AeNNiE Rupp - Ron Hellfuns
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Ein packendes Psycho-Drama über einen jungen Mann, der bis aufs Blut um Anerkennung kämpft.
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Aennie Rupp
Ron Hellfuns
Was dich verhindert-vernichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Aennie Rupp Ron Hellfuns Was dich verhindert-vernichte Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Impressum neobooks
Kapitel 1
AeNNiE
Ron Hellfuns
<
vernichte>>
<< Das Leben ist ein Traumfänger,
ein Fänger der Träume
Es behält sie allesamt für sich
und nimmt dich vollends in Anspruch.
Was dir bleibt ist entweder die Flucht
oder dich ihm zu widersetzen;
es zu vernichten! >>
Ron Hellfun, 07. Februar
Ich widme dieses Buch meinem tollen Mann und unseren wunderbaren Kindern und möchte mich gleichzeitig bei ihnen für das große Verständnis, die Ruhe, und die Unmengen an Kaffee (!!!!) während der Zeit des Schreibens bedanken!
Ihr seid die Besten! Danke!
-Eine Kindheit zum Wegwerfen-
„Eines Tages werde ich ein Buch schreiben, das sich öfter verkaufen wird als die Bibel!“, rief der kleine, pummelige Junge mit den blass blonden Kringelhaaren, der dicken runden Brille und den roten Pausbäckchen durch die Klasse. Doch im Gelächter der anderen Kinder ging sein zartes, vor Wut zitterndes Stimmchen gänzlich unter. Mit Papierkügelchen bewarfen sie ihn und lachten hämisch, während die Lehrerin verzweifelt versuchte, ihre Drittklässler wieder zu bändigen. „Ronald“, sprach sie, „das war wirklich eine schöne Geschichte. Aber das nächste Mal, wenn wir eine Buchpräsentation vorführen, bitte ich dich, endlich mal eines auszusuchen, das nicht du geschrieben hast, sondern ein BEKANNTER Autor.“ Sie lächelte beinahe bettelnd zu dem kleinen, dicken Jungen herunter, in der Hoffnung, er würde verstehen, dass die anderen Kinder ihn weniger auslachten, wenn er endlich aufhören würde, sich als bisher unentdeckter Schriftsteller aufzuspielen und sich seinem Schicksal zu fügen versuchte, dass er wie alle anderen auch in der Klasse ein ganz gewöhnliches neun jähriges Kind war. Nicht mehr und nicht weniger.
Ronalds Unterlippe zitterte vor Zorn. Er war ein echter Autor! Vielleicht etwas kleiner und wesentlich jünger als seine bekannten Mitstreiter, aber seine Werke waren zweifelsohne mit denen eines Thomas Mann gleichzusetzten. Fand er zumindest. Die bekanntesten Autoren kannte Ronald allesamt beim Namen, man muss schließlich seine Konkurrenz kennen, wenn man mit ihr konfrontiert wird, begründete er sein Wissen. Zudem kam es immer äußerst intellektuell daher, wenn ein kleiner Wonneproppen, wie er es nun mal war, die großen Schriftsteller chronologisch aufzählen konnte. Man ging sofort davon aus, er interessiere sich ebenfalls für deren Bücher, was zahlreiche Erwachsene unheimlich zu begeistern schien, lesen die meisten Kinder in Ronalds Alter wenn überhaupt die Texte ihrer Apps. Ronald wurde seiner Rolle als der kleine übergewichtige Klugscheißer mehr als gerecht. Er beherrschte perfekt das nasale Gerede über den Rand seiner Brille hinwegblickend. Wenn es um Autoren ging, war er stets interessiert. Was aber keiner wusste war, Ronald ging es nicht um die Bücher als solche. Im Gegenteil, er hasste lesen! Geschichten, die spannend begannen und dann von den Schriftstellern versaut wurden mit schlechten Enden, langweiligen Passagen, dummen Charakteren. Es machte Ronald zornig, wenn er mitlesen musste, wie aus einem tollen Einstieg in eine Geschichte ein dummes Kinderbuch wurde. Nichts mit blutrünstigen Intrigen. Nichts mit Mord aus Eifersucht oder Hass. Gleiches galt natürlich auch für die Literatur der Erwachsenen. Keine Grausamkeit ging nicht einher mit einer schnulzigen Liebelei zwischendurch. Das alles waren Dinge, die Ronald kalt ließen. Er wollte Kämpfe und Scheusale. Keine doofen Mädchen, die am Ende doch nur alle wieder knutschen wollen. Deshalb schrieb er seine Geschichten lieber stets selbst, denn er wusste als Einziger, was er wirklich lesen wollte.
Seine Lehrerin hatte ihn zwar schon des Öfteren darum gebeten, ein bekannteres Exemplar für den Deutschunterricht auszuwählen, aber Ronald dachte nicht im Traum daran. Das würde ja bedeuten, er müsse sich einem anderen Werk als dem seinen widmen. Dafür war ihm seine Zeit einfach viel zu kostbar. Er würde sich ohnehin nur wieder über die Fehlbarkeiten des anderen Schriftstellers aufregen. Unnötige Energieverschwendung. Genauso gut wusste Ronald, dass die Kinder seiner Klasse nicht den Hauch einer Ahnung besaßen, was wirklich gute Literatur ausmache. Geschichten über kleine Mädchen, die ganze Kerle hochheben konnten, über Jungen, die plötzlich gegen Drachen kämpfen müssen und als tapferer Held die Prinzessin zur Belohnung bekamen. Für Ronald alles Schwachsinn. Dass niemand von ihnen merkte, dass die Welt da draußen eine andere war. Voller Hass und Gewalt, Intrigen und Heucheleien. Vollgestopft mit Dealern und Abhängigen auf den Straßen. Gut, vielleicht nicht gerade hier bei der Grundschule und auch nicht in seiner Wohngegend, aber irgendwo bestimmt. Da hebt kein kleines Kind einen 100 Kilo Mann hoch, es sei denn, man sieht derartige Dinge, weil man gerade auf einem Trip ist.
Während die anderen Kinder sich langsam wieder einbekamen und ruhiger wurden, vergrub Ronald sein Gesicht hinter seinem Rucksack, den er auf dem Schoß hatte. Er biss heimlich in seinen Schokoriegel und schmiedete finsterere Rachepläne gegen all jene, die bis eben noch so über ihn lachten. All diese Banausen, die sich schon in die Hose pieseln, wenn draußen ein einziger Blitz am Himmel zuckt. Wie würden sie dann erst reagieren, wenn man sie eines Tages in die kalte Realität wirft? Wenn sie plötzlich nicht mehr behütet in ihrem bunt gestrichenen Kinderzimmern sitzen und sich von Mami die Brote hoch bringen lassen, sondern alles selbst machen müssen, für sich selbst sorgen müssen und erkennen, dass das Leben gar nicht so schön und einfach ist wie ihre unbeschwerte Kindheit es ihnen vorgegaukelt hat!
Dann würden sie sich an Ronalds Stories erinnern, da war sich der kleine Pummel ganz sicher. Sie würden feststellen müssen, dass alle seine Geschichten das pure, das wahre Leben widerspiegelten und sie würden ihn als erwachsene Menschen aufsuchen und um Verzeihung bitten, dass sie als Kinder so töricht gewesen waren, ihn für seine frühen Werke auszulachen. Sie würden ihm Kuchen backen und um Autogramme betteln, am besten noch signiert mit einem netten, kleinen Spruch unter Ronalds Kürzel im Buchdeckel. Sie würden allen aus ihrem Bekanntenkreis sagen: „Kennst du Ronald Hollewitz, den berühmten Schriftsteller? Mit ihm war ich in einer Klasse. Er war schon immer ein kluger und weiser Mann!“ Damit würden sie sich brüsten und so tun, als seien sie wegen ihrem Verhältnis zu Ronald allein etwas Besonderes, da sie als Kinder neben ihm gesessen oder ihn regelmäßig verprügelten, was ihnen ja im Nachhinein leid tue. Sie würden ihr armseliges Leben fortsetzen, möglicherweise das Haus der Eltern erben, weil das Geld für ein eigenes bei Weitem nicht reichte. Aber eines stand für Ronald von Anfang an fest: Während sie trist vor sich hin vegetieren und von Ruhm, Reichtum und Anerkennung träumen, wird Ronald diesen Traum leben. Er wird ein Buch nach dem anderen veröffentlichen und der Nachwelt somit wertvolle Informationen seiner Epoche hinterlassen. Seine Werke werden Bestandteile des Unterrichts werden. Die Kinder seiner Klassenkameraden werden mit leuchtenden Augen vor ihren Eltern stehen und sagen: „Guck mal, das neue Buch von Ronald Hollewitz dürfen wir jetzt in der Schule lesen! Ist das nicht toll?“ Ja, eines Tages wird man sein Talent erkennen, da war Ronald sich sicher. Und solange würde er die Häme der anderen einfach weiterhin über sich ergehen lassen, schließlich war seine Haut dick genug, dass nichts davon bis in sein Herz durchdrang.
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