„Doch natürlich haben sie das, aber ich habe einfach das Telefon aus der Steckdose gezogen, mein Mobile Phone ausgeschaltet und mich tage- und wochenlang in meiner Wohnung verkrochen, wo mich meine Mutter ab und zu mit Essen versorgte, bis die Presse endlich aufgegeben hat.
Ich wollte den Medienrummel nicht! Ich fühlte mich nach der Sache mit Saundra einfach nicht in der Lage dem Wirbel und meine Person Stand zu halten.“ gestehe ich erneut ein.
„Na, dann wundert mich auch Ihre Reaktion auf Miss Dunaway, als sie plötzlich wieder auftauchte und ihr Zustand am Montag nicht mehr, wenn Sie sich wochenlang verkrochen hatten.
Dann war es doch ganz gut, dass Sie Perez aufgesucht haben.“ stellt er fragend fest.
„Ja, doch!“ gebe ich knapp zu als Lázló das Zimmer betritt und ich ihn zunächst begrüße, mich dann aber sogleich wieder verabschiede weil ich kurzerhand beschlossen habe doch noch einmal mit Dr. Perez zu sprechen.
Dabei fällt mir ein, dass ich Lázló noch nicht einmal danach gefragt habe, was eigentlich aus der DNA der Mumie geworden ist, denn ich habe ganz bewusst die Presse und das Fernsehen gemieden.
In den letzten Wochen wollte ich einfach in keiner Weise an Saundra erinnert werden und jetzt ist sie mir plötzlich wieder so nah und ich kann meine Gefühle für sie nicht mehr bewusst steuern.
Ich liebe sie über alles!
Das ist eine Tatsache an der ich nichts ändern kann und ich werde mich ihr wieder mit Haut und Haaren hingeben, sobald sie wieder ganz gesund ist und in einer gewissen Art und Weise freue ich mich auch schon darauf.
Fast beschwingt kehre ich aus meiner letzten Sitzung von Dr. Perez zurück, denn jetzt weiß ich ja dass Saundra wieder aufwachen wird und wir die Möglichkeit haben uns auszusprechen und ich fühle mich endlich, nach über zwei Monaten, wieder etwas gefestigt.
Vor allem weiß ich jetzt, dass sie mich wirklich liebt, denn meine Zurückweisung bestand ja nur aus einem Missverständnis und ich mache mir trotz der Besuche bei Dr. Perez immer noch Vorwürfe deswegen.
Lázló begrüßt mich mit einem Lächeln.
„Und?“ frage ich erwartungsvoll und er schüttelt mit dem Kopf.
„Noch keine Veränderung, aber Dr. Spector sagte ja schon, dass der Aufwachprozess unter Umständen sogar Tage dauern kann.“
„Ich hoffe nicht! Ich möchte so gerne wieder mit ihr sprechen und ihr vor allem erklären, warum ich sie abgewiesen habe. Das hätte ich gleich machen sollen, statt vor ihr weg zu laufen.“ presse ich schuldbewusst die Lippen aufeinander.
„Matt! Sie sollen sich doch nicht weiter Vorwürfe machen! Ich kann ihr Handeln durchaus verstehen und Saundra wird es im Nachhinein auch verstehen. Sie werden sehen. Es wird alles wieder gut!“ raunt er und drückt tröstend meine Hand.
Er nickt mir zudem augenzwinkernd zu, wobei er mir gleichzeitig wieder seinen Stuhl anbietet.
Dankbar setze ich mich, nehme Saundras Hand und hebe sie sanft an meine Lippen. Ich hauche ihr einen Kuss darauf und flüstere leise.
„Es tut mir so leid Saundra! Bitte wach’ doch auf! Bitte!“
„Matt!“ spricht mich Lázló sacht von hinten an.
„Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Sie heute mit Saundra allein lasse?“
„Nein! Warum?“ sage ich verwundert und frage mich insgeheim warum er denn ausgerechnet jetzt nicht hier bleiben will, wo Saundra wieder aufwachen soll?
„Ich müsste mich dringend um ein paar geschäftliche Dinge kümmern die ich von hier aus leider nicht machen kann.
Ich mache sie lieber von Ihrer Wohnung aus. Sie wissen ja wie Sie mich erreichen falls sich irgendetwas ändert.“ sagt er bedauernd und ich nicke nur zustimmend.
Den ganzen Nachmittag über erzähle ich Saundra zum x-ten Mal in diesen Tagen unsere Erlebnisse in Palenque und Veracruz und bitte sie zwischendurch immer wieder verzweifelt endlich aufzuwachen.
Das Ganze ist begleitet von Küssen auf ihre Hand, ihren Arm und ihre Wange, während Schwester Loredana regelmäßig ihren Rundgang macht.
Erst spät am Abend beginnen Saundras Augenlider zu flattern und ich sitze erwartungsvoll neben ihr wie auf heißen Kohlen und warte darauf, dass sie endlich die Augen aufschlägt, wobei ich ihre Hand und ihren Arm zart streichle.
Mein Blick ist stur auf ihr Gesicht und ihre Augen gerichtet, denn ich will auf keinen Fall den Moment verpassen, in dem sie wach wird und sie seufzt kurz auf.
Doch danach hört das Flattern der Augenlider urplötzlich wieder auf und sie schläft weiter wie vorher auch.
Irgendwann in dieser Nacht muss ich neben ihr im Sitzen eingeschlafen sein, denn die Nachtschwester rüttelt mich gütig an der Schulter und flüstert.
„Mr. Bolder! Aufwachen Sir! Es ist schon Morgen!“
Völlig krumm liege ich mit dem Kopf auf der Matratze neben Saundras Bauch und ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Rücken, wodurch ich schlagartig hellwach bin und ich versuche mich mit schmerzverzerrtem Gesicht zu strecken.
„Hat sich in der Nacht irgendetwas getan, Schwester Loredana?“ frage ich erschrocken.
„Nein, nein! Alles unverändert! Miss Dunaway hat geschlafen und Sie scheinbar auch recht gut, denn ich habe mehrfach versucht Sie wachzurütteln damit Sie lieber ins Bett gehen, aber da war leider nichts zu machen.“ lächelt sie mich an und hebt bedauernd die Schultern.
Mit Rückenschmerzen erhebe ich mich und begebe mich ins Bad, denn ich weiß dass sich die beiden Schwestern jetzt wieder intensiv um Saundra kümmern.
Sie waschen sie gründlich und beziehen das Bett neu, wechseln den Urinbeutel und verrichten dergleichen andere Tätigkeiten.
Deshalb stelle ich mich kurz unter die heiße Dusche, was meinem Rücken unheimlich gut tut, aber anscheinend habe ich aber länger gebraucht als ich dachte.
Denn als ich zurückkomme sind die beiden Schwestern schon weg, mein Frühstück dampft auf dem kleinen Tisch und verströmt einen köstlichen Geruch nach schwarzem Kaffee und Rührei was mir das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.
Deshalb sehe ich nur kurz zu Saundra und stelle fest, dass sie immer noch unverändert tief schläft.
Somit setze ich mich und genieße das köstliche Mahl, wobei ich sie keine Sekunde aus den Augen lasse.
Nach dem opulenten Frühstück setze ich mich wieder an Saundras Bett, erzähle ihr immer wieder die gleichen Geschichten und halte ihre Hand ganz fest.
Stumm schicke ich Gebete zum Himmel, was ich schon ewig nicht mehr gemacht habe, damit sie endlich aufwacht und ich wieder in ihre grünen Augen blicken darf, welche manchmal glitzern wie tausend Smaragde in der Sonne.
Lázló lässt mir über die Schwester ausrichten, dass er sich heute etwas verspäten wird und irgendwann, es wird wohl schon Nachmittag sein denn ich habe schon lange kein Zeitgefühl mehr, beginnen Saundras Augenlider erneut zu flattern und ein Seufzen dringt aus ihrer Kehle.
„Saundra hörst du mich?“ frage ich sie verzweifelt.
„Bitte, wach’ doch endlich auf! Ich liebe dich, Darling! Bitte mach’ doch endlich deine Augen auf und sieh’ mich an.“
Tief bewegt kann ich die Tränen nicht mehr aufhalten, welche schon längst in meine Augen drängen und nun ungehindert meine Wangen hinabrollen und als ob der Himmel meine Gebete gehört hätte, schlägt Saundra tatsächlich die Augen auf, sieht mich verwundert an und formt tonlos mit den Lippen.
„Matt! Du?“
„Schschsch!“ gebe ich sanft zurück und wische meine Wangen mit dem Hemdsärmel trocken.
„Nicht sprechen! Es ist alles gut! Jetzt wird alles gut, Darling!“ flüstere ich und drücke dabei ihre Hand und ihren Arm ganz fest, während mein Atem aufgeregt schneller geht und ich meine Gefühle kaum unter Kontrolle halten kann.
„Ich liebe dich Saundra! Über alles! Es wird alles gut werden, vertrau’ mir! Wir werden alles schaffen!“ raune ich weiter und drücke ihr einen tiefen Kuss auf die Innenseite ihrer Hand, die ich weiter an meinen Lippen halte und setze aufgelöst hinzu.
Читать дальше