„Bye Dalija“, sagte ich leise. „Ich liebe dich.“
Ich konnte den grauen Planeten durch die Frontscheibe sehen, doch es würde immer noch über vier Minuten dauern, bis ich ihn erreichte und ich konnte bereits fühlen, wie die Luft dünner wurde. Ich fühlte mich schwindelig. Ich musste versuchen, ruhig zu bleiben. Flach atmen. Wenn ich in Panik verfiel, würde ich noch mehr Sauerstoff verbrauchen. Ein weiterer Treffer erschütterte das Shuttle, so dass es heftig zu schlingern anfing, doch irgendwie blieb es auf dem gesetzten Kurs. Der Planet kam dichter. Meine einzige Hoffnung war so nah und doch so fern. Schwarze Flecken tanzten vor meinen Augen. Ich war so müde. Alles drehte sich, dann wurde es schwarz.
Als ich zumir kam, tat mir alles weh. Was war passiert? Ich stöhnte. Ich fühlte mich, als hätte ein Ground-Glider mich überfahren. Meine Sicht war verschwommen und ich musste mehrmals blinzeln, ehe ich in der Lage war, meine Umgebung klar zu sehen. Ich befand mich in meinem Shuttle, an meinem Sitz festgeschnallt. Um mich herum war alles durcheinander. Das reinste Chaos. Zerschmetterte Armaturen, zerfetzte Kabel sprühten Funken, es roch nach verbranntem Gummi. Langsam kamen die Erinnerungen an die Vorfälle vor dem Absturz zurück. Mir war der Sauerstoff ausgegangen. Ich musste bewusstlos geworden sein, als das Shuttle auf dem Planeten aufschlug. Es war ein Wunder, dass ich noch lebte. Ich sah an mir hinab und konnte auf den ersten Blick keine ernsthaften Verletzungen feststellen.
Der schwarze Rauch im Cockpit wurde mehr und mehr und begann mich zu ersticken. Ich musste hier raus. Mit zittrigen Händen öffnete ich die Gurte und stand auf. Mein rechtes Bein schmerzte höllisch, ansonsten schien ich okay zu sein. Ich humpelte zum Ausgang und hoffte dass ich das Airlock-System öffnen konnte angesichts der beschädigten Elektronik des Shuttles. Es gab einen Riss in einer der Wände, durch den etwas Licht hereinfiel, doch der Riss war nicht breit genug, dass ich hindurch gepasst hätte. Blieb also nur der eigentliche Ausgang. Ich drückte den roten Knopf und schob den Hebel aufwärts. Ein zischendes Geräusch erklang und die Tür öffnete sich. Ich kletterte heraus und stolperte ein paar Schritte vom Shuttle weg ehe ich mir erlaubte, meine Umgebung anzusehen. Da waren Bäume, doch sie sahen verbrannt und tot aus. Ich meinte, ein paar Ruinen in der Ferne ausmachen zu können, doch es konnten auch bloß Steinformationen sein. Rosa und hellgrüne Pilze wuchsen überall, und eine Art schleimiger Lianen hing von den nackten Ästen der Bäume. Laut dem Computer hatte dieser Planet ein Problem mit giftiger Luft und nun konnte ich selbst sehen, was diese Verseuchung aus dem wahrscheinlich einmal bewohnten Planeten gemacht hatte. Ich würde hier weder etwas Essbares, noch sauberes Wasser finden. Keine guten Aussichten. Ich seufzte. Der Computer hatte angegeben, dass es Höhlen gab, in denen ich vielleicht überleben konnte. Ich sah mich um. Ich hatte keine Ahnung, wo der Eingang zu diesen Höhlen war. Ich musste zurück ins Shuttle und sehen was ich an Verpflegung finden konnte. Ich hoffte, dass ich einen sicheren Unterschlupf fand, ehe die grünliche Sonne untergehen würde. Im Moment stand sie hoch am Himmel. Es musste also ungefähr Mittag sein. Es war nur ein kleiner Planet, die Tage würden hier also kürzer sein als auf Resus X3 oder Retrus B9. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit mir blieb.
Ich nahm mein Taschentuch heraus und nutzte es als Mundschutz, um wenigstens etwas von dem schwarzen Rauch zu filtern, der das Cockpit füllte. Dann kletterte ich zurück ins Shuttle.
Ich hustete als der dicke Qualm meine Lungen angriff. Es brannte in meinen Augen. Das war nicht gut, doch ich musste einige Sachen zusammen suchen, wenn ich auf diesem unwirtlichen Planeten überleben wollte. Auch wenn ich ohne Rettung wohl nicht lange durchhalten würde. Es schien nutzlos, einen Notruf auszusenden, da mein Shuttle sehr wahrscheinlich in Flammen aufgehen würde. Ich atmete flach als ich zum Ende des Shuttles lief, wo sich die Küche und die zwei kleinen Kabinen befanden. Ich fand sechs Energieriegel und vier kleine Flaschen mit Wasser, welches mit Vitaminen angereichert war. Nicht viel. Ich würde es rationieren. Jeder Tag, den ich überlebte, würde mir eine Chance auf Rettung geben, wenn auch eine äußerst unwahrscheinliche. Ich hatte einen Rucksack und verstaute das Essen und Trinken darin. Ich packte auch ein Messer, etwas Seil, das Erste Hilfe Gerät und eine Taschenlampe ein. Ich hatte eine Laserkanone an meinem Oberschenkel befestigt und ein Multifunktionswerkzeug an meinem Gurt. Ich überlegte, ob ich eine Decke mitnehmen sollte, doch das Gewicht würde mich langsamer machen. Ich musste ohne solchen Luxus auskommen. Die Luft verschlechterte sich und kleine Feuer begannen hier und dort auszubrechen. Ich rannte zurück zum Cockpit.
„Scheiße!“, fluchte ich und starrte auf das Feuer, welches den Ausgang blockierte.
Ich überlegte einen Augenblick, dann rannte ich zurück in eine der Kabinen. Ich nahm eine der Decken, welche bis zu einem gewissen Grad feuerfest waren, und schlang sie um mich herum. So gerüstet rannte ich zurück zum Ausgang. Das Feuer nahm mehr und mehr Raum im Cockpit ein und es war so heiß wie in der Hölle selbst.
Du kannst es schaffen , versuchte ich mir selbst Mut zu machen. Sei nicht so ein verdammter Feigling! – LAUF!
Ich zog die Decke enger um mich und rannte durch die Wand aus Feuer. Es war nicht leicht, in all dem Rauch und Feuer den Ausgang zu finden, doch ich hatte genug Glück, genau durch die Öffnung zu stolpern. Ich fiel die Treppen hinab und rollte über den harten Untergrund. Mein Knie stieß gegen etwas Hartes und ich fluchte. Schmerz schoss durch mein Bein und ich biss die Zähne zusammen. Es war schwer zu sagen, wie lange es noch dauerte bis das Shuttle explodieren würde. Ich musste so weit weg kommen wie möglich, und zwar schnell! Doch mein Bein schmerzte höllisch. Ich robbte über den Boden. Zum Glück war mein Raumanzug aus einem wirklich strapazierfähigem Material gemacht, denn der Boden war mit scharfen, glasähnlichen Scherben übersät.
Eine Welle aus Hitze und Druck traf mich hart, als die erste Explosion erfolgte. Ich schrie auf und warf die Hände über meinen Kopf. Dann erfolgte eine zweite und dritte Explosion. Erschöpft und schmerzerfüllt konnte es mir egal sein, ob ich überlebte oder nicht. Ich musste weggetreten sein. Ich erwachte von einem lauten Gebrüll. Winselnd öffnete ich meine Augen und versuchte genug Kraft aufzubringen, um mich aufzusetzen. Ich stöhnte, als Schmerz durch jedes meiner Gliedmaßen schoss. Meine Muskeln schmerzten bei jeder noch so kleinen Bewegung. Erneut erklang das Gebrüll. Ich sah mich um, konnte jedoch nichts erkennen. Da musste irgendwo ein Tier in der Nähe sein. Ich fragte mich, wie es möglich war, dass irgendetwas in dieser unwirtlichen Umgebung überlebt haben konnte.
Mit zusammengebissenen Zähnen stand ich auf. Meine Hand glitt zu der Laserkanone. Der Boden vibrierte. Was auch immer da draußen war, es war riesig.
„Großartig! Einfach großartig!“, murrte ich, mich umsehend.
Dann sah ich es. Ich hatte recht gehabt. Es war riesig!
„Oh, verdammte Scheiße!“
Es musste mindestens sieben oder acht Meter hoch sein und sah aus wie einer dieser urzeitlichen T-Rex Dinosaurier, welche vor Millionen von Jahren die Erde bevölkert hatten. Ich hatte Bilder davon gesehen. Doch die Vorderbeine dieses Monsters waren länger als die eines T-Rex und es hatte ein langes Horn auf dem Kopf. Seine dunkelgrüne Farbe passte sich gut an die Umgebung an. Der einzige Grund, warum ich das Biest durch die Bäume hindurch sehen konnte war, dass sich das Vieh bewegte und es zwei oder drei Meter über die meisten Bäume hinweg ragte.
Ich sah auf meine Laserpistole hinab und wusste, dass die Waffe wahrscheinlich so nutzlos gegen einen solchen Gegner war, wie eine Feder gegen einen Cyborg. Meine einzige Chance zu überleben bestand darin, sich nicht von dem ‚T-Rex’ erwischen zu lassen. Ich hatte keine Ahnung, ob das Biest von meiner Gegenwart wusste. Konnte es mich sehen? Oder riechen? Panisch sah ich mich nach einem Ausweg um. Mein Blick fiel auf einen großen umgestürzten Baumstamm. Da war ein Hohlraum unter dem Stamm, groß genug, dass ich da reinpassen würde – zumindest hoffte ich das. Ich begab mich auf alle viere und kroch so schnell ich konnte. Jeder Muskel in meinem Leib protestierte schmerzhaft gegen die Bewegung und meine Hände wurden von dem rauen Boden aufgerissen. Ich hoffte, dass das Blut die Bestie nicht anlocken würde.
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