„Hört doch mal auf jetzt“ sprach Beyer ein Machtwort „uns ist ein kurzer Urlaub genehmigt worden, und dann geht’s nach Nürnberg. Dann werden wir sehen wann der Transport stattfindet. Also kein Grund, jetzt hier verrückt zu spielen. Verstanden?“
Fred Beyer konnte die Gereiztheit der Männer nachvollziehen. Ihm ging es ähnlich, denn nach höchsten nervlichen und körperlichen Belastungen hatten sie jetzt auf einmal nichts zu tun, außer die Zeit totzuschlagen und zu warten. Vor kurzer Zeit noch hatten sie bis zum Äußersten angespannt hinter den Panzerplatten ihres Fahrzeuges gehockt, genau wissend, dass sie jederzeit eine Granate des Gegners erwischen könnte. Fred Beyer als Kommandant war stets darauf bedacht, dem Feind möglichst immer die stark geneigte Bugfront zu zeigen, denn er wusste genau um die Schwachstellen der schwach gepanzerten Seiten und des Hecks des Fahrzeuges. Von vorn war der „Panther“ momentan von keinem russischen Panzer zu bezwingen. Da er mit Lahmann einen ausgezeichneten Richtschützen an Bord hatte war es ihnen auch möglich, den Feuerkampf erfolgreich schon auf große Entfernung zu führen und so außerhalb der Reichweite der der Gegner zu bleiben. Alles in allem waren ihre Überlebenschancen im Gefecht ganz gut, aber die quantitative Überlegenheit der Russen machte ihnen natürlich sehr zu schaffen. In Ermangelung leistungsstarker Kampfwagenkanonen versuchten die T 34 die deutschen Fahrzeuge an den Flanken zu packen und dazu so nah wie möglich an sie heranzukommen. Diese nahezu selbstmörderischen Angriffe ließen die Abschusszahlen der deutschen Panzer nach oben schnellen und bei Kursk hatte sich gezeigt, dass die Russen für ein zerstörtes deutsches Fahrzeug 7 eigene hergeben mussten. Trotzdem war es nur eine Frage der Mathematik, wann die deutschen Einheiten personell und materiell nicht mehr mithalten würden könnten. Dass dieser Tag kommen würde stand für Beyer außer Frage. Er war intelligent genug, den weiteren Verlauf des Krieges vorauszuahnen. Dazu musste er bloß die ihm bekannten wenigen Informationen über die große Lage vernünftig interpretieren und einige Annahmen ins Spiel bringen. Die Ostfront verlief noch in einer einigermaßen geraden Linie von Leningrad im Norden über Smolensk bis Odessa im Süden. Das waren 1.700 Kilometer Frontlänge. Diese würde auf Dauer nicht zu halten sein, denn es wurden bereits jetzt aus dem Osten gut ausgerüstete deutsche Panzerdivisionen in Erwartung alliierter Landungen in Italien und Frankreich dorthin verlegt. Beyer wusste nicht, dass an der Ostfront nur noch 2,6 Millionen deutsche Soldaten standen, und die Verteidigungsbreite für eine Division bei fast 20 Kilometern lag. Aber das war nur die Papierlage, denn die Mannschaftsstärken und die Ausstattung mit Waffen lagen schon weit unterhalb der Sollwerte. Selbst wenn die deutsche Rüstungsindustrie ihren Ausstoß noch deutlich erhöhen würde war es ein Ding der Unmöglichkeit, jemals annähernd die Produktionszahlen der Russen, der Amerikaner und Engländer zu erreichen. Zu dieser ständig zunehmenden materiellen Unterlegenheit kam ein viel größeres Problem: der Ersatz gefallener oder verwundeter Soldaten.
Bei allen Zweifeln am siegreichen Ausgang des Krieges stand für Fred Beyer aber fest, dass sie unbedingt gewinnen mussten. Am Rande hatten er und seine Männer natürlich mitbekommen, wie die Deutschen in Russland gegen Gefangene, die Zivilbevölkerung und die Güter der Menschen vorgegangen waren. Dass abseits vom Kampfgeschehen bereits eine gut geschmierte Maschinerie mit deutscher Gründlichkeit an der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung arbeitete konnte er wirklich nicht wissen.
Wäre ihm das bekannt gewesen hätte es ihn zwar nicht übermäßig berührt, aber seine Entschlossenheit, noch härter zu kämpfen, nochmals befeuert.
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