dass ich denke wir könnten zumindest morgen Vormittag mit der Arbeit beginnen.“
„Oh, das freut mich, so schnell hatte ich jetzt nicht damit gerechnet!“ sagt Mr. Dunaway und Ich setze mich neben ihn.
„Ja, ich eigentlich auch nicht nach dem Schwächeanfall von heute Morgen, aber nachdem ich noch einmal ein paar Stunden geschlafen habe, ging es mir heute den ganzen Nachmittag hervorragend.
Ich hoffe das bleibt so, denn ich bin ja selbst neugierig ob wir unter dem Tempel der Inschriften noch etwas finden. Ich denke, wir sollten sogar in der Pyramide anfangen um die ersten Daten zu erhalten und sie dann mit den denen von dem Gelände außerhalb vergleichen zu können!“
„Sie erstaunen mich immer wieder, darauf wäre ich nicht gekommen! Aber warum im Tempel anfangen?“ fragt er verwundert und zieht zweifelnd seine Stirn in Falten.
„Ich denke, wenn sich ein Hohlraum unter der Pyramide befinden sollte, dann befindet er sich direkt unter der Grabkammer. Es wäre natürlich gut, wenn wir da hinein könnten, aber wenn das nicht geht, dann zeigt uns die Bodenbeschaffenheit aus dem Raum daneben genügend Ungereimtheiten.
Um die Pyramide herum, denke ich, werden wir nicht viel finden, denn der Raum wird nicht so groß sein und die Daten können nur als Vergleichsmaterial ausgewertet werden.
Und wenn die Maya es so gemacht haben wie die Ägypter, dann haben sie die Pyramide um das Mausoleum herumgebaut. Somit wäre eine große Erdbewegung nicht vonnöten gewesen, weil er dann zuerst da gewesen wäre.“ erkläre ich.
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