Das Ich, das seine Geschichte erzählen will, hat bei seiner Geburt den Namen Markus erhalten. Markus durchlief zunächst die allgemeinen für Kinder vorgesehenen Maßnahmen wie Kindergarten und Schule, die von der Regierung seit jeher eingeführt worden waren, um das Wissen der Bevölkerung zu kontrollieren und in zielgerichtete Bahnen zu lenken. Natürlich galt es auch, den Menschen sogenannte Tugenden anzutrainieren, damit nicht jeder machte, was er wollte, sondern im besten Fall nur das, was er sollte. Markus durchlief wie alle anderen auch jene Schullaufbahnen und später versuchte er sich an der Universität mit einem Studium. Er tat es mehr, weil auch die anderen nach der Schule auf die Uni gingen und er nicht wusste, was es ansonsten für alternativen gebe, gut eine Ausbildung, aber das hätte wohl ähnlich schnell bei ihm geendet. Ob es überhaupt Alternativen gab zu all dem, das fragte er sich schon damals. Es gab kaum ernst zu nehmende. Doch saß er hier und da dabei, ohne zu wissen, warum und wofür. Er war nicht der einzige, dem es so erging, doch lag es auch an seiner etwas widerspenstigen Natur, diesem inneren Widerwillen, dass er es irgendwann bleiben ließ. Stattdessen blieb er zu Hause und verstand sich darauf Blogs und Webseiten, Homepages für Freunde und Bekannte zu entwerfen und schaffte es auch allein damit zu überleben, wenn auch das Geld immer knapp und nahe am Nullpunkt war. Freilich lag für ihn noch etwas mehr dahinter, denn er, der sich stets in den Systemen gequält sah und der sich daher zurückzog, er wurde in seinem Bekanntenkreis auch der Ansprechpartner für diejenigen, die wie er irgendwann nicht mehr wollten und konnten, denen der rechte Sinn, den Markus nie entdeckt hatte, abhanden gekommen war. Einer Freundin – er hielt es für eine Beziehung, sie für eine Affäre - ihr verhalf ihr mit einer Homepage, Sprachunterricht über das Internet zu geben, nicht zuletzt, um sie in seiner Nähe zu haben. Leider verließ sie ihn kurz darauf, doch das war schon sehr lange her. Er half bei der Umsetzung von Ideen und arbeitete manchmal ganz ohne etwas dafür zu verlangen, es ging ihm mehr und mehr um die Sache, darum, andere Wege aufzuzeigen, Wege, die nicht zu den dafür vorgesehenen Straßen führten, sondern ganz neue Spuren hinterließen. Die Menschen, die ihn sahen, wie er zu ungehörigen Zeiten im Café saß und scheinbar nichts arbeitete, missbilligten ihn oder wollten auch ein kleines Stück der Freiheit haben, was in Neid und Missgunst endete. Bald hatte Markus jede Menge zu tun, denn es sprach sich herum und wenn jemand nichts zahlen konnte für seine Dienste, sollten sie erst im Falle eines erfolgreich eingeschlagenen Weges zahlen. Es wurde ihm zu einer Ideologie, die Menschen freier zu machen. Freiheit bedeutet mehr Selbstverantwortung, pflegte er immer zu erklären. Und: „Vergleichswirtschaft der Menschen macht die Menschen nur kaputt.“ Auch das zählte zu einen seiner Lieblingssätze. Natürlich gab es all dies bereits, nur schaffte es Markus durch eine zunehmende Akzeptanz, eine Menge Menschen um ihn herum, überdurchschnittlich mehr als sonst bei einer frei gewählten Menge von Studenten, über das Internet zu einer unabhängigen Arbeitsvariante zu verhelfen. Er entwickelte ein gewisses Selbstvertrauen und die Überzeugung, dass er den staatlichen Apparat auflockern konnte. Jahre später sollte er, der die Entwicklungen zu dieser Zeit nicht voraus zusehen wagte, sich selbst starke Vorwürfe genau über dieses seine Denken machen. Nun, die Tatsache lag weit unterhalb seiner Denkweise: es war nicht nur nicht unwichtiger, als er dachte, doch verhalf es einzelnen Menschen zu dem geplanten Ablauf, der alle Menschen in die virtuelle Welt befördern würde. Was Markus getan hat oder nicht, es hatte kaum einen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung. Tatsächlich schloss er sich mit jenen zusammen, denen er zu einer Arbeit hatte helfen können, um den Menschen die Möglichkeiten zu zeigen und er verfasste sogar ein Essay für eine bekannte Zeitung mit eben jener Aufforderung an die Menschen, die Möglichkeiten des freien Internets zu nutzen. Folgendes schrieb er damals nieder. Freilich gab es einige Antworten auf das Essay, aber alles blieb im Rahmen dessen, was nicht zur Gefahr für irgendwelche Obrigkeiten werden konnte und auf den für Langzeit vorgesehenen Plan sogar ungewollt vorbereitete.
Für eine freie Gesellschaft
In Anbetracht der heutigen wirtschaftlichen Situation, der Tatsache, dass unsere menschliche Arbeitskraft, wo immer es möglich ist, von einer Maschine abgelöst wird, welche über Vorteile gegenüber des menschlichen Seins, das ständig von einer Vielzahl von Bedürfnissen und inneren Prozessen begleitet ist, verfügt, wächst der Druck auf das menschliche Arbeitsverhalten. Der Mensch steht nun nicht mehr für sich, sondern gleichzeitig im Vergleich zu dem, was er erschaffen hat, mehr noch: er unterliegt dem Erschaffenen.
Diese klare Aussage: Die menschliche Arbeitskraft unterliegt dem der durch diese geschaffenen technologischen und maschinellen Hilfsmitteln. Der Satz ist klar und bedarf dennoch einer Erläuterung, da viele noch immer gegen ihn ankämpfen und eine Konkurrenz schaffen, wo sie nicht möglich ist. Zum einen sind es die Maschinen, die den Anfang der Entwicklung ausmachten: Sie arbeiten im Takt, auf Knopfdruck und stoppen erst wieder auf Knopfdruck. Was ist mit uns? Die Fließbandarbeit, war und ist sie nicht eines der unterdrückerischsten menschlichen arbeiten? Warum? Weil wir in Raum und Zeit gefesselt sind und dieser nicht entfliehen können, da die Arbeit trotz der Eintönigkeit unserer Aufmerksamkeit bedarf. Wir können uns also nicht damit abfinden, über eine gewisse Periode unseren Körper an den bestimmten Raum zu binden und unsere Gedanken in andere Welten abschweifen zu lassen. Und wenn sie dann doch, im Wunsch, etwas anderes zu sehen, zu erleben, sich in andere Welten zu versenken, ein Paralleles sein im Inneren schaffen, so passieren sogleich Fehler bei dieser Beschäftigung. Es ist also nicht möglich. Nun, gut, also sage ich: Lasst uns froh sein über diese Maschinen und sie für uns arbeiten lassen, um uns von der Last solcher Arbeiten zu befreien. Lasst uns uns nicht mit ihnen vergleichen, denn dazu haben wir sie nicht geschaffen. Es sind nur wir angstvolle Menschen, die vergleichen, nie würde eine Maschine, die dessen nicht mächtig ist, sich mit uns vergleichen wollen. Lasst also die Maschinen für uns arbeiten, damit unsere Gedanken freien Lauf haben können. Nun denke ich, diese Phase müssten wir längst überwunden haben.
Schwieriger sieht es mit dem Bezug zu etwas sogenannten Intelligenten aus: Gemeint ist damit ein System, welches über die Fähigkeit verfügt, auf äußere Umstände zu reagieren und sich selbst zu entwickeln. Die Mathematiker und Informatiker können sich dies am besten vorstellen, weil Zahlen überall sind, alles erst aus dem Nichts sein der 0 heraus entstehen zu lassen, wobei die 0 gleichzeitig aussagt, dass es auch eine 1, die im Gegensatz zu der 0 alles bedeutet, geben muss, da ansonsten die 0 keine Bedeutung hätte. Wenn alles null wäre, im übrigen gleich so wie wenn alles nur eins wäre und die null nicht bestünde, dann könnten wir zum Beispiel nichts erkennen, trotz unserer Augen. Es wäre alles ein und dasselbe, weil die Abgrenzungen, welche wir durch Quantität ausmachen, in einander übergingen. Ein Tisch, ein Stuhl, die Schwester auf ihm sitzend, noch nicht einmal sie könnten wir ausmachen, wenn wir alles mit der null gleichsetzen wollten. Schließlich, wenn wir eine eins als den größtmöglichen Kontrast setzen, dann gibt es ein hell und dunkel, als erschiene die Welt wie auf einem schwarz weiß Foto: Die Kontraste sind so scharf, dass sie in das Auge stechen, die Abtrennung so hart, dass alles sein Eigenleben beginnt. Was passiert mit den Objekten in einer Welt aus 1 und 0? Entweder sie absorbieren das eintreffende Licht oder sie reflektieren es gänzlich. Wir schaffen die Welt also ständig aus dem Bewusstsein der Zahlen heraus. Das ist das Grundprinzip unserer Wahrnehmung und das der Auffassung unserer Welt: Die Erschaffung durch 0 und 1.
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