„Aber da fällt mir noch etwas ein! Warum haben Sie Ihre Kreditkarte eigentlich nie benutzt, die ich Ihnen geschenkt hatte?
Sie haben lediglich Ihren Rückflug damit bezahlt und sie danach nie mehr in Gebrauch gehabt, so war das ursprünglich nicht von mir gedacht.“
„Ja… ähm… was soll ich jetzt sagen?“ stottere ich aufgeregt herum mit dem Gedanken daran, wie ich sie erhalten habe.
„Hernán hat sie mir einfach so gegeben und ich wusste zunächst gar nicht, wie mir geschieht und weil mir dann erst eingefallen ist, dass ich den Flug ja direkt bezahlen muss ist mir plötzlich bewusst geworden, dass mein privates Konto zu dem Zeitpunkt gar nicht genug her gegeben hätte.
Nur aus diesem Grund habe ich sie dann auch benutzt!
Aber für danach habe ich keinen Gedanken mehr daran verschwendet, denn es steht mir nicht zu auf Ihre Kosten zu leben.
Immerhin zahlen Sie sowieso mein Gehalt weiter, ohne dass ich eine Leistung dafür bringe und das ist mir schon peinlich genug.
Ich dachte, wenn ich zurückkomme hat Collins gleich wieder eine Dozentenstelle für mich frei, aber dem war leider nicht so und ich war dann sogar dankbar, dass mir der Job in Ägypten angeboten worden ist.
Obwohl ich zunächst noch zögerte, weil ich weiß dass es ein Knochenjob ist und wenn das mit Saundra nicht passiert wäre, dann hätte ich ihn wohl angenommen, nur um aus meiner Schuld Ihnen gegenüber heraus zu kommen.
Nie im Leben wäre es mir eingefallen diese Kreditkarte für etwas anderes zu benutzen als lediglich für den Rückflug.“ konstatiere ich.
„Matt?“ fragt er verständnislos.
„Haben Sie denn nie auf das Ausstellungsdatum geschaut? Ich habe sie genau an dem Tag beantragt als Sie die Grabkammer gefunden haben.
Diese Kreditkarte hatte nie etwas mit Saundra oder mit Ihrem Rückflug zu tun, sondern damit dass ich Ihnen unendlich dankbar dafür bin, dass Sie die Krypta gefunden haben.
Natürlich hätte ich sie Ihnen gerne selbst gegeben, das wollte ich während der Pressekonferenz machen, aber Sie zogen es ja vor, dank meiner geliebten Tochter, vorzeitig abzureisen.“ kneift er bedauernd die Lippen zusammen und schüttelt fast unmerklich den Kopf.
„Doch, natürlich ist mir das Ausstellungsdatum aufgefallen, aber das rechtfertigt noch lange nicht, dass ich jetzt auf Ihre Kosten leben darf…“ versuche ich mich zu erklären.
„Moment! Ganz langsam!“ unterbricht er mich.
„Sie haben mich nicht verstanden und lassen wir Ihr mickriges Gehalt einmal ganz beiseite. Das ist überhaupt nicht der Rede wert, das zahle ich gewissermaßen aus der Portokasse!
Ich möchte ganz einfach, dass Sie angemessen leben können, egal ob mit oder ohne Saundra und es steht euch beiden frei was ihr miteinander macht.
Ich will es gar nicht mehr so genau wissen, denn offenbar sind Sie tatsächlich in der Lage sich mit ihr zu arrangieren und darüber bin ich sehr glücklich, aber das alles hat nichts mit dieser Karte zu tun.
Noch einmal … ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür, dass Sie diese Grabkammer entdeckt haben, denn ohne diesen, zugegebenermaßen, kleinem Missgeschick würde ich wahrscheinlich noch Jahrzehnte danach suchen.
Das hätte mich auf jeden Fall mehr Geld gekostet, als wenn ich Ihr weiteres Leben finanziere und bei Ihrer Bescheidenheit bin ich mir sicher, dass sie die Gelegenheit nicht überstrapazieren würden, das schafft Saundra schon ganz allein.“ zwinkert er mir lächelnd zu.
„Aber das kann ich auf keinen Fall annehmen, Sir!“ schüttle ich den Kopf.
„Außerdem komme ich mit meinem Gehalt in der Regel wunderbar zurecht und ich habe in Palenque nur meine Arbeit gemacht, die Sie mit meinem Gehalt bezahlt haben.
Zudem war der Fund reiner Zufall, deswegen bedarf es keinen Sonderbonus. Leider habe ich die Karte jetzt nicht dabei, sonst würde ich sie Ihnen auch wieder zurückgeben, das ist absolut nicht nötig.“
„Matt!“ lächelt er sanft.
„Das lasse ich nicht gelten! Wie gesagt ich möchte, dass Sie angemessen leben können und daher werde ich Ihnen auch eine entsprechend große Wohnung suchen, die ich über mein Büro abrechne.
Ihre ehemalige Studentenwohnung, die sie immer noch bewohnen ist zwar sehr gemütlich, aber eindeutig zu klein. Außerdem habe ich eine Putzfrau für Sie eingestellt die sich künftig zweimal in der Woche um Ihre Wohnung und um Ihre Wäsche kümmert.
Welches Auto fahren Sie im Übrigen?“ fragt er überraschend und ich kann im Moment so viele Informationen auf einmal kaum verarbeiten, weil ich einfach nur glücklich bin, dass Saundra und ich uns wieder gefunden haben.
„Wie? Sie haben eine Putzfrau für mich eingestellt? Meine Wohnung mag zwar unaufgeräumt gewesen sein, aber schmutzig war sie nicht…“ echauffiere ich mich.
„Das habe ich auch gar nicht damit gemeint. Natürlich war sie sauber, aber Sie sollten sie nicht selbst putzen müssen, so ist es doch viel bequemer für Sie und spart Ihnen eine Menge Zeit.“ meint er belehrend.
„… und außerdem ist ihre Größe völlig ausreichend, ich wohne dort allein Lázló oder schämen Sie sich etwa für mich, wenn ich wieder mit Saundra zusammen bin?“ beende ich meinen Satz schnell atmend.
Seufzend schließt er kurz die Augen, um mich kurz danach wieder eindringlich anzusehen.
„Nein Matt! Ich schäme mich nicht für Sie! Ich bin im Gegenteil sehr glücklich, dass Saundra sich letztendlich für Sie entschieden hat.
Ich könnte mir keinen Besseren Mann für sie wünschen, aber es geht nicht um Saundra und ihre Ansprüche.
Können oder wollen Sie mich nicht verstehen?
Sie haben mich mit Ihrem Fund zum glücklichsten Menschen auf der Welt gemacht, zumal die DNA-Probe auch noch positiv ausgefallen ist.
K'inich Janaab Pakal I.ist tatsächlich mein Vorfahre!
Das heißt, die Geschichte meiner Urgroßmutter stimmte also und die Auswertung der Schriftzeichen auf der Krone hat die Mumie eindeutig als Pakal ausgewiesen.
Ich möchte mich einfach nur dankbar zeigen und Ihre Bemühungen angemessen honorieren, das ist alles.
Deswegen bitte ich Sie eindringlich darum, diese verdammte Kreditkarte in Zukunft bei Ihren Einkäufen zu benutzen.
Dann sparen Sie meinetwegen ihr Gehalt auf um Saundra irgendwann einen Verlobungsring zu kaufen damit Sie sagen können, dass Sie ihn selbst bezahlt haben.
Also welches Auto fahren Sie?“ grinst er nun und ich schlucke erst einmal verlegen.
Welche Größenordnung von Verlobungsring setzt er denn an, wenn ich dafür mein Gehalt sparen soll und für wie lange soll ich das tun?
Gerade jetzt wird mir wieder bewusst, wie verdammt reich die Dunaways sind und ich zweifle erneut ob ich kleiner Archäologe Saundra in Zukunft genügend bieten kann.
Passe ich überhaupt in die Gesellschaft der oberen Zehntausend?
In diesem Moment glaube ich, dass ich mindestens genauso viel lernen muss wie Chitam, der Indiojunge aus dem Dschungel, aber ich habe ihm gegenüber wenigstens einen winzigen Vorteil … ich kann die Sprache schon.
„Matt?“ rüttelt mich Lázló kurz an der Schulter.
„Träumen Sie?“
Geistig noch abwesend schrecke ich aus meinen Gedanken hoch.
„Wie? Ach … ähm … nein, ich habe nur nachgedacht! Was wollten Sie wissen?“
„Also zum dritten Mal!“ sagt er geduldig und zieht dabei die Augenbrauen etwas nach oben.
„Welches Auto besitzen Sie?“
„Einen Buick Regal! Warum?“ frage ich verwundert.
„Aha! Und welches Baujahr?“ bohrt er weiter.
„Warum ist das wichtig? Ist doch egal! Er fährt, das ist die Hauptsache und er bringt mich von einem Ort zum anderen.
Bis zur Uni brauche ich ihn nicht und bis zu meinen Eltern hat er es bis jetzt allemal geschafft! Warum fragen Sie mich danach?“ frage ich jetzt etwas genervt.
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