„Ich sagte dir gestern schon, dass ich dir deine Geschichte nicht abnehme. Also lass‘ mich endlich in Ruhe und ich hoffe du bist weg, wenn ich heute Abend zurückkomme.“ sage ich scharf und wende mich wieder der Treppe zu.
Immer zwei Stufen auf einmal nehmend eile ich diese hinunter und sie ruft mir noch verzweifelt hinterher.
„Matt! Bitte warte!“
Doch ich verlasse schnellen Schrittes das Haus und überquere eilig die Straße, als ich hinter mir plötzlich Autoreifen quietschen höre.
Augenblicklich drehe ich mich um und sehe gerade noch wie Saundra von einem Chrysler Crossfire erfasst wird, über die Motorhaube fliegt und regungslos auf der Straße liegen bleibt.
Oh, mein Gott! Nein!
Saundra!
Unvermittelt muss ich an den Flugzeugabsturz und meinen kurzfristigen Zusammenbruch denken, so dass mir Tränen in die Augen schießen.
Schnell renne ich auf Saundra zu und in diesem Augenblick kann ich meine Gefühle für sie nicht mehr länger unter Kontrolle halten.
Der elegant gekleidete Fahrer des Unfallwagens ist bereits ausgestiegen und beugt sich zu ihr hinunter, um an der Halsschlagader zu prüfen ob sie noch lebt.
Fast wie in Trance knie ich neben ihr nieder und ziehe ihren Oberkörper auf meine Oberschenkel wobei ich ihr sanft über die unverletzte Seite des Gesichts streichle.
„Nein Saundra! Nein! Bitte nicht!“ flüstere ich und sehe zu dem Fahrer des Wagens, um ihn anzuherrschen.
„Rufen Sie doch verdammt noch mal einen Krankenwagen!“
Was dieser sich nicht zweimal sagen lässt und augenblicklich zu seinem Smartphone greift.
Um uns herum herrscht ein Verkehrschaos und neugierige Gaffer sammeln sich, aber ich habe nur Augen für Saundra, lege meine Wange an die ihre und raune ihr zu.
„Saundra, du musst durchhalten bitte! Ich liebe dich doch immer noch! Das wollte ich nicht! Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert, verzeih‘ mir!“
Tränen laufen über meine Wangen und der Fahrer des Chrysler geht neben mir in die Hocke.
„Tut mir leid Sir, aber die Frau ist mir einfach vor das Auto gelaufen, ich hatte keine Chance mehr rechtzeitig zu bremsen.“ sagt er entschuldigend.
Seufzend schließe ich die Augen und sage fordernd.
„Wo bleibt denn, der verdammte Krankenwagen?“
„Er ist schon unterwegs, eigentlich müsste er gleich da sein.“ spricht der Mann beruhigend auf mich ein als ich auch schon die Sirenen höre und Saundra sacht in meinen Armen hin und her wiege.
„Ich wollte das nicht Darling!“ wiederhole ich immer wie hypnotisiert, bis mir einer der Sanitäter auf die Schultern tippt.
„Sir?“
Wie durch einen Nebelschleier nehme ich wahr, wie er mir Saundra sanft aus den Armen nimmt und sie mit einem Kollegen auf eine Trage bettet.
Im gleichen Augenblick beugt sich auch schon ein Notarzt zu ihr hinunter, untersucht Ihre Atmung und sieht sich ihre Verletzungen an.
Nebenbei misst ein Sanitäter den Blutdruck und aus den Augenwinkeln sehe ich, wie der Fahrer des Unfallwagens von einem Officer der Polizei verhört wird.
Es kommt mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis sie Saundra endlich in den Krankenwagen schieben und mich ein Sanitäter anspricht.
„Geht es Ihnen gut, Sir?“ fragt er mich, während ich immer noch auf der Straße hocke.
„Ja! Nein! Ich weiß nicht! Es wird schon gehen! Kann ich mitfahren?“ frage ich verstört.
„Leider nein Sir, Sie würden nur stören! Sie können aber jederzeit nachkommen. Es wird in der Notaufnahme sowieso etwas dauern bis alle Untersuchungen vollständig abgeschlossen sind. Sie können sich also ruhig Zeit lassen.“ belehrt er mich.
„Wo bringen Sie sie hin?“ frage ich immer noch völlig neben der Spur.
„Ins Albert Einstein Medical Center! Wir müssen jetzt los, Sir!“ beeilt er sich zu sagen, drückt mir kurz ermunternd die Schulter und lächelt mich kopfnickend an bis er sogleich in den Krankenwagen steigt, die Türen schließt und der Wagen mit Blaulicht und Sirene auch schon losbraust.
Als der Officer auf mich zukommt, rapple ich mich langsam in die Höhe und erzähle ihm auf seine Nachfrage hin alles was ich gesehen habe, was er auch bis ins Detail in seinem Notizbuch notiert und mich mit einem Kopfnicken entlässt nachdem ich meinen Bericht beendet habe.
Der Fahrer des Unfallwagens kommt ebenfalls noch einmal auf mich zu und reicht mir eine Visitenkarte, welche ich in die Gesäßtasche meiner Jeans stecke.
„Bitte melden Sie sich bei mir wenn sie wissen wie es ihr geht! Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich hatte gar keine Chance!“ sagt er bedauernd.
„Schon gut Sir! Sie muss mir wohl völlig kopflos hinterher gerannt sein! Eigentlich ist es meine Schuld, ich hätte ihr glauben und mit ihr reden sollen, statt sie einfach stehen zu lassen.“ antworte ich traurig mit Tränen in den Augenwinkeln.
„Soll ich Sie ins Krankenhaus hinterherfahren Sir?“ fragt er mich.
Doch ich schüttle energisch mit dem Kopf und antworte ihm nachdenklich.
„Nein, das ist nicht nötig, ich muss erst noch ihren Vater anrufen. Die ersten Untersuchungen werden ohnehin dauern hat der Sanitäter gemeint. Ich fahre dann selbst hin, aber besten Dank für das Angebot.“
Irgendwie neben mir stehend erreiche ich wieder meine Wohnung und bemerke erst dort, dass meine Kleidung ganz voller Blut ist … Saundras Blut!
Verdammt!
Das ist alles nur meinetwegen passiert!
Warum habe ich ihr bloß nicht zugehört?
Ich werfe meine Jacke und die Jeans in die Badewanne und wasche mir Hände und Gesicht, welche ebenfalls blutverschmiert sind, wonach ich anschließend eine neue Jeans anziehe und mich seufzend auf die Couch fallen lasse.
Schweren Herzens greife ich zum Hörer des Telefons und wähle die Nummer von Lázlós Büro in New York.
„Dunaway Financial and Stock Brokers Incorporation! Sie sprechen mit Dana Burnett. Was kann ich für Sie tun?“ meldet sich eine nette Damen am anderen Ende der Leitung.
„Miss Burnett, hier ist Matt Bolder! Ich muss dringend mit Lázló Dunaway sprechen, bitte!“ sage ich gehetzt!
„Tut mir leid, Sir! Das ist im Moment leider nicht möglich, Mr. Dunaway befindet sich in einer wichtigen Vorstandssitzung. Worum handelt sich Ihr Anliegen, vielleicht kann er Sie zu gegebener Zeit zurückrufen?“ fragt sie mich freundlich.
„Es … ähm … es ist privat und sehr dringend. Bitte stellen Sie mich durch, er wird Ihnen mit Sicherheit keine Schwierigkeiten machen.“ stottere ich herum.
„Entschuldigung Mr. Bolder, so war doch Ihr Name? Aber ich kann Sie unmöglich durchstellen, wenn ich nicht weiß worum es geht.“ sagt sie immer noch freundlich aber bestimmt.
„Saundra … ähm … Mr. Dunaways Tochter hatte einen schweren Unfall! Bitte stellen Sie mich durch, ich muss sofort mit ihm sprechen.“ flehe ich eindringlich und spüre förmlich das Entsetzen der mir unbekannten Dame.
„Einen Moment, sofort!“ schickt sie sich an zu sagen und ich höre ein Knacken in der Leitung.
Nur wenige Augenblicke später meldet sich Lázló aufgeregt.
„Matt! Was ist passiert? Was ist mit Saundra?“ fragt er mich hastig.
„Lázló! Saundra hatte einen schweren Unfall! Ich denke Sie sollten vielleicht so schnell wie möglich hierher kommen.“ informiere ich ihn traurig und schlucke erneut aufkommende Tränen hinunter.
„Matt …? Wo sind Sie überhaupt? Wieso sind Sie bei Saundra? Was ist denn geschehen?“ will er eilig wissen.
„Ich … äh … wo ich bin? Natürlich hier in Philadelphia.
Bis jetzt noch zu Hause in meiner Wohnung, aber ich fahre jetzt gleich ins Krankenhaus. Alles andere erzähle ich Ihnen wenn Sie hier sind.“ sage ich verunsichert.
„Okay! Ich lasse meinen Privatjet sofort startklar machen! Welches Krankenhaus?“ drängt er mich erneut zu einer Antwort.
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