Gabi Scheren - Der Schrei eines Untieres
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Nach einer halben Stunde ist es vorbei. Ich kehre in den Gemeinschaftssaal zurück, trinke einen heißen Kaffee und versinke in den verwirrenden Eindrücken. Der Auftakt zum hiesigen Alltag lässt sich nicht einordnen, nur bestaunen. Ich hätte ihn als… hm… verrückt bezeichnet. Wenn die Verrückten verrückt treiben, heben sie dadurch ihre Verrücktheit auf?
In dem verglasten Wintergarten – ohne Blumen, stattdessen mit Verrückten - oder eher im Käfig, man kann es aber in guten Momenten auch als Schiff bezeichnen, ein Schiff, das in den Abend oder Nacht reinfährt, sitze ich allein am Tisch. Auf dem Sofa unweit von mir strikt vor sich hin bunte Wolle eine mollige Frau, die ich nicht kenne und die von mir keine Notiz nimmt. Meine Hände an dem Becher wärmend, konstatiere ich, dass mich die sogenannte Meditation für eine Weile von allem, was mich quält, abgelenkt hat.
Um neun geht es weiter. Diesmal ist das keine Pflichtveranstaltung. Ich entscheide mich aber kurzerhand mitzumachen. Damit schließe ich mich einer Minderheit an. Die Mehrheit meidet die Klinik-Kür. Sie stricken, plaudern, rauchen draußen vor der Glastür oder verschwinden in ihren Zimmern. Keine der Alternativen kommt für mich in Frage: Ich flüchte vor mir selbst und will weder mich mit anderen unterhalten, noch den ganzen Tag allein im Zimmer hocken, meinen zersetzenden Gedanken ausgeliefert. Folgerichtig bleibt mir nichts anderes übrig, als mich beschäftigen zu lassen. Es ist eine Entscheidung, die zwar nach einem freien Willen aussieht, sich aber bei genauerem Hinschauen als eine erzwungene Handlung entpuppt. „Frei entscheiden“ klingt in diesen Umständen wie ein Hohn. Nichts ist frei in mir und um mich herum. Die Angst treibt mich auf den Gängen der Klinik vor sich hin.
Ich setze mich erneut auf dem Dachboden im Schneidersitz – in einer Position, in der meine Beine zu brechen drohen - im gleichen Raum mit gleicher Frau, die uns diesmal durch eine Stunde Yoga führen soll. Davon verspreche ich mir zwar nicht viel, dennoch interessiere ich mich für die Erscheinung von heute Morgen, für Frau Müller. Sie ist ein Rätsel und ein undefiniertes Versprechen.
Wir bilden wieder wie schon davor einen Kreis. Dieser Form misst Frau Müller eine große Bedeutung bei. Sie fischt aus der Tasche ein Buch heraus und liest irgendwelche Weisheit vor, dem heutigen Tag gewidmet, die ich überhöre. Ihre Worte rauschen an mir vorbei und versinken, bevor ich sie verstehe. Hinterher schaltet sie ihre Box an. Es ertönt ein monotoner Gesang. Stets wiederholte Vokabeln ähneln magischen Formeln: Gobinde… Mukande… Udare… Apare… Die bizarren Laute breiten sich aus und fesseln uns an sich.
Ich verstehe keine Silbe von dieser schamanischen Zauberei. Soll sie unsere quälenden Geister vertreiben? Dass die Worte überhaupt eine Macht haben, steht für mich außer Frage. Sie verkünden uns sowohl ein erbarmungsloses Urteil wie ein wohliges Lob. Nehmen wir als Beispiel die einsilbigen Bekundungen wie „Ja“ oder „Nein“, die uns auf den Gipfel heben, oder in den Abgrund stürzen. Handelt es sich in diesem Fall jedoch um die Kraft des Wortes oder des Menschen dahinter?
Die Worte besitzen dennoch eine eigenständige Existenz, die sie erringen, sobald sie unseren Mund verlassen. Manchmal werden sie, egal ob aufgeschrieben oder verlautet, weiter und weiter gereicht, bis sie die Menschen und die Welt verändern. Solche Worte gibt es bestimmt. Ich bezweifle jedoch, dass der ganze Hokuspokus dazugehört.
Der Klang wird eindringlicher, er fährt in mich hinein und erschüttert mich auf eine unbehagliche Art. Schmerzhaft. Ich sträube mich gegen die jaulende Musik, die an meinen Nerven kratzt. Wie Styropor an der Scheibe. Ihren musikalischen Wert kann ich im Nu überhaupt nicht einschätzen. Darum geht es auch nicht. Sondern was sie sozusagen von mir will. Ja, sie will etwas von mir. Sie übt einen Druck auf mich aus. Ich wehre mich dagegen! Damit kann ich nicht umgehen. Ich misstraue ihrer beschwörenden Intention, die mich in ihren Bann zu ziehen versucht. Aufhören! Bitte! Ich blicke zu Frau Müller. Merkt sie, wie es mir ergeht?
„Es wird viel zu viel angestarrt – ihre Stimme vibriert vor Ärger, sie schaltet die Box aus und setzt zu einem längeren Redebeitrag an – Zu viel angestarrt und überrollt. Wohin Sie auch hingehen, merken Sie, wie Sie richtig angeglotzt werden. Die Menschen starren Sie schamlos an, als wären Sie ein Affe im Zoo. Wieso eigentlich? Hören Sie damit auf! Hören Sie auf, anzustarren! Das führt nirgendwohin! Kehren Sie zu sich zurück und bleiben Sie bei sich! Sie haben genug eigener Probleme. Arbeiten Sie daran und beschäftigen Sie sich nicht mit den anderen. Schließen Sie am besten ihre Augen.“
Während ihrer für mich vollkommen überraschenden Proklamation haftet ihr Blick Gott sei Dank nicht mehr an mir, ihre Augen springen von einer zu der nächsten Patientin und erfassen uns alle. Dennoch glaube ich, dass sie mich meint, mehr als die übrigen, und fühle mich schuldig. Schuldig nicht aus dem Grund, dass ich etwas angestellt hätte, aber weil ich zu schwach bin, um mich einem Verdacht zu widersetzen. Meine Schuld besteht demnach darin, nicht stark genug zu sein, nicht ebenbürtig, sondern undefiniert, erst im Entstehen, wie gefangen in einem Kokon, aus dem ich mich selbst nicht befreien kann. Sie dagegen verstrahlt jene Stärke, die mir fehlt. Und… Wut. Ich traue mich nicht mal, dieses Gefühl zu benennen. Der Begriff selbst erschüttert mich mit seinem Potenzial der Vernichtung, noch mehr die Vorstellung, dass sich die Wut gegen mich richtet. Eine aufbrausende Person jagt mir einen Schreck ein, unabhängig von Ursache und Anliegen. Ich verstehe mich dann als eine Zielscheibe oder eher ein Blitzableiter, der das Unheil auf sich zieht. Für einen Blitzableiter ist es seine Bestimmung, für mich ist die auf mich gerichtete Wut ein Höllenfeuer, in dem ich verbrenne.
Sie erschreckt mich und kränkt zugleich. Ihre Standpauke passt nicht in diesen Raum, in dem wir lediglich gemeinsam Yoga-Übungen ausführen sollen. Weder ist sie eine Mutter noch ein Priester. Sie verwischt Rollen und Regeln und fordert uns auf.
Ihr wütender Ton fordert uns auf.
Ihr glühender Blick fordert uns auf.
Wir müssen etwas tun. Oder unterlassen. So genau verstehen wir aber nicht, was sie meint. Wir erstarren wie Kaninchen vor der Schlange. Frau Müller schauen wir dabei nicht an. Sie hat dies doch verboten. Oder nicht?
Mit ihrer Wut entblößt sie sich vor uns. Und wir wohnen zwangsläufig ihrem Striptease bei. Sie reißt sich keine Kleider vom Leib. Was sie uns zeigt, sind ihre unverhüllten Gefühle. Sie zeigt uns ihre Gefühle in allen Facetten und verbirgt sich nicht hinter Masken und Floskeln; sie lässt uns im Entstehen des Erlebens teilnehmen. Wir - die stummen Voyeurinnen ihres Gemüts – sind demnach keine unbeteiligten Zuschauerinnen. Wir können nicht anders als in ihre pulsierenden Empfindungen einzutauchen. Weil wir nicht imstande sind, eine Distanz einzuhalten. Das ist unser Problem. Wir schwimmen in fremden Gefühlen, als wären sie unsere, und manchmal gehen wir unter.
Die Gefühlsmischung, die Frau Müller ausdünstet, verängstigt mich einerseits, anderseits bewegt mich zum Mitleiden. Das Mitleid erfasst alle Frauen um mich herum. Ich leide mit ihnen, obwohl ich nicht genau weiß, wie und was sie empfinden. Ähnlich einer Welle rollt mein Mitleid voran und verschluckt alles, was ihm im Wege steht. Mein Leid vermehrt sich mit jeder Person.
Ich fühle mich schrecklich müde, sodass ich auf der Stelle in den Schlaf versinken könnte. Ich schließe meine Augen. In der Dunkelheit wachen auf die sich aufdrängenden Gedanken oder eher unfertigen Gedankenansätze, die mich mit ihrer Unvollständigkeit provozieren und beunruhigen, und die weder Gobinde noch Mukande davonjagen schaffen. Trotz ihrer Unvollständigkeit verlieren sie nichts von ihrer Aggressivität. Sie wetzen ihre Krallen und greifen mich an. Udare… Apare… Ich stemme mich dagegen. Sie weichen nur ein wenig, aber sie sind immer noch da. Und ich in ihrer Macht. Meine Gedanken, das Produkt meines Geistes, nabeln sich von mir ab und obsiegen mich und meinen Widerstand. Was bleibt von mir übrig, wenn sich das, was einen Menschen als Menschen ausmacht, von mir entfremdet?
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