Katharina Voller - Campus Delicti

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Vom Polizeipräsidium mit der 704 bis Graf-Adolf-Platz, dann mit der 701 die Berliner Allee hinauf, die sich in keiner Weise anmerken ließ, eine Parallelstraße der Kö zu sein. Vorbei am Tausendfüßler und am Dreischeibenhochhaus, dahinter das Schauspielhaus, das vage an eine Skulptur aus Klorollen erinnerte. Mirko starrte nach draußen und wurde seiner Umgebung erst wieder richtig gewahr, als die Durchsage für 'Am Dreieck' kam. Er stolperte fast aus der Tür.

Die Geschäfte auf der Nordstraße hatten schon geschlossen, nur ein paar späte Heimkehrer verteilten sich in die Nebenstraßen Pempelforts. Am Taxistand an der Ecke harrte ein einsamer Fahrer aus. In der Wohnung in der Pfalzstraße, die er sich normalerweise mit Paula teilte, warteten heute auch kein gemeinsames Abendessen und keine aufbauenden Worte. Der dicke Kater sah ihn vorwurfsvoll an. Der Anrufbeantworter blinkte.

„Du bist gleich dran,“ sagte Mirko in die ungefähre Richtung des Halbwaisentieres, zog sich Jacke und Schuhe aus, schloss die Wohnungstür.

Eine Nachricht. Paulas Stimme klang gleichzeitig müde und aufgekratzt. „Hallo Schatz, dachte mir, dass Du arbeiten bist, wollte nur sagen: Hier ist alles gut, nettes Team und alles. Bitte nicht den Dicken vergessen, wenn Du's die Tage doch nicht schaffst, ruf doch meine Mutter an, weißte ja. Und denk dran, den Priesnitz anzurufen, wegen dem Fleck. Naja, also, hier ist es jetzt schon, warte, fast 6 Uhr abends, wir sprechen uns wenn überhaupt also erst morgen, aber Donnerstag Abend bin ich ja schon wieder da. Lieb dich, bis dann!“

Mirko nickte dem Anrufbeantworter zu und ging in die Küche. Den Dicken würde er schon nicht vergessen. Der Kater saß an seinem leeren Futternapf und sah Mirko auch dann noch anklagend an, als er ihm denselben gefüllt hatte.

Mirko zuckte die Schultern und öffnete den Kühlschrank. „Paula ist in Toronto, Dicker, da kann ich auch nix für,“ sagte er. „Aber sie hat mir Suppe da gelassen, und dir hat sie mich da gelassen. Und bevor ich ihre Mutter anrufe - na, wir bekommen das wohl hin, oder?“

Vom Fressnapf kam ein Schmatzen und Mirko lächelte, während er der Schüssel in der Mikrowelle beim Drehen zusah. Er selbst aß seine Suppe mit einem Jerry-Cotton-Heft auf dem Tisch als Gesellschaft. Dann stellte er den leeren Teller in die Spülmaschine, ging ins Gästezimmer, schaute zur Decke und seufzte. Der Wasserfleck in der Ecke der Dachschräge war immer noch da. Womöglich war er sogar etwas größer. Mirko würde wohl nicht darum herum kommen, nochmals Günther Priesnitz, den Wohnungsverwalter, anzurufen. Noch ein Grund, den Mörder von Steingart Bröcker schnell zu ermitteln, ansonsten würde Mirko sich wohl kaum Zeit für eine gemeinsame Besichtigung des Schadens nehmen können.

Der Dicke strich ihm maunzend um die Beine; er wollte ihn wohl an die übliche gemeinsame Fernsehzeit erinnern.

„Ich komm ja, Dicker,“ murmelte Mirko und riss seinen Blick von der Zimmerdecke los. Eindeutig ein Problem für morgen.

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