1 ...7 8 9 11 12 13 ...17 „Danke, mein Froschkönig. Ich werde zum gegebenen Zeitpunkt auf dein Angebot zurückkommen.“ Und mit einem Diener und einem quak, quak verließ der Froschkönig die Prinzessin. Und die beiden hatten das Gefühl, durch diese Begegnung etwas reicher geworden zu sein – aber nicht äußerlich, nein, hier war der innere Reichtum viel wichtiger.
Der Siegelring der Prinzessin
Es war einmal eine kleine Prinzessin, die ganz große Angst vor Gespenstern hatte. Oft erschienen ihr Gespenster im Traum und immer, wenn sie danach greifen wollte, verschwanden die Gespenster wieder. Ließ sie aber das Greifen sein, so kamen die Gespenster immer näher und ihre Angst wuchs. Es wurde immer schlimmer.
Eines Tages kamen diese Gespenster nicht mehr nur nachts im Traum, sondern auch tagsüber und wollten ihr Unwesen mit der kleinen Prinzessin treiben. Mit „Hihi“ und „Huhu“ jagten sie der Prinzessin gewaltige Schrecken ein. Die Prinzessin wusste sich bald nicht mehr zu helfen. Griff sie an, liefen die Gespenster weg und kamen wieder, sobald sie ihnen den Rücken zudrehte. Blieb sie aber stehen, drohten die Gespenster, sie zu erdrücken. Die Lage schien aussichtslos zu sein. Aber irgendwie musste es doch gelingen, die Gespenster dazu zu bewegen, sie ein für alle Mal in Ruhe zu lassen. Sie überlegte und überlegte, aber eine rechte Lösung wollte ihr nicht einfallen.
Eines schönen Tages trieben die Gespenster es wieder besonders arg mit der Prinzessin und diese suchte in ihrer Verzweiflung den weit bekannten Zwerg Mon in seiner nahe gelegenen Behausung auf. „Zwerg Mon, du bist meine letzte Rettung. Du musst mir helfen. Ich flehe dich an. Ich bitte dich, mir zu helfen. Befreie mich von der Magie der Gespenster. Sie sollen mich in Ruhe lassen, damit ich wieder in Frieden leben kann. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als das. Du musst mir helfen, bitte!“ Und Tränen standen in den Augen der Prinzessin, die ihre Hände wie zum Gebet gefaltet hatte und mit großen Augen den Zwerg anblickte.
„Probiere es mit einer List“, sagte der Zwerg. „Du trägst den Siegelring deiner Familie. Deine Urahnen haben diesen Ring erschaffen und von Generation zu Generation vererbt. Die Gespenster wurden mit diesem Ring vererbt. Und sie wollen natürlich auch von dir weitervererbt werden, damit die Ära der Vorfahren über die Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg erhalten bleibt. Willst du die Gespenster loswerden, so musst du den Siegelring in das Meer werfen. Und zwar dort, wo das Meer am tiefsten ist, damit die Gespenster für alle Zeiten in den Tiefen des Meeres verbleiben können und nie wieder gesehen werden.“
Die Prinzessin sah sehr, sehr nachdenklich aus und sagte dann: „Aber ich kann doch nicht den Siegelring ins Meer schmeißen! Das kann ich nicht tun. Schließlich habe ich meinen Vorfahren eine Menge zu verdanken. Also muss ich diesen Siegelring in Ehren halten und ihn behüten!“
„Die Antwort musst du dir selber geben, liebe Prinzessin. Du musst dich entscheiden. Für dich und damit auch das Glück oder für die Gespenster und damit die lebenslängliche Qual.“
Schweigend sah die Prinzessin den Zwerg an und drehte dabei den Siegelring in ihren Händen. Er wog schwer wie Blei. „Gut“, sagte sie nach einer Weile. „Ich glaube, ich bin mir wichtiger und das Glück ist mir auch wichtiger als die vage und zudem sinnlose Anklammerung an meine Vorfahren, die mir heute ohnehin nicht mehr helfen können, weil sie schon längst tot sind. Der einzige Mensch aber, der mir lebenslang helfen können wird, bin ich selbst. Also muss ich zu mir stehen und zu nichts anderem. Dann werde ich glücklich sein und frei von den Gespenstern.“
„Ja, liebe Prinzessin, so ist es. Das ist eine kluge Entscheidung und weise Entscheidung von dir. Dann gehe jetzt hin und versenke den Siegelring im Meer. Ich wünsche dir alles Gute.“
„Vielen Dank für deinen Rat, lieber Zwerg Mon, „ sagte die Prinzessin und machte sich auf den Weg zum Meer. Sie spürte ganz genau, dass die Gespenster ihr auf Schritt und Tritt folgten. „Huihui“ machten sie und es hörte sich an, als wenn sie miteinander redeten.
Als die Prinzessin an der Klippe angelangt war, hatte sie fast den Mut verloren, den Siegelring dort hineinzuschmeißen, denn sie wusste nicht, was dann geschehen würde. Außerdem meinte sie, Stimmen zu hören, die säuselten: „Das kannst du doch nicht machen...“, „Überleg doch mal, was du da wegwirfst...“, „Viele wären dankbar, wenn sie so einen Siegelring hätten und so eine Ahnentafel...“ Aber irgendwie kamen der Prinzessin die Gespenster schon wieder zu nahe. Und wieder kletterte diese unbeschreibliche Angst in ihr hoch. Panik erfasste sie und ein eiserner Ring klammerte sich schon um ihr Herz. Da fasste sie endlich all ihre Mut zusammen, holte weit aus und schmiss den Siegelring so kraftvoll sie konnte im hohen Bogen in das Meer hinaus. Es dauerte einen Augenblick, dann konnte man ganz deutlich trotz des Wellenrauschens ein kurzes „plupp“ vernehmen.
Die Prinzessin atmete ein wenig auf. Der eiserne Ring um ihr Herz verschwand langsam und sie konnte wieder tief durchatmen. „Das wäre geschafft“, sagte die Prinzessin und ihre Gesichtszüge entspannten sich wieder. „Jetzt werde ich glücklich und frei sein“, dachte sie und atmete noch eine tiefe Brise Meeresluft ein. Als sie sich umdrehte, stellte sie fest, dass die Gespenster verschwunden waren und sie wurden bis heute nicht mehr in der Nähe der Prinzessin gesehen!
Aufruhr bei den Tieren des Waldes
Es war einmal ein Sternenkind, das an einem kleinen See wohnte. Jeden Tag ging es hinunter zum Wasser, um in der Ruhe dort Kraft zu tanken, die es brauchte. Im Laufe der Jahre hatte es Freundschaft geschlossen mit den Tieren des Waldes, mit den Vögeln und den Fischen im See. Die Tiere kamen zu unserem Sternenkind, weil sie Vertrauen hatten. Oft schon hatte das Sternenkind kaputte Flügel geschient, Schnäbel repariert, Krallen geschnitten, Wunden verbunden und auch sonst mit Rat und Tat den Tieren zur Seite gestanden. Noch nie hatte unser Sternenkind auch nur im Entferntesten daran gedacht, unseren Tieren etwas zu Leide zu tun.
Eines Tages geschah etwas Merkwürdiges. Als unser Sternenkind nach getaner Arbeit zum See hinunter ging, um dort wieder die Stille zu genießen, waren die Tiere dort in Aufruhr. Die Vögel flogen wild durcheinander und schnatterten was das Zeug hielt und Fische stoben im Wasser herum, als wenn sie lebendige Blitze wären.
„Was ist denn heute hier los?“ fragte das Sternenkind etwas verwundert über die Aufregung.
„Stell' dir vor“, plärrten die Fische im Chor, „man hat etwas unheimliches im Wald gesichtet! Es hat vier Beine und leuchtend grüne Augen. Ein Tier, das wir hier noch nie gesehen haben! Und jeder hat Angst, weil die Kunde geht, es soll sehr groß und stark und gefährlich sein!“
„Aber was soll denn das für ein Tier sein? Wie könnt ihr davor Angst haben? Habt ihr es überhaupt schon gesehen?“ fragte das Sternenkind.
„Nein, nein, das haben wir nicht“, krakelten die Fische wieder im Chor und tauchten blitzschnell unter und auch wieder auf.
„Ich habe eine Idee“, sagte das Sternenkind. „Ich baue hier eine kleine Mauer. Gewissermaßen als Schild, damit das Untier euch nichts anhaben kann. SO seid ihr geschützt. Seid ihr einverstanden?“
„Ja“, grölten die Fische lauthals und das Sternenkind machte sich auf den Heimweg, um das benötigte Material zu holen.
Zuhause angekommen sah das Sternenkind etwas Zusammengerolltes vor der Haustür liegen. Es sah aus wie ein Fell. Wer mochte wohl ein Fell vor seine Türe gelegt haben? Langsam ging es näher heran. Plötzlich bewegte sich das Fell, grüne Augen guckten unser Sternenkind ängstlich an und mit einem gewaltigen Satz war das Fell um die Hausecke verschwunden.
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