Peter Vinzens - Die Sache mit den Haaren

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Wenn heute ein Kunde einen Friseursalon betritt, weiß er oder sie überhaupt nicht, auf was wir uns da so einlassen. Kommt ein Trauerspiel auf uns zu oder eine Komödie? Was erwarten wir beim Friseur? Nur «Haare ab» oder auch Unterhaltung, Wellness, psychologische Betreuung? Eigentlich erwarten wir alles. Freundliche Zuwendung, ein mehr oder weniger tiefes Gespräch und, natürlich, ordentliches Handwerk. Deshalb sitzen die Vertreter des Berufsstandes heute oft zwischen zwei Stühlen. Entweder können sie das eine oder das andere nicht. Schade eigentlich, denn es könnte eine so schöne Aufgabe sein: Unterhaltsam, befriedigend und wohlriechend. Der Kunde aber sollte die Regel beachten: Augen auf beim Friseurbesuch! Denn dort kann viel falsch gemacht werden. Co-Autor Rolf Jaeger ist Friseurmeister, kennt die Tücken des Berufs und die Stärken oder Schwächen seiner Kollegen. DEshalb ist dieses Buch auch ein Ratgeber. Aber nicht nur. Auf unterhaltsame Weise werden Sie in die Psychologie, die Geschichte und die tiefschürfenden Hintergründe dieses Berufsstandes eingeführt. An den Haaren sollt ihr sie erkennen! Das behaupten wir doch jetzt einfach mal.

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Die Notstandsgesetze werden im Bundesparlament in Bonn durchgezogen. Gegen den Widerstand weiter Kreise, besonders bei Jüngeren. In Frankreich drehen Truffaut und Godard sozialkritische Filme und das Deutsche Fernsehen sendet die Dokumentation „Herbst der Gammler“. Eine Geschichte über ungepflegte Nichtstuer in München. Ein Skandal. Im Film selbst macht sich Volkes Zorn Luft und wettert gegen die Gammler. Auf den Kameras der Filmteams steht „Radio Bremen“, was den gedrehten Personen zuerst entgeht. Erst bei der Sendung wird der Spieß herumgedreht, die angesammelte Menge der Vorurteile und Urteile macht Angst. Zwangsrasieren, Zwangshaareschneiden, Zwangswaschen und dann ab ins Lager. Zwang als Überzeugungsmittel. Aber das hatten wir doch schon mal. Erziehung wie unter Hitler. Da sei so etwas nicht vorgekommen, sagen Damen und Herren. Man trägt den Scheitel links. Immer noch. Das deutsche Demokratieverständnis steckt noch in den Kinderschuhen, auch und besonders gegenüber den eigenen Kindern. Die Kritik zerreißt den Film, wenige loben ihn und Radio Bremen hat seinen Ruf als kommunistischen Sender weg. Das Phänomen der „Gammler“ bleibt.

Erst später werden die Verweigerer, die die Zwänge und Pressionen der damaligen deutschen Gesellschaft auch äußerlich ablehnen, rehabilitiert. Oder besser: die „Gammler“ rehabilitieren sich selbst. Sie gehen in Politik und Hochschule und untersuchen das Phänomen „Westdeutschland“, das seine Kinder nicht verstand und in die totale Verweigerung trieb. Wer lange Haare trug, war in den Sechzigern asozial, durfte von jedem Klippschüler als dumm verunglimpft werden, auch wenn der Langhaarige einen Intelligenzquotienten von 150 und mehr hatte. Dabei, wie war das bei Kelten und Germanen, hatten doch früher die freien, die eigenständigen Bürger langes Haar und die Knechte kurzes. Wie schnell sich Verhaltensmuster durch Intoleranz doch ändern können.

Die sogenannten „Gammler“ waren also für die Friseure damals eine unbefriedigende Zielgruppe. Aber: An den Haaren sollt ihr sie erkennen! Die Grenzen waren deutlich gezogen. Auf der einen Seite „Fasson“, auf der anderen, Wellen und Locken. Und alles, was über 3 Zentimetern lag, war, theoretisch zumindest, revolutionär. Die RAF wurde immer militanter, der Staatsapparat immer misstrauischer gegenüber allem was längerer Haare hatte und jung war. Nur noch alte Philosophen konnten es sich leisten mit voller Haarpracht herumzulaufen. Im Bundestag: Herren mit ausrasiertem Nacken, kurzen Kotletten und glattgekämmten Haaren. Ein paar exotische Vögel gab es allerdings. Erich Mende, FDP, zum Beispiel. Mit wallendem, für damalige Verhältnisse beängstigend langem Haupthaar, hielt er flammende Reden gegen den Verfall des Abendlandes und hängte sich bei besonderen Anlässen auch mal Hitlers „Eisernes Kreuz“ um den Hals. Wie im Kino. Die Gefahr der Linksradikalität bestand indes bei ihm nicht. Und ein Wallewallebart, wie ihn der ehemalige Bundestagspräsident Thierse später haben sollte, war völlig undenkbar. Der Abgeordnete an sich hatte sauber, aber unauffällig auszusehen, normgerecht, von gelegentlichen schmalen Oberlippenbärtchen einmal abgesehen.

Auf der anderen Seite war da die meist jugendliche Bevölkerung. Diese unterschied sich von den offiziellen Funktionsträgern erheblich. Das hatte seinen guten Grund, denn sie wollten sich von diesen äußerlich und innerlich absetzen, benutzten deshalb das äußere Erscheinungsbild als Signal. „Ich bin anders, denke anders, vertrete andere Ziele!“ Die Gesellschaft war sichtbar geteilt und diskutierte offen und aggressiv darüber.

Rolf Jaeger war in der Lehre. Er verdiente im ersten Lehrjahr 30,- Mark im Monat und bekam schon mit, dass drinnen in der Stadt zum dreifachen Preis andere Frisuren angeboten wurden als bei ihm am Stadtrand. Peter Ochs, Viddal Sasum, Pragutti, Mussel und Bartolome wurden international bekannt und international auch anerkannt. Sie versuchten Modeerscheinungen in der Oberbekleidung aufzugreifen und die dazugehörige Frisur anzubieten. Stars wurden beobachtet, ihr Einfluss auf die Konsumenten, Vorbilder wurden hochstilisiert. Ihr Ziel war es, Trends zu setzen, handwerkliches Können mit Pfiffigkeit und Einfallsreichtum zu verbinden. Das war nicht immer einfach, aber was sich als schlicht erwies, war ohnehin langweilig. Ihre Entwürfe und Provokationen wurden dankbar von Presse und Fernsehen aufgegriffen und erbittert diskutiert. Ihre Veranstaltungen beim Showfrisieren gerieten zu Medienereignissen, in einem Maße, als hätten sie schon die Vermarktungstechniken drauf, die erst später perfektioniert werden sollten. Friseure gingen auf die Bühne und wurden gefeiert wie heute Pop-Stars. „Medienereignisse“ sind halt dann nur Medienereignisse, wenn die Medien dabei sind. Die Show der Kreativen brachte den handwerklichen Vorgang des Haareschneidens hinaus auf die Bühne. Schnell musste sie sein, die Show, improvisiert, sie sollte repräsentieren, Appetit machen auf „Aussehen“. Der Herstellungsprozess eines Haarkleides wurde herausgeholt aus dem verborgenen Kämmerchen im Salon und als eine besondere Art der Theatervorstellung präsentiert. Weg von der verklemmten Heimlichtuerei, weg vom verschämten Kampf um die Strähne hinter den Kulissen. Lockenwickeln wurde zum öffentlichen Ereignis. Und plötzlich verschwanden dann auch die Paravents und Kabinenvorhänge zwischen den Behandlungsstühlen in den Salons.

Endlich konnte auch das „Anders-Sein“ in gesellschaftspolitisch vertretbare Bahnen gelenkt werden. Langes Haar wurde auf einmal „gesellschaftsfähig“. Das junge Publikum sprang darauf an. Die Kritik am „Alten“, am „Überkommenen“ bekam ein neues Kleid. Alles war erlaubt, nur handwerklich gut gemacht musste es sein. Die jungen, selbständigen Friseure nahmen die Möglichkeiten dankbar auf. Endlich Raum für Kreativität, für Einfälle und natürlich auch für Ruhm. Sie wollten anders sein als die „Normalos“ und präsentierten daher Tragbares und Untragbares. Darin waren sie sich mit den Modedesignern einig. Zusammen präsentierten sie ihre Vorstellungen, und die Gegner der „normativen-Kraft-des-Faktischen“ nahmen diese Vorstellungen dankbar auf.

Die Kerle blieben zwar erst einmal relativ langweilig. Lang war immer noch angesagt. Aber bei mutigen Damen konnten sich die Coiffeure richtig austoben:

Als Rolf Jaeger 1977 bei Ochs in Frankfurt anfängt, hat er damit den ersten Schritt seiner Karriere gemacht. 1972 wurde er bei Wettbewerben Deutscher Friseurmeister und mischt seitdem ganz vorne mit. Zusammen mit anderen und gemeinsam mit einer großen deutschen Haarkosmetikfirma bestimmt er mit, was nun als modern gilt.

Wie konnte es kommen, dass der Friseur auf einmal aus der dienenden Rolle heraustrat und zum Bestimmer wurde. Wie konnte es kommen, dass der Dienstleister in Sachen Haare nicht mehr durch den Dienstboteneingang kam, sondern durch die große Drehtür, dem Hauptportal.

Es gab sicherlich verschiedene Gründe. Zum einen waren den Medien die Stars ausgegangen. Nicht etwa, dass es weniger gegeben hätte als vorher, der Bedarf an Promis und solche die es sein wollten, war gestiegen. Mehr Druckseiten mussten gefüllt werden, die Zahl der Sendeminuten beim Fernsehen stieg. Mehr Berichte mussten her. Damals bereits erkannte der Kabarettist Hildebrand: „Es gilt die Maxime, „verfeaturest Du mich, verfeature ich Dich“. Auf gut Deutsch: Lädst Du mich in Deine Show ein, lade ich Dich in meine Show ein. Förderst Du mich, fördere ich Dich. Eine Situation, bei der alle Beteiligten gewonnen haben. So ist das bis heute und begründet, warum eigentlich immer die gleichen Leute in den vielen Talk-Shows auftreten. Am oberen Ende wird dann langsam weggestorben. Das aber ist kein Problem, denn am unteren Ende kommen immer wieder neue Selbstdarsteller nach. Niemand muss also befürchten, dass ein Mangel an mehr oder weniger begnadeten Talk-Show-Gästen eintritt.

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