Peter Raupach - Blutendes Silber
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Dresden im Februar 1945. Ruth Silberbaum entkommt durch einen Bombenangriff ihrer Deportation. Im Taumel der Geschehnisse beobachtet sie wie ein Kommandotrupp der Waffen-SS einen geheimnisvollen silbernen Sarkophag aus der brennenden Stadt abtransportiert.
Ein junger Münzmeister wird 260 Jahre früher unfreiwillig Zeuge eines der größten Geheimnisse in der Kirchengeschichte und muss nun um sein Leben bangen. Gleich mehrere Mächte interessieren sich für ihn. Kurze Zeit später steigt Brandenburg-Preußen in den Rang einer europäischen Großmacht auf.
Sollten wirklich viele der schrecklichen Ereignisse in der Geschichte der Menschheit, wie die Pest, Kriege und Völkermord von Anfang an durch ein Geheimnis vorbestimmt sein?
Nur wenige Menschen durchschauen diese angeblichen Zufälle, noch viel weniger können sie aufhalten. Die Gefahr des Untergangs allen irdischen Lebens ist nicht gebannt. Denn der Countdown läuft seit über vierhundert Jahren…
Erschreckend real, einfach nur lesenswert!
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Die Landschaft glitt sanft dahin. Er hatte nun endlich Zeit, über das Erlebte nachzudenken. Schwarzerlen glitten am Ufer lautlos vorbei. Nur selten streiften deren tiefhängende Äste noch vereinzelte Eisschollen. Vorbei zogen fast schneeweiße Uferbänke mit feinem Flusssand, auf denen schwarze alte Holzstücke lagen. Der Frost hatte sich schon vor Tagen zurückgezogen. Nasser, schwerer Schnee lag hier und da noch an sonnenabgewandten Seiten des Flussufers. Plötzlich ging es dem Schiffer schlecht. Es geschah beim Wortwechsel mit seinem Sohn über den günstigsten Winkel, um das Schiff an einer Sandbank vorbei zu manövrieren. Zuerst griff er sich mit beiden Händen an den Kopf. Die Manövrierstange rutschte über das Deck. Sein Sohn, ein kräftiger etwa 16 Jahre junger Bursche, sprang vor Schreck auf und rannte zu seinem Vater. Dieser sackte in einer Art Krampf auf die Knie und kippte dann langsam nach vorn. Fast gleichzeitig bewegte sich das Schiff gefährlich nach steuerbord in Richtung Ufer. Nun blieb der Bursche unschlüssig stehen, große Tränen standen ihm in den Augen. Er war völlig überfordert und wusste nicht was er tun sollte. Entweder, er half seinem Vater oder er nahm die Manövrierstange. Heinrich lief, so schnell es auf dem glatten Deck eben ging, zum Schiffer. Er nahm ihn in die Arme und legte dessen Kopf dabei auf sein Knie. Dann öffnete er dessen Hemd, um den Hals frei zu machen. Der Schiffer atmete stoßweise und Heinrich spürte das Fieber auf seinem Knie. Als der Bursche sah, dass Heinrich sich um seinen Vater kümmerte, reagierte er dann doch ziemlich vernünftig. Er nahm schnell die Manövrierstange und mit wenigen ruhigen Bewegungen brachte er das Schiff wieder auf Kurs. Heinrich sprach beruhigend auf den Schweratmenden ein. Der neigte den Kopf leicht zur Seite, was ihm offensichtlich schwer fiel. Er fieberte stark und flüsterte die Worte: „Mein geliebter Fluss komm, komm, kühle mich.“ Dann, plötzlich, wurde Heinrich etwas bewusst. Er hatte sie bisher nicht bemerkt, weil er so etwas noch nie gesehen hatte. Aber nun sah er sie deutlich, diese Flecken. Da waren sie, blauschwarze Flecken in der Halsbeuge. Oh mein Gott, dachte Heinrich, das durfte einfach nicht sein, die Pest! Im selben Moment fing er an zu zittern, er fror, seine Zähne klapperten aufeinander. Es war die Pest, es war die Angst. Mit nasskalter klebriger Zunge leckte sie auf seiner Stirn, dann unter den Achseln. Sein Hemd klebte an der Brust. Heinrich versuchte, sich zu konzentrieren, es klappte nicht, die Angst wurde größer. Seine Beine fingen an zu schütteln. Der Kopf des Schiffers schlug dadurch hin und her. Heinrich hielt den Kopf fester. Vielmehr hielt er sich an dem Kopf des Schiffers fest. Er versuchte zu beten, doch nichts fiel ihm ein. War der Teufel hier? Dann legten sich kalte nasse Hände langsam um seinen Hals. Schlagartig versteifte sich sein Körper. Er war wie gelähmt. Er versuchte zu schlucken, bis es im Hals schmerzte. Dann schmeckte er bitteren Speichel, er schluckte und schluckte und spürte seine Zunge, die sich wie ein Fremdkörper in seinem Mund bewegte. Heinrich glaubte zu spüren, wie sich die Fingerknochen der fremden Hand fast elegant leicht anspannten. Heinrich würgte sofort. Sein Puls raste und übergangslos spürte er ein hartes Klopfen im Kopf. Jedem Schlag folgte ein stechender Schmerz im Hinterkopf. Immer noch hielt er mit seiner linken Hand den Kopf des Schiffers, mit der rechten tastete er jetzt unbewusst nach seinen Sachen. Vielleicht suchte er Halt nach etwas ganz Persönlichem, wie ein Kind, dass nach seiner Strohpuppe sucht, um bei ihr Trost zu finden. Er fand das kleine Bündel. Schwer glitt das Metallstück aus den Lappen. Er drückte es instinktiv an seine heiße Stirn und schloss dabei stöhnend die Augen. Schlagartig hörten das Klopfen und die Schmerzen auf. Erleichtert öffnete er die Augen. Was er noch flüchtig sah, bevor es sich farblos werdend auflöste, würde er sein Leben lang nicht vergessen. Hunderte Rattenaugen schauten ihn an. Er war sich sicher, er hatte auch ein Bedauern in diesen Augen gesehen. Dieses Bild brannte sich in Heinrichs Gehirn ein. Die Zunge hatte also ein Gesicht. Aber es ging ihm sofort besser, der Albtraum schien vorüber. Heinrich schaute nach vorn. Der Sohn des Schiffers saß leicht zusammen gekrümmt an einem Salzfass. Er war wohl völlig erschöpft von der ungewohnten Arbeit und Verantwortung für das Salzschiff. Dann sah Heinrich, wie der Junge versuchte, aufzustehen. Er schwankte dabei stark. Die Bordwand kam gefährlich näher. Der Junge schlug hart mit dem Kopf an ein massives Holzteil der Ankerwinde. Heinrich blickte völlig gebannt. Das alles dauerte keine drei Sekunden. Durch den harten Schlag wieder bei Sinnen, rappelte sich der Junge vor Schmerz stöhnend hoch. Doch als er endlich wieder stand, verlor er das Gleichgewicht und kippte einfach über Bord. Heinrich schrie vor Angst: „Nein!“ Dann sah er den Lockenkopf auftauchen. Er war schon meterweit von der Bordwand entfernt. Heinrich legte den Kopf des Schiffers schnell aber vorsichtig auf den beplankten Boden. Dann rannte er auf das hintere Deck, wo Tauwerk und Stangen lagen. Die Taue waren lang und schwer. Ohne zu Zögern, legte sich Heinrich eines der fast Kinderarm dicken Enden über die Schulter und wollte sofort damit loslaufen. Er strauchelte, rutschte dann auf ein Knie und zog mit aller Kraft am Tau. Er stemmte sich dabei mit den Füßen gegen die rutschigen Planken. Aber er schaffte es nicht einmal, ein paar Meter mit dem Tau über das Deck zu gehen. Verzweifelt schaute er in die Richtung, wo er den Jungen im Wasser vermutete. Seine Augen füllten sich vor Verzweiflung mit Tränen. In diesem trüben Schleier sah er, wie der Lockenkopf kurz auftauchte und dann schon weit entfernt vom Schiff im Wasser unterging. Heinrich sollte keine Zeit bleiben zur Trauer. Das Schiff ruckte kurz, dann krachte es ohrenbetäubend. Heinrich wurde nach vorn geworfen, hart schlug er auf das Deck. Das Schiff war auf Grund gelaufen. Kaum stand Heinrich wieder auf den Beinen, knirschte und ächzte das Schiff und begann sich zu drehen. Augenblicklich lag es quer zum Fluss und die Strömung brauste gegen die Bordwand. Das Schiff ging sofort in eine gefährliche Schräglage. Verzweifelt versuchte Heinrich, sich irgendwo festzuhalten. Es polterte und krachte beim Verrutschen der Salzfässer. Heinrich klammerte sich an eine Seilöse an der Bordwand, die durch die zunehmende Schräglage des Schiffes schon fast mannshoch über dem Fluss stand. Hastig schaute er über das Deck nach dem Schiffer, doch da war niemand mehr. Taue, Fässer, Besen und Schaufeln rutschten von Deck in das schäumende Wasser. Mit kreischendem Geklirr löste sich die Ankerkette, etwas hatte sich in dem Mechanismus der Winde verklemmt. Nun veränderte sich das Geräusch des Flusses merklich. Für Heinrich klang es so ähnlich, als ob Gertrude die Magd den Badezuber mit Wasser füllen würde. Nur viel, viel gewaltiger. Das Schiff nahm Wasser auf. Dort wo Heinrich noch vor wenigen Stunden im unteren Lagerdeck geschlafen hatte, musste das Wasser schon brusthoch stehen. Ich werde hier ertrinken, wenn ich hier oben bleibe, dachte Heinrich. Er wunderte sich dabei selbst über seine scheinbare Ruhe. Vielleicht lag es an den Erlebnissen? Er hatte in das Gesicht der Angst gesehen und wie durch ein Wunder überlebt. Er gab sich einen Ruck, doch seine Hände wollten sich nicht lösen von der Bordwand. Mit aller Macht drängte es seinen Körper nur noch fester gegen das Holz. Ich gehe hier nicht weg! Doch du musst, du willst doch nach Hause, flüsterte sein zweites Ich. Er zwang sich ruhig zu atmen. Ich zähle jetzt bis drei, dann klettere ich auf dem Rand der Bordwand auf allen Vieren an die Bugspitze und versuche, ein paar Äste am Ufer zu ergreifen. Dort vorn hängen doch so große Äste einer Erle fast bis aufs Deck, überlegte Heinrich und schaute voller Zweifel zu den weit entfernten Ästen. Er begann zu zählen: „Eins, zwei, drei, vier…“ Tränen kullerten an seinen Wangen herunter. Das Schiff ging immer mehr in Schräglage und drohte, in wenigen Augenblicken zu kentern. Die Angst hatte nun Heinrich voll im Griff, er zitterte und verkrampfte immer mehr. Seine Hände waren schneeweiß vom Festhalten und er begann zu frieren. Dann bemerkte er eine Bewegung unter sich. Es flogen kleine Späne aus einem Spalt der schon schräg stehenden Decksplanken. Nach kurzer Zeit sah Heinrich eine Schnauze mit fingerlangen Haaren, lange blutverschmierte Zähne zeigten sich. Es war eine Ratte, die um ihr Leben kämpfte und sich verbissen durch den Plankenboden nagte. Trotz des rauschenden Getöses um sich, meinte Heinrich, deutlich ein schlurfendes Geräusch zu hören, als sie es schaffte, sich durch das entstandene Loch zu zwängen. Sie blieb neben dem Loch sitzen. Unmittelbar nach ihr folgte eine weitere Schnauze und ein viel größerer Körper zwängte sich durch das Loch. Deren vier Füße suchten nun den direkten Weg nach oben in Richtung Heinrich und rutschten zwei, dreimal ab. Das rotbraune Fell glänzte matt mit stumpfen grauen Flecken. Es war das Leittier. Alte, kluge Augen schauten Heinrich aus weniger als fünf Schritten Entfernung an. Die Ratte gab einen hohen Pfeifton von sich, schwenkte ihren fast körperlangen Schwanz wie ein Fähnrich seine Fahne auf die andere Seite. Dann begann sie sofort schräg, aber mit absehbarem Zick-Zack-Kurs, die Wand zu erklimmen. Über sechzig Füße folgten als rotbraune Schlange ihr nach. Ganz unten kam Panik auf. Zwei Kontrahenten, mit schon nassem Fell, bissen sich im Überlebenskampf. Die Wächterratte, die bis dahin neben dem Loch die ganze Zeit ausgeharrt hatte, schnappte nach den Schnauzen. Sofort trat Ruhe ein. Heinrich beobachtete alles fasziniert und hätte dadurch fast den Grund seiner eigentlichen Angst, nämlich hier jämmerlich zu ertrinken, vergessen. Der letzte Blick in die Augen des graubraunen Leittieres lehrte ihn jedoch eines Besseren. Nun zögerte er keine Sekunde mehr und schwang sich, ohne weiter zu überlegen vollends auf den Rand der Bordwand. Er kletterte, nein kroch, auf allen Vieren in Richtung Bugspitze zum Flussufer. Während er kroch, meinte er, im Rücken den Blick der Ratte zu spüren. Er kannte diesen Blick. Als er die ersten Äste einer Schwarzerle erreicht hatte, stellte er sich auf und bilanzierte die letzten Schritte auf dem Rand des Schiffes. Von oben sah er jetzt, wie weit sich der Rumpf in den Uferschlick gegraben hatte. Er kletterte herunter und sprang den letzten Meter, um trocken ans Ufer zu kommen. Überall lag noch Schnee. Ohne sich weiter umzudrehen, lief er eine kleine Böschung hoch. Oben angekommen, schaute er sich dann doch noch einmal zum Schiff um. Das lag wie ein künstliches Wehr vor dem Fluss. Die Strömung drückte und presste große Wassermassen an das Schiff, dessen Bordwand zunehmend mit angespülten Baumstämmen und Eisschollen zu kämpfen hatte. Irgendwann kippt das Schiff oder es bricht entzwei, dachte Heinrich und schüttelte sich innerlich, ob der überstandenen Gefahr. Er musste sich kurz sammeln. Wo war er hier eigentlich? Plötzlich spürte er die Erschöpfung und die Schmerzen in den Muskeln, die nach dem langen Festhalten an der Bordwand verspannt waren. Wenn ich hier bleibe und mich hinlege, erfriere und verhungere ich, dachte Heinrich. Nach kurzer Zeit stand sein Entschluss fest. Er würde so lange am Fluss entlang laufen, wie es hell war, um vielleicht auf ein Dorf zu stoßen, wo er über Nacht bleiben konnte. Er lief los und merkte sehr bald, dass es sehr schwierig war, einfach am Flussufer entlang zulaufen. Heinrich durchquerte sumpfige, nur teilweise gefrorene Wiesenabschnitte, undurchdringliches Ufergehölz und kniehoch verschneite Bachläufe. Manchmal musste er wieder zurück und ganze Abschnitte am Flussufer umgehen. So werde ich nicht weit kommen, dachte Heinrich. Nun setzte er sich doch auf einen Baumstamm, hielt kurz inne und überlegte, wie er es anstellen könnte, den Fluss nicht aus den Augen zu verlieren und trotzdem gut voran zukommen. Es war hier völlig windstill und für Ende Februar in der Sonne schon merklich warm. Hier bleibe ich jetzt einige Augenblicke, dachte Heinrich und streckte seine Beine aus. Er durfte sich hier nur nicht verirren, dachte er als er sich im Sitzen nach allen Seiten umdrehte. Unbewusst tastete er an die Brusttasche seines dicken Leinenhemdes, das er unter einem dünnen Umhang trug. Hier lag immer noch schwer und fast körperwarm sein Gesellenstück. Er hatte es nach seinem Fieber hier verborgen. Während er gedankenverloren das Metallstück mit der ganzen Hand umschloss, kreisten seine Gedanken um die nächsten Stunden. Gottfried, sein Bekannter oder besser gesagt der große Unbekannte, hatte Wort gehalten. Er hatte dafür gesorgt, dass Heinrich auf das Salzschiff kam. Nun musste Heinrich auch sein Wort halten. Egal, welche Schwierigkeiten sich noch auftaten, er hatte einen Auftrag. Er musste nach Magdeburg und sich um Gottfrieds Pferd kümmern. Von dort würde er zum Wolfenbütteler Schloss reiten und das Pferd dem herzoglichen Stallmeister übergeben. Dann konnte es nicht mehr weit bis Goslar sein. Vor seinen Augen sah er schon seinen Vater, wie der dann ungläubig auf das Gesellenstück schauen würde. Also gab er sich einen Ruck, stand auf und lief in gerader Linie mit einem fast Neunzig-Grad-Winkel vom Fluss weg. Dabei war er aber sorgsam darauf bedacht, sich einige Merkmale der Landschaft einzuprägen, hier ein größerer Baum, dort eine alte Biberburg. Sehr schnell änderte sich die Landschaft um ihn herum. Alles wurde lichter und überschaubarer. Als er die letzten Weißdorn- und Schlehenhecken hinter sich gelassen hatte, öffnete sich die Landschaft vor ihm völlig und er sah nichts als Felder und Wiesen. Ganz am Horizont entdeckte er Reihen von schlanken Bäumen, wahrscheinlich Pappeln. Er lief weiter und wäre im selben Moment fast eine Böschung hinab gestolpert. Vorsichtig kletterte er hinunter und fand eine einer Art Hohlweg. Tiefe Wagenspuren, die allerdings noch hart gefroren waren, wiesen diesen Weg als kleine Straße aus. Erst jetzt realisierte er auch die Kopfweiden, die den Weg säumten und irgendwann einmal geschnitten worden waren. Also sollten eigentlich menschliche Behausungen, wie Hufehöfe oder sogar ein Dorf nicht weit sein, überlegte Heinrich. Und weil dieser Weg ziemlich nah am Fluss verlief, konnte es sich auch um eine Handelsstraße handeln. Mit einem Mal waren seine Lebensgeister zurückgekehrt. Die Richtung der Flussströmung hatte er sich gemerkt, also lief er in diese Richtung. Denn er sagte sich, irgendwo da vorn musste Magdeburg sein. Er war nur kurze Zeit unterwegs, da durchbrach lautes Grollen und kurz darauf unheimlicher Donner die Stille. Heinrich duckte sich vor Schreck. Ganze Schwärme von Saatkrähen waren plötzlich in der Luft. Zwei, drei verängstigte Wildentenpaare flogen ziemlich tief über Heinrich hinweg. Das ist kein Gewitter, das ist das Schiff! Jetzt zerbricht es, dachte Heinrich sofort. Er meinte, fast einen Luftzug wahrnehmen zu können, der auf seine Brust traf, als ein noch gewaltigerer Donner mit einem langen metallischen Kreischen nach und nach verebbte. Nur weiter, nur weiter jetzt! Was sind nur für Teufel hinter mir her, waren seine Gedanken. Er atmete kräftig durch und beschleunigte seinen Schritt, den Blick nach vorn gerichtet. Weit voraus nahm er dann eine Bewegung wahr. Im ersten Moment dachte Heinrich an ein Tier oder auch Bäume und Sträucher, die sich stärker bewegten. Dann merkte er, dass das keine Bäume oder Sträucher sein konnten. Dazu war es hier viel zu windstill. Da lief jemand mit weit ausholenden Schritten. Heinrich beschleunigte sofort seinen Schritt und fing fast an zu laufen. Dann sah er sie besser. Sie war gekleidet wie eine Küchenmagd. Auf ihrem Rücken hatte sie sich ihre zwei kleinen Kinder, die sich schlafend an das geblümte Kleid schmiegten, mit einem derben Tuch festgebunden. Natürlich hatte sie ihn schon bemerkt, trotzdem ging sie kein wenig langsamer. Mit weit ausholenden Schritten, den Blick nach vorn gerichtet schien sie eine Frau zu sein, die wusste was und wohin sie wollte. Heinrich näherte sich auf nicht mehr als zwanzig Schritte und hielt nun den Abstand etwas unschlüssig. Was ihn zögern ließ, war ein Gefühl. Er spürte etwas schon lange Vermisstes, ein Gefühl von Wärme, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Seine Unerfahrenheit und damit verbundene Angst, von der Frau abgewiesen zu werden, kämpften mit seiner Neugierde und dem Drang endlich nicht mehr allein unterwegs zu sein. Sein Blick fiel auf die kräftigen Waden, sofort spürte er die Wärme, die ihm ins Gesicht schoss. Unsicher blickte er sich um, wohl wissend, dass hier niemand ihn sehen konnte. Er schämte sich einfach für seinen unzüchtigen Blick auf diese kräftigen Frauenwaden. „Hallo Jungfer, guten Tag“, rief er plötzlich ohne richtig nachgedacht zu haben. Die Antwort kam prompt, dabei drehte sich die Angesprochene aber nicht um: „Macht Euch nicht lustig über mich. Könnt Ihr nicht richtig sehen? Ich habe zwei Kinder, wie sollte ich da noch Jungfrau sein? Schaut nicht so, sondern schließt auf und begleitet mich, wenn Ihr nicht gerade ein Räuber seid.“ „Nein, …nein, bin ich nicht!“, stammelte Heinrich laut, während er fast zu ihr rannte. Als er sie erreichte, schaute sie kurz zur Seite und es entfuhr ihr ein: „Oh,… wie jung Ihr seid!“ Kurz darauf, aber mit dem Blick wieder nach vorn gerichtet: „Nein, Ihr könnt kein Räuber sein, mit solchen Augen…“ Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander. „Verzeiht, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Heinrich und ich bin auf den Weg nach Braunschweig.“ „Ich bin Maria“, und mit einer leichten Kopfbewegung nach hinten, „und das sind Anna und Hans.“, antwortete sie schlicht.
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