„Und? Da ist doch nichts bei.“ Sagte Plikera leichthin und setzte sich ans Ende der Tafel auf einen Stuhl. Quinn setzte sich daneben.
„Aber hör doch. Sarina schien mir… ich weiß nicht. Irgendwas war faul. Ich traue ihr nicht.“
„Weshalb? Was hat sie denn getan?“
„Nichts. Eigentlich. Aber die Art, wie sie geredet hat und ihre Augen. Ich habe ein ungutes Gefühl, bei ihr.“ Quinn rieb sich mit der Hand durch die Haare.
„Siehst du nun Gespenster?“ fragte Plikera und lachte leise.
„Du verstehst nicht. Naron kennt sie genauso gut, wie ich. Und ich habe das Gefühl, dass sie nicht mit der Wahl seiner Gefährtin einverstanden ist.“
„Das kann ihr doch egal sein. Es ist bestimmt.“
„Das ist doch der Punkt. Sie ist es nicht!“ knurrte Quinn, worauf Plikera erschrocken die Augen aufriss.
„Ihr habt sie erprobt? Beide? Und keiner hat sie erkannt. Oh je. Na das nagt bestimmt an ihr.“
Alana packte das Wichtigste zusammen.
Unschlüssig starrte sie in ihre Tasche und zurück zum Schrank hinter ihr. Das Zimmer war bei weitem nicht so geräumig, wie Evies, aber ausreichend. Der Schrank war zum Bersten voll und doch war noch zu wenig drin.
Sie würde sich das erste Mal seit Wochen wieder aufreizender anziehen müssen. Denn alle kannten sie, als aufgelassen und sexy. Dieses Bild wollte sie aufrecht erhalten. Keiner sollte vermuten, was ihr wiederfahren war. Gideon hatte Recht. Sie wollte verdrängen, was geschehen war.
Kaum dachte sie daran, als sie seinen Duft wahrnahm, bevor er an ihrer Tür klopfte.
„Komm rein.“ Sagte sie schlicht und legte ein rotes, tiefausgeschnittenes Top vor ihre Tasche.
Gideon betrat den Raum und sah sie vor ihrem Bett und drei kleinen Stapeln mit verschiedensten Klamotten stehen.
Dann schritt sie auf den Schrank zu, lächelte ihn an und zog ein enges schwarzes Kleid mit einem sehr tiefen, mit Spitzenstoff bespannten Rückenausschnitt nach oben. Sie drehte es in ihren Händen und entlockte dem Dämonen ein leises Keuchen.
Gideon stellte sich die Leopardin in diesem Kleid vor. Er konnte nur verstohlen ein Stöhnen unterdrücken.
„Was kann ich für dich tun, Gideon? Umsonst bist du wohl nicht gekommen?“
Alana ging zu ihrer Tasche und legte sorgsam das Kleid hinein.
„Das willst du mitnehmen?“ fragte Gideon erstaunt.
Alana schaute in das verwunderte Gesicht des Dämonen und entschied sich sogleich in die Offensive zu gehen.
„Ok. Pass auf! Du hast mich gebeten mitzukommen. Ich ziehe das an, was ich dort immer trage. Denn dort ist nicht Talon, wo ich meinen Körper verstecke! Dort erwartet man von mir, mehr zu zeigen und anzubieten, was ich habe, so wie du sagtest. Ich passe mich hier an, dort aber auch. Du wist damit klarkommen müssen. Denn alle Frauen meiner Art laufen dort so rum!“ knurrte Alana.
Gideon gab sich augenblicklich geschlagen.
„Du hast Recht. Entschuldige! Du bist, wie du sein musst. Und schließlich habe ich dich gebeten, mit mir zu kommen. Ich werde nichts mehr sagen, zu dem, was du trägst, Ok. Solange du etwas anhast.“
Sie sah ihn verlegen an und schluckte. Dann packte sie einen Stapel in ihre Tasche, die anderen zurück in den Schrank.
„Natürlich haben wir dort was an. Wenn auch manchmal nicht viel.“ Flüsterte sie und drehte sich wieder zu ihm.
„Ehm. Wie lange brauchst du denn noch, zum packen? Ich würde gerne in einer Stunde aufbrechen.“
Alana griff sich verschiedene Unterwäscheteile und stopfte sie schnell in eine der Seitentaschen.
„Ich bin gleich fertig. Muss ich irgendwas Bestimmtes wissen. Etwas, dass ich nicht bei Leon erwähnen sollte?“
„Nein. Ich wüsste nichts.“ Sagte Gideon und rieb sich unsicher durch seine roten Haare.
Er hatte genau gesehen, was sie für Wäsche in die Tasche gepackt hatte.
Alana packte noch ihre kleine Kulturtasche dazu und schloss den Reißverschluss.
„Schön. Kannst du die nehmen? Ich nehme noch meinen Rucksack mit. Darin ist mein Notebook.“
Sie schwang sich den Rucksack über die Schulter.
„Gern. Solange du das Bett stehen lässt.“ Schmunzelte Gideon und hielt ihr die Tür beim hinausgehen auf.
Evie drückte Gideon leicht zum Abschied.
„Du machst das schon.“ Knurrte er leise und streichelte ihr die Wange. „Sei lieb zu den Anderen.“
Dann drehte er sich zu seinen Männern und Alana um. Die Dämonen beäugten die Leopardin angespannt, was ihm sogleich missfiel.
„Bevor wir gehen, eins noch.“ Knurrte Gideon gebieterisch. „Ihr schützt diese Frau, sowie ihr mich schützen würdet. Ist das klar? Ihr Verlust ist keine Option.“
Evie und Alana tauschten erschrockene Blicke. Diese Ansage hatten sie von ihm nicht erwartet.
Die Dämonen knurrten zustimmend und schulterten ihre Habe. Gideon nahm sich seinen Sack, mit alle den Waffen, die er dort drin verstecken konnte und griff sich zusätzlich noch Alanas Tasche. Sein Blick ließ keinen Einwand zu.
Evie lächelte, als Alana Gideons Arm ergriff und die kleine gruppe verschwand.
Naron legte ihr den Arm um die Hüfte und zog sie an sich.
„Sturmfrei!“ knurrte er.
Alana würde sich nie daran gewöhnen.
Hustend landete sie vor Leons Anwesen und ließ beinahe ihren Rucksack fallen. Gideon hielt sie fest.
Die Dämonen erschienen nacheinander neben ihnen, wesentlich entspannter als Alana. Einer grinste schadenfroh. Er hatte blonde Haare und kleine Hörner, die sich eng an seinen Kopf schmiegten.
Gideon sah in böse an, worauf er sich das Grinsen verkniff.
„Alles ok?“ fragte er leise.
Alana nickte und schulterte wieder ihren Rucksack.
„Mit dem da fahre ich mal Achterbahn. Mal sehen, wie er danach aussieht.“ Sie deutete auf den zuvor grinsenden Dämonen.
„Was meinst du, Weib?“ fragte der Dämon neben Gideon, der nur ein winziges Stück kleiner war, als er. Seine Hörner waren aber dafür gewaltig und stachen aus seinem braunen Haar hervor.
„Das zeige ich euch nachher auf meinem Notebook. Dann schauen wir mal, wer von euch noch grinsen kann.“
Gideon lächelte.
Alana bewegte sich langsam auf die große Eingangstür zu und klopfte zweimal fest an. Dann trat sie einen Schritt zurück. Gideon beobachtete ihre Bewegungen genau. Zum einen, weil er lernen wollte, sich hier zu verhalten, zum anderen, da er immer noch an dieses Kleid denken musste.
Ein schwarzhaariger Vampir öffnete die Tür einen kleinen Spaltbreit, da die Sonne auf den breiten Eingang fiel. Als er Alana erkannte trat er zurück und lies die Gruppe eintreten.
„Der Herr wartet schon auf sie. Wo ist die Dämonin?“ fragte der Vampir interessiert.
„Meine Tochter übernimmt meine Pflichten in Talon. Ich muss sie entschuldigen.“
„Das ist bedauerlich!“ knurrte Leon von einem der Sofas vor dem Kamin. „Ich hatte gehofft, dass sie mitkommt.“
„Leider nein.“ Sagte Alana und entlockte dem Vampir einen verwunderten Blick.
„Oh, meine Liebe.“ Leon sprang auf und lief der Leopardin entgegen. Er nahm sie erfreut in die Arme und küsste sie seitlich auf die Wange, was Gideon ein kaum hörbares Knurren entlockte. „Wie geht es dir?“
„Außergewöhnlich gut, Leon. Talon ist wirklich unbeschreiblich. Vergleichbar mit vielen Teilen unserer Welt.“ Erklärte sie lächelnd.
„Und Evangeline? Wie gefällt es ihr?“ fragte Leon.
„Sie macht uns wahnsinnig.“ Knurrte Gideon und grinste Leon verschwörerisch an. Leon erwiderte dieses Grinsen.
„Schön, dass ihr so schnell kommen konntet. Es gibt reichlich zu besprechen. Doch zuerst wollte ihr bestimmt etwas essen.“
„Danke, wir haben gut gespeist.“ Sagte Alana aufrichtig. Auch sie hatte in Talon zugenommen. „Ich hörte, Blakes Rudel hat Probleme?“
Читать дальше