Sturzfluten und Hochwasser –
nasse Katastrophen
Wie Sie sich, Ihre Familie und Ihre Immobilie schützen können
Dipl.-Ing. (FH) Malte Nowak
Impressum:
Texte: © Copyright by Malte Nowak
Umschlaggestaltung: © Copyright by Malte Nowak
Verfasser: Malte Nowak
Dorfstraße 13
32657 Lemgo
Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
1 Auflage 2017
Danksagung
Ich möchte mich ganz herzlich bei allen, die mich in meinem Vorhaben, dieses Buch zu schreiben bestärkt und Korrektur gelesen haben, bedanken. Mein Dank gilt allen voran meiner Frau Alina, meiner Mutter Ute Bicker-Nowak, Günther Stegemöller, meinen Schwiegereltern Rosi und Bodo Schilling, Benjamin Damm, Brigitte Ebeling, Veronika Becker, Sarah Frevert und Marc Barnhöfer.
Die starken Niederschläge und die damit verbundenen Sturzfluten und Hochwasser Mitte 2016 in Deutschland haben mich veranlasst, dieses Buch zu schreiben. In einem Zeitraum von nur zwei Wochen, gab der Deutsche Wetterdienst rund 3.000 Unwetterwarnungen heraus. Das ist Rekord! Aber nicht nur in Deutschland war 2016 ein Jahr der Unwetterkatastrophen. Weltweit verursachten wetterbedingte Naturkatastrophen wie Stürme, Schneefälle, Waldbrände und Überschwemmungen immense Sachschäden und kostete tausende Menschen das Leben.
Es darf nicht sein, dass hunderte von Menschen durch Unwissenheit und mangelnde Vorsorge mitten in Deutschland durch Regenereignisse, die manchmal nicht länger als einige Minuten dauern, ihre Existenz verlieren und vor dem Nichts stehen. Schlimmer noch ist es, wenn Menschen oder Tiere durch solche Ereignisse ihr Leben verlieren.
Ich bin Bauingenieur und ehrenamtliches Mitglied beim Technischen Hilfswerk und beschäftige mich seit meinem Studium mit den Themen rund um die Siedlungswasserwirtschaft. Durch meine beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten bin ich häufig mit Hochwasser, Sturzfluten, überlasteten Kanalisationsnetzen und dadurch bedingte Schäden an Gebäuden und Infrastrukturen konfrontiert.
Betroffen kann jeder von uns sein, egal ob man Hauseigentümer oder Mieter ist, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt, ob man sich in der Nähe eines Gewässers aufhält oder kilometerweit entfernt befindet.
Dieses Buch soll für Sie Informationen aus verschiedensten Bereichen zusammentragen und Ihnen Zusammenhänge erklären. Wenn Sie, inspiriert durch dieses Buch, einige winzige Veränderungen an Ihrem Gebäude oder Ihrem Verhalten vornehmen und dadurch für die nächste Sturzflut oder Hochwasser gewappnet sind, habe ich mein Ziel erreicht. Dieses Buch soll Ihnen aber auch helfen, wenn Sie einmal in die Situation kommen, Hochwasser als Betroffener zu erleben oder es in Ihrem Wohnort zu einem solchen Ereignis kommt.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und allzeit trockene Füße!
Dipl.-Ing. (FH) Malte Nowak
Lemgo im April 2017
Bevor wir tief in die Vermeidung und die Beseitigung von Schäden durch Sturzfluten oder Hochwasser einsteigen, möchte ich Ihnen die Zusammenhänge für die Entstehung solcher Ereignisse genauer beschreiben. Die Faktoren sind nicht so trivial, wie es manchmal scheint. Dies erschwert natürlich die Vorhersagbarkeit enorm.
Auch möchte ich Ihnen vorstellen, wie unser Abwassersystem in Deutschland aufgebaut ist und mit welchen Organisationen Sie es zu tun bekommen, wenn Sie von einer Wasserkatastrophe betroffen sind.
Sollten Sie allerdings direkt in die Praxis-Tipps einsteigen wollen, können Sie dieses Kapitel natürlich auch überspringen.
Wasserkreislauf
Wasser ist das wichtigste Element auf unserem Planeten. Ohne Wasser – kein Leben. Allerdings ist Wasser auf unserer Erde sehr unterschiedlich verteilt. Dies hängt von den klimatischen Bedingungen ab, bzw. hängen die klimatischen Bedingungen von der Verteilung des Wassers ab.
Die Wassermenge ist auf der ganzen Erde immer dieselbe. Wasser verändert allerdings ständig seinen Standort und seinen Aggregatzustand. Als Veränderung des Standortes ist u.a. das Fließen und Strömen von Flüssen, Meeren, Grundwasser, usw. gemeint.
Unterschiedliche Aggregatzustände des Wassers sind gasförmig (Wasserdampf / Luftfeuchtigkeit), flüssig (Wasser), fest (Eis). Dieses Wasser (alle Aggregatzustände eingeschlossen) befindet sich in einem ständigen Austausch miteinander. Man spricht vom Wasserkreislauf.
Hier ein sehr stark vereinfachtes Beispiel zum Thema „Wasserkreislauf“:
Grundwasser tritt an einer Quelle aus und bildet ein Rinnsal, mehrere Rinnsale vereinigen sich und bilden einen Bach – später, nach mehr Zuflüssen, einen Fluss. Dieser Fluss mündet nach einer langen Strecke ins Meer. Meerwasser wird durch die Sonne erwärmt und verdunstet, wird also gasförmig. Es bilden sich Wolken, die dann über Land wieder abregnen. Das Regenwasser versickert im Boden und fließt dem Grundwasser zu. Das Grundwasser strömt bis zu einer Quelle, an der das Wasser als Rinnsal austritt. Der Prozess beginnt von neuem.
Ein dazugehöriger, durch den Menschen geschaffener Teil-Wasserkreislauf, findet in unserer Wasserver- und entsorgung statt, der auch für das Thema „Hochwasser“ eine wichtige Rolle spielt.
Wasserwerke entnehmen Grundwasser oder Flusswasser (z.B. Uferfiltrat), bereiten dieses auf und geben es in das Trinkwassernetz. Dort wird es durch den Nutzer, also auch durch Sie, entnommen und für alltägliche Haushaltsaktivitäten wie z.B. Duschen, Toilettenspülung, Kochen usw. gebraucht. Das gebrauchte Wasser, unser Abwasser, gelangt über das öffentliche Kanalnetz zur Kläranlage, die i.d.R. immer am untersten Punkt des örtlichen Kanalnetzes in unmittelbarer Nähe zu einem Gewässer liegt. Diese Kläranlage reinigt das Abwasser mittels physikalischer, biologischer und chemischer Prozesse und gibt es dann, soweit möglich, gereinigt an das Gewässer wieder ab. Dort wird das Wasser dann wieder Teil des Wasserkreislaufes wird.
Niederschlag
Niederschlag gibt es in vielen unterschiedlichen Arten. Alle Niederschlagsarten bestehen aus Wasser und werden durch die Umgebungstemperatur maßgeblich beeinflusst (z.B. Schnee, Regen, Hagel). Ihren Ursprung hat jeder Niederschlag in den Wolken. Diese entstehen bei Temperaturen unterhalb des Taupunktes, wenn sich Wassermoleküle und Luftschwebstoffe zu Tropfen vereinen. Der Niederschlag entsteht, wenn diese Tropfen zu schwer werden und in Richtung Erde fallen.
Liegt die Temperatur unterhalb von 0°C, fällt der Niederschlag in Form von Schnee oder Hagel, liegt sie darüber, fällt Regen.
Regen
Es gibt unterschiedliche Arten von Regen. Mal nieselt es den ganzen Tag, mal schauert es kurz sehr stark. Um Regen beschreiben, vergleichen und unterscheiden zu können, gibt es verschiedene Angaben, welche ich Ihnen auf den folgenden Seiten einmal näher bringen möchte.
In Wettervorhersagen werden von den Meteorologen Niederschlagsmengen oder Niederschlagshöhen prognostiziert. So wird häufig, zur Quantifizierung des Regens, von der Niederschlagsmenge oder der Niederschlagshöhe gesprochen. Die Niederschlagsmenge wird mit der Einheit [l/m²], also Liter pro Quadratmeter, beschrieben; die Niederschlagshöhe mit der Einheit [mm], also Millimeter. Der absolute Wert ist derselbe, da 1 l/m² = 1 mm ist.
Zur Veranschaulichung stellen Sie sich eine ein Quadratmeter große geschlossene Fläche vor. Werden nun 10 l (das Volumen eines durchschnittlichen Haushaltseimers) auf die Fläche geschüttet, ergibt sich ein Wasserstand von exakt 10 mm.
Nun ist aber nicht nur die absolute Niederschlagsmenge, bzw. -höhe eines Regenereignisses ausschlaggebend, sondern auch die Zeitspanne, also die Dauer, in welcher der Regen fällt. Die Dauer wird entweder in Minuten oder in Stunden angegeben.
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