Ohne Demut können wir kein tragendes Urvertrauen und zweifelsfreies Gottvertrauen aufbauen. Demut lässt uns unsere ganz persönliche Aufgabe und unseren Platz in der Einheit erkennen. Dank ihrer wird es uns gelingen, Hingabe, Widerstandslosigkeit, Einverstandensein und bedingungslose Liebe zu leben. Mit ihrer Hilfe werden wir unsere Herzqualitäten wie Mitgefühl, Mut, Toleranz, Empathie und Hingabefähigkeit entwickeln können. Nur wenn wir demütig sind weicht unser Ego zurück und schafft Raum für geistige Führung und das Göttliche. Und dann nimmt unser Verstand automatisch den ihm angemessenen Platz ein, indem er dem Geist dient und nicht umgekehrt.
Wo der Schmerz ist, ist der Weg
Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns unwohl fühlen. So kann die Ausstrahlung eines Ortes bedrückend auf uns wirken oder verdrängte Erinnerungen wachrufen. Begegnen wir einem Menschen, dessen Auftreten uns unangenehm oder unheimlich ist, löst dies womöglich Widerstand oder gar Fluchtreflexe aus. Wir fühlen uns traurig oder werden aggressiv, wenn wir eine bestimme Art von Musik hören oder erschaudern, sobald spezielle Geräusche an unser Ohr dringen.
All das erzeugt negative Gefühle oder aktiviert Ängste in uns, denen wir uns nur ungern aussetzen. So tun wir - meist unbewusst - alles, um dem aus dem zu Weg gehen, was uns mit diesen unangenehmen Empfindungen in Verbindung bringt. Wir meiden bestimmte Menschen oder Orte und sind bestrebt, gewissen Situationen auszuweichen oder uns ihnen gezielt zu entziehen. Dabei fragen wir uns meist nicht, warum wir diese Empfindungen in Bezug auf Menschen oder Situationen verspüren. Unser Verstand würde uns wohl auch zumeist eine Erklärung schuldig bleiben.
Tatsächlich aber lässt sich diese Frage ganz klar beantworten: Wir empfinden Angst, Wut oder unangenehmen Gefühle in dem Moment, in dem ein bestimmter Auslöser die in unserem emotionalen Aurafeld bzw. im Emotionalkörper abgespeicherten emotionalen Kapseln aktiviert. Das passiert, wenn der Auslöser dieselbe Frequenz hat wie die Kapseln (s. Glossar) und deshalb mit ihnen in Resonanz geht (sie enthalten unverarbeitete emotionale Ladungen, die meist in der Kindheit entstanden sind oder auch karmischen Ursprungs sein können). In dem Moment, in dem die emotionalen Kapseln, in derselben Frequenz „mitschwingen“, wird deren gespeicherte negative Energie freigesetzt und löst die unerwünschten Gefühle aus. Dadurch sind der Schmerz, die Wut oder die Trauer in diesem Moment um ein Vielfaches größer als die Energie des eigentlichen Auslösers und die Wahrnehmung der negativen Empfindungen somit deutlich verstärkt. Ein Mensch, der zu einer bestimmten Situation, einem Menschen oder Thema keine dieser Kapseln in seinem Emotionalkörper trägt, wird sich also kaum emotional berührt fühlen.
Hierzu ein Beispiel: Eine Klientin mit einem kraftraubenden Vaterthema stellte bei einer Rückführung fest, dass sie und ihr Vater sich in einem vergangenen Leben bereits begegnet waren. Dort waren sie einander in großer Liebe verbunden, wurden aber durch dramatische Ereignisse voneinander auf Nimmerwiedersehen getrennt. Der unverarbeitete Schmerz dieser Verlusterfahrung lagerte in dieser Inkarnation als emotionale Kapsel im Energiefeld von Vater und Tochter, was dazu führte, dass sich beide nicht trauten, einander zu lieben, um sich - wenn auch unbewusst - vor dem unerträglichen Schmerz eines potentiellen Verlustes zu schützen.
Die Klientin gab an, vor wenigen Wochen ein Haustier (Hamster) verloren und, auf für sie selbst unverständlich emotionale Art und Weise, um dieses Tier getrauert zu haben. Die Verlusterfahrung durch den Tod des Hamsters erzeugte eine Resonanz zu den emotionalen Kapseln in ihrem Emotionalkörper, die ebenfalls durch einen Verlust - nämlich die unverarbeitete Trennung vom Geliebten in einer vergangenen Inkarnation - entstanden waren. Die Trauer, die der Tod des Hamsters auslöste, wurde so um ein Vielfaches durch den Schmerz der karmischen Erfahrung verstärkt.
Wenn wir uns diese Tatsache einmal verdeutlichen, wird klar, dass es wenig sinnvoll ist, sich dem zu entziehen, was in uns Widerstand, Abwehr oder ungute Gefühle auslöst. Im Gegenteil, es wäre durchaus hilfreich, die auslösende Situation oder Person als Erfüllungsgehilfe für das eigene seelische Wachstum zu verstehen. Denn dann könnten wir uns fragen, ob wir in unserem Leben schon einmal gleichartigen Situationen oder Menschen mit ähnlichem Verhalten begegnet sind und welche Gefühle dabei in uns aktiviert wurden. Nun sind wir in der Lage zu erkennen, wann wir unseren Mitmenschen oder einer bestimmten Situation unser altes, aufgeprägtes Reaktionsmuster überstülpen, welches dazu führt, dass wir sie in althergebrachter Weise be- bzw. verurteilen.
Möglicherweise liegen die Ursprünge aber viel tiefer, denn der Emotionalkörper enthält auch alle ungeklärten Gefühle aus vergangenen Inkarnationen. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass wir genau mit dem, was uns stört, woran wir Anstoß nehmen, was in uns Widerstand erzeugt, worüber wir uns ärgern oder das, was uns wütend oder traurig macht, selbst ein unbearbeitetes Thema haben, das angeschaut und aufgelöst werden will.
„Die Größe des Hindernisses ist nicht Strafe, sondern Vertrauen.“
(aus: Die Antwort der Engel, Gitta Mallasz, Daimon Verlag)
Für einen eingekörperten Seelenteil ergeben sich in diversen Inkarnationen etliche Möglichkeiten, Erfahrungen zu machen, Erkenntnisse aus ihnen zu ziehen, und so im Laufe der Zeit dazuzulernen und das Bewusstsein zu erweitern. Denn jeder Seelenteil trachtet gemäß seiner eigenen Planung danach, zu wachsen, zu reifen und dadurch zur Gesamterfahrung der Seele beizutragen.
Fragen wir uns allerdings, an wem oder was wir in diesem Leben am meisten gelernt haben, fallen uns sicher als erstes unangenehme Menschen oder leidvolle Situationen ein. Obwohl uns kein geistiges Gesetz dazu zwingt, scheint es, als ob wir nur aus negativen Erfahrungen etwas lernen könnten. Dabei wäre es uns theoretisch durchaus möglich, aus freudvollen und nährenden Erlebnissen die nötigen Erkenntnisse abzuleiten. Warum also lernen wir zumeist durch Leid und Schmerz?
Da wir Menschen unabdingbar und existentiell auf Liebe angewiesen sind, bringt uns das zwangsläufig mit ihrem Gegenpol - der Angst - in Verbindung. Denn Angst und Liebe sind zwei Seiten derselben Medaille. So wie die Liebe uns das Gefühl von Einheit und Verschmelzung schenkt, so gibt es nur eine einzige Angst, die alle anderen Ängste bedingt: Die Angst vor dem Getrenntsein. Sie ist auch der Grund, warum nur wenige Seelen bereit sind, auf der Erde zu inkarnieren, denn nur hier gibt es einen physischen Körper, der uns vom ersten Atemzug an spüren lässt, dass wir allein sind; getrennt von der Mutter, von anderen Menschen und vom Göttlichen. Da wir aber aus der ungeteilten Einheit heraus unsere erste Inkarnation auf der Erde gewagt haben, ist die Gewissheit ihrer Existenz und die unbewusste Sehnsucht nach ihr tief in uns verwurzelt. Der Sinn all unserer Leben besteht letztlich darin, mit einem erweiterten Bewusstsein in die Einheit zurückzukehren, welches wiederum nur durch unser Erleben in der Polarität wachsen kann.
Die Erfahrung des Getrenntseins und die sich aus ihr ergebenden Ängste stellen den Motor unserer Entwicklung dar. Und es ist nicht nur eine Angst, von der wir getrieben werden, sondern es gibt eine ganze Reihe Ängste, die, je nach Stärke und Ausprägung, unser Verhalten mehr oder weniger beeinflussen. Sie verzerren und manipulieren unser Denken, Fühlen und Handeln und helfen uns, Erfahrungen zu kreieren, die wir ohne sie nicht machen könnten.
Angst macht feinsinnig und hypersensibel. Alle äußeren Eindrücke, jede Bewegung oder das, was von einem Menschen verbal oder nonverbal in Form einer Geste, Körperhaltung oder Miene an uns herangetragen wird, nehmen wir in einem von Angst geprägten Zustand viel intensiver wahr, als wenn wir uns der selben Situation angstfrei stellen würden. Gleichzeitig gehen mit dem Angstgefühl alle im Emotionalkörper ungelösten, gleichartigen Gefühle in Resonanz. Die Angst drückt auf den Hauptschalter einer großen Maschine in einer vollautomatischen Fabrik; mit dieser einzigen, kleinen Bewegung setzt sich ein ganzes Räderwerk in Gang. Die Situation wird dadurch von demjenigen, der von seiner Angst getrieben wird, viel extremer wahrgenommen und bewertet, als sie es dem äußeren Anschein nach eigentlich ist. Aufgrund dessen fällt die Reaktion des Ängstlichen auf einen bestimmten äußeren Reiz oft deutlich heftiger und unkontrollierter aus, als sie der Situation angemessen wäre. Durch die Aufmerksamkeit erhält nicht nur seine eigene Angst neue Energie, so dass sie sich noch verstärkt und weiter verfestigt, sondern er trägt durch sein Verhalten unter Umständen selbst zur Eskalation der Situation bei; eine Erfahrung, die seine Angst zusätzlich nährt. Hierzu einige Beispiele:
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