“Nein Tom. Dies hier, nennt man den Sand der Zeit. Hast du davon schon mal was gehört?” fragte sie mich.
“Sand der Zeit?” murmelte ich, und betrachtete die Uhr genauer. Ich lehnte mich vor, und sah auf die Millionen kleiner, bläulich schimmernden Sandkörner.
“Dies hier ist der Grund für das alles hier” ergänzte Kleopatra während sich mein Blick in den Tiefen der Sandkörner verlor.
“Aber wie?” setzte ich an, konnte aber keinen klaren Gedanken mehr formulieren.
“Genug jetzt davon” sagte Cäsar, und riss mich aus meiner Trance.
“Du willst wissen warum du hier bist?”
“Äh… ja genau. Und woher kennt ihr alle meinen Namen, und was hat mein Vater mit dem Ganzen zu tun?” fragte ich mich.
Nun das ich aus der Trance erwacht war, arbeitete mein Verstand wieder rational wie ein Uhrwerk.
Kleopatra nahm ihre Kette mit der Uhr wieder an sich, und hing sie sich wieder um den Hals.
Auch Cäsar rückte meinen Stuhl zurecht, und ging zurück an ihre Seite.
“Wir hier sind so etwas wie ein Geheimbund” begann Arthur, und machte eine kleine Pause um die Worte richtig wirken zu lassen.
“So etwas wie die Freimaurer, oder die Illuminati?” fragte ich aufgeregt.
“Nein, nein” sagte Cäsar und lehnte sich dann bedrohlich zu mir herunter.
“Uns gibt es wirklich” sagte er und lächelte, doch diese Lachen hatte nichts Fröhliches an sich.
Arthur sah Kleopatra und Cäsar nacheinander eindringlich an. Mir war es beinahe so als würde Arthur die beiden tadeln. Aber Kleopatra blickte nur nachsichtig drein.
Also wandte sich Arthur wieder an mich.
“Du bist eigentlich zu jung um Mitglied zu werden, aber die Umstände erfordern dies aktuell.
Unser Feind glaubt scheinbar dass du schon sehr bald eine Gefahr für ihn darstellen könntest.
Nicht nur, aber auch wegen den Dingen die dein Vater in deinem Alter schon erreicht hat, haben sie es auf dich abgesehen.”
Ich verstand nur Bahnhof. Natürlich verstand ich die Worte, aber der eigentliche Sinn dahinter erschloss sich mir nicht wirklich.
“Nochmal langsam” sagte ich. “Was für ein Geheimbund? Und was meinst du mit Feind?
Ich hab keine Feinde, zumindest denke ich das, und warum sollte es jemand überhaupt auf mich abgesehen haben? Falls ihr es vergessen habt, ich bin erst fünfzehn Jahre alt” echauffierte ich mich.
“Nein, das haben wir keineswegs vergessen” sagte Cäsar, “und wenn du mich fragst war es sowieso ein Fehler dich einzuweihen. Du weißt sowieso schon viel zu viel”
“Aber der Rat hat entschieden, und uns steht es nicht zu die Entscheidungen des Rats anzuzweifeln” sagte Kleopatra energisch. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich zwar ansah, aber eigentlich mit ihrem Mann, Caesar, sprach.
“Okay, dann nochmal langsam. Was für Fähigkeiten soll ich haben, und was noch wichtiger ist. Was hat mein Vater damit zu tun?” fragte ich, und blickte alle drei Personen der Reihe nach an.
“Eins nach dem anderen Tom” sagte Kleopatra und lächelte jetzt wieder.
“Erst einmal willkommen bei den Wächtern der Zeit” sagte Kleopatra und streckte mir ihre schlanke, kaffeebraune Hand hin.
Die Bewacher der Zeit, so erzählten die drei mir, waren ein Zusammenschluss einiger der klügsten und Mächtigsten Menschen der Zeitgeschichte.
Einige davon hatte ich ja schon kennen gelernt. Da waren König Arthur, den ich als Hausmeister Arthur an meiner Schule kennengelernt hatte, und der mich vor einer Sirene und einem Drachen bewahrt hatte.
Merlin, der alte Mann in Arthurs Burg gehörte ebenso dazu wie Kleopatra.
“Merlin hat ein wenig davon auf einer Expedition gefunden, und mit Hilfe der Kreuzzüge kam auch das Wissen darüber wieder zu uns nach Europa” sagte Arthur.
Plötzlich ging die Tür auf, und Albert Einstein und ein anderer Mann mit einem lustigen Barrett auf dem Kopf traten ein.
“Ah, Albert, Leonardo. Schön dass ihr das seid” sagte Kleopatra und stand von ihrem Tisch auf. Sie ging den beiden Neuankömmlingen entgegen und herzte sie.
Ich sah die beiden verwundert an. Albert Einstein hatte ich ja schon kennen gelernt, wobei es mir immer noch schwer fiel das alles zu glauben.
“Ihr kennt Tom schon” beide nickten, und kamen an unseren Tisch.
“Ich habe dich gesehen als du angekommen bist” sagte der Mann der sich mir als Leonardo vorstellte mit breitem italienischem Akzent, und fügte lächelnd hinzu, “kurz darauf hat es dich wohl umgehauen. Aber macht dir nichts draus. Mir ging es bei meiner ersten Reise auch nicht besser”
“Ich musste mich nach meiner ersten Reise sogar direkt übergeben” sagte Albert und schien darauf sogar seltsamerweise amüsiert zu sein.
“Können wir nun wieder zurück zum Thema kommen” knurrte Cäsar der sichtlich angewidert von den Ausführungen seines Kollegen war.
Sie erzählten mir das die Königin vom Nil eine hervorragende Taktikerin war und sie damals eingeweiht worden als die Gegner versuchten die Geschichte von Ägypten umzuschreiben und dort wichtige Informationen zu stehlen.
“In Ägypten”, so erzählte Kleopatra “war der Sand der Zeit schon sehr lange bekannt”.
“Wir benutzten den Sand schon damals um kleinere Missgeschicke auszubessern” sagte sie, “allerdings konnten wir nur wenige Sekunden in die Vergangenheit reisen”
Ich starrte sie mit großen Augen an. “Wie lange war das her gewesen? Zweitausend Jahre?”
“Eher Dreitausend Jahre korrigierte mich Arthur” und schmunzelte.
“Aber erst durch Leonardos und Alberts Hilfe konnten die Konstrukte gefertigt werden die wir heute benutzen” ergänzte Kleopatra und wies nicht ohne Stolz auf das Amulett das um ihren Hals hing.
“Na ja” sagte Albert, “wir arbeiten noch weiter daran”
“Nur keine Bescheidenheit, durch eure Arbeiten konnte viel Unrecht aufgehalten werden” sagte Arthur.
“Was aber ohne uns auch nie entstanden wäre” sagte der kleine Italiener und blickte beinahe reumütig zur Seite.
“Das weißt du nicht” sagte Kleopatra nachdrücklich an ihn gewandt, “und du auch nicht” entgegnete Leonardo ihr nun ebenso leidenschaftlich.
“Genug jetzt” sagte Arthur bestimmt, “darüber können wir uns alle ein anderes Mal unterhalten. Heute sind wir wegen Tom zusammen gekommen.”
Alle Blicke richteten sich auf mich. Ich wünschte Arthur hätte meinen Namen nicht erwähnt.
“Dein Vater Tom, war auch ein Mitglied, ” sagte Kleopatra, “...und er war stets darum bemüht das wir die Gesetze der Zeit achten” ergänzte Arthur, “...und nur mit größter Sorgfalt vorgehen” fügte Cäsar hinzu.
Eine kleine Pause entstand. Noch immer hatte ich nicht ganz genau verstanden worum es eigentlich ging.
“Also nochmal langsam” sagte ich und sah einen nach dem anderen ruhig an.
“Was genau macht ihr jetzt eigentlich?”
“Dann also die Kurzform” sagte Arthur und blickte demonstrativ in die Runde. Viele nickten, nur Leonardo schien weiter nachdenklich und demütig. Cäsar blickte stur geradeaus, ohne eine Regung erkennen zu lassen.
“Vielleicht ist in Anbetracht der Umstände unter denen Tom zu uns gekommen war, sogar das beste” fügte Albert hinzu.
Arthur atmete tief ein, und bedachte mich dann mit einem nachdenklichen Blick.
“Wir bringen alles das in Ordnung was in der Geschichte falsch lief” sagte er, und sah mir fest in die Augen.
Im ersten Moment konnte ich die Tragweite seiner Worte nicht genau fassen. “Alles was in der Geschichte falsch lief?” wiederholte ich, und ließ die Worte noch einmal richtig wirken.
Arthur nickte.
“Alles was in der Geschichte falsch lief wird von euch korrigiert” sagte ich ein drittes Mal, und dann fiel der Groschen.
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