"Welcher Idiot hat denn hier so viel Glas eingeplant" hatte Haberkorn einmal gehört "der muss doch den Arsch offen gehabt haben."
Es war ein Maat aus der Zentralebesatzung gewesen, und diese Leute waren nicht die Dümmsten. Es war tatsächlich viel Glas in einem Boot verbaut. Am Papenberg, bei verschiedenen Füllstandsgläsern, aber obwohl das Material eben sehr anfällig für Stöße und Druckwellen war, hatte sein Einsatz schon Sinn: wie hätte man sonst etwas ablesen können, was mit einer Wasserstandshöhe dargestellt werden konnte. Die Katze biss sich bei der Konstruktion eines Bootes buchstäblich in den Schwanz. Das Boot sollte viel Innenraum für die Waffen, die Technik und die Männer, genau in dieser Reihenfolge, bieten, und zudem noch eine hohe Manövrierfähigkeit, hohe Geschwindigkeit und eine strömungsgünstige Form sowie eine starke Waffenanlage und beste Ortungstechnik bieten. Unter anderen Umständen, etwa eine ohne extremen Zeitdruck zur Verfügung stehende mögliche Konstruktionszeit und die sinnvolle Durchkonstruktion der vielen Komponenten, wäre tatsächlich aus dem Grundentwurf eine Art "Wunderboot" entstanden.
Die Verfolgung durch die beiden feindlichen Kriegsschiffe war für Haberkorn die bislang schwerste Nervenprobe seines Lebens gewesen. Anfangs war das Boot schnell aus dem Ortungsbereich der Gegner herausgekommen, und auf das erste Aufatmen der Besatzung hin war dann ein brutales Eindreschen auf die Stahlhülle gefolgt. Die Wasserbombenwürfe hatten schnell immer näher gelegen und es schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann die durch das Asdic an das Boot herangeleiteten Fahrzeuge es endgültig treffen würden. Haberkorn hatte als wachegehender Dieselheizer auf einem Holzschemel vor den Fahrstand des Steuerbord Diesels gesessen, und auf das Ende, das Absaufen, gewartet. Als dann ein Reihenwurf ungefähr 30 Meter an Backbord weit weg und gut 20 Meter unter dem Boot hochgegangen war, hatte er seinen Schließmuskel nicht mehr im Griff gehabt, und sich voll in die Hosen geschissen. Das war für ihn auf den ersten Blick eine ganz tiefsitzende Demütigung gewesen, so mit einem Batzen Scheiße in der Hose dazusitzen. Aber irgendwie war das ja auch egal, falls das Boot geknackt werden sollte. Als wäre irgendwo in seinem Gehirn ein Hebel umgelegt worden, war er auf die Beine gekommen und hatte die Hosen heruntergezogen. Im trüben Licht des Maschinenraumes sah ihn ohnehin niemand, und er brachte es fertig, die vollgeschissene Unterhose auszuziehen und erst einmal zwischen die Motorenblöcke zu werfen, er würde sie noch brauchen. In der Tiefe donnerte es in einem fort, aber Haberkorn hatte momentan genug zu tun, um wieder auf den Damm zu kommen. Mit einem Stück Putztwist hatte er sich einigermaßen gesäubert, und um den Gestank musste er sich wirklich keine Sorgen machen, im Boot stank es ganz erbärmlich. Die vollgeschissene Unterhose hatte er später in einer Pütz auswaschen und dann auf den heißen Dieselmaschinen trocknen lassen. Dieses Erlebnis spukte immer wieder einmal in seinen Gedanken herum.
Sektion 4 war der Bereich der Mannschaftswohnräume. 24 Kojen lagen dort über dem Akkuraum I. Der Kommandant, der LI, vier Offizierskojen und 17 Kojen für die Oberfeldwebel und Unteroffiziere waren über dem Akkuraum II in der Sektion 6, als vordere Wohnräume bezeichnet, angeordnet.
In der Sektion 5, welche mittschiffs lag, war die Kombüse eingebaut worden, und nach Haberkorns Empfinden war diese schon erheblich größer als auf den Typ VII C-Booten. Das war vielleicht gar nicht so bedeutsam, viel wichtiger war der Zuwachs an Vorrats-, Kühl- und Tiefkühlräumen im Unterdeck. Dieser Bereich war über einen Niedergang zu erreichen. Die Sektion 7 war der Torpedolagerraum, und Sektion 8 der Bugraum mit 6 Torpedorohren. Das Nachladesystem ermöglichte es, sechs Torpedos aus der Schnellladestellung innerhalb von 5 Minuten in die Rohre zu bringen. 20 Torpedos konnten an Bord genommen werden. Als Sektion 9 wurde der Turmumbau bezeichnet.
Haberkorn und die anderen Männer der Besatzung waren durch das Boot gegangen und man sah ihnen an, dass sie große Vorfreude darauf hatten, mit diesem modernen Fahrzeug auf Fahrt zu gehen. Alle wussten aber auch, dass bis dahin sowohl vor den Werften als auch vor den Mannschaften noch ein gewaltiger Berg von Problemen lag, der nicht innerhalb von ein paar Wochen abgetragen werden konnte. Es würde wohl eher noch Monate dauern, bis die ersten Boote frontreif sein sollten. Ob diese noch zu einer entscheidenden Änderung des Kriegsverlaufs beitragen könnten musste sich dann erst noch zeigen.
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