„935. Mit der Panzergranate 40 wären es 1.120, aber diese Hartkerngeschosse aus Wolframcarbid gibt es ja so gut wie gar nicht. Außerdem haben sie keine Sprengladung. Wo kommst du her, dein Deutsch ist ja vorbildlich.“
Der Mann lachte.
„Aus einem kleinen Ort bei Wolfsburg wo der Volkswagen gebaut wird. Dort bin ich in der Getriebefertigung. Meine Frau arbeitet in der Verwaltung, in der Buchhaltung. Vielleicht hat man mich auch deswegen zu den Panzern eingezogen weil ich Maschinenschlosser bin. Ist auch egal, uns geht es jedenfalls doch viel besser als den Fußlatschern. Wir werden gefahren, müssen unser Gepäck nicht schleppen, wenn es regnet werden wir nicht nass und sitzen geschützt hinter dicken Panzerplatten. Bei dir höre ich ein bisschen Sächsisch durch.“
„Stimmt. Ich bin aber ein harmloser Dialektfall. Du solltest mal hören, wenn die Leipziger oder Chemnitzer loslegen. Da brauchste n Wörterbuch oder n Übersetzer. Aber red mal mit nm Bayern, da versteht man ja nur Bahnhof.“
Der Feldwebel lachte wieder.
Die Männer seiner Besatzung standen neben ihrem Panzer und rauchten. Beyer musterte sie verstohlen.
„Da hast du ja n richtigen Kindergarten an Bord“ sagte er zu dem anderen Mann.
„Ja, zufälligerweise sind sie alle 19 Jahre alt, aber haben doch schon eine ganze Menge Erfahrung. Das sind schon gute Leute auf die ich mich verlassen kann. Mit meinen 23 Lenzen bin ich der Opa für sie.“
Fred Beyer war dann zu seinem Fahrzeug gegangen und hatte noch gesehen, dass die Männer des Panzers IV zwischen dem MG des Funkers und der Sehöffnung für den Fahrer auf der Stirnplatte „Helga“ hingepinselt hatten. Das musste der Name der Frau des Kommandanten sein. Jetzt war auf dem verkohlten Stahl nichts mehr zu erkennen, die enorme Hitze des verbrennenden Benzins hatte die Panzerplatten schwarz gefärbt. Die fünf Männer die im Panzer gesessen hatten waren erst durch die extrem heißen Flammen getötet und dann durch die Explosion der Munition zerrissen worden. Beyer hatte zu Beginn des Russlandfeldzuges einmal neugierig durch die Turmluke in einen ausgebrannten T 34 hineingesehen und im Inneren unförmige pechschwarze Gegenstände erkennen können. Erst nach und nach war ihm klar geworden, dass das die verkohlten Überreste der Männer der Besatzung waren. Die Erkenntnis, dass er selbst eines Tages so enden könnte hatte ihn wie eine Keule getroffen aber in den langen Monaten des Krieges war diese schreckliche Vorstellung einem gewissen Fatalismus gewichen, er hatte sein Schicksal nur zum Teil selbst in der Hand. Von den jungen deutschen Panzersoldaten würde man in dem zerstörten Panzer keine Überreste mehr finden können, sie waren pulverisiert worden. Ihren Angehörigen würde man mitteilen, dass sie im heroischen Kampf und in voller Pflichterfüllung für Führer und Vaterland gefallen wären und man ihr Angedenken stets in Ehren halten würde.
Helga würde das in ihrem Schmerz nicht weiterhelfen.
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