Doch sie schienen nach und nach in allen Völkern weniger Gehör zu finden, so dass man überzeugt war, den Frieden auf diese Weise erhalten zu können.
Zudem gründete man den Thing, einen gemeinsamen Rat, der sich aus Vertretern aller Rassen zusammensetzte und der Streitfragen unter den Völkern klären sollte.
Aber vor einiger Zeit begannen Vorkommnisse, die als Einzelaktionen verbohrter Wesen angesehen wurden, die ein friedliches Miteinander nicht ertragen konnten.
Ländereien wurden verwüstet, Minen geflutet, Wasserläufe umgeleitet und Quellen vergiftet.
Dann begannen die Angriffe auf verschiedene Siedlungen.
Und immer besteht der Eindruck, dass die anderen Völker die Angreifer sind.
Elfen fluteten die zwergischen Minen, Zwerge leiteten die Wasserläufe der Tundra um, nach einem Angriff auf eine Menschensiedlung steckten Barbarenwaffen in Leichen der Überfallenen.
Langsam zeigen die Angriffe Wirkung, nach den vielen Jahren des Kampfes untereinander und den wenigen Jahren des Friedens. An den Grenzen zu den anderen Gebieten entstehen neue Wachtürme, Wehrburgen und Mauern. Kleinste Anlässe führten zu heftigem Streit zwischen den Rassen.
Der Frieden auf der Fernen Insel steht oder stand auf tönernen Füßen.
Vor einigen Umläufen erreichten den König Hinweise, dass der Frieden zwischen den Völkern nur mehr als hehrer Gedanke existiert und jedes weitere Vorkommnis die Lunte an dem Pulverfass Iskandrien, dies der einheimische Name der Insel, entzünden kann.
Dies war die letzte Depesche, die uns von der Fernen Insel erreichte, seitdem ist kein Schiff mehr in Sylthania oder den anderen Ländern der Alten Welt angekommen.
Diese Expedition ist jetzt die dritte, die das Ziel hat die Ereignisse auf Iskandrien zu erforschen. Deshalb auch die Begleitschiffe und die vielen Soldaten. Man ist darauf eingerichtet, sich gegen Widerstände durchzusetzen.“
Nat schwirrte der Kopf. Natürlich kannte er die Grundzüge der Geschichte, aus alten Sagen, aus dem Unterricht, dem er sich nicht hatte entziehen können und aus Geschichten von Personen, die die Ferne Insel bereist hatten.
Allerdings hatte seine Mutter kein Reden über die Insel in ihrem Haus und in ihrer Nähe zugelassen. Für sie schien dieser Ort nie zu existieren.
Aber was er nicht verstand …
„Was habe ich damit zu tun? Ich bin ein, zu Unrecht, zum Tode Verurteilter, der nicht kämpft, der von der Fernen Insel nicht mehr weiß, als das, was ihr mir gerade erzählt habt und der niemanden kennt der dort lebt. Was zur Hölle soll ich da?“
Seine Verwunderung wich einem zunehmenden Ärger, der sich vom Bauch her ausbreitete und langsam durch den ganzen Körper zog, so dass sich seine Nackenhaare aufstellten und er die Hände zu Fäusten ballte.
Jargo hob beschwichtigend die Hände.
„Das mein junger Freund, kann ich Dir nicht beantworten. Ich kann Dir aber sagen, warum Du hier auf diesem Schiff bist. Womit wir zur nächsten Geschichte kommen.“
„ Mein Name ist Jargo Gudhilfsson und ich bin ein Magier der Kategorie IV.
Die Zauberei oder Magie unterteilt sich je nach Anspruch und Wirkung auf verschiedene Kategorien. Außerdem gibt es verschiedene Grundrichtungen.
Es gibt die Naturmagie der Druiden und Hexen, die Lebensmagie der Magier und Heiler und die Todesmagie der Nekromanten und Schwarzmagier.
Die Kategorien beziehen sich auf die Macht, die Anhänger der jeweiligen Grundrichtungen bei Wirken der Zauber erreicht haben.
Als Magier der Kategorie I kann man Lebensmagie wirken, wie einfache Segenssprüche oder die Heilung leichter Wunden .
Die weiteren Kategorien erschließen sich dann mit der Zeit von alleine.
Wenn ich mein Leben der Lebensmagie überordnet habe und wenn ich sie vielfach zum Wohle der Menschen einsetze erreiche ich die nächsten Stufen.
Als Magier der Kategorie II kann ich die Abwehr und die Gesundheit von Personen verstärken. Ab der III. Kategorie stehen mir als Anhänger der Lebensmagie leichte Angriffssprüche wie Pfeile aus Licht oder Verwirrung der Sinne meines Gegners zur Verfügung.
All diese Zauber kosten mich als Magier jedoch eine Menge an Kraft und Konzentration.
Als Magier der Kategorie I kann ich keinen Pfeil aus Licht erschaffen. Ich kenne vielleicht die Worte und weiß, die Hände zu bewegen. Aber ich habe nicht die Kraft und Konzentration, einen so machtvollen Spruch zu wirken.“
Jargo sah aus den Augenwinkeln, wie Nat unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte, während ihm gleichzeitig fast die Augen zu fielen. Er lächelte.
„Geduld mein junger Freund. Gestehe einem alten Mann die Freude zu, mit seinen Fähigkeiten zu prahlen. Ich verspreche Dir, dass Du in dieser Geschichte bald auftauchen wirst.“
Nat errötete, weil Jargo ihn so durchschaut hatte. Er setzte sich aufrecht hin und bemühte sich, Jargo’s weiteren Ausführungen zu folgen.
„Wir Magier sind jedoch nicht für den Kampf geschaffen. Wir helfen Bestehendes zu bewahren, wir beraten und unterstützen. Wir bieten Anhängern der Lichtmagie und der Götter Heilung und Wissen.
Wir haben Schulen und Orden gebildet, in denen unsere Brüder neben Lesen und Schreiben auch einfache Grundregeln der Magie vermitteln.
Ich war bis vor kurzem Lehrer an der Schule des Lichts in Sylthana, Du wirst sicherlich schon einmal von dieser Schule gehört haben.
Meine Aufgabe war neben der Unterrichtung der Schüler das Finden magisch begabter Personen.
Nicht jeder kann die Geheimnisse der Magie erlernen. Manchen ist zwar ein wacher Geist gegeben, die Magie bleibt ihnen jedoch für immer verschlossen.
Andere wiederum scheinen dem einfachen Unterricht nur mit größter Anstrengung folgen zu können, die Magie jedoch wohnt in Ihnen und steht ihnen in erstaunlichem Maße zur Verfügung.
Als Magier der Schule des Lichts ist auch die Deutung der Sprüche des Orakels von Asyan unsere Aufgabe.
Jeweils für ein Jahr übernehmen Mitglieder unseres Ordens den Dienst in den Heiligen Hallen des Orakels.
Dann unterbreiten wir dem Orakel die Anfragen der Bittsteller und deuten ihnen die Antworten des Orakels.
Das Orakel antwortet nur auf die Fragen, die ihm gestellt werden. Es agiert nie ohne Grund.
Seit einigen Umläufen habe ich nun meinen Dienst für das Orakel verrichtet, habe die Anfragen überbracht und die Antworten dargelegt.
Eine Arbeit, die, unter uns, einem Magier mit meinen Fähigkeiten nicht zugemutet werden sollte. Aber ich hatte eine Wette um …. Ach, das tut hier nichts zur Sache
Jedenfalls, ich versah den Dienst für das Orakel, als ich eines Nachts im Schlaf eine Stimme hörte, die immer wieder die gleichen eindringlichen Worte sprach.
„Höre meine Worte und errette die Welt. Höre meine Worte und errette die Welt.“
Ich folgte dem Klang der Worte und stellte fest, dass die Worte aus dem „Mund“ des Orakels kamen.
Ein unglaublicher Vorgang. Niemand hatte eine Anfrage an das Orakel gestellt. Das Orakel hatte bei seinen Antworten nie gezögert, es konnte sich nicht um die Antwort auf eine Frage des Tages handeln.
Das Orakel sprach direkt zu mir. „Du bist auserwählt. Finde den Einen, der in sich die Kräfte des Vaters trägt. Finde den Einen, der einer fernen Welt den Frieden bringen kann. Wisse um seine Macht und sorge für ihn, bis er seine Pflicht erkannt hat.“
„Aber woran soll ich ihn erkennen?“
„Sieh die Aura des Vaters, sie wird nur schwach sein, denn er weiß nichts von ihr. Er wird den Tod blicken und es wird nichts geben, dass er verliert.
Aber sorge für ihn, die Mächte des Todes wissen von seinem Kommen. Und nun geh.“
Nur wenige Stunden später verließ ich den Orakelberg von Asyan und begab mich auf die Suche nach dem Einen, nach dem Friedensbringer.
Ich bin durch das ganze Land gereist und war jetzt in Sylthania, um bei meinem Orden um Unterstützung für meine Suche zu bitten.
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