Wilhelm Thöring - Verknotungen Erzählungen

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In den neun Erzählungen führt uns der Autor durch unter-schiedlichste Milieus mit ebenso unterschiedlichen Cha-rakteren und Geschehnissen. Immer geht es darin um schicksalhafte Beziehungen, in welche die Protagonisten gestellt sind, sich darauf einlassen oder sich verstricken; Beziehungen, die stützen, tragen oder in denen sie verkno-tet sind, so dass sie sich nur mühsam daraus lösen können oder untergehen.
Da ist die alte blinde Frau, die in einem großstädtischen Wohnbezirk in ihrer Hinterhauswohnung derart verwur-zelt ist, dass sie einer Stadtsanierung hilflos ausgeliefert ist. – Nach Jahren in Amerika ist Milena in das vom Bürgerkrieg verwüstete ehemalige Jugoslawien zu Besuch gekommen. Lange Trennung und unterschiedliche Le-bensweisen behindern sowohl Milena als auch die Mutter, ihre Gefühle füreinander zu klären Der unausweichliche Abschied wird zu einem emotionalen Kampf zwischen sich Aneinander-Klammern und Voneinander-Losreißen. – Da feiern in der Titel gebenden Erzählung «Verknotun-gen» Jenny und Manni im Stadtstreicher-Milieu ihre Hoch-zeit. Als zur Belustigung der Gesellschaft der verkrüppelte Zirkusartist Kalle, animiert wird, seine berühmte Nummer als Schlangenmensch vorzuführen, kommt es zu einer brutalen Überreizung durch den frisch gebackenen Ehe-mann, so dass Jenny ihn und die Hochzeitsgäste verlässt.

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Wilhelm Thöring

Imprint

Verknotungen, Erzählungen

Wilhelm Thöring

Published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Copyright: © 2013 Wilhelm Thöring

Cover: Aiga J. Janning

Foto: Jürgen Janning

ISBN 978-3-8442-5333-7

Stadtsanierung

Vor Jahren war die Kronprinzenstraße eine prachtvolle und beeindruckende Straße, jetzt ist sie hässlich, ohne Bäume. Die Häuser sind ohne Vorgärten, ohne Büsche.

Damals standen zu beiden Seiten der Straße Linden; ihre mächtigen Kronen fächelten im Sommer Kühlung in die Häuser. Von Ende Mai bis weit in den Juni verströmten sie einen süßlichen Duft, der müde machte und von weit her Bienenschwärme anzog.

Wer jetzt durch diese Straße geht, findet sie jämmerlich, ja, abstoßend, obwohl sie einen solch stolzen Namen trägt; die Begrenzungen der Kronprinzenstraße sind nichts weiter als Häuserzeilen links und rechts.

Auch die Häuser haben ihren einstmaligen Glanz verloren, sie sind alt, mit zerbröckelnden Stuckverzierungen, ohne die leuchtenden Farben, die dem Namen dieser Straße angemessen waren; ohne Blumen auf den verschnörkelten, rostigen Balkonen – alles grau und fleckig und voller Taubendreck.

Die Kronprinzenstraße ist zu einem blinden Flecken auf dem stattlichen Bild nicht nur des Viertels, sondern der ganzen Stadt geworden!

Ein Haus in der Kronprinzenstraße ist nicht einfach ein Haus – es ist eine Burg; drei oder vier Häuser liegen hintereinander; dazu gibt es noch eine Menge von Höfen und Querbauten. So hat die Straße ein Labyrinth von Kellergängen und Fluren und nicht zu zählenden Treppen und Eingängen.

Man darf sagen: die Kronprinzenstraße bietet für lichtscheues Gesindel eine ideale Behausung. In den letzten Jahren ist es geradezu in Schwärmen hier eingeflogen!

Jetzt ist von höchster Stelle ein Beschluss gefasst worden: die Häuser in der Kronprinzenstraße werden abgerissen; von keinem Haus soll ein Stein auf dem anderen bleiben. Neues, Modernes, Prachtvolles soll an ihrer Stelle aufblühen!

Der verantwortliche Herr schiebt die Daumen in den Ärmelausschnitt seiner Weste, wippt auf den Zehenspitzen und sagt in die Fotoapparate und Kameras:

„Dieser blinde Fleck ist nicht länger zu dulden – er muss verschwinden! Wir werden der Kronprinzenstraße wieder jenen Glanz geben, den sie einmal hatte: sie wird saniert! Schluss mit solchem Übelstand!“

Sanierung – das Wort hat Wirkung; es dringt in Ohren und Köpfe, es stiftet Verwirrung und Ratlosigkeit, auch Angst. Sanierung – das Wort löst Betriebsamkeit aus; es treibt die Umzugswagen in die Kronprinzenstraße; sie wird zur Ader gelassen, sie blutet aus. Wo sich das Werk der Ausblutung bereits vollzogen hat, zeigen sich Wunden: vernagelte Fenster und Türen, an den Mauern Sprüche und Parolen.

In der Kronprinzenstraße breitet sich wie ein tödlicher Pilz die Leere aus. In ihr sitzt der Tod.

Nicht nur die Straße stirbt, da stirbt auch etwas in den Menschen; ein vielfacher, ein schleichender Tod zieht von Haus zu Haus.

Durch das Vorderhaus der Nummer zwölf müht sich ein riesenhafter Möbelwagen auf den dritten Hinterhof, Fetzen von Putz werden von Wänden und Torbögen gerissen. Schwitzend hängt der Fahrer aus dem Führerhaus, um die Kommandos hören zu können, die ihm zugebrüllt werden. Dann hat er es geschafft.

„So, Jungs, jetzt seid ihr dran“, ruft er den Möbelträgern zu.

Damit tritt das Sterben in dieses Haus; diese Art zu sterben geht schnell.

Von ihrem Platz am Fenster verfolgt Mutter Jettchen die Vorgänge im Haus; sie beobachtet nicht, sie hört, denn Mutter Jettchen ist seit vielen Jahren blind. Was sie nicht sieht, das kann sie spüren. Sie spürt das Zittern des Hauses, aus dem muskulöse Männerarme Stück für Stück das Leben forttragen.

Seit Wochen zittert das Haus. Jetzt ist das Zittern in den letzten, in den dritten Hinterhof eingedrungen; das Zittern läuft durch Mutter Jettchens Haus.

Lange Zeit sitzt sie auf dem weißen Küchenstuhl mit den vielen Kissen; sie denkt nach. Bilder und Begebenheiten kommen ihr in den Sinn, die schon lange im Grab der Vergessenheit liegen sollten. Am deutlichsten ist das Bild der toten Großmutter.

Gott, wie viele Ewigkeiten ist das her! Fünfzig Jahre? Sechzig?

Mutter Jettchen wundert sich: warum kommt mir das heute in den Sinn? Merkwürdig das ganze ...

Sie rechnet nach: sechzig Jahre wird es schon her sein, eher etwas mehr; oft dauert ein Menschenleben nicht so lange. Meine Mutter hat die Sechzig nicht erreicht, und ich habe die Achtzig schon hinter mir. Großer Gott!

Großmutter – hier vor meinen Füßen stand ihr Sarg. Auf zwei Schemel haben sie ihn gestellt, dicht beim Fenster, dass das Sonnenlicht auf die Tote fallen konnte. Es sollte aussehen, als schlafe sie.

Was wusste Großmutter nicht alles von diesem Haus! Von den Ranken, den Schnörkeln und Gipsfiguren im Flur und draußen an den Fassaden! Was hatte sie als junges Mädchen nicht alles von den verzierten Balkonen gesehen! Großmutter kannte die guten und herrlichen Zeiten des Hauses noch. Ja, sie selbst hat ihr ganzes Leben lang etwas davon in sich getragen. Sogar als Tote.

Ach, ich erinnere mich an die glühenden Pünktchen über Großmutters Sarg, die im Sonnenlicht durch die ganze Küche wirbelten. Damals habe ich geglaubt, sie kämen aus der Toten oder von der Sonne selbst. Denn Großmutter hat die Sonne sehr gemocht.

Ich mag sie auch, sagt Mutter Jettchen sich. Ich mag die Sonne immer noch, obwohl ich so gut wie nichts mehr von ihr sehen kann. Aber ich spüre sie. Auf meinen nackten Armen, auf meinem Gesicht spüre ich sie. Sogar durch den Rock auf den Beinen. Wenn sie ihre Zeit in mein Fenster scheint; dann schiebe ich die Ärmel hoch, damit sie die alten Knochen wärmen kann. Wäre es nicht unanständig – ich könnte alles vor ihr ausziehen! Ist ja sonst niemand da, der mich streichelt.

Jetzt ist die Zeit der Sonne vorbei, der Herbst ist da mit Nebel und seinem ewigen Regen, mit drückender Stille im Hof.

Mutter Jettchen sitzt ganz still. Doch, doch, sie kann es spüren, wie das Leben aus dem Haus heraussickert, so wie Luft aus einem Fahrradschlauch. Wenn die Sonne wieder warm und kräftig am Himmel steht, dann wird das Haus Kronprinzenstraße Nummer zwölf tot sein. Tot wie alle anderen Häuser in der Straße.

Sie sagen Stadtsanierung dazu, nicht Abriss“, schreit Frau Pleskow ihr ins Ohr. Zu allem anderen hört Mutter Jettchen jetzt auch noch schwer.

„Ja, ja, alle ziehen aus! Sie ziehen weg. Die einen ein paar Straßen weiter, andere in eine fremde Stadt, Mutter Jettchen! Sie ziehen hierhin und dorthin. Sie glauben es nicht: einer zieht sogar ins Ausland!“

Frau Pleskow, knapp dreißig Jahre jünger als Mutter Jettchen, ist für sie die notwendige Verbindung nach draußen. Durch Frau Pleskow ist das, was Mutter Jettchen fürchtete, zur Wahrheit geworden.

Eines Tages lag ein Brief auf dem Fußboden. Ein dünner Brief, der ganz bequem unter der Tür durchzuschieben war. Frau Pleskow las ihr den Brief vor. Aber Mutter Jettchen verstand ihn nicht, er war unklar, er klang verzwickt und kompliziert.

„Worum geht’s, Frau Pleskow?“

„Sanierung der Kronprinzenstraße. Ein harter Brocken!“

„So?“

„Was die hier schreiben, Mutter Jettchen, ist ein Todesurteil. Am zwanzigsten Januar im nächsten Jahr ist das Urteil zu vollstrecken ...“

„Ich verstehe nichts!“

„Abriss! Alle Häuser in unserer Straße werden abgerissen. Wir müssen ausziehen!“

„Ausziehen? Du lieber Gott! Warum denn ausziehen? Hier wohne ich, so lange ich lebe! Wohin soll ich denn gehen?“

„Unsere Häuser sind nicht mehr schön, heißt es. Sie wollen neue bauen, bessere, schönere ...“

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