Peter Raupach - Blutendes Silber

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Spannend bis zum Schluss.
Dresden im Februar 1945. Ruth Silberbaum entkommt durch einen Bombenangriff ihrer Deportation. Im Taumel der Geschehnisse beobachtet sie wie ein Kommandotrupp der Waffen-SS einen geheimnisvollen silbernen Sarkophag aus der brennenden Stadt abtransportiert.
Ein junger Münzmeister wird 260 Jahre früher unfreiwillig Zeuge eines der größten Geheimnisse in der Kirchengeschichte und muss nun um sein Leben bangen. Gleich mehrere Mächte interessieren sich für ihn. Kurze Zeit später steigt Brandenburg-Preußen in den Rang einer europäischen Großmacht auf.
Sollten wirklich viele der schrecklichen Ereignisse in der Geschichte der Menschheit, wie die Pest, Kriege und Völkermord von Anfang an durch ein Geheimnis vorbestimmt sein?
Nur wenige Menschen durchschauen diese angeblichen Zufälle, noch viel weniger können sie aufhalten. Die Gefahr des Untergangs allen irdischen Lebens ist nicht gebannt. Denn der Countdown läuft seit über vierhundert Jahren…
Erschreckend real, einfach nur lesenswert!

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Unten wurde das Tor von innen geöffnet und der blonde Schopf ihres Jörg kam zum Vorschein. Er hatte es offenbar verstanden, einen Moment eher an der Tür zu sein. Er blinzelte aus dem Halbschatten des Hauses kommend in Richtung des vermeintlichen Besuchers. Dabei hielt er mit der einen Hand die Tür nur einen Spalt weit geöffnet, mit der anderen schirmte er die Augen ab, da die Sonne jetzt voll die Straße in hellgelbes Morgenlicht tauchte. Er versuchte schräg nach oben in das Gesicht des Reiters zu blicken: „Gott zum Gruße, edler Herr, ich bin Jörg, der Pferdeknecht des ehrbaren Tuchhändlers. Was begehrt ihr?“ Bevor der Reiter antworten konnte, wobei er sich gerade leicht nach unten beugte, erschien der Tuchhändler hinter Jörg. Jörg ging höflich beiseite. Fast ein wenig enttäuscht, doch merkwürdig berührt. Denn das was er hörte und sah, war für ihn auf einen Punkt gebracht, die erfüllte Sehnsucht nach der großen Welt. Es war sein großer Traum. Ein eigenes Pferd, eigenes Zaumzeug und einen weichen ledernen Sattel, die erhabene Kleidung und eine wichtige Funktion. Im Auftrag eines großen Mannes unterwegs sein und die Taschen voll Silber. Der Tuchhändler machte nun selbst das Tor weiter auf. Die Sonne ergoss sich sogleich auf den mit roten und dunkelgrünen Steinen gepflasterten Innenhof. Dieser führte geradewegs in einen sich erweiternden Hausflur. Die Magd konnte sich in Gedanken ein genaues Bild machen. Der Hausherr mit zerzaustem Haar und nur mit flüchtig übergeworfenem Hausmantel bekleidet, biegt schimpfend im Hausflur um die Ecke. Ihr Sohn, der gute Jörg, steht aber schon am Tor. Gott sei Dank, dachte die Magd. Es würde keinen Ärger mit dem Hausherren geben. Ihr Jörg war eben doch schon ein gestandener junger Mann mit etwas Grütze im Kopf. Ach, Grütze, das war es! Sie musste den Kessel über die Feuerstelle hängen. Doch das hatte Zeit. Viel wichtiger war es der Magd jetzt hier zu sein. Nichts durfte sie verpassen. Endlich gab es mal etwas Aufregendes, etwas ganz Tolles. So was gab es nicht alle Tage. Die Neugier hatte die Magd nun voll erfasst. Man hätte sie jetzt förmlich vom Fenster wegreißen müssen. Aber es war nicht allein einfache Neugier. Es war die schöne Gier. Die Gier nach Leben. Leben hieß für Gertrude Liebe zu ihrem Sohn, hieß aber nach neunzehn Jahren des Verlustes ihres Geliebten auch Schmerz und unerfüllte Sehnsucht. Das Taubheitsgefühl in den Zehen, auf denen sie immer noch leicht wippend ausharrte, schien wie weggepustet. Ein unbekannter, merkwürdiger Reiter klopft ans Tor. Und der war auch noch interessant, nein, sogar gut aussehend! Das Pferd, eine schöne Apfelstute, mit großen klugen braunen Augen schien eine Einheit mit diesem Reiter zu bilden. Obwohl der Reiter hier an diesem Ort eine wichtige Aufgabe zu erfüllen hatte, vergaß er nicht sein treues Tier. Nur Gertrude sah es! Er streichelte mit seiner großen sehnigen Hand liebevoll den Nacken der Stute. Sie dankte es ihm, indem sie sich wie zufällig zu ihm umdrehte. Der Reiter nickte liebevoll und augenblicklich war alle Unruhe aus dem Tier gewichen. Gertrude nahm diesen Anblick aus dem Fenster wie ein kostbares Geheimnis auf. So ein Mensch war es wert. So ein Mensch war es wert, von Gott geliebt zu werden. So ein Mann. Ein lang vergessenes und doch ersehntes Gefühl ergoss sich endlich wieder durch ihren Körper. Dessen musste sie sich, wollte sie sich nicht schämen. Natürlich war er viel zu jung! Wobei…, dachte die Magd. Und noch etwas…solche Männer musste der Teufel fürchten.

„Eine Nachricht vom Konsistorialsekretär aus der Kanzlei meines Kurfürsten an Euren Sohn! Ich soll auf Eure Entscheidung und dessen Antwort warten, Herr Ratsherr!“ Der Hausherr nickte langsam und antwortete: „Steigt ab, seid willkommen und begebt Euch für eine Stärkung in die Küche! Euer Pferd wird versorgt.“ Nach hinten, zum Knecht gerichtet: „Jörg, Wasser und Hafer für diese Stute. Sagt Eurer Mutter, wir haben Besuch!“ Während der Hausherr das Tor nun weit offen ließ, eilte er in den Innenhof. Als er ihn überquert und die überdachte Holztreppe erreicht hatte, rief er laut hinauf zu den oben gelegenen Zimmern: „Heinrich steh auf wir haben wichtigen Besuch! Hört doch! Wo ist denn der Junge schon wieder?“ Gertrude wäre fast vom Schemel gefallen. Gleich sollte der fremde Bote bei ihr in der Küche sein! Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Doch dann zwang sie sich zur Ruhe. Sie hielt sich kurz am Fenstergriff fest, dann stieg sie vom Schemel. Nun ordnete sie ruhig ihr Haar. Dann schaute sie in eine Schüssel mit Wasser, zupfte den Kragen ihrer geschnürten Bluse gerade und murmelte halblaut zu ihrem Spiegelbild im Wasser: „Komm schon, Trudi, du bist doch noch eine begehrenswerte Frau!“

Halle, zwei Jahre zuvor

Der neue Kapellmeister macht sich bisher wirklich gut, dachte Johannes Conrad von Wiese, als die Musik aus Richtung der Ostempore verklungen war. Sorgfältig legte er das kleine Seidenband zwischen die beiden Seiten der Heiligen Schrift. Heute ging es um Hesekiel 9,4-11. Ob ihn überhaupt jemand verstanden hatte? Er schlug das Buch zu, klemmte es sich unter den Arm und blies dann das Leselicht aus. Ein kurzer Blick in die Runde. War alles ordentlich auf der Kanzel? Ach ja, die Predigt-Sanduhr, eine Spezialanfertigung eines Augsburger Goldschmiedes, hing etwas schief. Es war einer dieser neumodischen Zeitmesser für Kirchen, welcher aus vier nebeneinander hängenden Sanduhren bestand. In den Sanduhren lief der Sand unterschiedlich schnell durch. Die Apparatur hing außen an der Brüstung der Kanzel und war von unten, wo die Gläubigen saßen, gut zu sehen. Einige Gläubige starrten ständig auf den rinnenden Sand. Bei Conrad erzeugte dies immer ein Gefühl des Gehetztseins. Conrad kam es dann so vor, als ob sie das baldige Ende seiner Predigten herbeisehnten. Es konnte nicht nur ein Gefühl sein. Conrad war sich sicher, dass der Geräuschpegel durch heimliches Getuschel und unterdrücktes Lachen jedes Mal lauter wurde, wenn der Sand bei zwei der vier Sanduhren durchgelaufen war. Conrad fühlte sich dann getrieben und hatte jedes Mal Angst sich zu verhaspeln. Er war ein Pedant, er konnte sich keine Fehler leisten, schon gar nicht sich verzeihen. Leicht beugte er sich über die Brüstung und rückte die Apparatur gerade. So, nun ist alles perfekt, dachte Conrad, während er noch mal leicht mit dem Ärmel des Talars auf der Brüstung imaginären Staub wegwischte. Nun erst stieg er bedächtig die Holzstufen der Wendeltreppe herab. Als er unten angekommen war, schlug die „Kleine Festglocke“ der Marktkirche „Unser Lieben Frauen“ gerade zur vollen Stunde. Die letzten aufgeregt schwatzenden Besucher waren schon lange gegangen. Auch das Klappern von verbeulten Kupferbechern war nicht mehr zu hören. Die Bettler waren sicher flugs zur Treppe am Gasthof „Zur goldenen Rose“ geeilt. Dort kehrten gewöhnlich der Bürgermeister und einige Ratsherren nach dem Kirchgang ein. Conrad nutzte oft die Stille nach dem Gottesdienst, um über sich nachzudenken. Er sah sich als tiefgläubigen Menschen. Sicher, er wirkte auf andere immer etwas zurückhaltend und in sich gekehrt. Da er schon zur Kommunion seine Mitschüler um einen Kopf überragte und wohl damals schon so hager war, musste er schon früh manchen Spott ertragen. Seine Eitelkeit und sein Streben immer der Beste, vor allem in den Augen seines Erzbischofs, der Beste zu sein, war sein Problem. Dieses Streben nach Perfektion ließen bei Conrad jede Sinnesfreude und jedes Glücksgefühl verschwinden. Er hasste helles Lachen von Mädchen und jungen Frauen. Er hasste das kokette und übertriebene Balzen der jungen Männer. Er hasste das Getuschel während seiner Predigten in den hinteren Reihen der Marktkirche. Er bezog jegliches leises Gelächter und Geraune auf seine Person. Er hasste…ja er hasste sich selbst. Ich habe keine sogenannten Freunde und brauche sie auch nicht. Alles nur Oberflächlichkeit, dachte Conrad. Während der Oberhofprediger seinen Talar sehr sorgfältig am Tisch in der Sakristei zusammenfaltete, ging er gedanklich noch einmal den Gottesdienst durch. War ich gut genug? War ich gut genug in den Augen des Erzbischofs, Herzog August? Der sah heute besonders schlecht aus. Fast ein Schatten seiner selbst. Langsam wurde es prekär. Immer und immer wieder hatte er als Oberhofprediger und zugleich erzbischöflicher Sekretär versucht, das Thema auf eine mögliche, nur auf eine mögliche Frage zu lenken. Eigentlich kannte die Frage jedes Kind in Halle. Doch niemand kannte die Antwort und wenn, war niemand bereit, diese auszusprechen. Die Ratsherren waren es seit Jahrzehnten gewohnt, wie aufgezogene Puppen jeden Beschluss, jeden Gedanken des Erzbischofs vorauseilend und ohne Rücksicht auf die Situation der Bürger in der Stadt umzusetzen. So war es bei der letzten Pest. Obwohl die Pestärzte warnten, wurde ein Bote nach Magdeburg geschickt. Wenige Tage später begann auch in Magdeburg der Schwarze Tod zu wüten. Von diesen Ratsherren hatte Conrad keine Hilfe zu erwarten. Wie auch? Sie kannten das Geheimnis nicht! Sie würden es auch nie erfahren. Er wusste, dass er sehr behutsam umgehen musste mit dem Thema. Es konnte ihn schnell nicht nur die Stellung hier im Erzbistum kosten, wenn man allzu offen über das westfälische Fixum sprach. Schwer lastete der Gedanke nicht nur in der Stadt auf Allen, deren Leben eigentlich von Gott überaus gesegnet zu sein schien. Gern hätte er es herausgeschrien, von der Kanzel herunter gerufen: „Wacht doch endlich auf! Wenn Erzbischof Herzog August stirbt, sind in kürzester Zeit die Brandenburger hier.“ Es war nun mal unausweichlich. Die Dokumente des Westfälischen Friedens legten es eindeutig fest: Wenn der Erzbischof als bisheriger Administrator stirbt, fällt das Bistum an Brandenburg. Nichts ist dann mehr wie es war. Doch was wird mit dem Inhalt des Gewölbes? Was wird aus dem Geheimnis? Es durfte niemals in die Hände des brandenburgischen Kurfürsten fallen! Das würde Krieg bedeuten. Krieg von der Ostsee bis zu den Alpen. Ein völlig neuer Herrscher würde auf die Weltbühne treten und alles, alles beherrschen können. Das Geheimnis durfte nie in die Hände von machtbesessenen Menschen fallen! Allein der Gedanke an die Macht des Geheimnisses ließ Conrad jedes Mal erschauern. Hätte er jemanden die Art dieser Macht erklären sollen, er hätte es nicht zur Zufriedenheit vermocht. Soviel war ihm und dem einzigen Mitwisser, dem Erzbischoff, klar. Wer im Sinne Gottes diese Macht einsetzte, dem waren Jahre des Lebens geschenkt. Wer sie für seine persönlichen Zwecke einsetzte, war dem Dämon einen Schritt näher. Letztlich würde er mit dem Dämon eins werden. Es gab nur eine Möglichkeit die Kraft des Geheimnisses zu mindern. Sie schien Conrad zwar illusorisch, aber was konnte man sonst tun? Das Geheimnis musste Steinchen für Steinchen, Stabkörnchen für Staubkörnchen abgetragen und verkleinert werden. Bisher hatte man und das war Conrad durch das Näherrücken der brandenburger Machtübernahme nur allzu bewusst, höchstenfalls Staubkörnchen von den Alpen abgetragen. Weshalb hat Gott gerade mich ausgewählt, weshalb? Weshalb soll gerade ich diese Bürde tragen, das Geheimnis zu schützen? Was soll ich nur tun, dachte Conrad wieder und wieder, wenn seine Gedanken ihn zu diesem Problem führten. Und dies geschah in letzter Zeit immer häufiger. Letztlich hatte der Kampf um die Bewahrung des Geheimnisses schon längst sein gesamtes Denken eingenommen. Conrad war sich seiner Schwächen wohl bewusst. Er hoffte auf Gott…und die Eingebung des Erzbischofs. Doch der Erzbischof ließ keinen Zweifel daran, dass für ihn Conrads Meinung von untergeordneter Rolle war. Conrad sah nur einen Weg für sich: Er musste in den Augen des Erzbischofs eine größere Bedeutung erlangen. Nur so konnte er noch rechtzeitig Einfluss auf den Erzbischof nehmen. Das Geheimnis musste in ein sicheres Versteck! Nie durften die Brandenburger von der Macht des Geheimnisses erfahren! Conrad nutzte schließlich wenige Tage nach der Predigt die Gunst der Stunde. Es waren die Feierlichkeiten zum zweiundsechzigsten Geburtstag des Erzbischofs vorzubereiten. Lange hatte Conrad darüber nachgedacht, wie er seine Position in den Augen des Herzogs verbessern könnte. Dann fiel ihm etwas Besonderes ein. Er wollte anlässlich der Feierlichkeiten eine große Medaille prägen lassen. Diese sollte als Huldigung des Erzbischof dienen und als Geschenk an die Anwesenden während des Festes verteilt werden. Er persönlich hatte dann auch die künstlerische Ausgestaltung auf einem Pergament entworfen. Auf der Vorderseite zeigte sie das Portrait des Erzbischofs, auf der Rückseite der Sinnspruch in einem Blütenkranz: „Dein Alter sei wie Deine Jugend“. Über diese Worte hatte er lange nachgedacht. Allein der Erzbischof würde die volle Bedeutung verstehen können. Nur einen richtigen Stempelschneider und Münzer brauchte er noch dafür. Zur Vorstellung seines Entwurfs hatte er dann eine persönliche Audienz beim Erzbischof. Der Erzbischof war von dem Entwurf sofort angetan. Später dann sollte es um die Details gehen. Der Herzog stand während des folgenden Gespräches mit dem Rücken zu Conrad. Dabei schaute er hinab in den Burggraben. Was sollte es dort Interessantes oder gar Schönes zu sehen geben?, dachte Conrad. Der Herzog sprach leise, aber deutlich. Conrad sollte unten in der Stadt bei der Zunft der Goldschmiede Erkundigungen einholen. Unter größter Verschwiegenheit solle er gegen gutes Geld bei einem Goldschmied einen fast fertigen Lehrling aus dem Vertrag herauslösen. Dem Goldschmied solle er sagen, es wäre für einen Sonderauftrag des Erzbischofs zur Reparatur einer Monstranz im Dom. Für diesen Auftrag brauche man vor allem Jugend und Muskelkraft, etwas Verständnis im Umgang mit Metallen. Naja, und man wisse ja um die sprichwörtliche Sparsamkeit des Domkapitels. Deshalb wolle man für diese Tätigkeit keinen Meister beauftragen. Der Herzog schärfte Conrad ein, unbedingt einen ausländischen Lehrling zu nehmen, vielleicht aus dem Brandenburgischen, Braunschweigischem oder von noch weiter her. Auf jeden Fall keinen aus einer einheimischen Familie. Niemand sollte später nach ihm fragen. Der Erzbischof hatte ihm zu verstehen gegeben, dass er niemals den jungen Münzer von Angesicht zu Angesicht zu sehen wünsche. Der Münzer hatte im Münzprägeraum an den Stempeln für die Medaille zu arbeiten. Das Silber für die Medaille sollte Conrad wieder aus dem Gewölbe nehmen. Der Lehrling solle nur die Menge an schon ausgewalztem Silber sehen und erhalten, welches für die Medaillen notwendig war. Doch selbst dies schien dem Erzbischof immer noch zu gefährlich. Er erwähnte die Tatsache, dass das Silber von fast übernatürlicher Reinheit und Güte war. Selbst ein schlechter Goldschmied hätte sich über dessen Einmaligkeit gewundert und womöglich Fragen gestellt. Während der Erzbischof langsam und zunächst schweigend durch den Raum ging und zu zögern schien, dachte Conrad für einen Moment an eben dieses Silber. Die kleine weiße Tür, die mehr einem Eingang zu einem Wandschrank dienen mochte. Das leichte Schwindelgefühl an der Tür, das ihn jedes Mal befällt, welches stärker wird beim Hineingehen. Der schmale in Fels gehauene Stollen, dessen Ende er nicht kannte. Die dicht nebeneinander und übermannshoch aufeinander stehenden Särge. Sie machten ein Durch -oder tieferes Hineingehen unmöglich. Der merkwürdig, beständig wehende kalte Wind und dieses Geräusch… Eine Art hoher Ton. Es klang wie ein fernes sich wiederholendes Echo, wie von tausenden von Stimmen. Der metallische Geruch… Conrad musste jetzt zwangsläufig an sein erstes Mal denken. Es war das große Geheimnis… Beim neugierigen Berühren der Oberfläche einer, dieser fast schwarzen Särge. Zuerst nur eine kalte glatte Metalloberfläche, dann ein kaum beschreibbares Erlebnis. Es traf ihn damals wie ein Schlag. Die harte glatte Oberfläche wurde weich. Er musste weinen und lachen zugleich! Ein heißes Glücksgefühl überschwemmte sein Herz. Er fühlte sich zart und zerbrechlich voll Angst. Er wollte Wärme, er hatte Durst. Er war ein Säugling und spürte an seiner Wange die Brust der Mutter. Dann wurde alles dunkel um ihn. Selbst die Flammen der Fackel an der Wand schienen stillzustehen. Sie verloren langsam ihren Schein. Als er erwachte, klebte seine Wange an dem eiskalten Metall des Sargdeckels. Sein ganzer Körper hatte sich an den Sarg geschmiegt. Die Haut an den Knien brannte, sein Kopf schmerzte und er hatte…er hatte sich, noch heute schämte er sich dafür, er hatte sich selbst beschmutzt und in die Hosen gemacht. Leicht schüttelte er nun den Kopf, wie um diese merkwürdig beschämenden Gedanken aus dem Kopf zu verscheuchen. Nach einigen Momenten des Zögerns kam der Befehl des Erzbischofs. Später meinte Conrad fest zu wissen, dass dieses Zögern nur Schauspiel war. Der Entschluss des Erzbischofs stand schon längst fest: Conrad hatte zu schwören, dass der Lehrling nach vollbrachter Arbeit, auch sein Leben beenden würde. Conrad solle sich etwas einfallen lassen. In diesen schweren Zeiten käme so mancher zu Tode.

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