Es wird vielleicht die Frage gestellt werden, warum denn keine feine Leinwand gebraucht werden dürfe, welche Nachtheile diese habe. Die Antwort lautet: Die feine Leinwand kann nur in geringem Maße das Entweichen der Wärme hindern, und es verhält sich mit ihr ähnlich wie mit einer dünnen Mauer, welche die Wärme nicht zurückzuhalten und die Kälte nicht abzuhalten vermag. Der Körper hat durch das feine leinene Hemd viel zu wenig Schutz. Wenn man ferner in Schweiß geräth, so ist sehr bald das feine Hemd ganz durchnäßt und klebt dem Körper an, und es geht gerade deßhalb das Trocknen so langsam voran. Bekanntlich dünstet ja die Haut durch ihre Poren aus. Das Ausgedünstete soll vertrocknen auf der Haut und im Hemde, und daher ist ein grobes leinenes Hemd ein Mittel, wodurch nicht nur diese Ausdünstung aufgenommen wird, sondern es reibt auch das Aufgetrocknete auf der Haut ab und ersetzt, wie oben bemerkt, gewissermaßen eine Bürste. Gerade die grobe Leinwand nimmt aber nicht bloß viel auf, sondern die Feuchtigkeit trocknet auch schnell in der Leinwand. Ferner geht eine Unzahl kleiner Schuppen fortwährend durch ein grobes Hemd ab, und ist dieß somit ein vorzügliches Mittel zur Hautpflege. Ein Wollhemdträger entgegnet: Ich trage gerade deßhalb ein Wollhemd, weil dieses eine Masse Schweiß aufnimmt und man daher das nasse Gefühl auf der Haut nicht hat. Ich gebe dieses zu, aber wird diese Flüssigkeit im Wollhemd so rasch trocknen wie im leinenen? Wird die Haut beim Tragen eines Wollhemdes auch so trocken und rein gehalten, wie beim Gebrauch leinener Hemden? Nimm einmal ein Wollhemd und ein leinenes Hemd, tauche beide ins Wasser, hänge sie neben einander in der Luft auf und gib Obacht, wie viel Zeit vergeht, bis beide vollständig getrocknet sind. Du wirst finden, daß das Wollhemd viel längere Zeit zum Trocknen braucht, als das leinene. Wenn aber die Luft die Feuchtigkeit so schwer aus dem Wollhemd bringt, soll letztere dann leichter schwinden, wenn dasselbe unter den Kleidern getragen wird? Ich behaupte, daß man beim Wollhemd die Feuchtigkeit nur nicht so empfindet, und habe mich überzeugt, daß auf der Haut unter dem Wollhemd eine ordentliche feuchte Schmiere sich aufhält und nicht vertrocknet und nicht abgerieben wird, wie beim Tragen eines Hemdes aus grober Leinwand. Dazu hat das Wollhemd vom Schweiß einen sehr üblen Geruch. Wie schwer ist es außerdem, allen Schmutz aus dem Wollhemd zu entfernen; ich denke bloß an die früheren Maschinen, die von den sogenannten Walkern zur Reinigung der Wolle gebraucht wurden. Ich bin der Überzeugung, daß wenige Wollhemde den vom menschlichen Körper aufgenommenen Schmutz ganz verlieren. Geht man ferner auf den Ursprung des Leinens und der Wolle ein, so wird auch dadurch sich zeigen, daß ersteres einen Vorzug vor der letzteren hat. Die Leinwand wird bereitet aus der Faser einer Pflanze, die in freier Luft und in den Strahlen der Sonne gewachsen ist. Die Wolle aber wächst auf der Haut der Thiere, zieht hauptsächlich aus dem Thierfett ihre Nahrung. Ein Sprüchwort sagt: Es gibt keine Heerde, in welcher nicht räudige Schafe sind mit ansteckender Krankheit. Wer will nun behaupten, daß nicht Krankheitsstoffe auch in die Wolle dringen? Geschieht aber dieses, so kann leicht von den Wollhemden etwas in den Körper des Menschen eindringen, was die Gesundheit nicht gerade befördern dürfte. Bei Heilung von Geschwüren und Wunden habe ich noch nie gesehen oder gehört, daß ein Arzt als Charpie Wollfasern genommen hätte, immer wurde die Leinfaser benützt. Warum geschieht denn das? Meinethalben kann Jeder tragen, was er will; mich treibt beim Schreiben dieses nicht Geschäftserwerb oder ein anderer Gewinn. Ich rede ohne jedes Vorurtheil und gedrängt von der Überzeugung, die ich aus einer reichen Erfahrung gewonnen habe. Will Jemand meinen Rath, so lautet er dahin: Trage auf der Haut ein Hemd von ziemlich grober Leinwand; diese hält die vom Körper strömende Wärme zurück, erhält die Haut in Thätigkeit und ist leicht zu reinigen – es ist dieß ein reinliches Tragen. Wenn aber Jemand sagt, ein Wollhemd kann man drei, ja sechs Wochen lang tragen, wie es vielfach geschieht, ohne es waschen zu lassen, dem antworte ich: Man kann das leinene Hemd ja auch so lange tragen, nur sieht man in diesem den Schmutz mehr. Appetitlich ist gewiß auch ein Wollhemd nicht mehr, wenn es selbst nur 14 Tage getragen wurde.
Es muß jedoch hier bemerkt werden, daß das über Wollhemden Gesagte sich hauptsächlich nur auf solche bezieht, welche enge und fein sind. Anders steht es mit solchen, die weit und grob sind. Beim Tragen dieser wird sowohl die Haut durch Reiben gereinigt, als auch der freien Luft der Zugang zum Körper ermöglicht.
War früher für die Arbeiter an den Werktagen gewöhnlich der Zwilch der Stoff für die Beinkleider wegen der Ausdauer, Wärme und Wohlfeilheit, so ist jetzt dieser Artikel im Allgemeinen außer Gebrauch gekommen, und es ist vorherrschend die Wolle an dessen Stelle getreten. Ich möchte hier besonders hervorheben, wie ungemein wohlfeil das einst gebrauchte Arbeitskleid war im Vergleich zu dem, welches man jetzt trägt. Eine Zwilchhose für einen Arbeiter kostete fix und fertig einen Gulden; was das Wollbeinkleid kostet, weiß Jeder selbst. Wie wohlfeil war auch das Hemd aus grober Leinwand, wie theuer kommen dagegen die Wollhemden zu stehen! Und gerade so ist es mit den übrigen Kleidern, die man vordem trug. Sie waren viel billiger als jene, welche man jetzt trägt. Einst fragte man mich, ob ich die ledernen Hosen empfehle oder verwerfe. Die Antwort lautete: Die ledernen Beinkleider werden wie einst, so auch jetzt noch in vielen Gegenden allgemein getragen; sie halten warm im Winter, besonders solche von Hirschleder oder doch stärkerem Leder; sie sind dazu sehr ausdauernd. Wer sie nur an Sonn- und Festtagen trägt, kann daran 10 bis 20 Jahre ein schönes Kleidungsstück haben. Kommen sie auch beim Anschaffen etwas theuer, so bleiben sie doch das wohlfeilste Beinkleid wegen ihrer Dauerhaftigkeit. Nur eines muß bemerkt werden, was von großer Wichtigkeit ist; schließt das lederne Beinkleid enge an die Haut an, so wird die Transspiration verhindert, und es geht dann ähnlich wie bei Kleidungsstücken aus Gummi. Es werden durch Verhinderung der Transspiration auch leicht Anstauungen entstehen, die unausbleiblich Krankheiten im Gefolge haben. Wie die ledernen Beinkleider den Ruf haben, daß sie im Winter einen vorzüglichen Schutz gegen die Kälte abgeben, so wird auch allgemein behauptet, daß sie im Sommer nicht lästig heiß seien, sondern eher kühlen, weil sie das Eindringen der Hitze hindern. Zudem kann man auch für den Sommer ein dünneres, leichteres Beinkleid wählen, wie ja auch der Vogel im Sommer ein dünneres Kleid trägt.
Öfter bin ich auch schon gefragt worden, was ich von den Unterbeinkleidern halte, ob sie zu empfehlen seien und welche. Daß im Sommer Unterbeinkleider nicht nothwendig sind, ist ganz sicher; eine Tuchhose entwickelt Wärme genug, und wer durch eine solche die richtige Wärme zur Sommerzeit nicht bekommt, dem wird auch eine Unterhose nichts mehr nützen. In Betreff der Tuchhose gilt aber auch, daß sie nicht enge anschließen soll. Was die Unterhose aus Wolle betrifft, so kann ich aus Erfahrung sagen, daß viele Leute zu mir gekommen sind, die unter der Tuchhose eine, mehrere sogar, die zwei, ja drei wollene Unterhosen getragen haben und dabei über nichts mehr klagten, als daß ihnen die gehörige Wärme abgehe, daß sie meistens vom Frost belästigt seien, und das selbst im geheizten Zimmer. Ist's im Winter kalt, und will die einfache Tuchhose nicht mehr ausreichen, dann empfehle ich die Unterhose aus Leinwand, aus Gründen, wie sie oben angegeben sind, wo die Rede von den Hemden war. Der Unterkörper wird durch wollene Unterhosen so verweichlicht, daß die kalte Luft und überhaupt kältere Temperatur ganz leicht Gelenkrheumatismus und Krämpfe hervorzubringen vermag, und dann hat das gemüthliche Leben, wie Jeder weiß, aufgehört. Was im Besonderen die engen Beinkleider betrifft, die jetzt gerade in der Mode sind, so bin ich sehr froh, daß ich solche zu tragen nicht gezwungen bin. Abgesehen davon, daß die Schenkel und Beine in einer Art Zwangsjacke stecken, geht ihnen auch überdieß die Abhärtung verloren, und wird man dadurch für rheumatische Zustände empfänglicher. In ein weites Beinkleid dringt leicht die Luft ein, welche die Naturwärme mindert und dadurch den Beinen eine gemäßigtere, mildere Wärme gibt. Das ist meine Ansicht über die genannten Kleidungsstücke. Indessen steht es ja Jedem frei, in der Auswahl derselben nach Belieben zu handeln.
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