Gabriele Plate - Kein und Aber oder die gestohlene Zunge

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Kein und Aber oder die gestohlene Zunge: краткое содержание, описание и аннотация

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Paul wird durch die Folgen seiner leidenschaftlichen Liebe zu der sanften Aisha, in einen Neustart geschleudert. Domestiziert und geprägt vom Bann seines erfolgreichen, selbstgefälligen Vaters, zwängt er sich durch das Nadelöhr des Schicksals.
Pauls Verhalten, gegenüber Trauer, lebensbedrohlichen Situationen oder folgenschwerer Lügen, ergründet seine Persönlichkeit, fordert seine Courage, die er nicht zu besitzen glaubt. Er wird unsanft in sein eigenes Leben hineingestoßen, in einen Strudel gegensätzlicher Gefühle und Moralvorstellungen.
Eine spannende Erzählung von Liebe und ihren Schatten, von gesellschaftlichen, religiösen und politischen Querelen unserer Zeit und dem wachsenden Unvermögen ihnen erfolgreich zu begegnen. Vorurteile und Schuld werden vom Anspruch des Verzeihens begleitet, vom Zweifel des Glaubens, vom kritischen Aufbäumen und dem Zurücksinken in das Plätschern geregelter Bahnen.

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Menschen, viele Menschen, zu viele Menschen! Wenn er schon mit dem Bus fuhr, dann wollte er wenigstens sitzen können, er wollte das unangenehme Schaukeln lieber im Sitzen über sich ergehen lassen, um sich nicht bei jeder Bremsaktion oder Kurve dagegenstemmen zu müssen. Von der Infusion am frühen Morgen war ihm immer noch speiübel und schwindelig. Er fror erbärmlich und verbot sich das Zähneklappern.

Schneeregen. Zarte weiße Flocken wurden aus ihrem sanften Fall herausgerissen, wurden unwiderruflich von ihrem spielerischen Tanz abgeschnitten und gegen kaltglatte Busscheiben getrieben. Dort klebten sie in ihrer kristallenen Form fest, einen winzigen letzten Moment, um dann langsam, in Tränen verwandelt, hinabzurutschen. Hinab in den Straßengraben, um das Meer der grauen Tränen zu speisen und der öffentlichen Kanalisation entgegenzuplätschern. So fühle sich Paul, genau das drückte seine Stimmung aus, er war eine Schneeflocke gewesen und nun ein matschiger Tropf.

Zwei Finger seiner linken Hand waren beinahe zur Hälfte gefühllos und gelblich weiß. Leichenblass, als wollten sie schon bald nicht mehr zu ihm gehören, als wären sie im Abschiedsstadium, um dann für immer zu verschwinden. Wie seine Zunge. Dies und Das und das Nächste, er zerfiel in Stücke und wusste nicht was das nächste und das letzte Stück sein könnte.

Diese beinahe übersehbar kleine Hässlichkeit seiner bleichen Finger, sie schmerzten nicht einmal, sie waren nur bleich und taub, hatte er bei seinem heutigen Termin vor dem behandelnden Onkologen erwähnt. Der Arzt hatte ihn kurz, bestürzt lächelnd, angesehen und ihm eröffnet, dass sie im Glücksfall nur taub blieben. Und im Falle des Pechs?

Amputation, hatte der Stationsarzt gemurmelt und die Tastatur seines Computers traktiert. Ein Griff zum Handy.

„Wir müssen bei Herrn Paul von Schwanstein, Beacop Eskaliert, Patient Nr. 89C, für die nächsten Infusionen die Vinchristin Dosis herabsetzen“.

Ein zuständiger Kollege am anderen Ende der Leitung schien dagegen zu sein. Bei dem Gespräch konnte Paul verfolgen, dass die Besorgnis nicht seinen Fingern galt, sondern der anzuzweifelnden Statistik in Relation zur befürchteten Überdosis dieser Substanz, die nun in seinem Blut rumorte, die Taubheit und Todesvisionen in ihm hervorrief, ihn aber laut dieser Statistik, am Tod vorbeischrauben und somit letztlich retten sollte.

Vinchristin, ein romantischer Name für ein Teufelszeug, das dazu beitrug sein Lebensmark zu zersetzten und ihm diese scheußlichen Varianten des Todes in den vorderen Stirnlappen pflanzte.

Vinchristin könnte eine dieser Schneeflocken heißen, oder es könnte der Name eines edlen Weines sein. Paul schluckte den trockenen Speichel und stemmte sich in die nächste Kurve. Wie lange hatte er schon nicht mehr gemütlich, in angenehm erregender Begleitung, einen guten Tropfen genossen? Wie lange hatte er schon nicht mehr genossen, egal was. Einfach nur genossen!

Den Wein, das Schlafen, das Wachen, das Lieben, das Leben. Nicht einmal seine Musik brachte ihm den vermissten Frieden. Wie lange schon stocherten die Trauer, der Dorn der Zungenlosigkeit und zusätzlich die Hebel des Vinchristin und ihrer Konsorten in seiner Seele? Diese Hebelwirkung bestimmte nun sein Dasein. Er stolperte von Tag zu Tag, manchmal nur von Minute zu Minute. Würde er je wieder genießen können, ausgiebig genießen, bevor er in der Erde verrottete?

Paul war jung, er hatte um wenige Jahre die Dreißig überschritten und schon stand sein Verrotten vor der Tür. Sein Körper sei stark, hatte man ihm immer wieder bestätigt. Zu stark zum Sterben? Er hatte Angst und Ekel, Schmerz und Wut, er war sterbenskrank und fühlte sich in manchen Momenten trotzdem widersinnig, lächerlich lebendig. Abseits seines Körpers, fühlte er ein starkes intaktes Ich. Ein Sein, für das ein ewiger Untergang einfach undenkbar war, als berührte ihn seine Krankheit nur peripher, als sei er nur ein Zuschauer dessen, was mit ihm geschah. Das verlieh ihm sogar die Arroganz, Mitleid mit den Schneeflocken zu empfinden. Kurze Momente, die von ihm selbst ablenkten.

In Gedanken versuchte er den Schnee aus dem ewigen Verfall herauszuheben, einige noch tanzende Flocken verfolgend und in seinen Blick saugend, als wollte er jedem einzelnen Schneekristall Mut zusprechen.

Es sei doch, genau besehen, nur ein kurzer Moment des Schmerzes, nur ein Wechsel des Aggregatzustandes. Kein Grund zur Traurigkeit, kein Grund zur Panik. Wenn man dieses kleine und doch so enorme Nur, als solches erkennen könnte, es in sein innerstes Verständnis aufnähme, wäre das Geschehen leichter zu ertragen und vielleicht, irgendwann, auch zu verstehen.

Er starrte durch das schlierige Glas der Busscheiben in das sanfte Schneegestöber hinaus und lächelte. Wieder ein wenig irre. Einige Geschmacksdrüsen waren ihm geblieben, zusammen mit einem kleinen Seitenlappen seiner Zunge. Außerdem die bestürzende Ziffer, Null Komma Null zwei auf der Tabelle der Leukozyten. Wobei vier Komma Null, das Minimum gewesen wäre, welches ein Mensch an Abwehrkräften benötigt, um dem Untergang durch Ansteckung jeglicher Art halbwegs zu widerstehen. Mit den Thrombozyten sah es ebenfalls recht bedenklich aus. Er war übersät mit kleinen Blutergüssen. An allen Ecken und Enden seines Körpers blühten sie auf, ohne dass er sich erwähnenswert gestoßen hätte, doch als sei er gründlich und zielbewusst mit einem Knüppel verprügelt worden. Allerdings wies sein Gesicht diese blauen Flecken nicht auf, dort konnte man nur die dunklen Ringe um seine Augen bewundern. Ein erstaunlich stumpfes, tief dunkles Blauviolett, von mattem Gelb umrandet. Man hatte ihm eine ordentliche Portion Spenderblut einverleiben müssen, das mischte sich nun hilfreich zwischen die überhand genommenen weißen Blutkörperchen. Er hatte danach, der angeordnet stationären Obhut für die nächsten drei Tage widersprochen und auf eigene Verantwortung das Hospital verlassen.

Paul blickte aus dem Fenster in die spritzend graue Pampe am Straßenrand und zerrte seine Wollmütze zum hundertsten Mal über die Ohren. Einige Menschen husteten. Irgendjemand hustete immer, egal wo man sich befand. Eine Gewohnheit, als sei das Husten wie das Atemholen, wie das Pinkeln, Essen und Schlafen, immerzu nötig. Paul wandte seinen Kopf aus der Hustenrichtung. Sein Mundschutz war draußen an der Bushaltestelle nass geworden, er hatte ihn zusammengeknüllt in der Jackentasche kleben. Nun konnten Viren und ihre gierigen winzigen Helfer sein desolates Abwehrsystem belächeln, zusätzlich an ihm nagen und ihn vollends zu Fall bringen.

Die inneren Enden der Wölbungen, seiner zu besseren Zeiten stark und perfekt geformten Brauen, verstärkten nun gemeinsam ihren Knick des Zweifels nach oben. Eine nackte, winzige Parallele entstand. Sein Mund war weich, er drückte beim ersten Hinsehen Verletzlichkeit, Enttäuschung und Trotz aus. Der feuchte Mundschutz blieb in der Tasche. Er hatte den Hustenden den Rücken zugewandt, als könnte ihn das mitten in dem dampfenden Businhalt schützen. Das untere Drittel der Fensterscheiben war beschlagen, nur die Stehenden sahen das leichte Schneetreiben und vielleicht auch sein Spiel in der winterlich grauen Helligkeit.

Pauls weicher Mund wirkte erstaunlich zugehörig zu seinem kantigen Kinn, seinem schmalen langen Gesicht, dem Blick und seiner ganzen Haltung, die eine deutliche Unnahbarkeit zeigte. Während seiner Verdunklung, im stark fröstelnden Zustand, war die kleine Zahnecke eifrig am Werk.

Und dann war die besorgte Taschentuchdame in Aktion getreten. Sie hatte dem leuchtenden Blutstropfen ihres Busnachbarn offensichtlich nicht mehr widerstehen können, hatte seine zitternde Unterlippe mit der Aufmerksamkeit eines Diamantenschleifers berührt und erst beim wiederholten Tupfen sein Kinn energisch in ihre Hand genommen, und losgeplappert.

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