Nam-Sig Gross - Der männliche Baum

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Nam-Sig bedeutet «männlicher Baum». Doch diesen Namen trägt eine Frau, die uns in diesem Buch ihre Geschichte erzählt: Ihre Wurzeln entspringen zwar in Südkorea, im Laufe ihres Lebens erstreckten sich die Zweige jedoch weit über die Kontinente. Mit 19 Jahren kam sie als examinierte Krankenschwester nach Deutschland – das Ziel Musik zu studieren fest im Blick. Sie verwirklichte ihren Traum mit Durchhaltevermögen und Zielstrebigkeit. Nicht nur als Musikpädagogin, sondern auch als dreifache Mutter inzwischen erwachsener Kinder, schildert Nam-Sig Gross ihren Lebensweg mit allen Hindernissen und Erfolgserlebnissen so spannend wie ein Roman – erschütternd und amüsant zugleich. Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise in ihre Vergangenheit. Wir lernen sie kennen als eine starke Persönlichkeit, die mit ihrer Liebe zur Musik und einer großen Portion Mut in einer fremden Kultur Fuß fassen konnte, ohne ihre Heimat aus den Augen zu verlieren.

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Ich fragte „Wo war mein Papa? Warum hat er seine Frau nicht beschützt?“

„Dein Papa war zum Glück schwer krank und lag mit Tuberkulose im Krankenhaus. Ich sage dir ‚zum Glück’, weil sonst mein Sohn im zweiten Weltkrieg als japanischer Frontkämpfer in der Mandschurei nicht überlebt hätte und schon gar nicht im Koreakrieg als koreanischer Soldat. So wärst Du ja gar nicht erst geboren worden“, antwortete sie.

Meine zwölf Jahre ältere Schwester erzählte dann ganz stolz: „Zuerst habe ich vor nordkoreanischen Soldaten gesungen und bekam Reiskuchen, und danach habe ich dasselbe Lied vor amerikanischen Soldaten gesungen und bekam Schokolade. Ich habe aber dann meine Beute immer mit nach Hause genommen und mit meinen jüngeren Geschwistern geteilt.“ Meine älteste Schwester hatte bereits vier jüngere Geschwister, die sie mit ihren Süßigkeiten, die sie schwer verdient hatte, versorgen musste.

Und dann bin ich geboren, kurz nach dem Koreakrieg. Eine neue Hoffnung.

Ein neues Lebenszeichen, in einer Zeit, in der eine Frau nicht entscheiden konnte über die Entstehung eines Lebens. Meine Mutter hatte keine Antibabypille und auch keine „Pille danach“.

Ich kenne meine Heimat von Geburt an als geteiltes Land.

So lebte ich auf einer Insel, die keine ist. Nach Norden gibt es keinen Zugang, sodass Südkorea nur von Meer umgeben ist. Mit einem Auto ins Ausland zu fahren kennen wir nicht.

Das Verlangen nach Aufmerksamkeit haben die Nordkoreaner im Laufe von mehr als sechs Jahrzehnten in die Tat umgesetzt, meistens mit mündlichen Drohungen, aber auch, wenn dies nicht genügte, mit kleinen kriegerischen Handlungen. Aber wenn die Südkoreaner mit den USA vor der Nase der Nordkoreaner mit militärischen Waffen im Manöver den schönen koreanischen Aprilhimmel verzieren, ist das auch keine diplomatische Art, sich zu präsentieren.

Je länger die Verletzung und die Teilung anhalten, desto schwieriger wird es, sie zu heilen.

Die Zeit des Wiedergutmachens läuft davon. Die Kruste einer Wunde vertrocknet.

Meine Großeltern, die gegen die japanische Kolonialmacht ihr Leben riskierten, leben nicht mehr. Weil die Japaner durch die Atombombe zum Verlierer des Krieges wurden und uns unser Land wiedergaben, durften meine Eltern ihren japanischen Namen wieder gegen den eigenen Namen tauschen und ihre eigene koreanische Sprache wieder sprechen. Aber auch sie leben nicht mehr. Selbst wir, die unsere Eltern respektierten, weil sie sich für uns geopfert hatten und wir deshalb ein besseres Leben als sie haben, sterben langsam aber sicher aus.

Ich bin eine koreanisch aussehende Deutsche.

Meine Kinder haben koreanische und deutsche Eltern und leben in Deutschland. Sie kennen das Land Korea von ihren Urlaubsaufenthalten. Meine koreanische Familie sind ihre koreanischen Verwandten und meines Mannes Familie sind ihre deutschen Verwandten. Die Entfernung zwischen beiden Ländern ist viel größer, aber wir stehen uns nicht als Feinde gegenüber wie die Nord- und Südkoreaner, die nur durch einen paar Meter Niemandsland getrennt sind.

Der Koreakrieg 1950 war ein Krieg der großen Mächte, in der Zeit, in der vom kalten Krieg die Rede war. Korea als politischer Spielball.

Wir wurden geteilt.

Der Norden als kommunistische und der Süden als kapitalistische Zone. Brauchen die Mächtigen immer noch einen Ball zum spielen? Sind die Koreaner noch so abhängig von außen, dass sie ihren eigenen Bruder nicht erkennen?

Die Deutschen haben es geschafft ihr Land wieder zu vereinen. Die Geschichte lebt durch ständige Verwandlungen.

Während des Koreakriegs entstanden viele Kinder aus Vergewaltigungen. Meine älteste Schwester erzählte mir: „Wusstest du, dass solche Kinder im Waisenhaus mit einem Pinsel und dunkler Tinte versuchten ihre blonden Haare zu färben, damit sie so schwarze Haare bekämen, wie alle anderen koreanischen Kinder? Diese Kinder wurden nicht akzeptiert. Sie hatten nicht das Recht zu einem normalen Leben, denn sie sahen etwas anders aus.“ Sie erzählte auch: „Die nordkoreanischen Soldaten haben nicht nach Frauen gejagt, wie die Amerikaner.“

Meine Multi-Identifikation löscht nicht die große Sehnsucht, nach meinen Wurzeln zu schauen.

Das Land zwischen China und Japan.

Ich holte mein altes koreanisches Schulmusikbuch aus dem Regal, in dem die Bücher aus Korea gesammelt sind.

Der Staub ließ sich leicht wegwischen.

Ich sang noch mal mit meiner alt gewordenen Stimme den Text des Kinderliedes, den ich aus voller Überzeugung ganz laut gesungen habe:

„Unser Wunsch ist unsere Vereinigung.

Selbst im Traum wünschen wir unsere Einigung.

Lasst uns schnell w iedervereinigen!

Lasst uns schnell wiedervereinigen!“

Mühsam aufgebautes Land Korea.

Die Zerstückelung schmerzt den eigenen Körper.

Ich rief meine Geschwister in Korea an, in der Hoffnung, dass ich noch lange ihre Stimme zu hören bekomme, wenn auch nur der Schall uns verbindet. Ich hoffe, dass die Geschwister, die durch die Teilung Koreas auseinander gingen, sich wieder fest umarmen können, bevor es zu spät ist.

Bei einem Wiedersehen nach mehr als sechzig Jahren müsste auch keiner übersetzen, denn sie sprechen doch dieselbe Sprache und ihre Eltern waren aus demselben Blut.

4 . Drei Geburtstage

Mein erster Geburtstag steht im Pass.

Der zweite Geburtstag, mein eigentlicher biologischer Geburtstag, soll genau ein halbes Jahr davor gewesen sein. Und den Tag, als ich einen deutschen Pass bekam und meinen eigenen koreanischen Pass abgeben musste, weil Südkorea und Deutschland kein Abkommen über eine gleichzeitige Staatsangehörigkeit beider Staaten hatten, nannte ich selbst den dritten Geburtstag.

Bis ich 50 wurde, feierte ich den ersten Geburtstag, obwohl es nicht der richtige war. Irgendwann hat meine Mutter mir erzählt, dass der Geburtstag, der in meinem Pass steht, nur der Anmeldetag für das neugeborene Kind war. Meine Eltern haben genau ein halbes Jahr nach meiner Geburt meine Ankunft auf der Erde in einem Einwohnermeldeamt gemeldet. Es gab damals, nach dem Koreakrieg, nur eine einzige Meldebehörde weit und breit und die lag sehr weit entfernt von unserem Wohnort. Das Land war völlig ausgebrannt. Die Menschen auch. Es gab keinen Zug, keinen Bus, kein Taxi und noch nicht mal ein Fahrrad. Kein Telefon, kein Postamt, und kein digitales Anmeldeformular. Vor allem kein Essen.

„Ich musste mich zunächst um dich und auch um mich kümmern nach der anstrengenden Geburt. Und deine fünf Geschwister, noch kleine Kinder, waren auch noch da und warteten auf ihre Mahlzeit. Wir, dein Papa und ich, warteten, bis ich eines Tages soweit war, zu Fuß zur Anmeldebehörde gehen zu können, denn der Fußmarsch hin und zurück dauerte ein paar Tage“, sagte meine Mutter, als ich fragte warum sie mich so spät angemeldet haben.

Ich bin nicht im Krieg geboren, aber unmittelbar danach. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg fing im Juni 1950 der Koreakrieg an. Zwischen dem Koreakriegsende 1953 und der Regierungsbildung 1957 herrschte Chaos auf allen Ebenen. Genau in dieser Zeit bin ich geboren.

In einem unruhigen Land ohne Halt und Struktur, da Korea vor dem zweiten Weltkrieg fast 40 Jahre lang japanisch besetzt war und nach den zwei Kriegen nur langsam eine Struktur und eine ordentliche Regierung aufbauen konnte.

Früher feierte man in Korea zwei Geburtstage ganz groß. Den ersten Geburtstag aus Dankbarkeit, weil das Kind das kritische erste Lebensjahr gut überstanden hatte und den sechzigsten aus Dankbarkeit diesen erreicht zu haben.

Bei der ersten Geburtstagsfeier, „DOL 돐“ genannt, legt man viele Dinge auf einen Tisch und beobachtet, was das Kind als erstes berührt. Danach, so heißt es, weiß man, was aus dem Kind wird. Greift ein Kind zuerst das Geld, so wird es reich werden. Greift ein Kind den Stift, so wird es Schriftsteller. Und so weiter.

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