Kathrin Höhne und Maren Martell
Meine Freiheit
Geschichten aus Deutschland
epubli Verlag Berlin
Impressum
Copyright: © 2014
Kathrin Höhne / Maren Martell
Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de
ISBN 978-3-7375-7694-9
Freiheit muss man sich nehmen.
Roland Jahn,
Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen
Niemals wieder möchte ich von einem Staat gezwungen werden, mich vollkommener Presse-, Reise- und Meinungskontrolle unter- werfen zu müssen. Damit stempelt er nicht nur die Bürger unmündig, sondern schränkt die Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung und Freiheit massiv ein.
Siegbert Schefke, Journalist und Bürgerrechtler
Meine Freiheit endet an der Freiheit des Nächsten.
Georg Prinz zur Lippe, Weingutbesitzer
Freiheit ist für mich innere Freiheit. Selbst im Gefängnis habe ich mich nicht unfrei gefühlt.
Carmen Rohrbach, Biologin und Reisebuchautorin
Die Reise- und Bildungsfreiheit ist toll. Hat aber ihren Preis, nicht alle Menschen können sich das leisten.
Karl-Heinz Dallmann, Umweltpfarrer
Wichtige Voraussetzung für Freiheit ist soziale Gleichheit.
Hans Modrow, Politiker
Freiheit ist für mich, sich in einem System wiederzufinden und dort akzeptiert zu werden, wie man ist.
Afrodite Veneti, Sozialarbeiterin
Mit Freiheit im politischen Sinne hatte ich nach der Wende wirklich ein Problem. Im Osten konnte ich nichts sagen, weil Dir ja ständig der Mund verboten wurde. Und im Westen konntest Du sagen, was Du wolltest, aber es hat Dir einfach niemand zugehört.
Bettina Stäbert, Sängerin
Freiheit ist für mich zu wissen, dass ich alles machen kann, was ich will.
Christa Wartig, Bürokauffrau und DDR-Flüchtling
Wo soziale Grenzen bestehen oder Andere betroffen sind, da endet meine Freiheit.
Werner Maiwald, Unternehmer
Freiheit ist die Chance zu verantwortlichem, selbstbestimmten Leben und Handeln.
Wolfgang Thierse, Politiker
Die Freiheit ist auch eine Frage der Gerechtigkeit im gesellschaftlichen System.
Jürgen Ungewiß, Kaufmann
Freiheit heißt für mich, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Sylvia Schreiber-Teschner, Erzieherin
Freiheit ist für mich, mit Sicherheit zu wissen, ein Teil einer großen Gemeinschaft zu sein, in der alle Individuen frei entscheiden können.
Maria-Teresa Toro-Saez, Galeristin
Freiheit muss man sich täglich neu erobern.
Pascal Raviol, Schausteller
Freiheit ist für mich unverzichtbar. Aber das Eigentliche, über das ich mich definiere, ist nicht die Freiheit, sondern die Verantwortung.
Kurt Biedenkopf, Politiker und Wirtschaftswissenschaftler
Freiheit bedeutet für mich, keine Angst mehr zu haben. Ängste blockieren den Fluss des Lebens und der Liebe.
Arved Birnbaum, Schauspieler
Freiheit ist etwas Schönes. Aber damit verbindet sich die Frage, Freiheit für wen?
Edgar Most, Bankmanager
Freiheit muss man sich auch leisten können.
Sebastian Krumbiegel, Prinzen-Sänger
Freiheit bedeutet für mich zu wissen, dass meine Kinder glücklich aufwachsen und dass sie machen können, was sie wollen.
Uwe Schramm, Almwirt
Freiheit kann nur eine begrenzte Freiheit von und für etwas sein. Ansonsten wäre mir jeden Tag schmerzlich bewusst, dass ich dann nur ein „Rad im Getriebe“, nur ein austauschbarer Teil einer mir deshalb fremden Gesellschaft sein würde.
Gabriele Muschter, Kunsthistorikerin und Kulturvermittlerin
Freiheit ist keine Frage der Definition, sondern eine Frage, die sich jeder persönlich stellen muss. Jeder muss selbst entscheiden, wie er leben möchte. Mit aller Verantwortung und allen Konsequenzen.
Leo Gehl, Musikredakteur
Freiheit bedeutet für mich, meinen Wohnort frei wählen zu können.
Jürgen Brand, politischer Häftling
Freiheit bedeutet für mich, dass ich für alles selbst verantwortlich bin. Das hat aber Grenzen. Man muss lernen, zu verstehen, welche Dinge man selbst verändern kann und welche nicht veränderbar sind. Ich muss dafür selbst die Entscheidungen treffen und die Verantwortung übernehmen.
Manfred Paul, Fotokünstler
Freiheit? Mein Wunsch war es immer, wie durch Zauberhand von allen Papieren zu verschwinden.
Olga Kaminer, Autorin
Freiheit ist flüchtig. Wie Glück.
Katrin Askan, Autorin
Freiheit?
Zum Glück brauchst Du Freiheit, zur Freiheit brauchst Du Mut. So formulierte es vor zweieinhalbtausend Jahren schon der griechische Staatsmann Perikles. Die Geschichte der Freiheit ist auch die Geschichte der Menschheit. Um Freiheit wurde immer wieder gerungen. Der Freiheit wegen wurden Kriege geführt. Freiheit war die Antriebsfeder vieler Revolutionen. Freiheit ist die Grundlage unserer demokratischen Verfassung heute.
Der Wunsch nach Freiheit trieb auch im Herbst 1989 die Menschen in der DDR auf die Straße. Am Anfang standen die Mutigen, die mit Kerzen und Gebeten sich gegen einen Unterdrückungsstaat auflehnten. Sie leiteten damit die radikalste Veränderung der deutschen Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg ein. Jedes Jahr im November wird dieser friedlichen Revolution gedacht, kehren die starken Bilder von diesem tief- greifenden Wandel in unser Bewusstsein zurück. Die Geschehnisse damals, als die Mauer fiel, sich die Grenzen öffneten und der Kalte Krieg beendet wurde, bewegen die Menschen weiterhin.
Wohin hat die gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland geführt? Wo sehen sich die Menschen heute, wo stehen sie? Welchen Weg sind sie gegangen? Wie beurteilen sie die damaligen Ereignisse heute? Was bedeutet ihnen Freiheit? Das wollten wir, zwei Journalistinnen aus Ost und West, ergründen. Dazu reisten wir quer durch die Republik, gingen auf die Alm in den bayerischen Alpen, ins Allgäu, in den Taunus, in den Süden Brandenburgs, fuhren nach Leipzig, Dresden, Berlin, Köln, Brühl und ins sächsische Elbtal.
Wir suchten Menschen auf, deren Prägung im Osten wie im Westen liegen, die ihren ganz eigenen Weg gegangen sind, nicht aufgehört haben, das Eigene zu tun und zu denken in vielerlei Hinsicht. Sie erzählen von ihren Erlebnissen, von ihren Gefühlen, von ihrem Lebensweg. Es sind Menschen, die aus der DDR geflohen sind, Menschen, die im Gefängnis landeten, Menschen, die geblieben sind, Menschen, die sich auflehnten und auch Menschen, die nach der Wende in Ostdeutschland einen Neuanfang wagten. Wir erzählen auch die Geschichte einer Russin, die die Gunst der Stunde nutzt, um nach Berlin zu kommen, einer Griechin, deren Eltern während des griechischen Bürgerkriegs in den „sozialistischen Bruderstaat" kamen, sowie einer Chilenin, die vor dem Pinochet-System flieht und in der DDR strandet.
Kathrin Höhne und Maren Martell
Niemals wieder möchte ich von einem Staat gezwungen werden, mich vollkommener Presse-, Reise- und Meinungskontrolle unterwerfen zu müssen. Damit stempelt er nicht nur die Bürger unmündig, sondern schränkt sie in ihrer persönlichen Entwicklung und Freiheit massiv ein.
Seine Bilder lassen die Mauer fallen
Diesen Tag in seinem Leben wird Siegbert Schefke nie vergessen: Es ist der 9. Oktober 1989.
10.00 Uhr Berlin / Prenzlauer Berg
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