»Fick mich weiter!«, sagte er nach kurzer Zeit, wieder in einem etwas härterem Ton. Ich hatte keine Kraft mehr und alles schmerzte, aber gehorchte trotzdem.
»Ich will, dass deine Pussy brennt!«
Als wir beide am nächsten Tag wieder in unser Alltagsleben zurückkehrten, schrieb er mir, dass ich ihm sehr gut getan hätte und dass er sich seit dem Wochenende wieder viel ruhiger und entspannter fühlte. Das Wochenende mit ihm hatte mir auch sehr gut gefallen, allerdings beschäftigten mich immer noch aufgewühlte Emotionen. Ich entschuldigte mich bei ihm, dass ich so angespannt gewesen war und erklärte ihm, dass ich mich, umso näher mir ein Mann kam, automatisch immer mehr verschloss. Meinen eigenen Willen hatte ich einem Partner gegenüber noch nie zum Ausdruck bringen können. Das war schier unmöglich. Ich befolgte einfach das, was von mir verlangt wurde und war so immer auf der sicheren Seite. Ich durfte nicht zulassen, durch Eigenregie etwas Falsches zu tun. Er beteuerte mir noch einmal, dass er mir Zeit geben würde, um mein Selbstvertrauen wiederzufinden. »Entschuldige meine Unersättlichkeit. Oft scheint es, als ob ich nicht zufrieden sein kann, ignorier das einfach«, bat er.
»Ist schon in Ordnung, ich nehme es dir nicht übel.« Trotzdem legte er Betonung auf seine Ansprüche und Anforderungen, welche er stetig steigern und meine Grenzen kontinuierlich ausweiten würde.
»Das ist okay. Du machst dir um mich und mein Wohlbefinden Gedanken und berücksichtigst meine Wünsche in gewissem Maße«, bestätigte ich.
»Natürlich, denn du weißt nicht, wer ich bin und was ich von dir erwarte und umgekehrt. Wir werden uns langsam herantasten und zusammen daran arbeiten«, versicherte er. »Deine Potentiale werden wir steigern, nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch in deinem Privatleben«, versicherte er mir.
Die nächste Woche trafen wir uns endlich wieder. Ich erzählte ihm von meinen Fotoprojekten und Ideen, an welchen ich, neben meinem Hauptberuf als Lehrerin, arbeitete. Seine eigenen kreativen Kunstwerke hatte er mir bereits gezeigt. Bevorzug schien er Frauen zu fotografieren. Natürlich, was auch sonst. Typisch Mann, dachte ich sarkastisch. Anscheinend hatte er an verschiedenen Foto-Workshops teilgenommen und erzählte mir, dass alle Teilnehmer außer ihm keinen Sinn für Ästhetik gehabt hätten.
»Die waren alle total unfähig«, lauteten seine Worte. »Schau mal hier«, er hielt mir sein Smartphone unter die Nase. »So einen geilen Shot hat keiner hinbekommen und ich hab das sogar mit meinem Handy geschafft!« Das Bild sah mir nicht nach einem Handybild aus, aber ich sagte nichts. Scheinbar war er sehr von sich und seinem Talent überzeugt. Aus professioneller Sicht wollte ich nicht zu kritisch sein, auch wollte ich ihn nicht in irgendeiner Weise kränken. Kritik mochte er gar nicht, genauso wie Widersprüche. Meine wirkliche Meinung hielt ich deshalb zurück und stimmte allem, was er sagte, einfach zu.
Durch meine Tätigkeit als Fotografin kam ich in Kontakt mit den verschiedensten Menschen. Das war ein wichtiger Teil, der mir daran so gut gefiel. Unter anderem arbeitete ich oft mit Single-Männern zusammen und es kam nicht selten vor, dass der ein oder andere fragte, ob ich einen Freund hätte. Über Eifersucht hatte ich mit meinem Freund bereits gesprochen. Es gab sowieso keinen Grund für ihn eifersüchtig zu sein, da ich in Beziehungen immer treu bleibe.
Meiner Meinung nach sollte man sich an Versprechen seinem Partner gegenüber, vor allem was Treue anbelangt, halten und ehrlich bleiben. Wenn man auch nur in Erwägung zieht seinen Partner zu betrügen, sollte man sich fragen, was die dahinterliegenden Probleme sind und sich mit ihnen auseinandersetzen. Kann man diese nicht klären, so ist eine Trennung natürlich auch eine Option. ›Auf diese Art verletzt zu werden möchte keiner, also tue es auch keinem an!‹, lautet mein Motto zu dem Thema.
Es schien kein Problem für ihn, dass ich rein professionell mit Männern in Kontakt kam und diese teils recht leicht oder unbekleidet sah. Trotzdem machte er mir immer wieder klar, dass er über alles Kontrolle haben wollte. Egal was passierte, er wollte ständig Berichte über das, was ich gerade tat. Teilweise empfand ich dies als etwas anstrengend, gerade wenn ich beschäftigt und unter Zeitdruck war. Wenn ich nicht sofort antwortete, hakte er nach warum und forderte weiter, bis er bekam was er wollte.
Mit welchen Männern ich aktuell in Kontakt stand und wie meine Beziehung zu ihnen aussieht, wollte er auch wissen. Eigentlich war mir das nicht sehr recht gewesen. Ein bisschen Privatsphäre stand mir meiner Meinung nach zu. Alle meine männlichen Kontakte waren aus Affären oder zumindest mit dem anfänglichen Potential dazu entstanden. Es gab nur eine Ausnahme: mein bester Freund. Wir hatten uns vor einiger Zeit durch meine Tätigkeit im Krankenhaus kennengelernt. Ich vertraue ihm vollkommen. Bei den anderen Kontakten war es mir unangenehm, ihm alle Details erläutern zu müssen. Er wird zu jedem einzelnen Fragen stellen, befürchtete ich – und so kam es auch. Naja, schließlich hat er auch eine Vergangenheit mit Frauen. Die ist ihm bestimmt auch nicht peinlich, dachte ich dann und beantwortete seine Fragen. Ehrlichkeit hatte ich versprochen, also erzählte ich ihm alles. Insbesondere berichtete ich von einem Bekannten, den ich sehr anziehend gefunden hatte, bevor wir zusammengekommen waren.
Dieser Bekannte hieß es ganz und gar nicht gut, dass ich eine feste Beziehung eingegangen war. Was feste Beziehungen anbelangte, teilten wir ganz und gar nicht dieselben Ansichten. Mein Bekannter führte eine offene Beziehung, wobei es einen kleinen Haken gab - seine Beziehung war nur aus seiner Sicht offen.
»Wie würdest du reagieren, wenn du herausfinden würdest, dass dich deine Frau schon hunderte Male betrogen hat?«, fragte ich ihn irgendwann einmal.
»Ich würde es nicht wissen wollen«, antwortete er knapp. Wie man so etwas tun kann, war mir unbegreiflich. Warum braucht man mehr als einen Partner?
»Ich kann verstehen, wenn jemand die Abwechslung sucht und deshalb mehrere Affären hat, obwohl ich mir das auch anstrengend vorstelle. Nicht in Ordnung finde ich es, wenn man mit seinem Partner nicht darüber spricht und alles heimlich abläuft«, so sah ich es.
»Will dein Bekannter dich ficken?«, fragte mein Freund direkt.
»Ja, will er«, gab ich mit der leisen Hoffnung zu, er würde doch etwas eifersüchtig sein.
»Okay, ich will genau wissen, wer dich ficken will und ich werde bestimmen wann, wo und wie. Ist das klar?«
Sein Ton gefiel mir nicht. »Verstanden«, antwortete ich etwas widerwillig. In meiner Fantasie war dieser Gedanke durch seine Kontrolle von anderen benutzt zu werden recht erregend, allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich dies in der Realität tatsächlich umsetzten wollte. Schon gar nicht wollte ich, dass er Kontakt zu meinem Bekanntenkreis aufnahm!
Schnell wechselte ich das Thema. »Ich habe ein Problem, etwas, das mich momentan sehr beschäftigt«, schrieb ich. »Meine Ärztin hatte mir letztes Jahr schon vorgeschlagen, als ich kurz vor einem totalen Zusammenbruch stand, psychologische Hilfe zu suchen. Leider gab es keine freien Therapieplätze. Jetzt überlege ich, ob ich doch eine machen soll«, erklärte ich.
»Ich helfe dir gerne einen Therapeuten zu finden«, bot er an.
»Danke, das ist lieb. Ich mache mir da wirklich Sorgen. Ich weiß nicht, ob ich mich einem Therapeuten anvertrauen könnte und ich habe Angst davor, wie mich eine Therapie beeinflussen oder verändern könnte.«
»Wovor genau hast du Angst? Dass es deine Devotion beeinflussen wird?«, fragte er.
»Ja, unter anderem«, gestand ich.
»Das wird nicht passieren. Deine Devotion wirst du nie verlieren, du wirst sie nur anders erleben und intensiver ausleben können, wenn du gelernt hast besser mit ihr umzugehen«, verdeutlichte er und fuhr fort, »Ich werde dir helfen deine Devotion zu intensivieren, sie zu verbessern.« Er hatte schon häufiger solche Andeutungen gemacht, aber nie genau erklärt, wie er mir helfen würde.
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