Unfreiheit, auch im Sinne des entsprechenden Bildes aus dem Tierreich - man denke an den fliegenden Vogel, also nicht an den Vogel im Käfig, sondern an den fliegenden Vogel - Unfreiheit ist sozusagen dasjenige Lebensmerkmal oder diejenige Lebenssituation, die der Wassermann und der Uranus am allerwenigsten verkraften können. Insofern sage ich manchmal: selbst eine Woche Gefängnis, die für einen Stier beispielsweise überhaupt kein Problem ist, ist für den Wassermann schon dramatisch. Ein Stier kann mehr oder weniger zehn Jahre im Gefängnis relativ gut absitzen, weil er sich im Kern seines Wesens eh nicht besonders bewegt. Für einen Wassermann ist aber ein Tag im Grunde genommen schon zu viel.
Es gibt beispielsweise Erzählungen über bestimmte Nomaden-Stämme in Afrika, in Asien, in der Mongolei… dass wenn ein Stammesmitglied aufgrund irgendwelcher Vorkommnisse auch nur für eine kurze Zeit eingesperrt wurde - vielleicht weil er geklaut hat und in einer Polizeistation ins Gefängnis musste - dann ist es schon sehr häufig vorgekommen, dass am nächsten Morgen dieser Mensch tot war. Der lag tot in seiner Zelle. Nicht aufgrund von Fremdeinwirkung, wie man so gespreizt sagt, sondern einfach aufgrund der Tatsache, dass er in sich ein extremes Wassermann-Potenzial trägt – das Prinzip der Nomaden - und das eine Situation, in der eine Tür verschlossen wird oder ein Gitter an dem Fenster ist, im Grunde genommen gleichbedeutend mit Tod ist.
Ein solcher Mensch mit extremer Wassermann-Betonung kann ein gebunden-sein an andere Menschen oder an das Leben an sich nicht ertragen. Der hat die Urangst vor Bindung, der hat das Grundproblem der Bindungsängste. Und damit ist der Wassermann, vor allen Dingen seelisch gesehen, zwischenmenschlich überhaupt nicht belastbar und neigt dazu, entsprechenden zwischenmenschlichen Problemen, insbesondere wenn sie seelischer Art sind - Stichwort Liebesbeziehungen - aus dem Weg zu gehen. Ein Wassermann dreht sich in der Regel auf der Hacke um, läuft aus dem Zimmer raus und bleibt die Antwort schuldig.
Der große Gegenspieler im Tierkreis, der Gegenspieler vom Uranus, ist der Pluto. Beziehungsweise auf der Zeichenebene ist der große Gegenspieler des Wassermanns der Skorpion. Sie werden eventuell bereits festgestellt haben - im Laufe Ihrer zunehmenden astrologischen Erfahrung werden Sie es mit Sicherheit feststellen - das wenn eine starke Pluto-Betonung oder eine Skorpion-Betonung in einem Horoskop ist, gleichzeitig auch immer eine starke uranische Betonung oder wassermännische Betonung im Horoskop vorhanden ist. Das ist ein innerer Ausgleich, der in jedem Horoskop enthalten ist. Der Pluto wird über den Uranus ausgehebelt und der Uranus wird über den Pluto ausgehebelt, sodass wieder eine gewisse Neutralität und ein inneres strukturelles Gleichgewicht im Horoskop vorhanden ist. Dass der Mensch, der ein solches Horoskop hat, derartige Ausgleichsversuche des Schicksals als äußerst anstrengend empfindet, das ist etwas anderes. Aber das subjektive Empfinden eines Menschen zu sich selber hat im Prinzip erst mal nichts mit der eigentlichen Anlagenstruktur zu tun, die in diesem Sinne immer ausgeglichen und gerecht und im Lot ist.
Das andere große Gegensatzpaar wird dann der Saturn und der Neptun sein - beziehungsweise der Steinbock und das Fische-Prinzip. Diese beiden Prinzipien sind auch in einem Horoskop, wenn das eine oder das andere jeweils ausgeprägt ist, ganz stark aufeinander bezogen. Uranus und Pluto, und Saturn und Neptun – und jeweils umgekehrt – bilden immer ein großes Gegensatzpaar, das in der Lage ist, ein Horoskop in ein inneres Gleichgewicht zu bringen. Also für den Wassermann ist der große Gegenspieler der Skorpion. Und wenn man so will, kann man den Wassermann auch dadurch erklären, indem man sagt, der Wassermann ist alles das, was der Skorpion auf keinen Fall ist. So einfach könnte man es sich eigentlich machen. Und das ist nicht falsch. Auf der anderen Seite kann man selbstverständlich sagen, der Skorpion ist alles das, was der Wassermann nicht ist. Oder er kann alles, was der Wassermann nicht kann.
Der Wassermann ist einerseits – das sollte Sie nicht enttäuschen, sondern eher in einer tiefen Form zufriedenstellen – wie auch schon der Steinbock und der folgende Fisch im Sinne der Repräsentanten des vierten Quadranten sehr leicht erklärbar. Man kann sagen, verbal nimmt es nicht sehr viel Zeit in Anspruch, das Kernprinzip oder die Leitbilder oder die Urängste oder die Grundprobleme der Prinzipien des vierten Quadranten zu erklären. Auf der anderen Seite ist es aber so, dass Ihr inneres menschliches Verständnis dieser drei Prinzipien des vierten Quadranten in der Regel Jahre braucht, um wirklich zu wachsen.
Ich möchte Ihnen jetzt auf keinen Fall den Mut nehmen, sondern eher Mut machen. Insofern das Sie sich weitergehend mit Astrologie beschäftigen, um den verborgenen Geheimnissen des vierten Quadranten im Sinne der Repräsentanten von Saturn, Uranus und Neptun auf die Spur zu kommen. Es ist mir natürlich unmöglich, Ihnen die entsprechenden Erfahrungen vorweg zu nehmen, beziehungsweise nützen Ihnen meine Erfahrungen nichts, die ich im beruflichen Sinne als Astrologe mit dem vierten Quadranten habe. Die müssen Sie selber machen. Und ich würde Sie auffordern und bitten und hoffen, dass Sie sich dafür viel Zeit nehmen. Das Sie sich nicht irritieren lassen von der relativen Schlichtheit der Beschreibung von Kernprinzipien, von Leitbildern oder von Ängsten, die für den Saturn, den Uranus und den Neptun gelten.
Ich fasse an der Stelle das Wassermann-Prinzip zusammen: Es geht hier letzten Endes um die Antwort auf den Saturn, auf das Steinbock-Prinzip. Das heißt es geht um die Entpolarisierung, die nichts anderes darstellt als das Aufheben der Gegensätze, also die Vernichtung der Hierarchie im Leben. Das ist im Sinne des Wassermannes eine höhere Form von Gerechtigkeit, als die Gerechtigkeit, die der Saturn durch die Reduzierung aufs Wesentliche hergestellt hat. Die Dinge werden im vierten Quadranten einer gerechten Ordnung zugeführt. Und jedes einzelne Tierkreisprinzip hat dort seine Aufgabe. Die Gerechtigkeit des Saturns ist eine andere Gerechtigkeit als die des Uranischen.
Die uranische Gerechtigkeit besteht darin, dass die Hierarchie, das Oben und Unten aufgehoben worden ist. Im politischen Sinne würde man sagen, dass das Zeitalter des Absolutismus, in dem es oben einen König gab und ansonsten im Grunde genommen nur Bürger, Leibeigene, dass diese Struktur aufgehoben worden ist. Stichwort Französische Revolution, Beginn der sogenannten Demokratie. Aber das Prinzip des Wassermanns ist natürlich auch heute noch enthalten. In weiten Teilen der Welt ist Absolutismus, und dafür steht Saturn im negativen Sinne durchaus auch, immer noch Gang und Gäbe.
Letzten Endes gibt es keinen Lebensbereich, in dem es Hierarchie nicht gibt. Und insofern kann man beziehungsweise muss man davon ausgehen, dass Saturn und Uranus sich ständig darum streiten, in welcher Form die Welt geordnet oder gerecht aufgeteilt werden soll. Wenn es nach Uranus geht, dann gibt es Hierarchie nicht mehr, es gibt nicht mehr oben und unten, sondern alle Dinge liegen in einer gleichberechtigten Form nebeneinander. Alles ist gleich. Aber man weiß natürlich auch, dass das so nicht funktioniert, dass die Menschen eben halt letzten Endes nicht gleich sind. Und dass es daher - das ist sicherlich eine recht weise Schlussfolgerung - immer um eine Mischung zwischen den saturnischen und den uranischen Anteilen geht, um eine gerechte Welt zu kreieren.
Das Prinzip der Gleichheit, beziehungsweise der Vereinheitlichung aller Lebewesen führt dazu, dass die Gegensätze verschwimmen. Das Prinzip der Gleichheit ist sozusagen das Resultat der Entpolarisierung. Wenn die Gegensätze verschwimmen, dann wissen wir, dass man auf Distanz zum Leben ist. Und Distanz bedeutet immer, die Dinge mit Überblick betrachten zu können - quasi einen objektiven Standpunkt einnehmen zu können. Das Gegenteil davon ist der subjektive Zustand. Der subjektive Zustand bedeutet mehr oder weniger bildlich gesagt, dass man im Haus sitzt und das Haus selber von außen nicht kennt. Im Haus kennt man sich aus, aber wie das Haus außen aussieht und was um das Haus herum existiert – das weiß man nicht.
Читать дальше