1 ...6 7 8 10 11 12 ...15 Überall wird dem modernen Menschen Druck gemacht durch Bilder, Leitsprüche, Slogans, Werbung mit dem Übermenschen, der alles gleichzeitig tut, alles kann und dabei immer fröhlich und glücklich ist.
Die Gesellschaft muss produzieren und der moderne Mensch ist ein Kettenglied in dieser Produktion, deswegen wird solche Werbung von der Industrie und der Politik mit Milliarden finanziert.
Wenn du es nicht schaffst, dann liegt es nicht am System, nein, nein, es liegt an dir, an deiner Unfähigkeit. DU BIST EIN VERSAGER!
Das Wort versagenverfolgt den modernen Menschen hartnäckig, wie die Biene den Honig.
Wir sind zwar moderne Menschen, aber Ängste, Zweifel und Unsicherheiten belasten unseren Alltag. Wir haben Angst, unseren Job zu verlieren. Wir haben Angst, nicht gut genug zu sein. Überall lauern nur Drohungen: Wenn du dies oder das nicht schaffst, dann bist du deinen Job los. Wenn du nicht so bist wie Brat Pitt, dann ist schnell der Partner weg.
Der moderne Mensch soll keine Schwäche zeigen, er lebt in ständigem Stress, um all den Erwartungen, Anforderungen und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden.
Da aber die Erziehung diesen schnellen Veränderungen nicht gefolgt ist, die Eltern und Großeltern ihm nicht das nötige Werkzeug mitgegeben haben, fehlt dem sogenannten modernen Menschen eine innere Basis (seelisch und spirituell), um diesem Druck standzuhalten. Er sieht seine Grenzen. Er kann nicht mehr. Er ist überfordert, er ist gefallen. Er schafft nichts mehr und er ist unglücklich.
Die Kinder müssen alles ertragen können. Die Eltern müssen Alleskönner sein, Vollzeit arbeiten, aber Betreuungsangebote werden abgeschafft oder in nicht ausreichendem Ausmaß geschaffen.
Arbeitslosigkeit und Armut drohen und verunsichern die Eltern, die ständig kämpfen müssen, damit es ihren Kindern an nichts fehlt und sie sich nicht ausgeschlossen fühlen. Dieser Kampf ist zermürbend und belastet die Eltern körperlich und psychisch.
Der moderne Mensch hat Stress, Druck, er ist seelisch instabil und ist deswegen nicht in der Lage, seinen eigenen Kindern das Glück beizubringen, denn er ist selbst unglücklich.
Ich habe auch festgestellt, dass viele überforderte Eltern überzogene Ansprüche an sich und an die Kinder haben. Sehr junge Eltern oder Eltern, die selbst eigentlich noch Kinder sind, sind schneller überfordert. Sie sind nicht in der Lage, kleinste Schwierigkeiten zu meistern. Alles wird ihnen zu schnell zu viel und der tägliche Umgang mit den Kindern wird für sie zu einem Stressakt.
Manche überforderten Eltern entwickeln sogar so etwas wie Hass auf ihre eigenen Kinder und können ihre Kinder gar nicht lieben. Manche stoßen ihre Kinder ab oder ermorden sie.
Auslösende Ursache für Gewalt inder Familie, Gewalt an Frauen und Gewaltan Kindern ist unter anderem die Überforderungder Eltern.
Überforderung und Stress kann auch durch Mangel an Unterstützung entstehen. Überforderte Eltern schlagen schneller zu. Viele vernachlässigen und misshandeln ihre Kinder.
Die Kinder überforderter Eltern sind selbst überfordert, haben Stress, haben Angst, sind verhaltensauffällig, seelisch instabil, frech, tanzen ihren Eltern auf der Nase herum.
Geringes Selbstwertgefühl, mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, mangelndes Durchsetzungsvermögen, Unsicherheit der Eltern, Komplexe (wie Minderwertigkeitskomplexe)
Ein negatives Selbstwertgefühl ist die Ursache vielfacher seelischer Probleme.
Haben wir wenig Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, werden wir dazu tendieren, unsere Kinder auch so zu erziehen, dass sie wenig Selbstvertrauen entwickeln.
Ohne Selbstvertrauen ist es schwierig, einerfülltes Leben zu führen.
Eltern mit wenig Selbstbewusstsein und mit Minderwertigkeitskomplexen haben eine geringe Selbstachtung vor sich selbst. Die Auswirkungen sind: Angst(Angst vor Kritik, vor Entscheidungen, vor dem Versagen, vor Erfolg, vor Ablehnung; Angst, nicht gut zu sein; Angst, seine wahren Gefühle zu zeigen; Verlustangst usw.) und weitere seelische Störungenwie Depressionen, Antriebslosigkeit, Faulheit, Hoffnungslosigkeit, Lustlosigkeit, Essstörungen, Sexualprobleme, Selbstmitleid, Selbsthass, Eifersucht, Zwangsgedanken, Frustration. Auch körperliche Beschwerden können auftreten. Man ist unzufrieden und unglücklich mit seinem Leben und mit der Gesellschaft.
Andere Eltern werden gerade wegen ihrer Schwächen unsicher und deshalb gewalttätig gegenüber ihren Kindern.
Manchen Eltern schaffen es nicht mehr, soziale Kontakte zu erhalten, zu pflegen oder zu knüpfen und leben so mit ihren Kindern sehr zurückgezogen. Zu Hause herrschen nur schlechte Stimmungen und schlechte Laune.
Die Kinder können sich nicht auf Kontinuität und Stabilität verlassen. Heute ist es so, morgen ist es so. Stimmungen und Gefühle können von einer Minute zur anderen umschwenken .
Eltern mit solchen Eigenschaften beleidigen oft ihre eigenen Kinder, sind sehr kritisch mit ihnen oder fordern viel von ihnen, vielleicht weil sie wollen, dass die Kinder anders werden als sie selbst. Da sie sehr negativ über sich selbst denken, drücken sie sich auch negativ aus, ihre Körpersprache und Ausstrahlung sind dementsprechend negativ und sehen fast alles als negativ an, was ihre Kinder sind und tun. Sie haben ständig etwas an ihren Kindern auszusetzen.
Ihre „Du-Botschaften“ an die Kinder (du bist fett, du siehst heute scheiße aus, du schaffst es nie; sei froh, dass du jemanden hast, auch wenn er ein Blödmann ist, sonst wärst du allein …) entsprechen ihren „Ich-Botschaften“ zu sich selbst: Einfach negativ.
Da sie wenig stolz auf sich selbst sind, haben sie Schwierigkeiten, stolz auf ihre Kinder zu sein und motivieren ihre Kinder kaum – oder sie übermotivieren sie.
Sie haben wenig oder kaum Durchsetzungsvermögen und lassen die Kinder tun, was sie wollen oder bringen die Kinder nur mit Gewalt dazu, das tun, was sie von ihnen erwarten. Sie sind entweder zu lasch oder zu hart.
Diese Zustände belasten die Kinder emotional stark, da sie sich ständig mit den Schwächen ihrer Eltern auseinandersetzen müssen und sich leider oft selbst als das Problem, oder als die Ursache sehen und sich deswegen ständig verurteilen.
Manche Kinder übernehmen sogar Aufgaben, denen sie nicht gewachsen sind, zum Beispiel indem sie als Seelsorger auftreten, um ihren Eltern zu helfen. Sie verlieren Energie, damit ihre Eltern diese aufsaugen können. So profitieren die Eltern wieder von ihren Kindern, ohne ihnen etwas im Gegenzug zu geben. Ein klarer Fall von Energievampirismus.
Es geht manchmal so weit, dass die Kinder sich für und mit ihren Eltern schämen. Sie finden in den Eltern keine Vorbilder.
Wir ahnen, welche Konsequenzen all das für Kinder haben wird. Die Kinder werden auch unglücklich sein, entweder sie übernehmen die Eigenschaften ihrer Eltern, oder gehen in das andere Extrem und werden geradezu aggressiv oder selbstsicher, um den Eindruck zu erwecken, sie wären stark.
Ein weiterer erwähnenswerter Aspekt sind ausländische Eltern, die sich wegen ihrer Herkunft aus mehreren Gründen minderwertig fühlen.Diese Eltern erziehen ihre Kinder so, dass sie sich entweder sehr anpassen und heimlicher werden als die Heimlichen, weil sie hoffen, dass sie so akzeptiert werden, oder sie erziehen ihre Kinder sehr zurückgezogen, so dass die Kinder eine Aversion gegen die Gesellschaft entwickeln. Im einen wie im anderen Fall schadet dieses Verhalten den Kindern, sie bekommen Probleme, glücklich und zufrieden in der Gesellschaft zu leben.
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