„Es tut mir so leid, Saundra! Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert! Bitte glaube mir, das war nie meine Absicht…“ dabei sehe ich aus dem Augenwinkel, dass das alles zu viel für sie ist und sie wieder ins Reich der Dunkelheit abtaucht noch bevor ich Dr. Spector rufen kann.
Glücklich schließe ich meine Augen, berge meine Stirn in ihrer Hand und seufze tief.
Dem Himmel sei Dank!
Sie war zumindest schon einmal wach.
Lázló erscheint fast zeitgleich mit Dr. Spector als es draußen schon längst dunkel ist.
„Tut mir leid, Matt, das Ganze hat sich heute so in die Länge gezogen, dass ich es einfach nicht früher geschafft habe. Und? Wie sieht’s aus?“ fragt er Saundra ins Gesicht blickend.
„Vor etwa zwei Stunden war sie ganz kurz wach und hat mich auch erkannt, aber sie ist sofort wieder eingeschlafen, deshalb habe ich Sie auch gar nicht gerufen Doktor.“ sage ich zu ihm gewandt, welcher Saundra gerade abhört.
„Ja, das dachte ich mir schon, dass sie das erste Mal nur ganz kurz wach wird, aber das ist ganz normal und braucht uns nicht zu beunruhigen.
Wichtig ist jetzt vor allem, dass sie nicht allein ist, wenn sie das nächste Mal wach wird, aber Sie weichen ja sowieso nicht von ihrer Seite.
Das finde ich im Übrigen sehr bewundernswert, so etwas schaffen nicht viele Männer. Ansonsten ist alles in bester Ordnung! Sie rufen mich, wenn sie das nächste Mal vielleicht etwas länger wach wird.“ nickt er mir dabei aufmunternd zu und verabschiedet sich wieder.
Nach etwa zwei Stunden wird Saundra unruhig und man kann Augenbewegungen unter ihren geschlossen Lidern erkennen.
Sanft versuche ich sie zu beruhigen indem ich besänftigend auf sie einspreche und gleichzeitig ihren Arm streichle.
„Ich glaube wir sollten nach Dr. Spector rufen.“ sagt Lázló und drückt auf die Klingel, die zunächst die Schwester auf den Plan ruft.
Als diese jedoch sieht, dass Saundra so unruhig ist macht sie auf dem Absatz kehrt und ruft offenbar nach dem Arzt, der kurze Zeit später erscheint.
„Sie brauchen sich nicht zu beunruhigen, sie träumt offenbar etwas aufregendes, möglicherweise vielleicht sogar vom Unfall selbst.“ sagt er, beugt sich zu ihr hinunter und rüttelt sie an der Schulter.
„Miss Dunaway? Können Sie mich hören? Aufwachen! Hallo, hören Sie mich?“
Plötzlich schlägt Saundra doch die Augen auf, schaut Dr. Spector mit großen Augen an und öffnet den Mund, als ob sie etwas sagen möchte, doch dieser legt ihr seinen Zeigefinger auf die Lippen.
„Noch nicht sprechen Miss Dunaway! Ich bin Dr. James Spector und Sie sind im Krankenhaus. Sie hatten einen schweren Unfall, aber wie es aussieht werden Sie wieder ganz gesund werden. Sie dürfen nur die nächsten Wochen das Bett nicht verlassen!“ sagt er sanft, zieht die Augenbrauen etwas nach oben und lächelt sie an, während sie die Augen wieder schließt.
„Einen Unfall?“ flüstert sie leise.
Sacht ziehe ich ihre Hand wieder an meine Lippen und küsse ihre Fingerspitzen, was sie dazu bringt ihren Kopf zu mir zu drehen und erneut die Augen zu öffnen.
„Matt…?“ raunt sie fast tonlos mit rauem Hals, mehr bringt sie nicht hervor und schluckt hart.
„Darling es tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass dir etwas geschieht. Ich liebe dich doch Saundra!“ versichere ich ihr leise, aber mehr kann ich vorerst gar nicht sagen und der Arzt reicht mir ein Zitronenstäbchen, damit ich ihre Lippen damit befeuchten kann und ihr das sprechen leichter fällt.
„Was ist passiert?“ fragt sie matt.
„Du bist vor ein Auto gelaufen als du mich einholen wolltest.“ antworte ich tränenerstickt.
„Aber ich erinnere mich gar nicht daran! Ich saß die ganze Nacht vor deiner Tür, mehr weiß ich nicht mehr.“ flüstert sie leise.
„Lass’ uns das alles später besprechen bitte! Ich bin nur so froh, dass du endlich wieder wach bist!“ lächle ich sie an und küsse abermals ihre Fingerspitzen als Lázló hinter mich tritt und damit in Saundras Blickfeld.
„Dad? Du bist auch da?“ raunt sie überrascht und Lázló streichelt sanft ihre Wange.
„Natürlich mein Mädchen, du bist doch mein Ein und Alles. Zu Hause wäre ich nur verrückt geworden vor Sorge!“ sagt er sanft.
Erschöpft schließt Saundra erneut die Augen und flüstert leise.
„Ich bin so müde!“
Dabei schläft sie wieder ein und begibt sich ins Reich der Träume.
„Lassen Sie sie schlafen, das wird ihr gut tun. Aber ich bin sehr zufrieden mit ihr, es gibt keine Sprachstörungen und wenn die Erinnerungslücke nicht größer ist, dann ist neurologisch gesehen alles in Ordnung mit ihr.
Jetzt kann ich zufrieden Feierabend machen und wünsche Ihnen allen eine gute Nacht. Wir sehen uns dann morgen früh wieder.“ nickt Dr. Spector lächelnd kurz mit dem Kopf und verlässt das Zimmer.
Auch Lázló und ich lächeln uns gegenseitig erleichtert an.
„Ja, dann werde ich mich auch verabschieden, heute ist es richtig spät geworden. Ich komme dann morgen Nachmittag wieder.
Morgen Vormittag habe ich leider noch etwas zu erledigen.“ zuckt er entschuldigend mit den Schultern und geht ebenfalls, so dass ich wieder mit Saundra allein bin, aber um einiges glücklicher als noch vor ein paar Stunden.
Bis etwa Mitternacht sitze ich noch an Saundras Bett und betrachte einfach nur ihr schönes Gesicht, trotz der Schürfwunden, welche aber schon langsam abheilen.
Doch dann schickt mich die Nachtschwester streng ins Bett.
„Mr. Bolder, Sie brauchen auch ihren Schlaf, es wird langsam Zeit. Sie wollen doch morgen Früh ausgeschlafen sein oder etwa nicht!“
„Ja, natürlich!“ antworte ich knapp, denn sie hat ja Recht und ich schlafe kurz darauf tatsächlich auch gleich ein.
Am Morgen weckt mich abermals der Duft nach frischem Kaffee und gebackenen Croissants, welche mich an Miguel erinnern und damit den Wunsch nach seiner wunderbaren Madre Tierra in mir aufsteigen lassen.
Nur werde ich hier im Krankenhaus kaum Glück damit haben und schlage lächelnd die Augen auf, sehe neugierig zu Saundras Bett hinüber und stelle fest, dass sie schon wach ist und Schwester Megan ihr bereits Tee einflößt.
Augenblicklich hüpfe ich aus dem Bett und stürze auf sie zu.
„Saundra, du bist ja schon wach? Warum haben Sie mich nicht geweckt Schwester Megan?“ blicke ich die Schwester fragend an, welche mir grinsend antwortet.
„Weil Sie Sir, ebenfalls Ihren Schlaf brauchen, außerdem bin ich ja hier.“ lässt sie schulterzuckend Saundra weiter aus der Schnabeltasse trinken, bis diese sich erschöpft zurück auf das Kissen fallen lässt.
Dicht beuge ich mich zu ihr hinunter, um direkt vor ihrem Gesicht halt zu machen und ihr in die grünen Augen zu blicken.
„Saundra! Wie schön, dich wach zu sehen.“ raune ich, lege dabei meine Hand hinter ihr Ohr und den Daumen auf ihr unverletzte Wange und streichle sie zart und liebevoll.
„Matt! Es ist so schön, dass du da bist!“ raunt sie, doch dabei fallen ihr schon wieder die Augen zu und sie haucht nur noch hinterher.
„Ich liebe dich!“
Zärtlich berühre ich ihre Lippen mit den meinen und flüstere leise.
„Ich dich auch, Darling! Für immer!“
Dabei atme ich tief durch, löse mich nur langsam von ihrem Anblick und setze mich lächelnd an den Frühstückstisch wo ich gespannt die Abdeckhaube des Tabletts hebe und in Erstaunen fast erstarre.
„Schwester Megan? Wo kommt das denn her?“ frage ich verblüfft.
„Was denn?“ fragt sie nebenbei, während sie Saundras Urinbeutel wechselt und blickt kurz auf.
„Ach das? Das hat Mr. Dunaway extra für Sie bei unserm Koch bestellt und ihm sogar ein Rezept dafür gegeben. Ich habe keine Ahnung, was das sein soll! Er nannte es irgendwie Madre…“
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